letzer ausweg | 4 Antworten

#1
Von luderlein am 30.10.2001

Ich bin heute das 2. Mal hier und habe ganz schön viel gelesen. Heute möchte ich auch ein paar Zeilen schreiben, weil ich heute so richtig Todes-
angst habe. Mein Herz klopft ganz wild und den
ganzen Tag fühle ich mich total schlapp.
Ich habe schon lange Bulimie, mal mit größeren
Abständen dazwischen, dann wieder täglich, und
zwischendurch zur Entspannung wieder mal Alkohol.
Ich denke mir immer, hoffentlich halte ich noch
durch, bis meine kleine Tochter "selbständig" ist,
dann ist mir alles egal, oder dann auch wieder
nicht. Ich möchte ja leben, aber irgendwie ist
es halt so schwer mit den blöden Gedanken, wenn
nie jemand da ist zum reden, oder man nur ange-
rufen wird, daß einer zuhört. Ich weiß jedenfalls
immer, wenn bei mir das Telefon nicht klingelt,
geht es allen gut. Aber wie beschissen mir es oft
geht, bemerkt keiner. Nicht mal, wenn ich grade
einen "Anfall" hatte oder zur Ablenkung ein paar
Gläschen intus hatte, das bemerkt einfach keiner,
das ist für mich unbegreiflich. Wahrscheinlich
auch nur, weil ich dafür ein Auge habe, wenn je-
mand geschwollene Augen oder eben die typischen
Anzeichen hat, bin ich schon skeptisch. Na ja, ich
hab das jetzt einfach loswerden müssen und war
zumindest ein Weilchen abgelenkt von dieser
unheimlichen Angst, einfach mal tot dazuliegen und
meine kleine Tochter findet mich - einfach eine
schreckliche Vorstellung.

Liebe Grüße an die meisten!



bisherige Antworten:


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Betreff: Re: letzer ausweg
Von steffi am 30.10.2001


liebes luderlein
ich weiss gar nicht so recht was ich dazu sagen soll... nur dass es bei mir sehr ähnlich abgeht ( abgesehen vom alkohol und dem kind). und auch aufmunternde worte wollen mir keine einfallen... hätte das antworten wohl doch lieber seinlassen sollen... nur, der schmerz ist so leicht aus deinen worten herauszulesen, und ich kann deine gefühle so gut verstehen... da musste ich einfach was dazu sagen.
gib nicht auf luderchen! ich schicke dir hiermit ganz ganz viel kraft. weisst du, nicht nur deine tochter ist es wert dich nicht aufzugeben, sondern auch du selbst!!!
ich wünsch dir alles gute!
steffi


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Betreff: Re: letzer ausweg
Von herbststimmung am 30.10.2001


Liebes Luderlein:
Wenn ich das was ich als "Schmerz und Angst" in meinem Inneren kenne, mit dem vergleiche, was du in deinen Zeilen ausgedrückt hast, dann hast du mein tiefstes Mitgefühl. Ich bin nicht in deiner Situation, habe weder Kind noch sonstige Verpflichtungen. Ich lebe für mich alleine. Ich geh studieren mach das was ich will, hab einen super Job daneben, hab im Vergleich zu anderen viel Geld, ne eigene Wohnung und hab mir das alles selber zu verdanken. Und trotzdem hab ich mich für die selbe Seite entschieden wie du. Aus den gleichen Gründen wie du, hatte einfach die selbe Triebfeder. Nach außen hin ist mein Leben perfekt und jeer beneidet mich. Früher war es so, dass die Leute auch zu mir gekommen sind und sich "ausgeheult" haben. Jetzt ist es nicht einmal mehr das. Ich bin alleine weil ich es so wollte, ich bin krank weil ich beschlossen habe krank zu werden. Und da sitz ich nun.... und bin zum dritten Mal auf einer Seite wo ich nie im Leben dachte hinzugelangen. Deine Traurigkeit, wünsche ich dir zu lindern, mit diesem Biref.


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Betreff: Re: letzer ausweg
Von luderlein am 31.10.2001


@ herbststimmung
@ steffi
Hallo ihr Beiden, danke für eure lieben kraftspendenden Briefe. Ich hätte nie gedacht, irgendwann mal über meine Krankheit so schreiben zu können. Aber es ist tatsächlich so, daß es einem viel Kraft gibt, wenn andere davon erfahren und auch noch verstehen, was in einem so ungefähr vorgeht. Irgendwie weiß ich ja selber, daß ich nur so kompliziert und dermaßen krank geworden bin, weil das Leben es aus mir gemacht hat und ich sonst keinen anderen ausweg mehr gewußt habe, mich "abzureagieren". Meiner kleiner Tochter kann ich meine Probleme wohl kaum erzählen, oder wenn ich mich geärgert habe im Job mal eben, etc...
Und die sogenannten Freunde..., kennen mich nicht mal, obwohl sie mich schon jahrelang "kennen".
Ich verstehe gar nicht, wie ein Mensch das so machen kann, den ganzen Tag perfekt, im Job immer freundlich und ausgeglichen, ruhig und lustig, eben eine angenehme Art, wie ich immer höre, dann spät nachmittags, wenn ich meine Tochter abhole, sie ist 6 Jahre, die liebe Mama mit Basteln oder Schreiben üben, aber ab 20.00 geht der "schlimme Teil" los, nicht immer, aber zu oft! Jedenfalls danke für Euren Trost.

Liebe Grüße


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Betreff: Re: letzer ausweg
Von Dia am 12.11.2001


Hallo, du sprichst mir mit deinen Zeilen so aus dem Herzen. Habe selbst 2 Kinder und "erleichtere" mich seit 2 Jahren auf diese Weise von meinen Sorgen. Ich habe keine Kraft mehr meine Fassade aufrecht zu halten und merke wie Tag für Tag meine Kräfte schwinden. Das merkwürdige ist auch für mich, dass mich viele Menschen für meine Stärke bewundern, dabei ist doch alles nur Fassade und keiner merkt wie es eigentlich in mir aussieht. Alle laden ihre Probleme bei mir ab und ich empfinde es so als würden sie mir damit Stück für Stück meiner letzten Energie rauben. Ich sitze im Moment so tief in einem schwarzen Loch, dass ich gar nicht verstehe, wie ich am Morgen noch aus dem Bett komme. Es fällt mir alles so schwer und ich bin oft so verzweifelt! Aber ich kann ja nicht anders, ich muß ja für meine Kinder da sein. Ich glaube nicht, dass ich das noch lange durchstehe.