Seite 1 von 1

GESCHAFFT!! Es ist raus! Aber nun?!?

Verfasst: Mi Feb 11, 2004 9:12
von sabtime
Hallo zusammen,

ja, ich habe es geschafft! Nach 16 Jahren Schweigen und Geheimniskrämerei (B.) ist´s raus! Habe am WE (Wochenende) mit meiner Mom, einer Freundin und meinem Ehemann (sollte eher an erster Stelle stehen.. hihi) gesprochen! Sie alle haben es toll aufgenommen und prima regiert! Möchten helfen und unterstützen! Gut, dass es endlich gesagt wurde. Nun frage ich mich, warum ich diesen Weg nicht früher gegangen bin?!? Habe mir doch tatsächlich Lebensqualität genommen! (ich sehe mich schon "gesundet" und befreit - vorm geistigen Auge.... - denke, das hilft auch - Vorstellungskraft.. ).

Ja, der Weg dorthin ist noch hart und wird bestimmt nicht leicht! Habe einen 20 Monate alten Sohn - der mich auch braucht - und weiss nicht, wie das mit Therapie klappen wird... kann mich doch nicht für ´ne längere Zeit ausklinken... - oder doch?! - ob ich´s aushalten würde.. ohne ihn,ohne Mann... ?. Ja, ich weiss, jetzt bin erstmal ich wichtig, denn ICH bin ja diejenige die krank ist und kuriert werden muss... - aber wie mach ich das? Vielleicht gibt´s ja auch ´ne Mutter-Kind-Kur- Sache, die es uns gemeinsam ermöglicht?!

Hat jmd. von euch Erfahrungen/Kenntnisse in dieser Richtung?! Kann hier jmd. Klarheit reinbringen?

Grüssle :)
sabtime

Verfasst: Mi Feb 11, 2004 11:25
von lucky
Hallo sabtime!

Ich freu mich für Dich dass du Dich getraut hast, es allen zu sagen. Schön, dass alle so toll reagiert haben. Kannst wirklich stolz auf Dich sein :!:

Also ich war letztes Jahr in einer Klinik. Es waren sehr viele Mütter dort, denen es auch extrem schwer viel, sich für Monate von Ihrem Mann und den Kindern zu trennen. Aber Du musst es in erster Linie für Dich tun. Und es ist ja auch keine Ewigkeit, vorallem wenn es Dir danach besser geht und Du mit Deiner Familie wieder richtig "leben" kannst.

In vielen Kliniken kann Dich Dein Mann ja auch besuchen kommen. Mein Freund hat mich damals sehr oft besucht, was mir sehr geholfen hat.

So..., wollt Dir das bloß mal erzählen.

Wünsch Dir ganz viel Kraft weiterhin,

ciao, lucky :P

Verfasst: Mi Feb 11, 2004 11:34
von sabtime
Hallo lucky,

Danke für deine Nachricht!

Stimmt, du hast Recht...Zitat:

Aber Du musst es in erster Linie für Dich tun. Und es ist ja auch keine Ewigkeit, vorallem wenn es Dir danach besser geht und Du mit Deiner Familie wieder richtig "leben" kannst.

Es gehen mir sooo viele Dinge durch den Kopf... Gedankenflut - - wenn nicht -chaos....

Ich für mich bin schon stark - und ich werde es auch schaffen!!! - bin mir sicher - und ich fühle jetzt schon, dass sich vieles verändern und bessern wird--- freue mich so auf den Sommer (du auch?!?) - und diesen Sommer besonders. Hoffe, dass ich bis dahin "gesundet" bin! Für mich, für meine süsse Mini-Familie, für das Umfeld schlechthin.

Toll, dass DU es geschafft hast. War bestimmt kein leichter Weg.... Wie lange geht i.d.R. so ´ne Therapie? Kann mir schon vorstellen, dass es um den "Schwierigkeits-Häufigkeits-Grad" geht..... aber so pauschal - kann man da was sagen?!?)

Bist du komplett frei von deiner ES? Was hattest du denn (möcht´s aber nicht wieder Wachkitzeln!!!!!)

Gruss
sabtime

Verfasst: Mi Feb 11, 2004 11:42
von JaneDoe
Finde ich echt toll, daß du dein Problem endlich zur sprache gebracht hast. Und damit hast du schon nen riesen Schritt gemacht - vorallem, weil die lügerein aufhören.

Ich habe mir die selbe Frage gestellt, warum ich mich nicht früher jemanden anvertraut habe, denn danach wurde es bei mir etwas besser. Ich habe mein Geheimnis auch lange mit mir herumgeschleppt.
Und du kannst echt froh sein, daß du jemanden auf deiner Seite hast, denn leider kann nicht jeder Aussenstehende damit umgehen.

Nun zur Therapie:
Du musst ja nicht gleich eine Stationäre Therapie machen. vielleicht hilft dir ja auch eine ambulante.
Und wenn du eine stationäre machen möchtest, ist das sicher nicht so schlimm wie du es dir vorstellst.
Ich habe auch eine stationäre hinter mir und ich durfte am Wochenende und an den Feiertagen nach Hause fahren, und ich konnte so viel besúch bekommen wie ich wollte.
Klar, das ungewisse ist immer da, aber wenn du mal die stationäre hinter dir hast, wirst du darüber lachen, welche sorgen du vorher hattest.

Egal wie du dich entscheidest, entscheide für dich selbst und für niemanden anderen. Du bist wichtig und wenn du gesund werden möchtest, schau darauf was dir gut tut, und was nicht, und darüber reden zu kännen.

Es wird ein harter Weg werden mit vielen Hindernissen, doch merk dir eines: Du wirst öfter auf die Nase fallen (mit rückfällen oder so), doch das wichtigste ist, dich danach nicht hängen zu lassen, weil du denkst, es hat doch eh alles keinen sinn. Doch das ist nicht wahr, auch ein rückfall kann dich lehren - einfach nur um drauf zu kommen´, warum ist es geschehen.
Und sieh es dann auch nicht so schlimm. Du musst dir nur klar machen, daß du nicht von heute auf morgen gesund wirst.

Du wirst dich schon richtig entscheiden, hör einfach nur auf deine innere Stimme.

Und jetzt noch was zum aufbauen:

Fürchte Dich nicht vor dem langsamen Vorwärtskommen
sondern nur vor dem stehen bleiben.
Sich selbst bekriegen ist der schwerste Krieg,
sich selbt besiegen der schönste Sieg.
Neue Wege entstehen dadurch,
daß wir sie gehen.
Alles was du wissen willst,
alles was du suchst,
findest du in dir,
denn du bist was du tust.
Versuche nicht, Vergangenes rückgängig zu machen,
denn es ist schwer, verschüttetes Wasser aufzusammeln.

Alles liebe und schöne Grüße
JaneDoe

Verfasst: Mi Feb 11, 2004 11:50
von sabtime
Hallo JaneDoe,

jetzt ganz kurz..... - später mehr...

vielen Dank für Deine Worte! Haben Licht gebracht!!!

Ich kann leider nur von der Arbeit aus hier mitmachen (arbeite Mo. -bis Mi .jeweils von 8.00 bis 12.00 Uhr) und kann somit auch gleich Feierabend machen!

Werde mich später nochmal , wenn möglich - von meinen Eltern aus bei dir melden und auf deine Nachricht näher eingehen! Wollte mich nun kurz bei dir melden.....

Danke nochmal - bis später
sabtime

Verfasst: Mi Feb 11, 2004 12:05
von lucky
Schön, dass Du so einen starken Willen hast aus der ES rauszukommen. Ich wünsch Dir für Deine Therapie nur das Allerbeste. Aber Du darfst auch nicht denken, dass -wenn Du aus der Klinik wieder raus bist- sofort alles wieder Bestens ist. (weil Du sagtest, du hoffst bis nächsten Sommer wieder gesund zu sein) Es ist ein verdammt langer Weg aus der ES rauszukommen. Und Du musst danach unbedingt :!: mit einer Therapie weiter machen.

Genau diesen Fehler habe ich gemacht. Ich war zwar in der Klinik - und anfangs dachte ich auch, es schaffen zu können- aber das ist jetzt ein halbes Jahr her und ich häng wieder voll drin. Ich hab nach der Klinik keine Therapie mehr gemacht, und ich könnte mir dafür den Hals umdrehen :!: :evil:

Aber lass Dir von mir jetzt bloß nicht die Hoffnung nehmen. Ich hab noch zu einigen Mädels aus der Klinik Kontakt, denen es sehr gut geht. Also, es ist auf jeden Fall zu schaffen :!:

Ich hab momentan auch das Problem mit dem "sagen" oder vieleicht "doch nicht sagen"! Dabei gehts um meinen Freund. Er weiß zwar, dass ich Bulimie habe, aber ich hab ihm verschwiegen, dass ich wieder rückfällig geworden bin. Ihm gings damals mit meiner Krankheit natürlich auch nicht sehr gut, es ist ihm alles sehr nah gegangen. Ich hab ihm gegenüber fast ein schlechtes Gewissen: Er hat mich so liebevoll unterstützt wie noch nie jemand zuvor, er hat mir den Platz in der Klinik ermöglich und mich liebevoll zu dem Aufenthalt "gezwungen". Ich kann immer auf ihn zählen und dass ist einfach wunderbar.
Trotzdem hab ich nicht den Mut und die Kraft, es ihm nochmal zu beichten. Ich will ihm das nicht nochmal antun. Aber weitergehen kann es so auch nicht. Ich will ihn nicht mehr ständig anlügen müssen. Es ist echt schwierig momentan, vorallem weil wir seit elf Monaten zusammenwohnen und es eben doch was "Ernstes" ist.

Zu Deiner Frage mit der Dauer des Klinikaufenthalts. Also ich war zwölf Wochen dort. Die Mindestdauer war in meiner Klinik sechs Wochen, sonst galt die Therapie als abgebrochen. Aber mir wären sechs Wochen viel zu wenig gewesen. Andere waren auch länger als ich, es kommt halt doch darauf an, wie schwer du drinhängst.

Aber trotz das ich wieder rückfällig geworden bin, habe ich dort sehr viel gelernt. Vorallem im Umgang mit meinen Gefühlen.

So, jetzt hab ich aber genug geschrieben. Würd mich über Antwort freuen,

liebe Grüße,
lucky :P

Verfasst: Mi Feb 11, 2004 12:21
von JaneDoe
@lucky

Also, sie es nicht so schlimm, wenn du rückfällig geworden bist, erstens gehör dies zu jeden Gesundwerden dazu und zweitens weißt du ja nun, daß du eine ambulante therapie weitermachen solltest.
Klar ist es ein ziemliches "Tief" wenn man denkt, man steht wieder am Anfang, aber glaube mir, das tust du nicht.
Alleine schon aus dem Grund, als du gesagt hast, du würdest jetzt besser mit deinen Gefühlen umgehen können.

Zu deinen Freund: Du solltest es ihm schon sagen, vorallem, weil er ja von deiner Krankheit bescheid wußte. Lügen ist in dieser Sicht nicht die richtige lösung oder könntest du es dir verzeihen, wenn er es von selbst heraus bekommt, und dann böse auf dich ist, weil er sich vielleicht denkt, daß du kein Vertrauen mehr zu ihm hast, sonst hättest du ihn davon erzählt.

Und warum hast du ein schlechtes Gewissen ihn gegenüber??
Er ist dein Freund und sollte dich lieben, wie du bist und dir beistehen.
Wenn er dir helfen möchte, werdet ihr das schaffen, wenn er Probleme damit hat, ein Angehöriger zu sein und nicht zu wissen, wie er sich verhalten soll, was er tun soll und was nicht, dann gibt es für ihn auch eine Möglichkeit, sich darüber zu informieren.
Es gibt Selbsthilfegruppen für angehörige:

Schieb es nicht auf die lange Bank, und schon garnicht, wenn er zuvor sowieso über dein Befinden bescheid gewusst hat.

Liebe Grüße



@sabtime

Ich habe bevor ich eine stationäre Therapie gemacht habe, mit einer ambulanten begonnen. Es ging alles sehr schnell bei mir. War total depressiv und konnte überhaupt nichts anderes mehr ausser f u. k.
Dann habe ich vier Monate eine stationäre gemacht und es ging mir danach viel besser. Und es ist so wie lucky sagt: du musst unbedingt danach mit einer ambulanten weiter machen.

Und du darfst auch nicht erwarte daß du gesund bist nach den drei oder vier Monaten, denn du hängst glaube ich - was ich so mit bekommen habe) schon sechzehn Jahren drin. Und mann kann keine sechzehn jahre in vier monate wett machen.

Ich mache seit zwei Jahren eine ambulate Therapie und war wie gesagt, vier monate in der Klinik und ich bin bei weitem noch nicht gesund.
Klar, gebessert hat es sich um ein riesen Stück - alleine schon, weil meine Selbstmordgedanken weg sind. Und obwohl ich schon so lange Therapie mache, sehe ich im Moment auch noch kein Ende, denn erbrechen tu ich nach wie vor - nur halt nicht mehr in diesem Ausmaß wie damals, vor meiner Therapie.

Liebe Grüße
JaneDoe

Verfasst: Do Feb 12, 2004 14:16
von sabtime
Hallochen,

lieben Dank für eure aufrichtigen Antworten! Mensch, tut das gut, sich auszutauschen und reinversetzen!

@lucky,

tja,. nun steckst du auch wieder drin, sitzt mit im Boot....(würde dich gerne rausschmeissen, wenn ich´s könnte... hihi). Ich meine auch, wie . ich find´s auch nicht so schlimm, wie JaneDoe schreibt, dass du es unbedingt deinem Freund erzählen solltest! Du hast doch in einem einen Parnter gefunden, der dich unterstützt und dich liebt! Vielleicht machst du ihm deutlich, dass es nichts mit ihm persönlich zu tun hat, dass du wieder drinsteckst... - es geht um DICH, lucky.... um´s glücklich sein - und ständige diese Lügen und sich was vormachen... - kann´s nicht sein, belastet doch auf Dauer (auch eure Beziehung). Er steht doch leibevoll hinter dir! Mach´s nicht kaputt durch die Gemniskrämerei. Aufrichigkeit, Ehrlichkeit sind doch so wesentliche Standbeine in einer Beziehung (ich hab toll reden - wo ich mich nun - nach 16 Jahren - geoutet habe..... -schwarzer Humor).

lucky, du schaffst das doch, du kennst doch das Spiel......

Danke für deine offenen Worte.....

@Jane Doe

Danke auch für deine offene Kommunikation..... haben mir einen deutlichen Einblick gegeben und ich bin beruhigter (nachdem ich eure Beiträge las) als ich vom Arzt weg bin heute.....

Ich weiss, dass es nicht einfach werden wird, mache mir selbst ja auch nichts vor! Mir kann´s nun nicht schnell genug gehen - in stationäre Behandlung zu kommen (ich meine, dass ist der richtige Weg für mich!! - mal raus aus dem gewohnten Umfeld, ganz anderes sehen, sich nur auf sich konzentrieren, mit sich arbeiten...) - und dass ich danach mit ambulanter Therapie weitermachen muss, dass ist klar (geworden)....

Schön, dass es euch gibt!
Wünsche schonmal ein schönes Wochenende euch allen... und macht´s gut - > aber "es " eben nicht so dolle....
sabtime
:wink: