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:-( Da haben sich zwei gefunden...

Verfasst: So Jan 25, 2004 14:37
von Meggie
Hey ihr Lieben!

Ich war hier zwar schon lang nicht mehr online (hoffe, es geht euch allen einigermaßen gut??), aber ich brauche mal wieder euren Rat...

Ich habe seit ca. 5-6 Wochen einen neuen Freund.
Dieser war früher Leistungssportler und ist daher sehr schlank und legt auch Wert darauf schlank zu sein.

Da er den Eindruck machte ein kleiner Gesundheitsfanatiker zu sein (was sich mittlerweile widerlegt hat), dachte ich, ich könne ihm niemals sagen, ich sei essegstört und dass er mich dann für verrückt halten würde.

Gestern jedoch ist etwas passiert, das hat mir sprichwörtlich den Atem verschlagen.

Er war bei mir, hatte was von Burger King dabei und da habe ich ihn mal darauf angesprochen, von wegen gesund ernähren.
Und da erzählt der mir frischfröhlich dass er sich manchmal nach dem Essen einfach den Finger in den Hals steckt wenn das Essen zu fettig war oder er sich zu voll fühlt. :shock:
Ich dachte, ich hör nicht recht!!!!
Ich hab ihn nur mit großen Augen angestarrt, da erzählt er mir, das sei ganz normal, das hätten früher beim Laufen (also Sport meine ich) alle gemacht.... mal eben mit nem Freund in den Busch gehen und sich den Finger in den Hals stecken. :x

Ich war verdammt geschockt. Ich meinte nur: Du weißt, dass das eine Essstörung ist?
Darauf hat er eher irritiert reagiert und meinte: Nö. Ist doch keine Essstörung, ich mach das ja nicht immer.

Und jetzt mach ich mir vredammt Sorgen. Ich kann im Moment nicht einschätzen wie schlimm das bei ihm ist, aber wir wissen ja alle, dass man "klein anfängt".

Ich fühl mich irgendwie komisch. Wie kann es heutzutage sein, dass es Leute gibt, die sowas für NORMAL halten?! Macht das etwa jeder?! :x

Was würdet ihr an meiner Stelle tun?
Es sieht schon so aus, als würde es sich zu einer längeren Beziehung entwickeln und ich habe ihn wirklich sehr sehr gern und er mich auch. Allerdings habe ich ein bisschen angst, dass wenn ich ihm von meiner ES erzähle, er sich vielleicht sogar bestätigt fühlt und weiter glaubt, das sei ganz normal. Andererseits....

Habt ihr auch solche Erfahrungen gemacht?? Ich weiß gar nicht, was ich jetzt denken soll.
Wenn ich einen Freund habe, fällt es mir immer viel leichter "clean" zu bleiben und ich hatte gehofft, dass ich es mit ihm vielleicht schaffen würde ganz aufzuhören. Statt dessen motiviert er mich noch nahezu dazu soetwas zu machen, oder bringt mich zumindest auf die Idee dass man sowas machen könnte.

Ich glaube, ich habe die Bekämpfung dieser dummen Essstörung noch nie hoffnungsloser gesehen, als jetzt. Es macht mir irgendwie richtig angst zu sehen, wie weit das schon verbreitet ist.
Ich hatte außerdem gedacht: wenn er es schafft sich gesund zu ernähren und schlank zu sein, dann schaffe ich das auch - ohne B*.
Aber das war wohl nix :cry:
Bin total enttäuscht.

Bin froh, dass ich das los bin und würd mich sehr über eure Antworten freuen :-)

liebe Grüße,
Meggie

Verfasst: So Jan 25, 2004 16:09
von Giocanda
Hallo Meggi,

ich habe so etwas Ähnliches nur einmal von Kletterern gehört, die ziemlich dünn sein müssen.
Ich denke mir wichtig ist einfach mit ihm zu reden und ihm deine Sichtweise der Dinge zu erklären und ihm auch zu sagen wie schlecht es dir mit der Essstörung geht. Es bringt euch vielleicht näher, wenn du ihm auch deine Erfahrungen schilderst. Vielleicht ist sein Verhalten für ihn kein Problem, aber es ist auf jeden Fall sehr schädlich für seinen Körper.

Lass dich bitte nicht von deinem Weg abbringen. Schlank sein geht auch ohne Essstörung und ohne seinen Körper so massiv zu schädigen.
Ich stelle es mir auf der anderen Seite aber auch sehr schwierig für dich vor mit jemandem zusammen zu sein für den Schlanksein so wichtig ist und gleichzeitig auch das gleiche Verhalten wie wir an den Tag legt.

Rede mit ihm, aber lass dich bitte nicht wieder in die Essstörung hineintreiben.

Liebe Grüße
Giocanda

Verfasst: So Jan 25, 2004 16:54
von Wölfin
Oha, schwierig, schwierig... :?

Ich glaube, du solltest ihm sagen, dass du eine ES hast und darunter leidest und auch, dass du es nicht gut findest, was er tut.

Ist natürlich nicht einfach, aber ich denke, es wäre nicht gut, die Beziehung auf einer "Lüge" aufzubauen.

Vielleicht könnt ihr euch ja gegenseitig Kraft zu aufhören geben.

Na, immerhin weißt du ja, dass es nichts bringt ihm Vorwürfe zu machen usw.

Vielleicht hilft es ihm ja auch, dass du verstehen kannst wie das ist.

Naja, auf jeden Fall solltest du ihm sagen, dass du das nicht normal findest.

Ich drücke euch beiden auf jeden Fall die Daumen.

Wölfin

Verfasst: So Jan 25, 2004 18:02
von Meggie
Danke ihr beiden!

Ob es so gut ist, ihm von meiner ES zu erzählen weiß ich nicht... bei meinem Ex-Freund hat das einen großen Schatten über die Beziehung geworfen - wobei ich aber sagen muss, dass es auch andere Probleme gab.

Das Problem ist ja auch, dass ich nicht weiß, wie schlimm es bei ihm schon ist.
Ich werde ihn in nächster Zeit auf jeden Fall beobachten was das angeht... vielleicht spreche ich ihn auch nochmal darauf an. Vielleicht hat er das ja auch nur früher gemacht und jetzt kaum noch. Ich weiß einfach nicht :cry:

Ich glaube, ich werde (wenn mir weiterhin etwas auffällt) als aller erstes versuchen ihm klar zu machen, dass das wirklich nicht gut ist. Wenn ich dann merke, dass es bei ihm schlimmer wird und er nicht auf mich hört, werde ich ihm wohl erzählen, dass ich auch eine ES habe.

Ich habe aber auch die Hoffnung, dass uns unsere Beziehung gegenseitig hilft die ES mehr oder weniger zu überwinden und das möchte ich nicht hemmen oder eindämmen, indem ich die ES bei ihm als Problem *benenne* und es zum großen Thema mache.
Ich werde wahrscheinlich erstmal abwarten und beobachten.

Was haltet ihr davon? Ist das wohl ok so, oder meint ihr ich sehe das zu locker?

Noch ein Punkt ist ja, dass wir uns noch nicht soooo sehr gut kennen - 5 Wochen sind eine kurze Zeit. Ich habe auch angst, dass er das Gefühl kriegt, als wolle ich ihm auf die Pelle rücken oder als wolle ich ihn bedrohen oder unter Druck setzen oder ähnliches. Und ich möchte ihn nicht wegen dieser Sache verlieren.

Stimmt ihr mir zu oder meint ihr, ich sollte das lieber ganz anders angehen?
Was glaubt ihr wie er wohl darauf reagiert wenn ich ganz offen mit ihm rede und ihm von meiner ES erzähle? Schließlich wissen wir selbst alle, wie wir darauf reagiert hätten. Sofort alles abstreiten und sich angegriffen fühlen.

Irgendwie fühle ich mich in meinem Leben von dieser Krankheit total umzingelt. Wenn ich gerade denke, dass ich es schaffe sie loszuwerden, taucht sie wieder hinter einer Ecke auf :?

Vielen lieben Dank für eure netten Worte!!! :-)
lg, Meggie

Verfasst: So Jan 25, 2004 19:09
von Giocanda
Hallo Meggie,

ich finde das, was du geschrieben hast (beobachten, abwarten, ihn darauf ansprechen das sein Verhalten nicht gut ist, wenn dir etwas auffällt; die ES nicht zum großen Problem machen...) hört sich gut an.
Ich finde nicht, dass du es zu locker siehst, weil für deinen Freund ist ja die Essstörung (noch) kein Problem und sonst würde er sich vielleicht wirklich in die Enge gedrängt fühlen, aber ihn darauf ansprechen, dass das, was er macht sehr schädlich ist finde ich ebenfalls gut.

Wenn du deinen Freund von deiner ES erzählen würdest.....
Mir fällt dazu ein, dass er vielleicht sagen würde, dass bei ihm das alles ja nicht so ist und das nur selten macht und dewegen kein Problem damit hat.
ich bin da aber leider selber nicht so erfahren, da ich meinen Freunden immer Halbwahrheiten erzähle und erzählt habe, und dewegen mit ihnen noch gar nicht richtig ins Gespräch darüber gekommen bin.
Ich habe ziemliche Angst davor, würde es aber besser finden auch mit meinen jetzigen Mann darüber zu reden.
Vielleicht ist es aber auch bei ihm ganz anders, da er ja das alles auch kennt.

ich wünsche dir auf jeden Fall alles Gute und vielleicht könnt ihr ja euch auch wirklich gemeinsam aus der ES herausziehen.

Liebe Grüße
Giocanda

Verfasst: So Jan 25, 2004 20:28
von Winter
Hallo Meggie!

Tja, ich werde wahrscheinlich nie kapieren warum Sportler auch zu solchen Mitteln greifen. Die verbrennen doch beim sporteln sooo viel Energie....
Mein Freund ist Rennradfahrer und als er von meiner Bulimie erfahren hat (er ist selbst draufgekommen), hat er mir erzaehlt er hatte auch mal Bulimie. Ich weiss nicht wie schlimm es war, aber ich war geschockt. Doch ich dachte mir, dass er dann wenigstens versteht wie es mir geht und wie schwer es ist aufzuhoeren. Aber das ist leider nicht ganz so. Er hat halt von alleine aufgehoert und das schaff ich nicht. Ich hab leider nicht dieselbe Willenstaerke wie er. :(
Naja, das ist ja jetzt auch nicht so wichtig. Es geht darum was du wegen deinem Freund machst. Vielleicht solltest du einfach mal anfangen ueber das Thema zu reden. Frag ihn mal ob er nicht denkt, dass das ungesund ist. Wenn er halt wieder meint es ist halt normal (wie er schon gesagt hat), dann frag ihn ganz scheinheilig ob du es auch mal ausprobieren solltest, weil du gerne ein wenig abnehmen moechtest. Von dieser Antwort wirst du wenigstens ein bisschen einschaetzen koennen wie er mit deiner Bulimie umgehen wuerde. Vielleicht kannst du ihm das dann ja vorsichtig erklaeren. Ich weiss nicht ob das funktionieren koennte. Aber wenn ich halt was erzaehlen oder wissen moechte, dann frag ich vorher oft scheinheilig nach und tue so als ob ich nicht wirklich wuesste was los ist. Da kann ich mich dann immer besser auf die Reaktion einstellen und mich vorbereiten.

Also, ich hoffe du kriegst das auf die Reihe! Ich wuensche dir auf jeden Fall viel Glueck! Halt mich auf dem Laufenden....

LG Winter

Verfasst: So Jan 25, 2004 23:20
von Meggie
@ Giocanda:

Danke für deine Zustimmung und Bestätigung :-) Es ist schön zu wissen, dass andere auf die gleiche Weise mit einer Situation umgehen würden wie man selbst.
Ich werde es auf jeden Fall erstmal so angehen, und ich werde ihm wohl auch davon erzählen, aber all das braucht auf jeden Fall seine Zeit. Danke für die guten Wünsche :-)

@Winter:

Zunächst einmal zu deinem Spitznamen: Ich habe im Moment ein Lieblingslied, das so heißt ("Winter") - höre es auch in diesem Augenblick.
Es ist von Tori Amos und ich kenne es (wie sollte es anders sein ;-))durch meinen neuen Freund. Wirklich sehr gut weiterzuempfehlen - ein super schönes, ruhiges Lied zum dahinträumen :-)

Zu deiner Antwort:
Ja, es ist schon seltsam mit den Sportlern. Das Erstaunlich daran finde ich, wie du selbst auch beschrieben hast, dass sie es schaffen die ES auf den Sport zu reduzieren, sozusagen. Bei ihnen scheint die ES einen ganz anderen Ursprung zu haben, bzw. ausschließlich oder größtenteils mit dem Erfolgsdruck beim Sport zusammenzuhängen.

Ich glaube nicht, dass er es "schlimm" finden würde, wenn er es erfahren würde.... schließlich macht er es selbst und findet es gut. Ich vermute, er würde sagen: joa, ist doch in Ordnung... Ich denke, ich sollte damit warten. Ich möchte ihm lieber erst klarmachen, dass das nicht gut ist und irgendwann werde ich ihm dann erzählen, wie es eigentlich kommt, dass ich mich so gut damit auskenne.
ich werd euch auf jeden Fall schreiben, wie es sich weiter entwickelt.

Eine Frage hätte ich noch an dich: wie genau hat er denn reagiert, als er es bei dir herausgefunden hat? Und wie hast du reagiert? Bei mir ist es ja eher anderherum... Ich bin diejenige, die es bei ihm "rausgefunden" hat.
Und wie geht ihr im Moment damit um?
Es würde mich wirklich interessieren, dann weiß ich ungefähr, was möglicherweise auf mich zukommt.

liebe Grüße,
eure Meggie

Verfasst: Mo Jan 26, 2004 3:17
von Winter
Nochmal hallo!

Zuerst mal vielen Dank fuer die Weiterempfehlung von dem Lied. Ich werds mir mal anhoeren :wink:

Ok, wie mein Freund und ich reagiert haben:
Angefangen hat es ja, dass er es mit dem Ritzen herausbekommen hat (was ja leider schwer zu verbergen war :? ), also war er schon ein wenig darauf eingestellt, dass ich irgendwelche Probleme habe. Und dann nach einer Woche oder so, sind wir Abends in meinem Zimmer gehockt und haben ueber Gott und die Welt geredet. Und auf einmal fragt er mich ob ich mein Essen auch immer runterhalte :?: :?: . Da bin ich zuerst einmal mit Panick ueberfallen worden. KEIN Mensch hat je davon gewusst. Wie kommt er nur auf das? Er hat mir dann fest in die Augen geschaut und mir nicht erlaubt seinen Blick abzuweichen. Dann gab ich halt zu 'manchmal' (er musste ja nicht unbedingt wissen wie schlimm es wirklich ist). Die ganze Zeit ueber war er sehr Ernst, aber nicht boese oder so. Man hat ihm aber angesehen, dass er sich riesige Sorgen machte. Dann hat er mir gesagt wenn ich will bleibt er die ganze Nacht auf und redet mit mir und ich kann mich ruhig ausweinen. Das komische war nur - mir war ueberhaupt nicht nach Weinen zu Mute (Ich dachte immer wenn dieser Augenblick je kommen wuerde, dass ich voll den Heulkrampf kriegen werde). Ich hab ihn dann gefragt wie er darauf gekommen ist. Er meinte, dass ich sehr wenig ass wenn ich mit ihm bin, aber meine Eltern meinten ich esse SEHR grosse mengen (scheisse....er hat mir meinen Eltern geredet?!?!). Jedenfalls, waren da halt ein paar Kleinigkeiten die ihn nachdenklich gemacht haben und da er selbst mal Bulimiker war, merkt er so was eher. Danach hat er mir kurz von seiner damaligen Essstoerung erzaehlt und dann beschlossen mir da raus zu helfen. Also kurz zusammengefasst hat er die Situation total super behandelt. Er war schrecklich traurig (was mir immer so weh tut), aber ueberhaupt nicht boese oder grob mit mir. Total tacktvoll.

Wie wir im Moment umgehen:
Meine Bulimie ist leider noch nicht viel besser, aber ich glaube fest daran es ueberwinden zu koennen :!: Jeden Tag sagt er mir, dass ich einfach toll bin und mir das nicht antuen muss. Er hilft mir gesunde Malzeiten zusammenzustellen (er kennt sich da ja aus weil er wegen dem Sporteln auch achten muss was er isst). Was mich halt immer sehr trifft, ist wenn er sagt er fuehlt sich dick und muesste mal wieder ein bisschen abnehmen (er ist kein duerres Stangerl, weil er eben Muskeln hat, aber kein Gramm Fett!!!). Bei solchen Spruechen frag ich mich schon immer was er dann von mir haltet :( . Ich weiss auch, dass er auf total gutausehende Maedchen steht und setze mich deswegen oft unter Druck. Aber andererseits sagt er mir auch immer, dass er mich gern essen sieht und froh ist wenn ich esse (auch schoki und eis usw). Wenn wir spazierengehen, sagt er mir auch oft, dass mir gerade jemand nachgeschaut hat und er neidisch ist. Natuerlich meine ich immer er sagt es nur damit ich mich besser fuehle, aber manchmal tut sowas trotzdem gut.
Auf was ich allerdings stolz bin ist, dass ich mit dem Ritzen aufgehoert habe (Dank meines Freundes!!). Irgendwie war das eine Bestaetigung, dass ich von der Bulimie auch wegkommen kann.

Also, du musst mir unbedingt wieder erzaehlen wie es bei dir weitergegangen ist! Ich bin sehr gespannt.

Sorry, ich glaube du wolltest meine Geschichte nicht so detailiert haben, aber es ist einfach so rausgerutsch.

HDL

Winter

Verfasst: Mo Jan 26, 2004 14:16
von Peter_B
Hallo Meggie

Ich bin nicht der gleichen Meinung wie einige Andere hier: Ich denke, du solltest deinen Freund um der Beziehung willen in DEINE Krankheit einweihen. Verheimlichung, Lügen und Unwissenheit vorspielen bringt beiden nichts. Vielleicht erzählt er dann von sich aus auch mehr Details über den Verlauf bei ihm. Wichtig scheint mir einfach, dass du ihm über dein Schicksal erzählst, ohne seine eigene Geschichte zu erwähnen.

Ich glaube nicht, dass du Angst haben musst, dass er dich allein dieses Geständnisses wegen verlassen könnte.

lg Peter

Verfasst: Mo Jan 26, 2004 15:50
von Meggie
Hallo Peter!

Kannst du mir deinen Standpunkt eventuell näher erklären? Vielleicht hast du da selbst Erfahrungen gemacht?
Von Lügen halte ich in einer Beziehung auch nichts.
Aber ich finde, dass es bei bestimmten Dingen nicht nötig ist, die Beziheung zusätzlich damit zu belasten.
Zumal es bei uns auch noch nicht so weit vorangeschritten ist, dass wir uns so nahe stehen, dass wir wirklich alles miteinander teilen.
Außerdem finde ich, dass man solch eine "Selbstmitleids-Krankheit" wie die B* (die zugegebenermaßen nicht nur aus Selbstmitleid entspringt, aber dennoch) nicht weiter in den Mittelpunkt des Lebens führen und zu einem größeren Problem machen sollte als sie ist.
Das heißt auf keinen Fall, dass ich sie nicht ernst nehme.
Aber ich habe gelernt damit umzugehen. und im Moment steht es um nicht nicht besonders schlimm was die B* angeht, was ich unter anderem wohl auch meinem neuen Freund zu verdanken habe.
Und ich würde es sehr dumm finden, sich - gerade eben auf dem Weg zur Besserung - selbst wieder hinein zu katapultieren, indem man es sich vergegenwärtigt und gegenüber sich selbst und anderen als Problem darstellt.

Darüber hinaus möchte ich auch nicht, dass er es als Weltuntergang ansieht, wenn er erfährt wie es mir mit der B* erging und sich dann selbst einredet, es ginge ihm total scheiße und er sei eine total kranke Person.
So lange die B* bei ihm noch nicht allzu fortgeschritten ist und er sie nicht als dramatische Schicksalswendung betrachtet, denke ich, ist es einfacher ihn da ganz schnell wieder rauszuholen, indem ich ihm einfach klar mache, dass das nicht gut für den Körper (und die Seele) ist.

Wenn ich ihm erstmal erzähle wie das bei mir war, wird er vielleicht erstens das Gefühl haben, das sei in Ordnung wenn er das macht, weil es ja auch andere gibt die das machen, und zweitens vielleicht das Gefühl haben, das sei eine sehr hoffnungslose Krankheit und sobald man damit angefangen hat kommt man da eh nicht mehr raus, also braucht mans auch gar nicht erst zu versuchen - man machts einfach wie die ganzen anderen Bulimiker, beginnt, sich selbst als Teil der Essgestörten "Gesellschaft" zu akzeptieren.
Und das möchte ich auf keinen Fall.

Wieso findest du es wichtig, dass ich seine eigenen Erfahrungen nicht erwähne und von mir erzähle? Erklär mir das bitte genauer. Ich möchte ja auch nix falsch machen, indem ich was Schwerwiegendes übersehe....

Ich habe übrigens nicht angst, dass er mich verlässt. Ich habe nur angst, dass das ganze auf unserer Beziehung lasten würde. und wenn ich dann merke, dass er soviel rücksicht auf mich nimmt wie mein ex-freund mir helfen möchte aufzuhören (und dabei dann glaubt, dass das Problem sich aufs essen reduziere) und sich halt sorgen macht.... dann würde mir das zu viel werden. Ich bin so froh, wenn ich jemanden um mich habe, der mich gern hat und der gut gelaunt ist wenn er mich sieht und mich gleichzeitig fröhlich stimmt. Es würde mich zu sehr belasten wenn das kaputt ginge und vom Ernst der B* überschattet würde.

Deine Meinung dazu Peter?

Liebe Winter, für deine Antwort muss ich mir ein anderes Mal Zeit nehmen - besonders zum durchlesen - (Internet Kosten - meine Ma ist mal wieder arbeitslos) aber ich werde auf jeden Fall nochmal dazu Stellung nehmen (oder offline lesen und schreiben wär auch ne idee).

bis dann liebe Grüße,
Meggie

Verfasst: Mo Jan 26, 2004 16:42
von Meggie
An Winter:

So ein Quatsch - *zu* detailiert war deine Geschichte auf keinen Fall! (es sei denn du wolltest gar nicht so viel erzählen) aber mich hat das sehr interessiert.

Es freut mich zu hören, dass es bei euch so gut geklappt hat - besonders die Sache mit dem Ritzen.

Bis jetzt habe ich meinen Freund noch nicht wieder gesehen und ich möchte auch nichts überstürzen, aber ich halt dich auf dem Laufenden!

Ich finde es gut, dass dein Freund dir dabei hilft, die B* zu überwinden.
Ich hatte bei meinem Ex-Freund da leider in riesiges Problem mit. Vielleicht lag es daran, dass er auch ab und zu depri war und ihn das alles so sorgvoll und traurig gestimmt hat. Vielleicht lags auch daran, dass ich die B* nicht wirklich loswerden wollte. Oder daran, dass er es nie wirklich verstanden hat (damit meine ich nicht nachollziehen, wie man soetwas überhaupt tun kann, sondern verstehen was da überhaupt vor sich geht). Er hat sich gewünscht, dass es mir besser geht und dass ich damit aufhöre, aber er wusste nicht wie - er dachte halt, ich müsse einfach nur mit dem k* aufhören - er hat nicht verstanden, dass es nichts hilft die Symptome einer Krankheit zu bekämpfen, während die Krankheit selbst weiterwütet.
Und irgendwie hat mich das unter Druck gesetzt - er wollte, dass ich "einfach" damit aufhöre.
Aber ich glaub an dieser Stelle muss ich mir mal selbst einen Arschtritt geben - so lange es mir psychisch nicht gut geht, will ich diese Krankheit gar nicht loswerden. Das musste jetzt einfach mal gesagt werden. Nicht weil ichs so toll finde, sondern weil ich zu schwach bin um einen anderen Weg zu finden.

Naja, wie auch immer....
Wie hat dein Freund es überhaupt geschafft damit aufzuhören? Das stelle ich mir aber ganz schön schwer vor - je nachdem wie tief er schon drin saß!
Weiß er noch was es bei ihm für Ursachen gab?

Hast du dir übrigens "Winter" mal angehört? Weiß ja gar nicht ob du überhaupt auf solche Musik stehst.

*dich mal drück*
Meggie

Verfasst: Mo Jan 26, 2004 18:21
von Peter_B
Ich meinte, dass du nur über deine eigene Krankheit erzählen sollst, ohne Bezug zu nehmen auf das, was er dir schon offenbart hat.
Also keine Sätze wie "wir haben die selbe Krankheit" oder "du hast mir letztes Mal erzählt, dass du ab und zu k*, ich mache das auch.".

Ich würde ihm ganz einfach deine Geschichte erzählen, so wie es ist, damit er nicht irgendwann aus allen Wolken fällt. Oder es vielleicht selber merkt und dann fragt: Aber warum hast du mir nie etwas gesagt?
Du kannst ihm ja dann auch sagen, wie du diesbezüglich behandelt werden möchtest, d.h. dass du ihm dies einfach sagst, damit er es weiss, dass du aber nicht wünschst, dass dies nun täglicher Gesprächstoff sein soll. Mache ihm auch deutlich klar, dass du
1. dich nicht bemitleiden lassen willst, weder von ihm noch von dir selber
2. daran bist, dich aus der Krankheit herauszukämpfen
3. keineswegs das Ganze verharmlosen willst, nur weil jemand anders es auch macht

Sag ihm, wie er sich verhalten soll, damit er dich optimal unterstützt.
Ich bin so froh, wenn ich jemanden um mich habe, der mich gern hat und der gut gelaunt ist wenn er mich sieht und mich gleichzeitig fröhlich stimmt.
Möglicherweise wird er dann von selbst mehr von sich erzählen.

Wenn ihr euch eure eigenen Regeln aufstellt und einhaltet, glaube ich nicht, dass eure Beziehung zu stark darunter leidet.

Dies ist meine ganz persönliche Meinung. Erfahrung habe ich selbst keine. da ich "nur" sog. Coabhängiger bin, d.h. eine Kollegin von mir leidet darunter und wir sprechen seit ca. einem Jahr oft darüber.
Ich selber bin auch bin einer Krankheit "gesegnet" (Epilepsie), die zwar ganz andere Ursachen hat und die man medikamentös behandeln kann.
Trotzdem, ich musste mich auch zuerst damit abfinden und werde sie ein ganzes Leben lang nicht los. In meinem Umfeld wissen heute aber praktisch alle davon, ohne dass grosses Aufhebens gemacht wird.

Hoffe, dass es jetzt klarer formuliert ist.

liebe Grüsse
Peter

Verfasst: Mo Jan 26, 2004 21:47
von Meggie
Lieber Peter,

Ja, so wie du es jetzt schreibst halte ich es für nachvollziehbarer.
Ich habe auch sogar ein bisschen das Gefühl, dass es mit meinem neuen Freund besser laufen wird als mit meinem Ex-Freund :-)

Es ist keine schlechte Idee, mal klipp und klar darüber zu reden und ihm auch sagen, welches Verhalten mir daszu wichtig wäre.

Ich danke euch allen nochmals für die Ratschläge und werd sie mir zu Herzen nehmen und nochmal darüber nachdenken wie ich mit der Situation umgehe.
Es ist einfach auch nur ganz anders als bei meinem Ex-Freund, weil der wirkich ein bisschen depri war und mein neuer Freund schon einiges an Selbstbewusstsein hat und vielleicht mache ich mir deswegen (weil ich das nicht gewöhnt bin) auch zu viele Gedanken....
vielleicht ist es ja wirklich so einfach, dass ich einfach mit ihm darüber sprechen muss. Ich weiß nur, dass das bei meinem Ex-Freund nicht gerade gut verlaufen ist.

@MiniMe:

Was meinst du mit "Traummann für Bulimikerin"?
Ich halte das für übertrieben, ich bin eher der Meinung, dass es bei meinem Ex-Freund der Fall war, der mir, oberflächlich gesehen helfen wollte aber nicht konnte und die B* als Teil von mir akzeptiert hat.
Ich glaube, dass es leichter ist sich gegenseitig zu helfen, wenn man jeder die Erfahrung gemacht hat und ich glaube auch, dass mein neuer Freund intelligent genug ist den Ernst der B* zu erkennen, wenn ich ihm das vor Augen führe.
Deswegen glaube ich kaum, dass er ein Traumman für Bulimikerinnen ist, die ihre Krankheit nicht loswerden wollen.
Tut mir leid, aber den Ausdruck fand ich ein bisschen beleidigend.

Ich glaube, ich möchte ihm diese Seite auch lieber nicht zeigen (zumindest nicht auf diese Weise, wie es bei mir war). Ich weiß nämlich noch, wie ich mich gefühlt hatte, als ich sie gefunden habe.
Ich war sehr sehr erleichtert, habe hier teilweise neuen Mut geschöpft und mich über die B* einbisschen schlauer gemacht und ich habe gut gelernt damit umzugehen (wobei man differenzieren sollte, dass es ja eigentlich auch schon schlecht ist, sich hoffnungslos als Bulimiker zu bezeichnen, weil das schon fast so gut ist wie zu sagen: hilft eh alles nix mehr, also lerne ich jetzt daMIT zu leben)

Jedoch gab es auch tage, da habe ich einfach nur etwas gesucht, was mir sagt wie scheiße alles ist und ich habe Leute gesucht, die mich darin bestätigen k* zu gehen, damit ich kein schlechtes Gewissen habe meinem Körper gegenüber.

Es hatte also seine guten und seine schlechten Seiten.

Ich habe meinen neuen Freund auf jeden Fall sehr sehr gern und es muntert mich auf, dass er so ein Sonnenschein ist und irgendwie habe ich das Gefühl, dass wir beide es gut schaffen werden mit der B* umzugehen :-) , bzw. sie bestenfalls aus der Welt schaffen.

liebe Grüße, Meggie

Verfasst: Mo Jan 26, 2004 23:37
von Winter
Hi Meggie!

Nein, ich hab mir "Winter" leider noch nicht angehoert. Ich muss es erst einmal downloaden, aber da spinnt mein Computer dann immer :(

Es ist schade, dass dein Ex das Problem nie richtig verstand. Mich macht es immer wahnsinning wenn Leute meinen man soll doch einfach nicht mehr kotzen und nicht kapieren was da so schwer daran ist. Und weisst du was? Das du die Krankheit vielleicht noch gar nich loshaben willst ist wirklich ein entscheidender Punkt. Ich glaub ich hab das selbe Problem. Ich will zwar nicht mehr k*, aber das geht bei mir nur wenn ich wenig esse. Was ich also wirklich will ist IMMER wenig essen. Denn dann koennte ich mit dem k* aufhoeren und ABNEHMEN (was ich ja so schrecklich gerne wuerde). Ich hab also immer noch das falsche Ziel vor Augen, dass mich daran hindert gesund zu werden, egal wie sehr mein Freund versucht mir zu helfen (doch ein bisschen besser ist es schon).

Ich erzaehl nun mal wie es so ungefaehr bei meinem Freund war. Unter anderem hat er mit der Bulimie angefangen, weil er als Sportler wirklich duenn sein musste um bessere Leistung zu bringen. Es wurde dann aber so schlimm, dass er sogar in die Magersucht gerutscht ist. Ich glaub mit der Zeit hat er es dann gemerkt, dass er was essen muss um Energie zu haben. Ausserdem haben seine Freunde ihn angefangen zu necken. So in dem Sinne: Er frisst sich im Buffee voll und k* nachher um nicht zuzunehmen. Mann, der Typ ist ja so krank, dass es schon lustig ist. (Da wurde mir gleich schlecht als ich das hoerte!!! Und komisch fand ich auch, dass es fuer ihn und seine Freunde so ein offenes Thema war). Doch nicht nur das Sporteln war der Grund. Er hatte auch andere Probleme. Seine Eltern hatten sich geschieden. Er hat sich dann mit keinem Elternteil mehr verstanden und ist mit 16 ausgezogen, musste Arbeiten, weitertrainieren und noch in die Schule gehen. Dann bekam er noch Aggressionsprobleme, nahm Drogen, war oft betrunken und hatte eben auch geritzt. Da muss man sich schon fragen wie ich zu so einem kam *grins*.
Jedenfalls, als er aelter wurde hat er langsam wieder einen klaren Kopf bekommen. Und weil er von Natur aus sehr viel Willenskraft hat, hat er eingesehen, dass ihm die Bulimie nichts bringt und konnte einfach so aufhoeren. Auch seine ganzen anderen Probleme bewaeltigte er mit der Zeit. Er ist nun ein TOTAL anderer Mensch. Ich muss ihn oft beneiden, weil er einfach so aufhoeren konnte. Vielleicht lag es ja daran, dass er eigentlich kein Image Problem hatte. Er gibt sogar selbst zu, dass er gut aussieht (*lach* hoert sich arrogant an, aber ist nicht so). Und genau DAS ist bei mir nicht der Fall ...

*knuddel*

Winter