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stress
Verfasst: Di Jan 13, 2004 13:45
von jill
wie schaut das eigentlich bei euch aus?
mir ist aufgefallen, dass ich nur mehr k*, wenn ich ziemlich unter druck stehe und ich vor lauter stress das gefühl habe, dass alles über mir zusammenbricht.
ich stehe gerade vor dem ende meines studiums. die letzte prüfung habe ich anfang märz. im moment geht es eigentlich recht gut - ich bin den ganzen tag durch ein praktikum beschäftigt, was mich auch dazu zwingt, regelmäßig zu essen. vor weihnachten war es aber besonders schlimm. da hab ich meine diplomarbeit fertig geschrieben und zusätzlich noch so einiges zu tun gehabt. die bulimie hatte ich in dieser zeit überhaupt nicht mehr im griff und war ziemlich fertig - genau in der zeit, in der ich alle meine kräfte gebraucht habe - ich glaube auch, dass ich deswegen über weihnachten krank war...
ich muss jetzt bald beginnen, mich auf meine prüfung vorzubereiten und ich hab einfach angst, dass es mir wieder so ergeht wie vor weihnachten. hat jemand ein paar tipps für mich, wie ich mit dem stress besser umgehen kann? bitte ...
jill
Verfasst: Di Jan 13, 2004 19:30
von nikki
gönn dir auf jeden fall pausen und setz dich nicht so unter druck! schmeiss dich zu hause in bequeme klamotten und mach dir nen leckeren tee, find ich unheimlich beruhigend... frag jemanden, ob er dir hilft oder dir gesellschaft leistet, denn dann kommst du vielleicht auf andere gedanken und und du kannst wegen dem besuch ja keinen FA haben!! ich hoffe ich konnte dir wenigstens etwas helfen...und pass auf dich auf, hört sich ja nicht gerade gut an... nicht, dass du noch zusammen klappst...viel glück bei allen

Verfasst: Mi Jan 14, 2004 9:27
von jill
danke, nikki!
ich glaube, ich werde mich in dieser zeit zum lernen auf die uni-bibliothek verziehen (so ganz regelmäßig) und am abend werde ich versuchen, mich so gut wie möglich zu entspannen.
tee und freunde einladen klingt wirklich super - gute idee!!!
Verfasst: Mi Jan 14, 2004 15:42
von kendra_pad
Hallo Jill,
Stress als Auslöser für meine ES ist mir auch gut bekannt. Zur Zeit habe ich diesen Stress an der Arbeit, wo durch Umorganisationen und Stellenabbau die Situation unsicher geworden ist. Ich habe jetzt zusätzlich andere Aufgaben aus einem mir bisher fremden Bereich bekommen. War ich bisher in den letzten Wochen stabil, merke ich jetzt wieder, wie ich diese Stabilität verliere, ins Wanken komme, in alte Denkweisen zurückfalle, was auf den ersten Blick immer der bequemere Weg ist. Nämlich alle Probleme, die von aussen kommen, durch die ES zu zudecken.
Andererseits ist es einfach so, dass man sich nicht gegen den Stress von aussen schützen kann. Er gehört einfach zum Leben dazu. Nur wie kann man vernünftig mit ihm umgehen? Ich habe schon vieles ausprobiert, aber leider noch nicht die Lösung gefunden. Selbst autogenes Training, dass ich jetzt seit einem Jahr regelmäßig betreibe, hilft mir nur wenig in solchen Situationen, wie ich sie jetzt erlebe. Hilft hier nur weiter den Umgang mit Stress zu üben oder auf die Rente zu warten (ich fürchte nur, dass es auch dann Stress nur in anderer Art gibt)?
Nein, ich will ja mich dem Leben stellen, trotzdem fällt es mir manchaml noch sehr schwer.
Viele liebe Grüße Kendra
Verfasst: Mi Jan 14, 2004 19:27
von kendra_pad
Hallo Minime!
Mit Deiner Beschreibung der Reaktion auf Stress kann ich mich voll identifizieren. Ich glaube, dass wir soweit vom Huhn auch nicht entfernt sind, denn Teile unseres Gehirns sind entwicklungsgeschichtlich mit des Huhns verwandt, nur das wir noch einige Schichten darüber liegen haben. Meine Schichten darüber haben diesen Mechanismus ja auch erkannt und trotzdem sind diese Schichten nicht in der Lage, die Ablauffolge der Reaktion zu stoppen. Es sind Veränderungen möglich, dass konnte ich selbst erfahren, nur im Moment ist meine Geduld wieder arg strapaziert.
Viele liebe Grüße Kendra
Verfasst: Do Jan 15, 2004 9:23
von jill
hallo kendra, hallo minime,
tut ihr euch auch oft schwer, ein geeignetes mittelmaß in bezug auf eure tätigkeiten zu finden?
bei mir ist es so, dass ich sehr unruhig bin und nur mit mir zufrieden, wenn ich irgendeine leistung (im sport, im studium, im freundeskreis)bringen kann. diese denkweise hat sich, vermittelt durch meine eltern, sehr tief in mich eingeprägt und wird wahrscheinlich auch nie ganz verschwinden.
fazit: ich muss lernen damit zu leben und entsprechend mein leben ausgestalten
wenn ich den ganzen tag nur faul daheim liege, ist die wahrscheinlichkeit, dass ich b* ziemlich groß und weil ich angst davor habe, decke ich mich mit "arbeit" ein - was dann oft einfach zuviel wird und es mir erst recht schlecht geht.
autogenes training habe ich auch schon versucht, aber viel geholfen hat es nicht und ich muss gestehen, in stress-situationen denke ich an solche und ähnliche hilfsmittel nicht, da fällt mir als einziger ausweg meistens nur die bulimie ein. was kann man da machen?
Verfasst: Do Jan 15, 2004 20:30
von kendra_pad
Hallo Jill,
auch ich kenne die Problematik, ein geeignetes Mittelmaß bei meinen Tätigkeiten zu finden. Entweder ich engagiere mich 200% (und gehe vielleicht meinen Mitmenschen damit auf den Geist) oder ich fühle mich gelangweilt. Das ist ja auch manchmal noch mit meinem Essverhalten so. Lieber wäre mir ein ausgewogenes Mittelmaß, ich fühle mich manchmal aus dem Gleichgewicht gebracht, vergleichbar mit einem Pendel, dass zu stark nach 2 Seiten ausschlägt.
Ein funktionierender Ansatz ist, dort zu steuern, wo ich in der Lage dazu bin. Ich kann steuern, nicht zu wenig zu essen, aber nicht verhindern zuviel zu essen. Ich kann steuern mein übereifriges Engagement zu bremsen, aber weniger die Langeweile unterdrücken. Sobald ich die eine Seite abschwäche, wo ich in der Lage bin, schlägt auch die andere Seite nicht mehr so heftig aus. Versuche ich dagegen die Seite abzuschwächen, wo ich es doch nicht kann, wird der Ausschlag eher verstärkt.
Viele liebe Grüße Kendra
Verfasst: Fr Jan 16, 2004 6:35
von Giocanda
Hallo,
ich glaube auch, dass es ziemlich wichtig ist ein Mittelmaß in seinen Tätigkeiten zu finden.
Mir geht es mit zu vie Stress ähnlich. Ich kippe in alte Verhaltensmuster zurück.
Als Ausweg habe ich bis jetzt nur herausgefunden, mir sehr viel Zeit für mich selber zu nehmen und irgendwie einen anderen Ausgleich außer Fressen zu finden.
Ich schaff das manchmal, aber oft gar nicht.
Verfasst: Fr Jan 16, 2004 11:52
von jill
ich habe - zum glück - immer ein paar gute freunde, die mir in stressreichen situationen weiterhelfen und mich wieder auf den boden der realität zurückholen.
einmal, als ich nervlich wieder ziemlich am ende war (es sind zusätzlich noch private probleme aufgetaucht - eh' klar!) ist ein freund mit mir meinen wochenplan durchgegangen und hat mir erklärt, dass das so nicht funktionieren würde. er hat nicht locker gelassen, bis ich mir zwei abende für kino oder weggehen freigenommen habe.
das war wirklich lieb von ihm. aber ich kann ja nicht immer eine art sekretärin (oder einen sekretär

) um mich haben, der mir sagt, ob ich noch genug zeit- und energiekapazität habe um eine weitere aufgabe in angriff zu nehmen.
ich habe schon oft versucht, mir abende oder tage "frei" zu nehmen und nur das zu machen, was mir spaß macht. aber diese zeiten waren furchtbar. ich bin meistens nur zwischen couch, kühlschrank und klo hin und her gependelt.
ich glaube, ich brauche immer irgendetwas zu tun, damit ich nicht viel über mich selbst nachdenken oder mich mit mir selbst beschäftigen muss...
Verfasst: Fr Jan 16, 2004 17:00
von kendra_pad
Dieses Gefühl, eigentlich immer jemanden zu brauchen, der mir sagt, was mir gut tut, habe ich leider auch. Irgendwie neige ich dazu, eher auf andere zu hören, als auf mich selbst. Diese fehlende Selbstsicherheit macht mir viel zu schaffen und ärgert mich auch gleichzeitig. Also wieder üben, üben ,....
Inzwischen habe ich keine Angst mehr vor dem Alleinsein, sondern im Gegenteil, ich genieße es sogar. Das mag damit zusammenhängen, dass die Zeiten, wo ich alleine bin, so selten sind bedingt durch meine Famile und Alter der Kinder. Ich habe dann auch keine Angst vor mir selber, sondern bin froh, einmal zu Ruhe zu kommen. Wenn ich das Gefühl der inneren Leere habe, hat dieses auch nichts mit dem physischen Alleinsein zu tun. Diesem Gefühl habe ich sehr wenig entgegenzusetzen, manchmal gelingt's und manchmal auch nicht.
Viele liebe Grüße Kendra
Verfasst: Fr Jan 16, 2004 19:17
von Giocanda
Hallo,
ich habe es in letzter Zeit geschafft Zeit für mich zu nehmen als Entspannung, aber ohne zu kotzen (es sei denn ich habe gerade keine anderen Dinge vor denen ich mit Hilfe der Bulimie davonlaufe).
Ich hab gerade überlegt wie ich das geschafft habe
Ich versuch mir die Zeit für mich einzuteilen und manche Sachen doch zu streichen.
Früher habe ich mir auch in meiner Freizeit immer einen ziemlichen Druck gemacht (du musst jetzt Sport machen, oder die Wohnung aufräumen, oder dich mit jemandem treffen) und das ist dann meistens in einem
FA ausgeartet.
Jetzt kann ich mich oft einfach vor dem Fernseher hinlegen, Musik hören oder einfach nachdenken.
Allerdings,wenn ich das Gefühl der inneren Leere habe wie Kendra das beschrieben hat, funktioniert das auch nicht.
Vielleicht hängt das auch damit zusammen, dass wenn wir alleine sind, Gefühle oder Gedanken hochkommen, die wir nicht haben wollen und von denen wir uns nur durch Essen ablenken wollen.
Liebe Grüße
Giocanda
Verfasst: So Jan 18, 2004 13:28
von jill
Allerdings,wenn ich das Gefühl der inneren Leere habe wie Kendra das beschrieben hat, funktioniert das auch nicht.
... die innere leere beseitigen - das ist sicher ein (wenn nicht DER) großer punkt in der ganzen problematik.
einsamkeit, unausgefülltheit, keine liebe, angst vor dem alleinsein,... diese gefühle stehen (zumindest bei mir) immer wieder im raum. und wenn ich das freunden erzähle, dann schauen sie mich immer groß an und wundern sich, weil ich eigentlich viel erreicht habe, viele freunde habe, nicht allein bin,... - es ist schwer, das jemandem klar zu machen...
Vielleicht hängt das auch damit zusammen, dass wenn wir alleine sind, Gefühle oder Gedanken hochkommen, die wir nicht haben wollen und von denen wir uns nur durch Essen ablenken wollen.
meiner meinung nach trifft es das ganz genau. ich suche jetzt schon lange nach einer möglichkeit, diese leere oder auch gedanken und gefühle zu beiseitigen oder mit ihr zurecht zu kommen. manchmal klappt es, aber meistens nicht. also, was soll ich da machen?
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mein posting klingt jetzt sicher sehr deprimierend - ich habe mir einfach zu dem, was giocanda geschrieben hat, gedanken gemacht. vielleicht geht es ja einigen von euch ähnlich...
ansonsten hab ich das wochenende bis jetzt wirklich genossen. ich habe mir nichts vorgenommen, habe keine verabredungen getroffen, hab das handy ausgeschaltet und einfach alles auf mich zukommen lassen - es war wirklich herrlich
ich wünsche euch noch einen erholsamen sonntag-nachmittag,
jill
Verfasst: So Jan 18, 2004 18:34
von Giocanda
Hallo Jill,
oft schaff ich es auch nicht mit dieser Leere und meinen Gefühlen klarzukommen.
Mir hilft, dass ich mir wirklich für mich selber Zeit nehme und versuche draufzukommen was es ist, das mich so unzufrieden macht. Meistens ist es bei mir eher ein diffuses Gefühl der Unzufriedenheit. (Mein Leben ist sowiese schlecht und ich weiß nicht wie ich es ändern soll...)
Wenn ich in der Bulimie drinnen bin bemerke ich meistens auch gar nichts. Ich töte alle meine Gefühle und Gedanken mit ihr ab.
Ich versuch dann mir Zeit für mich zu nehmen und mich wieder zu spüren. Manchmal bemerke ich dann, was das Problem ist.
Oft zeigt mir die Bulimie aber vorher, dass ich ein Problem habe.
Es waren jetzt irgendwie die Gedanken, die mir zu dem Gefühl der inneren Leere gekommen sind. Ich finde das Schreiben hier im Forum irgendwie momentan ziemlich angenehm.
Liebe Grüße
Giocanda
Verfasst: So Jan 18, 2004 19:56
von kendra_pad
Hallo Gioconda,
Meine Gefühlswelt sieht so ähnlich aus, wie Du es in Deinem Posting beschrieben hast. Häufig war meine ES Auslöser, in meinem Leben etwas zu ändern. Ich habe erst den Mut dazugefunden, es zu tun, als es mir bezüglich meiner ES richtig schlecht ging. Vielleicht nach dem Motto, jetzt geht es mir so schlecht, schlechter kann es nicht werden, also kann ich ruhig etwas Neues ausprobieren, an das ich mich bis dahin nicht getraut habe.
Ich habe gelesen, dass Menschen mit ES oft nicht in der Lage sind, mit ihren Gefühlen angemessen umzugehen. Insbesondere schlechte Gefühle können nicht entsprechend verarbeitet werden. Ein Tipp, dieses zu lernen, sah so aus, bei einem FA so viel zu essen, bis man objektiv satt ist, dann in einen anderen Raum zu gehen, sich hinzulegen, die Augen zu schließen und nach seinen Gefühlen zu horchen. Man sollte dann etwa 15 Minuten trainieren, die negativen Gefühle einfach auszuhalten und zu merken ,dass nach dieser Zeit man in der Regel "von selbst" sich wieder besser fühlt. Ich habe es noch nicht ausprobiert, ob es hilft, vielleicht trau ich mich nicht so recht ...
Ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass das Gefühl der inneren Leere von selbst an Priorität verliert, wenn ich wirklich versuche, auf mich selbst zu hören anstatt mich zuviel an andere zu orientieren, z.B. so ein Wochenende wie Jill zu verbringen

Viele liebe Grüße Kendra
Verfasst: Mo Jan 19, 2004 8:58
von jill
das wochenende war wirklich angenehm - ich habe einfach alles auf mich zukommen lassen, war ein wenig an der frischen luft, hab gelesen, musik gehört, bin stundenlang (ohne schlechtem gewissen

) vor dem fernsehr gelegen...
mit dem essen hat es auch gut geklappt, obwohl ich da eigentlich so meine zweifel hatte.
mir hat das wochenende auch wieder vor augen geführt, wieviel zeit die bulimie eigentlich in meinem leben einnimmt. zeit, die ich eigentlich wirklich für mich selbst nutzen könnte.
ich wünsche euch einen schönen wochenbeginn und bis bald,
jill