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eltern?
Verfasst: Sa Jan 10, 2004 19:17
von faith
hallo, ihr lieben!!
es kann sein, dass ich einen job bekomme, wo ich mich sehr ausführlich über die Eltern betreuung bei Eßgestörten beschäftigen werde.
ich wurde dabei mit einem Thema konfrontiert, welchem ich nicht so ganz zustimmen kann, aber gerne eure meinung hören möchte!
also, wer ist der meinung, dass seine eltern sehr übefürsorglich sind und das sich deshalb die eßstörung entwickelt hat??
oder gibt es andere gründe??
was würdet ihr euch von euren eltern wünschen??
mit ganz lieben grüßen faith
Verfasst: Sa Jan 10, 2004 21:01
von kleenemaus
hmmm das ist ne schwere frage.ich würde schon sagen,dass meine mutter sehr fürsorglich,also auch überfürsorglich ist,aber ich finde nicht,dass sich dadurch meine ES entwickelt hat.mit meinem vater hab ich ein schlechtes verhältnis,aber auch da würd ich wiederum nicht sagen,dass ich deshalb essgestört bin.ich denke schon,dass bei einer ES die familiäre situation in gewisser weise eine rolle spielt,aber verantwortlich kann die familie ganz bestimmt nicht dafür gemacht werden.ich glaube,dass da bei uns ganz viele verschiedene sachen zusammenkommen,da dann eben was in uns auslöst,aber nicht ein einziger grund
für eltern ist die situation ja sicherlich sehr sehr sehr schwer,auch wenn wir das manchmal nicht so sehen...
liebe grüße
Verfasst: Sa Jan 10, 2004 22:32
von flying angel
Hi faith!
Ich lese gerade das Buch "Alice im Hungerland" (bis jetzt echt gut!!) und gerade vorhin habe ich etwas gelesen, was deine Frage vielleicht -zumindest teilweise- beantworten könnte:
"Eine Umgebung die die Autonomie eines Kindes fördert, trägt dazu bei, dass das Kind das Gefühl eines eigenen Wertes entwickelt, der Selbstbestimmtheit, der Eigenständigkeit. Kurz: Wenn die Familie davon ausgeht, dass das Kind in der Lage ist selbst etwas zu bewerkstelligen, verinnerlicht das Kind diese Annahme ebenfalls und verhält sich entsprechend. Es entwickelt ein stabiles Selbstwertgefühl und den Glauben an dei eigene Kraft. Wenn es jedoch in einer Familie aufwächst, in der seine Fähigkeit entscheidungen zu treffen und unabhängig zu handeln beständig in Frage gestellt wird [die Autonomie also untergraben wird, beispielsweise durch zu viel Fürsorge], entwickelt es tiefe Selbstzweifel. Das Gefühl etwas Wert zu sein hängt [...] von äußeren Belohnungen oder Einschätzung anderer ab."
[...] Es kann sich der Wunsch anch wenigerer Aufmerksamkeit, oder nach anderer Art von Aufmerksamkeit und nach Macht entwickeln. "Eine Essstörung scheint die perfekte Antwort auf den Verlust von Autonomie zu sein. Indem man die Nahrungsmenge kontrolliert, die aufgenommen und wieder abgegeben wird [wenn man schon nicht die Außenwelt kontrollieren kann und über seine eigenen Entscheidungen bestimmen darf], glaubt man das Außmaß kontrollieren zu können, welchen Zugang andere Menschen zu den persönlichen Gedanken [...] haben." Weil diese Gedanken nun das einzige sind, über das man selber entscheiden kann.
Ich hoffe ich konnte dir it dem ellenlangem Zitat ein bischen weiterhelfen.
Grüße
*flying angel*
Verfasst: Sa Jan 10, 2004 23:56
von kleenemaus
@flying angel:
ich hab auch erst das buch "alice im hungerland"gelesen...fands auch total gut und als ich es zu ende gelesen hatte,war ich auch total positiv eingestellt und hab mir so viel vorgenommen,leider neige ich dazu,mir zuviel vorzunehmen und dann sehr sehr tief zu fallen...
ich kann das buch auch jedem empfehlen!
liebe grüße
Verfasst: So Jan 11, 2004 11:13
von lisa g.
bei mir ist es genau umgekehrt...
habe als kind nie die richtige/für mich so notwendige fürsorge, zuneigung, liebe bekommen von meinen eltern.
lg lisa
Verfasst: So Jan 11, 2004 12:42
von sonjaf
bei mir das gleiche wie bei lisa g. .
sonja
Verfasst: So Jan 11, 2004 14:49
von nikki
ich glaube nicht, dass meine eltern daran schuld sind. bei mir hat es sich eigentlich nur daraus entwickelt, dass ich panische angst davor hab zuzunehmen!!! ich denke den ganzen tag an nichts anderes mehr und wenn ich dann was esse hab ich ein so schlechtes gewissen, dass ich es einfach nicht in mir halten kann. danach fühl ich mich einerseits besser und andererseits auch schlechter und jedes mal schwöre ich mir es nie wieder zu tun
aber ich würde nie einem anderen als mir die schuld dafür geben...
Verfasst: So Jan 11, 2004 15:32
von Prinzessin
hey,
ich glaube nicht wirklich, dass Eltern auslöser für eine ES sind. Meine Eltern waren nie überfürsorglich, sie waren zwar immer für mich da, sprich schon fürsorglich, aber nicht in einem ungesunden Rahmen. Ich hatte auch immer meine Freiheiten, so das ich Entscheidungen selber treffen konnte, selber Erfahrungen sammeln konnte, hatte aber gleichzeitig immer meine Eltern hinter mir stehen, die mich beraten und unterstützt haben oder aber wenn es notwendig war, waren sie so autoritär und haben Verbote ausgesprochen. Alles in allem habe ich eine Erziehung genossen, die eigentlich (Büchern nach zu folge) gerade richtig ist um Kinder vor ES zu schützen, und trotzdem habe ich sie seit fünf Jahren. Also ich messe der familieärensituation bei einer ES nicht so viel bedeutung bei, weil ich der Meinung bin, dass es von mir ausgeht, und ich die einzige bin die mich in diese Situation gebracht hat und nicht Schuld bei meiner Familie suchen sollte.
Ciao Prinzessin!
Verfasst: Do Jan 15, 2004 16:09
von jill
hallo ihr,
ich hab's grad auch schon in einem anderen thread geschrieben: meine mutter war sehr fürsorglich und übervorsichtig. sie hatte immer angst, dass ich mit den "falschen" freunden unterwegs bin, dass ich zuviel rauche, trinke, drogen nehme,....
während der schulzeit war es ein kampf für mich, am wochenende mal in eine disco oder mit freunden was trinken zu gehen. meine mutter hat - wenn ich auch nur danach fragte - angefangen zu weinen und sich alles mögliche vorgestellt, was mir da in der disco alles passieren könnte. dementsprechend hat auch mein freundeskreis ausgesehen (ich bin dann mit 19 von daheim ausgezogen und seid dem hat sich gott sei dank vieles geändert).
das vertrauen, das ich mir immer von ihr gewünscht hätte, das kann sie mir bis heute nicht zeigen (und hat sie wahrscheinlich auch nicht).
schlimm war auch, dass meine mutter sich immer sorgen machte - und auch heute noch macht - was die anderen leute, also die bekannten, die nachbarn,... über unsere familie denken. wir sollten nach außen hin immer eine familie ohne tadel sein - im prinzip war es genau die fassade, die sich später dann in meiner bulimie widerspiegelte...
Verfasst: Do Jan 15, 2004 20:11
von kendra_pad
Ich schließe mich "Alice im Hungerland" an. In meiner Kindheit hat mir die Annahme meiner selbst um meiner Selbstwillen als eigene Persönlichkeit gefehlt. Es wurde immer über mich weg bestimmt. Ich habe immer nur versucht, es meinen Eltern recht zu machen. Ich habe nie das Gefühl gehabt, dass ich richtig bin, sondern dass ich immer angetrieben wurde, anders zu sein.
Auch Kinder sind eigene Persönlichkeiten und dementsprechend zu behandeln! Jedes Kind ist so richtig, wie es ist und hat ein Recht darauf, so zu sein. Ich kann ein Kind fördern, aber nur innerhalb seines ihm angemessenen Rahmens. Kinder sind so abhängig von ihrem Eltern und lieben ihre Eltern fast bedingungslos. DAS DARF NIEMALS VON DEN ELTERN AUSGENUTZT WERDEN!!!
Viele liebe Grüße Kendra
Verfasst: Fr Jan 16, 2004 6:42
von Giocanda
Hallo,
bei mir ist auch einiges falsch in der Erziehung gelaufen.
Konflkten wurde ausgewichen, sehr viel Wert auf "moralische Normen" gelegt und es war auch sehr wichtig, was andere Leute von uns Kindern denken. Ich glaube ich bin eher streng erzogen worden und mir wurde so durch die erziehung auch sehr wenig Selbstvertrauen vermittelt, das es passt so wie ich bin.
Jetzt versuche ich mich auch umzuerziehen.
liebe Grüße
Giocanda
Eltern?
Verfasst: Fr Jan 16, 2004 14:04
von faith
vielen lieben dank für eure antworten, es war suuper interessant für mich zu sehen, was ihr zu diesem thema zu sagen habt!!
ich finde, dass man kaum sagen kann, ob die schuld bei den eltern liegt oder nicht, aber augenmerklich ist schon, dass wir alle einen weg gefunden haben um mit unseren selbstzweifeln und niedrigen selbstwert umgehen zu können.
ich weiß nicht, ob man dann von schuld sprechen kann, ich glaube, daß keiner schuld hat, weder die eltern noch der betroffene selbst!!
niemand zwingt uns dazu, es war für uns eine art, mit gewissen Problemen, leichten oder scheren, umzugehen.
und es ist eine Erkrankung daraus geworden mit ganz entscheidenden Suchtcharakter!!
oft spielt auch ein m*ssbr**ch, seis physisch oder psychisch, eine entscheidene rolle, aber ich kann gut verstehen, dass darüber wohl keiner so gerne schreiben möchte!! das kann ich auch sehr gut nachvollziehen!!!
vielen lieben dank für eure meinung, und wenn jemand noch etwas sagen will oder schreiben will, freue mich üer jedes mail!!

)
ganz liebe grüße faith