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An alle

Verfasst: So Nov 02, 2003 13:44
von elena
:D Hallo an alle!

Das ist mein erster Beitrag, den ich für dieses Forum schreibe. Ich bin auf Euch vor 4 Monaten gestoßen, als ich einfach endlich schluss machen wollte mit dieser verdammten Sucht....und - bittenehmt es mir nicht übel - aber als ich dann all Eure Beiträge gelesen habe und mir damit einerseits ein Spiegel vor Augen gehalten wurde und andererseits ich Dinge las, von denen ich selbst Gott sei Dank noch nicht betroffen war, kam zu meiner Abscheu vor meinem Verhalten auch noch Angst dazu und das bewies sich bis heute als ganz gute Mischung, denn jetzt bin ich seit 4 Monaten clean und überglücklich darüber.
Warum schreibe ich Euch jetzt? Eigentlich deshalb, weil mein Tagebuch heute zu Ende ging und ich einige Seiten wieder las und mich da an Euch erinnerte und deshalb einmal DANKE sagen muss, dass ihr hier so offen über eure(unsere) Probleme sprecht...das animiert wirklich zum Nachdenken.
Ausserdem möchte ich Euch auch allen Mut zu sprechen, dass man es schaffen kann - ich möchte noch nicht sagen dass ich absolut geheilt bin, aber ich bin glaube ich auf dem besten Weg, weil ich absolut nie mehr das Bedürfnis habe aufs Klo zu rennen oder wie blöd Essen in mich hineinzustopfen.

Ich habe mir in den letzten Monaten viel Zeit genommen über mich und mein Verhalten nachzudenken - warum ich vor drei Jahren überhaupt in diesen Kreislauf hineingeschlittert bin - wobei ich sagen muss, dass es nie so ganz schlimm war, es gab immer wieder ein Monat, einige Wochen ohne FA und *k aber jetzt ist es anders - ich wohne allein, könnte also tun was ich will, also auch essen und aufs klo rennen so oft ich will, aber jetzt möchte ich das ja gar nicht mehr. Ich habe aufgehört immer das Maximum von mir zu verlangen - bin leider gnadenloser perfektionist - gönne es mir mal "faul" zu sein, habe meine hobbies wieder aufgenommen, treffe mich oft mit freunden, mein studium macht mir wieder spass...es ist einfach wunderbar das Leben! Man darf das Leben einfach nicht nur in schwarz und weiss sehen sondern in allen Farben und es in allen Farben leben. Sich überraschen lassen und spontan leben ohne voraus zu planen

Ich weiss, dass meine Bulimie nie etwas mit meinem Gewicht oder Aussehen zu tun hatte - ich war immer dünn - sondern vielmehr mit meinem Perfektionismus, den ich dann auch in bezug auf meinen körper auslebte - sprich wenn ich heute nicht sport mache, dann darf ich nichts essen etc.etc. ihr kennt das eh alle, weil dann könnte ich ja ein kilochen zunehmen.....

Es ist wunderschön wieder ganz normal zu leben, essen zu gehen mit freunden ohne gewissensbisse, nicht ständig ans Essen oder an die Kalorien zu denken und ich wünsche Euch allen, dass ihr dieses gefühl auch wiederfindet. Wir verschwenden nur unser Leben und unsere Energie, die wir für so viele andere Sachen einsetzen könnten.

Ich wünsch Euch allen das Beste

Elena :D

Verfasst: Mo Nov 03, 2003 19:28
von tigger
Hi elena!
Gratuliere dir von ganzem herzen und beneide dich auch etwas umdeinen optimismus!!!
Wünsche dir daß es so bleibt!
Das ist selbst heute mein erster beitrag.
Obwohl es mir momentan sogar recht gut geht. Befasse mich ausnahmsweise nicht den ganzen tag mit essen bzw. nicht-essen.
Meine schlimme phase hab ich auch gerade übertaucht, doch muß ich ehrlich zugeben, daß ich mich nicht mehr der illusion hingebe, geheilt zu sein.
Ich weiß, daß mag jetzt etwas frustrierend auf alle andere wirken, aber im endeffekt soll man ja nicht von sich auf andere schließen. Soll heißen, bloß weil es mir nicht gelingt, heißt das noch gar nix!!!
Also auf jeden fall weiterhin viel glück.
Bei mir ist glaube ich das ganze schon zu tief in mich eingedrungen.
Ich bin mit einer bulimie-kranken "großen" schwester an meiner seite aufgewachsen - so viel zur vorbildwirkung.
Ab 13/14 hat sich da bei mir dann auch schon immer alles um´s essen gedreht, indirekt, bis ich dann selbst in den strudel reingerutscht bin. Also geht das ganze bei mir jetzt schon 10 jahre, irgendwie. Wie man das so leicht abstellen kann, ist halt die frage...
Tja, mein hauptproblemist halt im endeffekt immer mein nicht vorhandenes selbstwertgefühl!!! Kennt wahrschinlich jeder zur genüge!
Das macht mir besonders momentan sehr zu schaffen. Ich bin schon 26 und mein studium (medizin) hab ich immer nochnicht beendet. Jeder andere sagt, das ist eh der durchschnitt bzw. alles halb so wild - ich hingegen fühle mich wie der größte versager auf gottes erden, habe zukunftsängste ohne ende (wer will schließlich schon so jemanden wie mich...)
Tja so geht das den ganzen tag, und anstatt, daß ich mich hinsetze und lerne, bin ich wie gelähmt, und fühl mich noch nutzloser, weil ich nicht mal lernen kann... und am ende herrscht weltuntergangsstimmung!
Es tut mir echt leid, daß ich so vor mich hinraunze, aber ich glaube halt, daß die leute hier am besten verstehen, was minderwertigkeitskomplexe und dergleichen sind, und das es ein alles halb so wild, du bist nicht blöd, halt leider nicht tut.
Bevor ich noch in selbstmitleid zerfließe, höre ich lieber auf!!
Grüße alle unbekannterweise!

:wink:

Verfasst: Di Nov 04, 2003 20:35
von elena
Hi Tigger!

Nachdem ich jetzt schon einmal einen beitrag geschrieben habe, habe ich irgendwie schon auf eine antwort irgendeinerweise gewartet.....

Ich bin selbst erst seit vier Monaten "clean" kann also noch nicht die großen ratschläge geben - aber wenn ich so lese 10 Jahre.....ist wirklich zeit damit aufzuhören!!

Das problem mit selbstwert und studium...du darfst dich einfach nicht über deine arbeit, deinen studienerfolg etc. identifizieren, du bist viel mehr als das! Dein studium ist nur ein teil von Dir - und vielleicht gehts mal nicht so gut, was solls. In einer wirklichen Freundschaft, in wirklichen beziehungen zu anderen menschen - und davon/dafür leben wir doch zum Großteil - fragt dich kein Mensch wie gut, oder wie schlecht du im studium bist. Was zählt bist du und das reicht vollkommen! Wenn es Dir gut geht, dann wird sich der Erfolg in anderen Bereichen auch von ganz automatisch einstellen - ein bisschen ehrgeiz und perfektionismus ist wichtig aber zu viel hemmt dich nur, schränkt dich ein und bringt dich überhaupt nicht weiter. nichts muss von anfang an perfekt sehr - man muss einfach etwas entstehen lassen, es beobachten und vielleicht wird ja was Grosses daraus - und nicht alles muss etwas Besonderes werden!!

Mit meiner Bulimie war's so, dass ich schon nach einem Jahr schluss machen wollte damit, weil ich mir da endlich eingestanden habe, dass ich doch nicht mehr so leicht mit dem *k aufhören kann...nach richtigem schwarz weiss denken, habe ich mir dann gesagt, so ab morgen nie mehr...ging natürlich schief und kippte oft ins genaue Gegenteil. Vor über einem Jahr habe ich mir dann gesagt, so schritt für schritt und ich glaube ich habe jetzt den letzten schritt gemacht.
Trotzdem beschäftige ich mich noch intensiv mit mir mit meinem Problem um auch wirklich hinter die Gründe zu blicken....ich hatte das gleiche problem mit schwarz weiss ja auch im studium...ein mal geschuftet wie eine böse oder sonst gar nichts getan. bin zwar noch ziemlich in der zeit - aber ich hätte mir diese zeit, sicher auch besser einteilen können.

Na wahnsinn, jetzt habe ich ja ordentlich philosophiert...

Wünsch Euch allen und v.a. Dir Tigger alles Gute

Eure Elena