Von Sarah am 26.08.2001

Liebe Ursula,

ich habe gerade Deinen langen Beitrag gelesen,und ich muß sagen,dass er mich wirklich zu Tränen gerührt hat. Ich fands sehr interessant/gut (mir fehlt das richtige Wort), auch mal etwas über die möglichen Gründe und Ursachen zu erfahren.

Danke für Deine Offenheit!
Ich selbst bin nämlich grad am Anfang des langen Weges "zurück" in ein hoffentlich besseres Leben.
Ich fange jetzt eine Therapie an und habe sehr sehr große Hoffnungen.
Ich glaube,ich habe noch sehr viel zu erkennen und zu entdecken.

Liebe Grüße, Sarah

bisherige Antworten:


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Betreff: Re: An Ursula
Von Ursula am 29.08.2001

hallo sarah!
war leider die letzten tage nicht zu hause - deshalb erst jetzt meine antwort.
vielen dank für dein feedback. hat mir wirkich sehr viel gegeben und hab mich total gefreut.
ich glaube eben fest daran, dass jeder mensch, jeder von uns etwas ganz besonders ist. wir haben eben nur nie die chance oder den mut gehabt es zu entdecken. jeder von uns ist einzigartig - so wie unsere fingerabdrücke und genauso einzigartig ist auch der weg den wir gehen. und deshalb brauchen wir die zeit und auch den mut uns selbst zu entdecken, dazu gehören auch die verletzungen und die dunklen seiten aber auch die ganzen positiven um einen weg aus unserem schlamassel zu finden. einen anfang in uns zu finden und von innen nach aussen gehen. der schlüssel aus unserem gefängnis liegt in uns selbst. es gibt kein patentrezept dafür wo er liegt oder wie man ihn findet. das muss jeder für sich rausfinden. das kann einem auch ein therapeut oder ein guter freund oder wir uns gegenseitig im forum nicht abnehmen. wir können uns helfen, für eineander da sein und die schwere suche und den beschwerlichen weg etwas leichter machen. tun müssen wir es selbst. wenn du in dir den wunsch hast dich auf diesen weg zu machen und es in dir fühlst, dann schaffst du es auch. der schlüssel liegt in dir und du wirst ihn ganz bestimmt finden. gib dir die zeit. du sagst, dass du noch einiges zu erkennen und zu endecken hast. so geht es mir auch. ich komme jeden tag auf neue dinge drauf und es wird wahrscheinlich auch nie aufhören. das ist ein prozess der viel zeit und kraft in anspuch nimmt und eben auch phasen braucht in denen du gar nichts tust und dich erholst um den nächsten schritt gehen zu können. aber ich bin mir sicher, dass du es schaffst. und wenn du mal nicht weiter weisst: ich bin da für dich. veilleicht kann ich dir ja ein bisschen weiterhelfen oder dir ein paar steine aus dem weg räumen. kannst mir auch jederzeit ein e-mail schreiben.
ich finde es toll, dass du dich für eine therapie entschieden hast. das habe ich selbst nie gekonnt. war immer zu feig dazu. hab eben einen anderen weg gewählt und bin auch irgendwie meinem ziel näher gekommen. wie gesagt, jeder von uns ist einzigartig, so auch unser weg. jeder muss rausfinden was für ihn gut ist. und du wirst es rausfinden wenn du auf deine innere stimme hörst. ganz bestimmt. ich drücke ganz fest die daumen. würde mich freuen, wenn du mir schreibst und mir mehr von dir erzählst und auch wie es dir mit der therapie geht!
hoffe ich höre etwas von dir!
alles liebe!
ursula

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Betreff: Re: An Ursula
Von Sarah am 29.08.2001

Liebe Ursula,

vielen Dank für Deine Antwort.Deine Worte machen mir wirklich Mut,auch wenn ich weiß,dass ich wohl wirklich einen schwierigen Weg mit vielen Überwindungen vor mir habe.
Jetzt grad geht es mir ganz gut,auch weil ich mich über Deinen Brief gefreut habe.(Sicherlich auch,weil ich es mal wieder geschafft habe,den ganzen Tag nichts zu essen,das gebe ich zu).
Aber morgen kann alles schon wieder ganz anders aussehen.

Dieses ständige und wirklich extreme Auf und Ab,das ist es auch,was mich so fertig macht.
Ich hoffe,ich werde lernen,dass es nicht nur schwarz und weiß gibt,sondern das sich das Leben dazwischen abspielt.Aber es ist so schwer.

Außerdem würde ich mich gern selbst mehr mögen.Ich bin total unsicher in mir drin und brauche immer etwas,um mich zu bestätigen.

Es gibt noch so viel,was ich gern erreichen würde und irgendwie freue ich mich auch auf den Weg,auch wenn er mir manchmal angst macht.

Na ja nächste Woche geht die Therapie richtig los.
Dann werd ich sehen,wie es so läuft.

Ich schreib Dir mal eine E-Mail.
Alles Liebe und nochmal DANKE,
Sarah

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Betreff: Re: An Ursula
Von Ursula am 30.08.2001

liebe sarah,
ich würde mich wirklich sehr freuen von dir zu hören. wann immer du eine dosis mut brauchst - jederzeit! ich kann dir nur eines sagen: es gibt etwas zwischen schwarz und weiss. das ist grau und das gibt es in ganz vielen verschiedenen und wunderschönen schattierungen und du wirst sie alle entdecken. eine nach der anderen. es geht nicht von heute auf morgen. aber es geht. und das ist das wichtigste.
ich kenne dieses gefühl sich selbst nicht zu mögen und auch die unsicherheit, die an einem nagt. ich verstehe dich nur allzu gut. aber ich weiss, dass du ein ganz lieber mensch bist, das lese ich zwischen den zeilen und ich würde mich wirklich freuen, wenn du mich dich ein stück auf deinem weg begleiten lässt.
mir hat einmal ein arzt gesagt, dass er uns bulimiekranke eigentlich bewundert mit welcher konsequenz, mit welchem einsatz, kraft und stärke wir es fertig bringen uns selbst zu zerstören. es müsste uns nur gelingen diese kraft, diese konsequenz, den einsatz und die stärke ins positive zu kehren, dann wären wir die stärksten frauen aller zeiten. und ich denke dass er damit recht hat. wenn wir das schaffen, das hinter uns lassen können, dann kann uns wirklich nichts mehr umhaun. ein so dunkles schwarz wie wir es oft sehen, das kennen eben nur wir - aber vielleicht sind wir dadurch auch dann fähig das hellste weiss von überhaupt zu sehen! ich glaube daran und es wird uns gelingen. ganz sicher.
ich freue mich schon jetzt auf deine mail!

schick dir ein dickes bussi,
ursula