Bin gegen positive Selbstsicht.

#1
Wieso? Weil man sich dann selbst belügt. Oftmals passiert dann nämlich das.

"Ich denke jetzt an alles positive an mir. Ach mein runder Bauch ist doch gar nicht schlimm - er ist schön."

Irgendwann sagt dann die Bulimie, wenn man gerade einen schweren Moment hatte:

" Hör auf dir was einzureden, du bist nicht hübsch, Du bist echt das letzte. Wenn du positiv denkst wirst du ein richtig schlechter Mensch. Du musst eben bestraft und gezügelt werden, sonst hast du dich nicht mehr im Griff. Die anderen Menschen sind besser, die sind dünner, fähiger und können mehr und sind netter. Du hast keine Liebe verdient."


Bewusst versuche, positiv über sich zu denken gibt der Bulimie und dem Selbsthass nur wieder Futter.
Versuchen, sich positiv zu sehen ist außerdem nur das gegenteil von der Bulimie.

Wenn ich viele Fehler habe oder viele äußere Makel habe, dann ist das so.
Viel wichtiger, als sich einzureden, dass man das schön findet ist es aber, das ganze einfach in die richtigen Verhältnisse zu setzen - "bin ich gravierend verlogener als der Rest der Welt? Bin ich fauler? Gleicht sich das nicht mit den und den Vorzügen wieder aus? Bin ich die Einzige mit unförmigen Oberschenkeln? Egal, die Form der Beine hat ja nix mit meinem Charakter zu tun."

Und gleichzeitig auch genau zu erforschen, wer man ist, wo etwas fehlerhaftes ist und wo etwas vorteilhaftes ist. Wenn man all das kennt, fällt es leichter das aus einer vernünfigen Perspektive zu sehen und man wird dann wieder Selbstbewusstsein haben. Man muss nicht alles an sich lieben und verehren um gesund zu sein oder zu werden - aber man darf anders herum auch nichts so sehr hassen, dass man selbst lebensgefährliche Mittel (z.B. Bulimie, Magersucht) dazu anwendet, um es zu verändern. Wenn ich weiß wer ich bin, dann kann ich mich einordnen und abschätzen, was ich tun muss und was einfach so gut an mir ist. Dann wird es auch nicht mehr schwer sein, vernünftige Änderunen in einem gesunden Maß vorzunehmen - denn Fehler hat jeder und vieles von dem was die Bulimie anspricht ist auch wirklich da (z.B. bei mir: ich kann zeitweise wirklich ein arrogantes Arschloch sein). Die Frage ist dann aber: "Wieso ist das so geworden (bei mir: Reaktion auf Ablehnung - es tut weniger weh sich selbst gegen soziale Kontakte zu entscheiden weil man sich besser fühlt als Ablehnung zu akzeptieren) und ist das schlimm (bei mir: Ja, insofern als dass ich dieses verhalten auch zu oft auch andere angewendet habe, die mir nichts tun und es mir dadurch selbst schwer mache.)? Und wenn man zu dem Schluß kommt, dass es änderungswürdig ist (es kann ja auch eine Bulimielüge gewesen sein und in Wirklichkeit ist man nicht doof sondern ein genialer Chemiker), dann muss man das mit einer vernünftigen Lösung tun (bei mir: mich kennenlernen um zu wissen wer ich bin - denn dann wusste ich was ich wollte und es tat mir nicht mehr weg, wenn irgendwelche strunzdoofen Discoschnitten mich abgelehtn haben und da ich aber wieder jemand für mich war führt mich auch die Ablehnung der Leute, die ich gut finde und mit denen ich gerne befreundet wäre, nicht mehr in den Selbsthass - denn es sind die Leute die mich nicht mögen - und es sind ja nicht alle, die mich scheiße finden - also weshalb sollte ich als Person schuld sein?).

Ich hab jetzt immer was aus meinem Leben dahinter geschrieben, als Beispiel. (bis auf das mit dem Chemiker - da bin ich ein absolut hoffnungsloser Fall...)

Es bringt nichts, sich einzureden, dass man toll ist und nur noch auf die postiven Seiten zu gucken - dadurch gibt man der Bulimie beim nächsten Mal nur noch mehr Macht.
Es geht darum zu gucken: wo und wer bin? Was sollte/kann/muss ich ändern und worauf sollte ich einen positiveren Blick haben - denn meistens hat man als Bulimiker überhaupt keine Ahnung mehr, was gut oder schlecht ist.
Und aus diesen gewonnen Erkenntnissen kann man einmal ein Leben wählen, das einem gut tut und seine Probleme konstruktiv lösen.

Ich hab scheiße geformte Beine, es ist echt so, an den Knien sitzen die Fettpölsterchen ganz rausstehend- das war aber auch so, als ich noch dünner war. Das ist kein Vorzug und diese Baumstammbeine kann ich auch nicht ändern - die gehören zu mir. Aber deshalb bin ich kein schlechter Mensch, deshalb werden mir nur wohl nie irgendwelche sachen stehen, die über den Knien aufhören...das ist so und nicht schlimm.
(Wär jetzt mal ein Beispiel für einen Fehler an einem, der nicht korrigiert werden muss, denn das bin ich, das ist meine Genetik, das ich so wachse, das ist ärgerlich, aber ist einfach so.)

#2
Cassandra schrieb unter Anderem:
"Wär jetzt mal ein Beispiel für einen Fehler an einem, der nicht korrigiert werden muss, denn das bin ich, das ist meine Genetik, das ich so wachse, das ist ärgerlich, aber ist einfach so.)...."

hey Cassandra, Du schreibst heute irgendwie ziemlichen Stuss, bist so ganz anders als sonst und bist nicht so sortiert, wie ich Deine Beitrage eigentlich kenne. Was ist passiert ?

warum schreibst Du von Fehlern an Dir und gleichzeitig beziehst Du Dich auf Deinen genetischen Code? Du widersprichst Dir doch total. Dein genetischer Code ist doch kein Fehler, er ist wie er ist und somit einzigartig! Kein Mensch auf dieser Erde hat Deine Formen/ Proportionen, wie kannst Du da von Fehlern reden... Du meinst vielleicht eine Abweichung von der so maßgeblichen Norm, einer Norm die unsere Gesellschaft gemacht hat und nicht der "Erfinder", nenn ihn Gott oder sonst wie, unser aller sich voneinander unterscheidender "Genetik", wie Du es nennst! Warum bist Du so abhängig von einer äußeren Norm und orientierst Dich nicht an Deinem körperlichen Befinden. Na ja. mit dieser Norm im Kopf machst Du Dir letzlich Dein physiologisch mit Sicherheit gutes Körperimage auch nieder und der Teufelskreis rotiert und rotiert und rotiert. Wir sind alle, wie Hamster in einem Laufrad....
Ich fühle mich jedenfalls oft so und während ich das schreibe wird mir mit aller Macht klar, wie sehr auch ich meinen genetischen Code hasse und abhängig bin von diesen scheiß Normen, die von Menschen aufgestellt, bewertet und fixiert sind und die eigentlich gar nichts mit den Gesetzmäßigkeiten der Natur zu tun haben...
:cry: Pauline
_________________

#3
@Pauline

Ich hab damit gemeint, dass es eben weil es genetisch ist keine Katastrophe ist, wie man meinen könnte. Es ist vielleicht nicht den Schönheitsidealen entsprechend, aber deshalb kann es ruhig so bleiben.
Hast mich da falsch verstanden.

#4
Ich meine: nur weil es genetisch zu mir gehört muss es nicht schön sein. Ich muss nicht alles an mir gut finden. Die Frage ist nur, ob man sich deshalb hassen muss und da sage ich nein. Weil das vielleicht gar nicht so gravierend ist wie man denkt etc.