Begabungen als Krankheitsfaktor
Verfasst: Mi Jul 23, 2003 13:15
Ich habe gerade darüber nachgedacht, inwieweit, trotz intakten Elternhauses und liebevoller Umgebung auch andere Faktoren krank machen können und besonders zur Bulimie führen.
Eingefallen sind mir dann spontan Begriffe wie Leistungssport, Musikkarriere (hab ich persönlich hinter mir), extrem guter Schüler etc.
Und ich hab mich gefragt warum? Wenn man etwas kann, es nutzen darf und es gefördert und anerkannt wird ist das doch eigentlich etwas schönes. Wie kann das krank machen?
Dazu muss man dann glaube ich weiter blicken.
Wenn man sehr sportlich und musikalisch ist und dort erst mal viel ohne großen Aufwand leisten kann, dann findet die Umwelt das natürlich toll und auch man selber bekommt dadurch einen ziemlichen drive.
Doch dann kommen die Schattenseiten - wenn das natürlicher Repertoire erst mal erschöpft ist und man hart arbeiten muss um sich zu verbessern. An sich nichts schlimmes, allerdings setzt das einen hoehen zeitaufwand voraus, der folgende gravierende Nachteile hat:
Man ist in einer Leistungsmaschinerie gefangen, die das ganze Leben bestimmt, muss sehr kontrolliert sein, wird dadurch sozial isoliert, man zieht Neid und damit Ablehnung auf sich, es gibt nur noch für Erfolge Anerkennung, die aber immer schwerer zu erreichen sind, weil das Niveau von Sieh zu Sieg immer höher wird.
Wer sich erst mal darauf eingelassen hat - aus anfänglichem Enthusiuasmus - hat dann meist nicht mehr den Mut nein zu sagen und zurückzuschrauben - denn er würde alle erst mal vor den Kopf stoßen. Und so präsentiert er weiter das strahlende Lächerl und geht innerlich vor die Hunde.
Dazu kommen Konkurrenzkampf oder die erwartungen eines Teams und der Weg für die Bulimie ist geebnet.
Ich kenne das als Sängerin. Ich bin klassischer Sporan, lern auch sonst jedes Instrument verdammt schnell. Bis es zu dem Punkt kommt, an dem auch nicht weiterkann oder auch vielleicht nicht will. Aber getrieben durch die ganze Begeisterung die mir entgegen schwappt ("Sing doch noch mal was, ach bitte...." "Das ist dein leben, du gehörts auf die Bühne." "Was wollen sie denn nach der Schule machen, doch bestimmt Musik studieren, oder?"), habe ich nie "Nein" gesagt. Musik war gleichzeitig meine Leidenschaft und etwas, das immer besser werden musste. Ich habe mich oft unwert gefühlt, wenn andere etwas besser konnten. Wer hat mir denn versprochen, dass meine ganzen Bewunderer dann nicht abwandern?
Zu allem übel ging's mir in der Schule auch so, was dann auch noch den Hass der Mitschüler auf mich gezogen hat.
Es ist eine Schlöangengrube und ich mache mich nur sehr langsam von den Ansprüchen frei.
Dann kann ich auf der Gitarre halt nur wenige Anschlagmuster und ZUpftechniken und nicht alle Akkorde greifen, weil meine Hände zu klein sind. Dann hab ich eben keinen astreinen, luftfreien Klang auf der Querflöte und sing mal schief oder näselnd...das ist sehr schwer, da runter zu kommen.
Man wird einfach, weil man so viel Zeit mit diesen Begabungen verbringt nur noch über diese bestätigt und/ oder abgelehnt, die ERfolge da werden zum Maß aller Dinge und die restwelt treibt einen in ihrer Begeisterung, auch wenn sie es vielleicht nicht will, in einen Kreislauf aus versagensangst und Perfektionismus, die einen kaputt und unsicher machen.
Ich kenne aus einem anderen Forum eine ballettänzerin.
Sie hat macht ballet, Kickboxen und noch irgendwas anderes. Sie kommt auf Morgens und Abends Sport. Sie ist untergewichtig.[*] (Ruhe!!! Nicht für diese Disziplin bewundern!) - weil sie noch dünner werden will und anscheinend auch muss was sie erzählt um leichter zu sein und damit besser tanzen zu können.
Ich frage mich immer, wie weit diese Person dann noch von der Magersucht ist oder, wenn sie es wirklich nur für den Sport tut, ob es noch gesund ist, sich sowas dafür anzutun.
Aber sie meinte, sie hätte sich für dies Leben entschieden. Das ist ihr Leben, nur das. Hungern und tanzen für Erfolge.
Bei mir erwarten alle, dass ich Musikerin werde, Psychologie studiere, Germanistik mache, weil ich doch so gerne und gut schreibe, ich soll außerdem noch was mit Sprachen machen und sowieso.
Nur weil ich es könnte?
ich werd jetzt Archäologin, und will auf jeden Fall mal ein Kinderbcuh oder einen historischen Roman schreiben - aber nur für mich und das sage ich außer meiner Mutter und meinem Schatz auch niemandem in meinem Umfeld, sonst drängen mich wieder alle. Mein Papa auch, ohne das er es will, denn er ist dann immer so begeistert und überhäuft mich mit Utensilien dafür (früher wahlweise Instrumente) und ich sag dann aus schlechtem Gewissen, weil alles so teuer war und ich es nicht mal wollte, nicht nein dazu. Zumindest war das so, aber das sind Sachen an denen ich zum beispiel noch immer zu kabbern habe.
Ich hatte mal eine Lehrerin, ihr Mann ist Maler, beide schreiben, die haben mich eine zeit lang sehr gefördert. Und irgendwann kam ich mir wie die Attraktion auf ihren Veranstaltungen vor. Sicherlich mochten sie mich sehr gerne ( sind auch kinderlos....und ich hatte damals keine Beziehung zu meinen Eltern, hab da erst sehr aufgehoben gefühlt), aber irgendwo war die Grundlage dieser Beziehung meine Stimme und mein Hang zum Schreiben. Und das tut nicht gut. Heute erzähl ich wenig von dem was ich gut kann, wenn ich jemanden kennelerne - ich hab gelernt, dass man dann nur gehasst wird und beneidet abgelehnt wird oder nur bewundert. Ich will dass die Menschen mich mögen.
Eingefallen sind mir dann spontan Begriffe wie Leistungssport, Musikkarriere (hab ich persönlich hinter mir), extrem guter Schüler etc.
Und ich hab mich gefragt warum? Wenn man etwas kann, es nutzen darf und es gefördert und anerkannt wird ist das doch eigentlich etwas schönes. Wie kann das krank machen?
Dazu muss man dann glaube ich weiter blicken.
Wenn man sehr sportlich und musikalisch ist und dort erst mal viel ohne großen Aufwand leisten kann, dann findet die Umwelt das natürlich toll und auch man selber bekommt dadurch einen ziemlichen drive.
Doch dann kommen die Schattenseiten - wenn das natürlicher Repertoire erst mal erschöpft ist und man hart arbeiten muss um sich zu verbessern. An sich nichts schlimmes, allerdings setzt das einen hoehen zeitaufwand voraus, der folgende gravierende Nachteile hat:
Man ist in einer Leistungsmaschinerie gefangen, die das ganze Leben bestimmt, muss sehr kontrolliert sein, wird dadurch sozial isoliert, man zieht Neid und damit Ablehnung auf sich, es gibt nur noch für Erfolge Anerkennung, die aber immer schwerer zu erreichen sind, weil das Niveau von Sieh zu Sieg immer höher wird.
Wer sich erst mal darauf eingelassen hat - aus anfänglichem Enthusiuasmus - hat dann meist nicht mehr den Mut nein zu sagen und zurückzuschrauben - denn er würde alle erst mal vor den Kopf stoßen. Und so präsentiert er weiter das strahlende Lächerl und geht innerlich vor die Hunde.
Dazu kommen Konkurrenzkampf oder die erwartungen eines Teams und der Weg für die Bulimie ist geebnet.
Ich kenne das als Sängerin. Ich bin klassischer Sporan, lern auch sonst jedes Instrument verdammt schnell. Bis es zu dem Punkt kommt, an dem auch nicht weiterkann oder auch vielleicht nicht will. Aber getrieben durch die ganze Begeisterung die mir entgegen schwappt ("Sing doch noch mal was, ach bitte...." "Das ist dein leben, du gehörts auf die Bühne." "Was wollen sie denn nach der Schule machen, doch bestimmt Musik studieren, oder?"), habe ich nie "Nein" gesagt. Musik war gleichzeitig meine Leidenschaft und etwas, das immer besser werden musste. Ich habe mich oft unwert gefühlt, wenn andere etwas besser konnten. Wer hat mir denn versprochen, dass meine ganzen Bewunderer dann nicht abwandern?
Zu allem übel ging's mir in der Schule auch so, was dann auch noch den Hass der Mitschüler auf mich gezogen hat.
Es ist eine Schlöangengrube und ich mache mich nur sehr langsam von den Ansprüchen frei.
Dann kann ich auf der Gitarre halt nur wenige Anschlagmuster und ZUpftechniken und nicht alle Akkorde greifen, weil meine Hände zu klein sind. Dann hab ich eben keinen astreinen, luftfreien Klang auf der Querflöte und sing mal schief oder näselnd...das ist sehr schwer, da runter zu kommen.
Man wird einfach, weil man so viel Zeit mit diesen Begabungen verbringt nur noch über diese bestätigt und/ oder abgelehnt, die ERfolge da werden zum Maß aller Dinge und die restwelt treibt einen in ihrer Begeisterung, auch wenn sie es vielleicht nicht will, in einen Kreislauf aus versagensangst und Perfektionismus, die einen kaputt und unsicher machen.
Ich kenne aus einem anderen Forum eine ballettänzerin.
Sie hat macht ballet, Kickboxen und noch irgendwas anderes. Sie kommt auf Morgens und Abends Sport. Sie ist untergewichtig.[*] (Ruhe!!! Nicht für diese Disziplin bewundern!) - weil sie noch dünner werden will und anscheinend auch muss was sie erzählt um leichter zu sein und damit besser tanzen zu können.
Ich frage mich immer, wie weit diese Person dann noch von der Magersucht ist oder, wenn sie es wirklich nur für den Sport tut, ob es noch gesund ist, sich sowas dafür anzutun.
Aber sie meinte, sie hätte sich für dies Leben entschieden. Das ist ihr Leben, nur das. Hungern und tanzen für Erfolge.
Bei mir erwarten alle, dass ich Musikerin werde, Psychologie studiere, Germanistik mache, weil ich doch so gerne und gut schreibe, ich soll außerdem noch was mit Sprachen machen und sowieso.
Nur weil ich es könnte?
ich werd jetzt Archäologin, und will auf jeden Fall mal ein Kinderbcuh oder einen historischen Roman schreiben - aber nur für mich und das sage ich außer meiner Mutter und meinem Schatz auch niemandem in meinem Umfeld, sonst drängen mich wieder alle. Mein Papa auch, ohne das er es will, denn er ist dann immer so begeistert und überhäuft mich mit Utensilien dafür (früher wahlweise Instrumente) und ich sag dann aus schlechtem Gewissen, weil alles so teuer war und ich es nicht mal wollte, nicht nein dazu. Zumindest war das so, aber das sind Sachen an denen ich zum beispiel noch immer zu kabbern habe.
Ich hatte mal eine Lehrerin, ihr Mann ist Maler, beide schreiben, die haben mich eine zeit lang sehr gefördert. Und irgendwann kam ich mir wie die Attraktion auf ihren Veranstaltungen vor. Sicherlich mochten sie mich sehr gerne ( sind auch kinderlos....und ich hatte damals keine Beziehung zu meinen Eltern, hab da erst sehr aufgehoben gefühlt), aber irgendwo war die Grundlage dieser Beziehung meine Stimme und mein Hang zum Schreiben. Und das tut nicht gut. Heute erzähl ich wenig von dem was ich gut kann, wenn ich jemanden kennelerne - ich hab gelernt, dass man dann nur gehasst wird und beneidet abgelehnt wird oder nur bewundert. Ich will dass die Menschen mich mögen.