Wo ist da lachen geblieben?? | 5 Antworten

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Von lilie am 08.08.2001

Hallo an alle, die sich fragen wie man in so eine beschissene Lage kommt, in der man sich fragt wo das Lachen, sein eigenes lachen geblieben ist. Ich frage mich zu Zeit gerade, ob ich eigentlich noch tiefer sinken kann, es mir noch schlechter gehen, kann als jetzt.. ich habe seit 6 jahren diesen beschissenen drang alles in mich hineinzustopfen, nur damit ich es nach einer halben stunde wieder aus mir rauskotzten kann um dann die ganze scheiße noch mal zu machen, ungefähr an schlechten tagen 10 mal und an guten nur drei mal. Und noch jeden mal, wo ich es wieder nicht geschafft habe, vergeht mir das lachen... dabei würde ich so gerne wieder lachen, haße mich und alles um mich herum in diesen phasen so sehr, daß mir das lachen vergeht. Geht es auch denn auch so??. Jeden Tag das gleiche: Aufstehen, frühstücken, das geht noch. Man ist ein Butterbrot und denkt, daß das heute der Tag ist an den man es schafft "normal" zu sein. Dann geht man zur Arbeit. Ungefähr um zehn uhr macht sich zum ersten mal der Hunger, nein Hunger ist es ja eh nicht, ich meine die Lust auf was zu essen bemerkbar. Man denkt: Ach, eine Semmel kann ich mir schon gönnen. Gesagt getan. Nur zur Semmel kommt dann noch ein Schokoriegel hinzu usw. Ok, die Pause wäre geschafft ohne das man kotzten mußte. Oh Schreck Mittag!!!! Nein, man geht nichts essen, schlecht für die Figur. Aber alleine wenn man das denkt sitzt man schon dabei und ißt so, als ob es das letzte wäre was man bekäme. Und dann, es ist ja nur eine stunde zeit, schnell mal auf das Klo um ja alles wieder rauszuwürgen, damit endlich das schlecht gewissen aufhört, daß man schon während des essens hat..Und im nu ist der Tag vorbei, man sitzt zu hause, total depressiv, weil man wieder VERSAGT hat und schlingt wieder essen in sich hinein, kotzt, ißt, kotzt, so lange bis man nichts mehr zu essen hat, oder so fertig ist, daß man nur noch müde ins Bett fällt,, um dann am nächsten Tag wieder aufzuwachen, mit den Gedanken HEUTE geht alles gut.. Da frage ich mich, wenn da nicht das lachen vergeht :-((

bisherige Antworten:


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Betreff: Re: Wo ist da lachen geblieben??
Von Angie am 09.08.2001


Liebe lilie,

Dein Lachen und dein inneres Strahlen, die echte Freude in deinem Gesicht ist immer noch in deinem Herzen, sie ist vorhanden, nur werden all deine Emotionen, die negativen aber auch die positiven durch den schlechten körperlichen Zustand gedämpft und verdrängt. Ich will keine PRedigt halten, das ist nur mein Hoffnungsschimmer an den ich mich halte, ich will glauben, das ich mein Lachen und Strahlen wieder bekomme, wenn ich es schaffe, das Fressen und KOtzen zu lassen. LEider hab ich bis jetzt nicht geschafft, im Gegenteil es wird mit jedem Versuch aufzuhören schlimmer als vorher. Aber ich gebe nicht auf, manchmal kann ich wieder etwas "wahre" Freude in mir spüren, wenn ich mich darauf konzentriere und in mein Innerstes höre...
Du wirst es auch in dir entdecken, es ist ein schönes Gefühl, es nach Jahren wieder für einen kurzen Moment zu spüren... wenn auch nur ganz kurz.

Ich hoffe du denkst nicht ich bin total abgedreht oder so....
Alles Gute!!!!! Von ganzem Herzen


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Betreff: Re: Wo ist das lachen geblieben??
Von Nini am 09.08.2001


Liebe lilie,

deine worte und gedanken sind mir wohlbekannt. gelacht habe ich zwar schon, aber es war eine maskerade.. gelacht hab ich vor anderen um nicht zu zeigen wie es in mir aussieht. bis dann der punkt kommt, an dem man nicht mal mehr vor anderen lachen kann und dann der punkt kommt an dem man nur noch heulen muß. mein wirkliches lachen hab ich erst vor ein paar monaten wieder entdeckt. nämlich ein unbeschwertes sorgenfreies. es kommt noch nicht so oft vor und ich bin mir teilweise noch immer zu ernst und nehme alles zu tragisch. ich weiß jetzt nur, wie schön ein leben ohne kotzen ist. wenn man nicht den täglichen kampf kämpfen muß darum, ob man jetzt einkaufen geht, oder nicht. ob man sich vollstopft oder nichts isst. wenn die unbeschwerten momente häufiger zurückkommen, dann weiß man, daß es sich zu kämpfen lohnt und gelohnt hat. aber so hart das klingt und so schwer das auch scheint, helfen kannst nur du dir dabei, dein lachen wiederzufinden. ich glaube zwar nicht, daß man ohne therapie aus dieser krankheit herauskommt, aber es ist die arbeit an dir selber, mit hilfe einer therapeutin, die nur du machen kannst. ich hoffe ich habe mich einigermaßen verständlich ausgedrückt und wünsche dir auf jeden fall alles gute und ganz viel kraft um dein lachen wiederzu entdecken.
lg
Nini


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Betreff: Re: Wo ist da lachen geblieben??
Von Helga am 09.08.2001


Genau so wie du, denke ich mir öfters, wo sind die letzten 10 Jahre geblieben, habe ich überhaupt gelebt. Ich glaube nicht. Ich fühle mich manchmal so leer und so tot. Ich lebe nicht mehr - ich gehe von einem Tag zum anderen in einen größeren Teufelskreis rein und komme da nicht mehr raus. Ich denke mir auch, wo ist das Mädchen geblieben, dass so viele Träume hatte und die jetzt in einem Käfig gefangen ist. In dem Käfig der Bulimie. In der Früh ist die Welt bei mir immer noch in Ordnung. Ich sage mir dann, heute wird alles anders und ich ändere mein beschissenes Leben. Unterm Tag wird dann alles wieder anders und ich falle in mein übliches Leben zurück. Ach, könnte ich nur laut rausschreien - helft mir, aber dazu bin ich viel zu feig und ich möchte ja nicht, dass dann alle wissen was ich habe und wahrscheinlich sagen, die ist doch nicht mehr normal. Habe gestern einen Bericht in RTL gesehen. Warum schaffen es nur andere und warum ich nicht. Bald kommt wieder das Wochenende - andere freuen sich darauf, ich nicht. Am Wochenende habe ich dann noch mehr Zeit zum Essen und noch mehr Zeit zum Kotzen und noch viel mehr Zeit zum Nachdenken. Wenn du dich fragst, wo dein Lachen geblieben ist - dann schau in die Kloschüssel. Diese hat das Lachen verschluckt und gibt es nicht mehr her. Ich glaube kaum, dass wir ein normales Leben je führen können. Helga

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Betreff: Re: Wo ist da lachen geblieben??
Von meli am 09.08.2001


liebe helga. dein bericht hat mich grad richtig betroffen und gleichzeitig wütend gemacht. das darfst du nicht sagen!!! wir müssen kämpfen. wir dürfen nicht so leicht aufgeben.

es kann doch nicht sein, daß jemand anderes, nämlich die bulimie, unser leben bestimmt! das darf nicht sein!!!

auch wenn es immer wieder rückschläge gibt, es lohnt sich zu kämpfen und durchzuhalten. das leben kann manchmal so schön sein. es gibt doch auch bestimmt in deinem leben phasen, in denen es dir gut geht? das muß es einfach geben. weil sonst kannst du dir gleich das leben nehmen. es gibt in jedem tiefen loch einen lichtblick. man muß ihn nur sehen wollen! also, schau hinauf.

du denkst jetzt bestimmt, was will die denn, hat doch keine ahnung. doch, ich hab ne menge ahnung. ich kotze auch schon seit 10 jahren und stand mal kurz vor nem selbstmordversuch, weil ich aus den depressionen nicht mehr rauskam. aber es gab und gibt auch shcöne augenblicke.

und an denen halte ich mich fest. und die helfen mir in meinen schlimsmten phasen.

also, tu mir bitte einen gefallen und rede nicht so ein zeug daher. wir können es schaffen. mit viel mut und kraft. und mit menschen die uns verstehen.

liebe grüße, meli


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Betreff: Re: Wo ist da lachen geblieben??
Von lilie am 10.08.2001


Liebe Helga!! Deine Worte sind sehr sehr traurig. Genau so traurig, wie wir, wir alle, die diese Krankeheit mit uns rumschleppen, oft tagelang sind. Auch ich hatte lange nicht den Mut jemanden von meine Problem zu erzählen, weil ich mir selbst nicht eingestehen wollte, daß ICH ein Problem habe. Doch irgendwann, bei mir kam es nach sechs Jahren in der Hölle, wollte ich nicht mehr die depressive, kotzende, alles abwesende, keine Nähe ertragende Frau sein, und hab beschlossen eine Therapie zu machen. Die erste Therapeutin bei der ich war, hat mir, das weiß ich jetzt, nicht so zugesagt. Ich bin nicht lange zu ihr hin gegangen.(Nov.00-März01). Von März weg bis jetzt war ich nicht in Therapie, aber jetzt werde ich wieder eine machen, da ich NICHT mehr so sein will. Oh Gott, daß wird jetzt sicher blöd klingen, aber wenn diese ganzen Nebenwirkungen, wie das depressiv sein... nicht wären, ich kann dir sagen, ich würde weiter kotzten wollen.. siehst du, wenn auch du genauso denktst, dann solltest du auch eine Therapie machen..

Das Leben kann doch so schön sein,daß wissen wir doch von früher.. Oder??

Ich wünsche Dir alles Glück und noch viel mehr Kraft um den ersten Schritt zu machen. Und wenn auch nur darum, daß wir wieder lachen können....

Denk an Dich...