Wie sage ich es meiner Familie?

#1
Hallo zusammen

Ich wollte euch fragen wie ihr eurer Familie beigebracht, dass ihr eine ES habt. Vor ein paar Monaten war ich so nah dran, meinem Freund und meiner Mutter von meiner ES zu erzählen. Aber ich hab mich dann doch nicht getraut. Aus Angst meinen Freund zu verlieren und meine Eltern zu enttäuschen. Meine Mutter würde daran kaputt gehen wenn sie von meiner Bulimie wüsste. Sie ist selber ein eher labiler Mensch. Aber wenn ich eine Therapie beginne. Muss ich es ihnen doch sagen?! Zumal habe ich auch Angst, dass bei mir auf der Arbeit was mitbekommt.

Ich weiss einfach nicht wie ich aus diesem Teufelskreis rauskommen soll.
:cry:

#2
Hm .... mir geht es ähnlich, ich kann nicht darüber sprechen weil ich angst vor den Konsequenzen habe.

da du volljährig bist müssten deine Eltern nicht unbedingt von einer Therapie erfahren! Wohnst du denn bei deinen Eltern oder alleine? An deiner Stelle (ich glaube genauso werde auch ich es tun... auch wenn ich es zugegebenermaßen hinauszögere :cry: ) würde ich erstmal mit einem Arzt darüber sprechen (der ja eh Schweigepflicht hat - auch deinen Eltern gegenüber, da du ja volljähtig bist) und mich beraten lassen. Ich glaube, es ist auch einfacher sich zu "outen", nachdem man schon einen Schritt zur Besserung hinter sich hat.

Fest steht, dass du mit jemandem in deinem direkten Umfeld darüber reden solltest. Bei einer entsprechend verständnisvollen Reaktion wird dir der nächste Schritt viel einfacher fallen.
... Ich tanze so schnell ich kann ...

#3
Hallo!

Es verlangt sehr viel Mut sich zu outen, dass ist klar. Man hat einfach Angst, wie die Menschen um einen reagieren.

Auch ich habs einige Zeit geheim gehalten, doch mittlerweile wissen meine Familie und meine wenigen (sehr) guten Freunde davon. Meine Freunde haben alle SUPER verständnisvoll reagiert, sind total lieb zu mir und ich weiß genau, wenn ich was brauche, sind sie immer für mich da. Auch meine Eltern helfen mir sehr. Jedoch, vor allem meine Mama kann nicht verstehen, warum ein Mensch sich absichtlich übergibt, aber ich habe kürzlich nach einem Zwischenfall ein Gespräch mit ihr geführt, was mir klar gemacht hat, dass sie sich große Sorgen macht und dass auch sie mich unterstützt. Ich mache auch eine Therapie, alle akzeptieren das und heißen das gut.

Also, ich hab die Erfahrung gemacht, dass das Umfeld positiv reagiert, was mir unheimlich viel Kraft gibt. Mittlerweile hab ich die Bulimie schon ziemlich gut im Griff.
Ich bin mir sicher, keiner deiner guten Freunde wird dich verachten oder verurteilen, wenn du ihnen sagst, dass du Bulimie hast. Auch deine Familie nicht. Sie alle haben dich gern und wollen, dass du wieder gesund wirst!!! Davon bin ich überzeugt!

#4
Ich weiß nicht, ob dir dieser Post geholfen hat, Silver, mir hat er auf jeden Fall geholfen ! Also ein großes Dankeschön @laniger! Ich ringe andauernd mit mir darum es meinem Freund und meinen Eltern zu sagen .... aber zu hören, dass bei dir nurpositive Reaktionen kamen, ist ermutigend !!
... Ich tanze so schnell ich kann ...

#5
Wir würden ja auch positiv reagieren, wenn wir erfahren würden, dass ein Familienmitglied/Freund ein Problem hat, nicht wahr?! Ich denke nicht, dass wir uns von einem lieben Menschen distanzieren würden, nur weil er krank ist!

Es hilft wirklich sehr, wenn man wen hat, mit dem man reden kann, dem man Sorgen anvertrauen kann und mit dem man Erfolgserlebnisse teilen kann.

Danke!

#6
Hallo Meggie und Laniger

Ich danke euch für die guten Tipps. Ich denke schon, dass mein Freund positiv reagieren wird. Aber er wird wohl auch ziemlich überrascht sein. Wie hast du, Laniger, es deinen Eltern oder dem Freund gesagt? Einfach mal alle zusammengetrommelt oder hast du es ihnen einzeln gesagt?
Ja das grosse Problem ist, dass ich noch bei meinen Eltern wohne. Und das bestimmt noch 2 Jahre, da ich diesen Herbst eine Weiterbildung beginne und mir noch keine eigene Wohnung leisten kann.

Liebe Grüsse

Silver

#7
Ich wohne an den meisten Wochenenden und in den Ferien auch bei meinen Eltern! Dass meine Eltern Bescheid wissen, hindert mich auch oft daran, mich völlig gehen zu lassen!
Bei mir war es so: bevor die Bulimie kam, war ich ein Zeitl magersüchtig. Da fällt es dann natürlich schon auf, wenn man aufeinmal wieder so viel isst. Meine Eltern sind irgendwann von selbst drauf gekommen. Ich habs nicht direkt zugegeben, aber auch nicht abgestritten, war mir halt unendlich peinlich. Dann aber hab ich ihnen gesagt, dass ich eine Therapie anfange und sie haben positiv reagiert.
Meinen Freunden (einen festen Freund hab ich nicht) hab ichs einzeln gesagt.
Man denkt ja immer, dass keiner was mitbekommt, aber alle haben gemeint, dass sie gemerkt haben, dass was nicht stimmt. Sie haben vielleicht nicht gewusst, dass es Bulimie ist, aber sie haben gespürt, dass es mir nicht gut geht.

#8
Ja gut, aber ich denke nicht, dass meine Eltern auch nur einen kleinen Schimmer von meiner Bulimie haben! Von meinem Gewicht her sieht man mir überhaupt nichts an. Das Einzige an dem sie was bemerkt haben könnten ist, dass sie irgendwas gehört haben wenn ich über der Schüssel hange... Aber ich denke nicht die haben gar nichts mitgekriegt.

#9
Hab auch lang gedacht, ich bin ja schon ein Profi und kann alles super verbergen. Aber mir wurden die Augen geöffnet. Häufiges K* kann man ja fast gar nicht von den Eltern verbergen. Man kann es einem ansehen, man bemerkts am Verhalten, man sieht und riecht es am Klo oder wo auch immer man das macht (auch wenn man glaubt, man hat alle Spuren beseitigt..., irgendwann "übersieht" man was)
Hab auch schon gedacht: sind meine Eltern so blöd und merken wirklich nichts, oder wollen sie nichts merken, oder bin ich wirklich eine perfekte Vertuscherin????
Ich denke mal, manchmal merken sie echt nichts, aber wenn es mal extrem wird, dann merken sie bestimmt was, auch wenn sie es vielleicht nicht wahrhaben wollen...

#10
Snief hab gestern versucht meinem Freund zu sagen, dass ich eine ES habe aber als ich da so in seinen Armen lag konnte ich es einfach nicht! Ich hab so eine schreckliche Angst, dass es eine riesen Belastung für die Beziehung wird und es nie wieder so sein wird wie es jetzt ist. :(

#11
Hey Silver,
ich kann dir nur dazu raten, mit deinem Freund zu reden.
Bei mir war es so, dass mein Freund einfach tierisch genervt von mir war, da ich wirklich ständig schlecht drauf war und über nichts mehr lachen konnte. Irgendwann hat er mich dann abends im Bett gefragt: "Hey Maus, was ist mit dir los?" Ich glaub ich hab zwanzig minuten geschwiegen bis ich dann endlich diesen verfluchten Satz: "Ich hab Bulimie" rausbekommen habe...
Er hat super lieb reagiert und hat seitdem viel mehr Verständnis für mich. Das er Bescheid weiß, macht es mir deutlich leichter, denn wenn ich mich mal schlecht fühle, habe ich immer jemanden, mit dem ich reden kann, der mich mal in den Arm nimmt und mir sagt, dass er mich lieb hat. Das hilft echt enorm.
Außerdem trau ich mich jetzt nicht mehr, in seiner Gegenwart auf´m Klo zu verschwinden.

Ich drück dir die Daumen, dass du es schaffst! Und wenn du es nicht über die Lippen bringst, versuch doch, deinem Freund nen Brief zu schreiben! Das ist deutlich leichter und bestimmt nicht weniger aussagekräftig.
Also, DU SCHAFFST DAS!
Du muss akzeptieren, Bulimie ist eine Krankheit oder eher gesagt Sucht, würdest du deinen Freund hassen, wenn er dir sagt, dass er ne Magen- Darmgrippe hat?! (ich weiß, das Bsp. ist stark übertrieben, aber vielleicht gibt es dir - oder auch anderen) einen Denkanstoß in die richtige Richtung.
Ich seid alle viel stärker als ihr euch immer einredet!

Aira

#12
Hi Aira

Vielen Dank für Deine aufmunternden Worte. Ich habe es inzwischen meinem Freund nach langem Hin- und Her gesagt. Ich hab an dem Abend als ich es ihm gesagt habe ziemlich lang nur herumgedruckst bis ich wirklich den Satz "ich hab Bulimie" rausgekriegt habe. Allerdings hatte mein "Geständnis" anfangs nicht die gewünschte Wirkung. Mein Freund hat anfangs irgendwie komisch reagiert. Er hat das einfach zur Kenntins genommen und nicht weiter darüber gesprochen. Ich darauf hin ziemlich enttäuscht. Hab mir lange gewünscht, es ihm gar nie gesagt zu haben. Ich hab ihn dann aber mal darauf angesprochen, weshalb er nichts mer dazu sagt. Er meinte darauf, dass er bemerkt habe, dass ich nicht gerne darüber spreche und er wollte mich zu nichts drängen. Ich hab ihm dann einen langen Brief geschrieben, indem ich ihm wirklich alles über meine Krankheit geschrieben habe. Und dann kam dann endlich die Reaktion die ich mir schon von anfang an gewünscht habe. Seither achtet er sehr auf mich und ist für mich da und spricht auch von selber meine Krankheit an.

Ich bin nun doch froh, dass ich es ihm gesagt habe. Meinen Eltern werde ich es aber nicht sagen, ich hab ja nun jemanden der mir hilft und für mich da ist.

Liebe Grüsse

Silver

#13
Hi Silver!
Na, das klingt doch mal gar nicht so schlecht! Ich denke, du kannst stolz auf dich sein, dass du es ihm gesagt hast!!! Das ist nämlich echt kein einfacher Schritt. Also *auf.die.schulter.klopf* weiter so! :)

Als ich es meinem Freund gesagt habe, hatte ich mir in der Sekunde in dem die Worte ausgesprochen waren, gewünscht ich hätte mir vorher die Zunge abgebissen und nichts gesagt... aber da war es - glücklicherweise - schon gesagt :)
Nun, einige Zeit später hatte ich ihn gebeten, mir übers Internet ein Buch über Bulimie zu bestellen (per ebay, bei ihm funzt das mit dem Überweisen besser als bei mir...) jedenfalls hatte er das Buch dann ein paar Tage und wohl auch sofort ziemlich genau durchgelesen. Danach war ihm dann auch so einiges klar, warum und wie meine Familie damit zu tun hat usw. (das buch heißt "befreiende Wege aus der Bulimie"; ich finds echt nicht schlecht - mir hat´s geholfen. Und meinem Freund auch :wink: )
Ich denke, jede "Krankheit" lässt sich besser verstehen, desto mehr man drüber weiß und nur wenn man etwas versteht, kann man dem Betroffenen wirklich helfen. Das Sprüche wie "dann hör doch einfach auf zu kotzen", einem nicht wirklich helfen, weiß mein Freund jetzt zum Glück auch :)
Meinen Eltern werde ich es aber nicht sagen, ich hab ja nun jemanden...
Nun, zu allererst: geht mir genauso :)
Du musst dir halt wirklich bewusst machen: WAS IST DEIN PROBLEM? und WESHALB HAST DU BULIMIE? WO LIEGEN DIE GRÜNDE? usw.
Ich vermute, dass es halt mit meiner Familie zusammenhängt, von daher wäre es evt. das einzig richtige es ihnen zu sagen, aber im Moment klappt es auch so. Toi, toi, toi hab in den letzten 4 Wochen nur fünf mal gek*

So, ich will hier nit das ganze Forum vollschwafeln, wenn du willst können wir uns ja per icq oder pm schreiben. Würd mich freuen!

Aira

#14
Hallöchen!

Bisher weiß es keiner von meiner Bulimie aber ich wüsste auch nicht wie ich es ihnen beibringen kann!!
Ich hoffe mir kann jemand helefen und mir sagen wie ich es ihrnen beichten soll!!

Lg Nicole

#15
Hallo Silver

Herzliche Gratulation, dass du ein erstes Mal über deinen Schatten gesprungen bist und es deinem Freund gesagt hast. Kann sein, dass er
anfangs überrumpelt und geschockt war, dass er nichts gesagt hat. Vielleicht kannte er sich auch gar nicht aus mit dieser Krankheit. Was sollte er also sagen? Vielleicht hat er darauf gewartet, dass du weiter erzählst.

Nun ist es aber Gott sei Dank raus und seine Reaktion und Einstellung ist
glücklicherweise positiv verlaufen. Wie wäre es, wenn du nun im Beisein
deines Freundes deine Eltern aufklärst?
So ungefähr wie: Ich habe Bulimie, mein Freund weiss es und will mich tatkräftig unterstützen, davon loszukommen!

Gut wäre, wenn du dich vorher um eine Therapie bemühen würdest, damit du dies auch gleich den Eltern zeigen könntest: Seht, ich WILL davon weg. Bitte helft auch ihr mir soweit möglich.

Ich drück dir die Daumen
Peter

PS: den 2. Teil könnte auch Nicole14 versuchen
Auch mit in den Weg gelegten Steinen kann man ein gutes Bauwerk errichten