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Hilfe!!! Erbreche von Morgens bis Abends

Verfasst: Sa Jul 19, 2003 17:54
von Barbara19
Ich wäre sehr sehr froh wenn mir jemand Tipps geben könnte, wie ich von der Bulimie loskomme. ich hatte vor 3 jahren annorexie und jez seit 2 jahren bulimie.ich war bereits 4monate in stationärer Behandlung wo ich kein einziges Mal gekotzt hab. aber kaum hab ich mit der arbeit begonnen, hab ich auch wieder mit erbrechen begonnen. Ich hab vor 3 monaten auch mit der ambulanten therapie aufgehört,da diese gar nichts mehr nützte. momentan geh ich nur noch arbeiten und essen und kotzen, sonst nichts mehr! bis zu * mal am Tag!!!! ich kann nicht mehr damit aufhören! hab auch schon ganz offenes und zurückgebildetes zahnfleisch und offene zunge, halsschmerzen, müdigkeit und schwindel.



Kann mir jemand helfen????

Vielen Dank

Verfasst: Sa Jul 19, 2003 18:07
von Cassandra
Was bringt dir das?
Beantworte mir das.
Warum so ein Drama?
Es gibt keine Urkunde für die schönste Kotze.
Was gibt dir die Bulimie, dass du so sie dermaßen auslebst?

Und dann sag mir, dass du dir das nicht auch selber geben kannst.

Verfasst: Sa Jul 19, 2003 18:20
von blueberry
hi barbara!

hm... ist sicher nicht leicht wieder einen punkt zu finden, wenn man gerade so tief drinhängt.
aber du musst einen finden. einen, von dem du in eine richtung schauen kannst und wieder perspektiven siehst.

woran meinst du hat es gelegen, dass dir die ambulante therapie nicht geholfen hat?
und warum denkst du, ist deine bulimie gerade so heftig?

ich weiß, es ist SAU-schwer... aber du MUSST dich wieder ein bissl fangen, um weiterzukommen.
du brauchst das k* nicht unbedingt. niemand zwingt dich und niemand ist dir böse, wenn du nicht k*... du musst es auch nicht sein.
wenn du isst, sag dir, es ist ok!

lg
mari

warum?

Verfasst: Sa Jul 19, 2003 18:33
von Barbara19
warum ich das tue ist eine gute frage: irgendwie hatte ich schon immer das gefühl mit meinem leben überfordert zu sein.... ich hab einfach andauernd diese FA, wahrscheinlich weil ich mir sonst immer alles verbiete, denn ich esse nur gemüse und früchte wenn ich mal nicht kotze. sobald ich was esse was mehr kalorien hat muss ich k* aus Angst ich nehme zu und ich will auf keinen fall zunehmen.

Verfasst: Sa Jul 19, 2003 21:34
von Cassandra
Du fühlst dich überfordert aber verlangst gleichzeitig Perfektionismus, zumindest was die Figur angeht aber ich denke auch im restlichen Leben.

Merkst du was?

das bist du selber die da den STress macht. Egal weshalb das angefangen hat - weil du früher Eltern hattest, die dich wegen jedem Fehler verachtet haben oder was weiß ich - das ist egal. Wichtig ist, dass du merkst, dass du dir diese Welt in der du so überfordert bist, dass du alles wortwörtlich zum Kotzen findest selbst machst.

Und das musst du stoppen. Da wäre der erste Schritt rigoros nicht mehr zu kotzen, egal wie viel du isst. Und gleichzeitig jeden einzelnen Gedanken auf seinen Wahrheitsgehalt abzuklopfen und gegebenenfalls zu ändern. Du darfst dir diese Dramen nicht durchgehen lassen. Du musst sie dir verbieten und ins rechte Licht rücken.

Wenn dein Kopf dir sagt du bist eine Versagerin, dann sag nein. Du bist du mit deinem Pensum und deiner Bereitschaft zu leisten und solange dich niemand von außen zusammenscheißt, auf der Arbeit oder wo, dass du zu wenig machst, dann ist das in Ordnung. Und selbst wenn jemand dir von außen sagt, dass du zu wenig tust, besteht immer nochdie Möglichkeit dass er falsch liegt und dass kannst du ihn dann auch wissen lassen.

Um sowas geht es. Es geht nicht in erster Linie darum, was dich krank gemacht hat. Es geht darum, dass du die entstandenen Denkweisen änderst. Und dann gleichzeitig übst normale, gesunde Portionen zu dir zu nehmen.

Verfasst: So Jul 20, 2003 18:32
von wuwu
hi barbara,

nur eine einzige frage:

lebst du dein leben wie du es möchtest? wenn nicht, wie würde es ausschauen?

liebe grüsse,
wuwu

Verfasst: So Jul 20, 2003 19:03
von Barbara19
@ wuwu

eigentlich hätte ich alles was ich mir wünsche.....aber irgendwie war ich mit mir selber noch nie zufrieden. muss immer überall die beste sein, schule, sport, figur...usw.... das ist ein totaler stress den ich mir selber mache....und weisst du was: ?! wenn ich im urlaub bin kotze ich nie.!!! war vor 1 monat 1 woche in lloret de mar und hab kein einziges mal gekotzt!!!???!!!

was soll ich nur tun? ich kann ja nicht andauernd in urlaub?! :)

Verfasst: So Jul 20, 2003 22:29
von wuwu
hi barbara,

es könnte leicht sein dass du alles hast was du dir wünscht. oder eher glaubst dies zu haben.

aber: versuche dir zu vorstellen, du könntest dein leben verfilmen. wie würdest du dann sein, wie würden deine verwandte und freunde auf dich reagieren?

mir hat diese vorstellung sehr geholfen. ich versuche ab jetzt mein traum zu leben und es geht mir viel besser.

was ich aber aufgeben musste war, mein leben so zu leben wie es die anderen von mir wollten.

nimm dir eine woche zeit für dich. überlege ob deine ziele wirklich deine ziele sind. ich ehrlich gesagt konnte dies nicht unterscheiden. das war eine schmerzvolle erfahrung, denn ich fühlte mich nicht mehr ich. ich hatte das gefühl mich neu definieren zu müssen und wusste nicht wo ich die antworten suchen sollte. das ironische an der sache ist, man kennt die antworten bereits. die sind leider unter vielen fremden erwartungen begraben.

ich k* auch von morgen bis abends, konnte mich lange zeit nicht mehr stoppen. verschuldete mich bis zum letzten limit (essen einkaufen kostet einiges) und war körperlich am ende. jetzt aber geht es mir viel besser.
hinterfrage alle in deinem leben, was ist illusion und was wirklichkeit.

" wer glücklich ist, k*nicht " an diese aussage glaub ich ganz fest.

liebe grüsse, wuwu

p.s.: spürst du irgendwie eine art von liebesentzug wenn du nicht so bist, wie es die anderen von dir gerne möchten?

Verfasst: Mo Jul 21, 2003 15:13
von Barbara19
@ wuwu
@ MiniMe

Danke für eure Antworten. Ich denke, genau das ist das Problem: Mich hat noch nie wirklich interessiert was ich persönlich will. ich hab immer all das gemacht was nach aussen hin perfekt aussieht. hab ich auch gut hingekriegt: Ich bin 19, hab bereits eine eigene Wohnung, eigenes Auto, einen lieben Freund, guter Job und gute Noten in der Schule, modle nebenbei, was will man mehr??? glücklich sein vielleicht? ja ...... vielleicht sollte ich probieren, mehr das zu machen was MIR spass macht und nicht das wonach die gesellschaft schaut!!!! ........ ich muss nun echt beginnen mir mal über mein "nauch aussen so perfektes Leben" Gedanken zu machen....... ich will doch nur glücklich sein!!!!

Vielen Dank ihr beiden.... ich werd mir mal zeit nehmen und mir dazu gedanken machen. danke! :)

Verfasst: Mo Jul 21, 2003 19:10
von wuwu
hi barbara,

wohl den knackpunkt erwischt?!!! :D :D :D

liebe grüsse,
wuwu

Verfasst: Mo Jul 21, 2003 22:11
von Cassandra
Stimme wuwu total zu.

Vielleicht hilft es dir, wenn du ganz, nur für dich, du kannst sie danach verbrennen, wenn du Angst hättest, jemand sieht sie und verurteilt dich dafür, eine Prioritätenliste aufsetzt.

Was sind die Top ten deines Lebens? Und dann halte dich daran. das ist wichtig, der Rest nicht. Du hast ein paar Pflichten die du erfüllen musst (Schule z.B.) und der Rest ist dein Leben.

Ich kenne diesen Hang zum Perfektionismus. Für mich war das auch jahrelang die einzige Quelle, mich anerkannt und geliebt zu fühlen. Das hatte einmal den Grund, dass mein Vater sehr jähzornig ist und ich dachte, wenn ich nur alles richtig mache, dann entgehe ich seinem Rumgeschreie. Zum anderen hab ich eine Klasse übersprungen in der Grundschule und war seitdem bei den Mitschülern geächtet, bis heute.
Ich habe nur noch die Anerkennung von Lehrern und Erwachsenen bekommen und die vornehmlich dann, wenn ich was außergewöhnliches tat. Was mich zu immer mehr Leistung anspornte und mich immer merh herabblicken ließ auf andere, damit ich einen Grund hatte weiterzumachen. Ich hatte Angst davor, was wäre, wenn ich ganz banal und normal unter meinen Mitschülern wäre und keine schulischen Wunder mehr vollbringe. Deshalb habe ich sie gehasst, das war einfacher, als mir meine Angst und Einsamkeit einzugestehen. In der Musik war es dasselbe. Ich bin als klassischer Sopran geboren worden und wenn du 12 bist wollen dich damit alle und später auch noch. Aber es geht nicht um dich als Mensch, nur darum was du leistest.
Ich hab das Glück, oder das Pech, das meiste sehr schnell zu lernen. Meistens führe ich es aber dann nicht zu Ende, weil nach den anfänglichen schnellen Erfolgen auch für mich irgendwann der Punkt kommt, an dem ich nicht mehr besser werde oder es langsam geht. Das heißt aber, dass das Interesse an mir verloren geht und damit verliere ich das Interesse an dem was ich gerade tue und such mir was anderes, denn das die Anerkennung für Leistung war meine Lebensberechtigung. Mit dem Endgefühl für mich, nie etwas wirklich getan zu haben, egal wie sehr ich es geliebt habe. Denn nur das durfte getan und geliebt werden, was Erfolg brachte.
In der 10 hatte ich einen Notendurchschnitt von 1,5 und Bulimie, dass ich am Schluß nur noch wimmernd auf dem Bett lag. Danach war ich nie wieder so gut, ich konnte nicht mehr. Im Abi hat sich dass dann noch mal wiederholt. Ich hab jetzt "nur" 2,0. Als ich die Ergebnisse bekommen habe bin ich heulend zusammengebrochen...andere haben sich gefreut, dass sie gerade noch mit 4,0 durchgekommen sind. Aber das war für mich der Knackpunkt, an dem ich gemerkt habe: "Gut, du bist durchschnittlich, das wovor du immer Angst hattest, obwohl du es eigetnlich wolltest, aber darin nur die Gefahr sahst, abgelehnt zu werden, ist eingetreten. Und die Welt dreht sich trotzdem weiter. Und vor allem: jetzt hast du versagt (das hab ich mit 2,0 sicherlich nicht, aber ich hab das krank aber Gott sei dank so empfunden), aber jetzt wo es schon mal passiert ist kannst du auch frei sein. Jetzt ist es ja eh egal."
Und aus dieser Egalhaltung wurde plötzlich ein: "Ähm, ich möchte aber lieber..." Und seitdem hab ich einen Platz im Leben.
Es war heilsam, dazu gezwungen zu sein, mal nicht mehr die Beste zu sein. Ich hab auf Zuraten meines Freundes oft versucht, mich mal fallen zu lassen und einfach darauf zu vertrauen, dass ich nichts besonderes sein muss um akzeptiert zu werden, aber das ging nicht. Aber dieses Abizeugnis hat mich in meinen überhöhten Ansprüchen so sehr dazu gezwungen, mich als normal wahrzunehmen, dass ich plötzlich keinen Druck mehr hatte, was besonderes sein zu müssen. Ich hab zwei Tage gebrüllt wie am Spieß, weil cih dachte, so nimmt mich keine Uni mehr und alle werden mich auslachen, weil ich mich ja immer so toll und leistungsstark gefühlt habe,a ber es hat keiner gelacht, weil 2,0 ja gut ist. Nur ich dachte ich hätte versagt aber erfuhr keine Ablehnung. das war der Knackpunkt, danach wurde die Bulimie noch mal ganz schlimm und dann war es vorbei, dann hatte ich meine Lektion gelernt. ich hab wohl einfach nur noch mal die ganze Scheiße rausgekotzt, die ich jetzt erkannt habe und mich dann entschieden, sie mit einem Besen rauszukehren und nicht mit Kotze wegzuwischen...

Ich schreibe dir das, weil ich dir vielleicht ein Spiegel sein kann. Vielleicht erkennst du dich ein bisschen wieder, vielleicht auch nicht.
Das kann ich zum Perfektionismus sagen.
Aber jetzt gerade muss ich dir auch danken, weil dein Thread mich zu dieser Antwort bewegt hat und mir eigentlich noch mal wieder vieles klar geworden ist, was ich vorher nur schemenhaft umreißen konnte.

Verfasst: Di Jul 22, 2003 11:25
von wuwu
@cassandra:

hmm, deine geschichte ist meiner sicher nicht identisch, aber die struktur ein bisschen schon.

meine story:

als kind fühlt sich jede oder jeder als was besonderes, nicht war? ich kann mich noch ganz genau erinnern, wie ich damals meine umwelt und mich wahrnahm. so intensiv und unbeschwert zu gleich...

schon mit 6 jahren wollte ich in die schule. ich wollte was leisten, lernen und weiterkommen. obwohl mir meine ma gesagt hat, ich würde es irgendwann bereuen. schule ist kein spass, sondern sehr mit leistung verbunden. schon da bekam ich ein verzerrtes bild von der schule und was dies bei mir bewirken würde.

meine mutter hat mir immer gesagt, dass sie eine einser- schülerin war- in der schule war sie immer "perfekt". so wurde sie zu meinem vorbild und ich wollte sie nicht enttäuschen.

so wurde ich auch perfekt, aber ich merkte dass irgendetwas in mir starb. ich rebellierte, wollte aber die gute tochter bleiben.

dann bin ich vor 9 jahren von ausland mit meinen eltern nach österreich gekommen, wohl bemerkt ohne deutschkenntnisse. dass ironische an der sache war: ich hatte keine angst und wollte meinen vater beweisen, dass ich eine starke persönlichkeit bin (und nicht ängstlich).

und da began ich zu malen, und alles was ich tat wurde bewundert.

ich wurde in der neuen schule überhaupt nicht gut angenommen. die kinder hassten mich und beschimpften mich mit "scheiss ausländer". jeden tag, sozusagen als guten morgen.

ich lernte tag und nacht, musste zuerst alle texte übersetzen um sie zu lernen. ich schaffte die beiden ersten klassen mit nur einem dreier in deutsch.

meinen eltern erzählte ich nichts und so konnte ich meine bewunderung behalten.

als von der hauptschule in die oberstufe realgymnasium kam, war der horrortrip zu ende. ich fand freunde, entwickelte mich zu frau, genoss mein leben.
ein defizit gab es dennoch: schule wurde langsam unwichtiger- eher eine pflicht, mehr nicht.
und da begann mein chaos. ich fühlte mich hin und her gerissen.

als teenie, rebellierte ich auf einmal gegen alles. wollte meine freiheit nicht aufgeben, aber drang zu perfektionismus blieb trotzdem. mein notendurchschnitt war nur durchschnittlich- 2,2.

mein vater kam nicht mehr mit mir klar, meine muttler vermittelte nur zwischen uns.
ich war nicht mehr die süsse kleine perfekte tochter, und er bestrafte mich mit liebesentzug. 5 jahre lang.....

ich hasste mich so dermassen, dass ich alle meine baby fotos verbrannte und von zu hause mehrmals abhauen wollte.

ich begann viel und schnell zu essen, um dann ein paar tage zu fasten. ich nahm dennoch zu, bis ich leicht übergewichtig würde.

ich maturierte, und begann zu studieren. auf einmal konnte ich wieder mein leben in vollen zügen geniessen. aber statt dessen gab es noch mehr chaos. ich wollte wieder meine eltern mit meine leistung begeistern, und papa seiner liebe wieder neu gewinnen.

meinen ersten studienabschnitt schaffte ich noch irgendwie und mein vater begann mir seine aufmerksamkeit zu geben.
und DIES woltte ich nicht verlieren.

jetzt bin ich buliemisch, seit 2 jahren. hab ein jahr keine einzige prüfung geschrieben, hab mich geoutet, bin in therapie...

und ich bin dabei mein leben so zu gestalten wie ich es in wirklichkeit will. ich male wieder und meine bilder sind zum ersten malein teil von mir. früher zeichnete nur perfekte akte und verschenkte sie alle. jetzt könnte ich mir nie vorstellen meine (abstrakten!!!) bilder irgenjemanden zu geben. denn sie wiederspiegeln meine seele.
ich werde mir zusätzlich ein nebenjob suchen um mein studium zu finanzieren.

es geht verdammt schwer dies zu tun was man eigentlich will, man muss sich befreien von den ganzen fremden erwartungen. und siehe da, mir geht es langsam besser.

ES GEHT WIRKLICH- obwohl es anstrengend ist....

liebe grüsse,
wuwu