bulimie.at - das Forum

Hey ihr!

Eigentlich geht es mir ja sehr gut, aber seit gestern werd ich wieder etwas wankelmütig und kann mir nicht so recht erklären, woran es liegt.
Was für mich naheliegend ist:
Ich war gestern mit meiner großen Schwester und ihrer Clique auf dem Schützenfest. Die sind zwar alle sehr viel älter als ich aber ich hatte unendlichen Spaß, war aber am Schluß auch angetrunken.
Allerdings bin ich ein Mensch der wahnsinnig oft abgelehnt wurde und hatte davor sehr viel Angst, dass hat sich zwar nicht bestätigt, aber jetzt habe ich Sorgen, dass ich im Nachhinein doch einen schlechten Eindruck hinterlassen haben könnte, weil ich halt angetrunken war und eine ganz andere Generation bin, meine Schwester ist 14 Jahre älter als ich, ihre Clique bis zu 20 älter und aufwärts.
Das ist das eine.
Das andere ist, dass meine Sexualität ganz gewaltig im Umbruch ist. Ich habe früher immer nur Gewaltphantasien gehabt. Das kann ich jetzt nicht mehr, was ich als Fortschritt verbuche. Aber es baut sich auch nichts Neues auf, d.h. ich bin momentan ziemlich asexuell. Das verunsichert mich. Ich hatte daher auch ein bisschen Probleme mit Schatzi, nicht weil er wollte und ich nicht, sondern weil ich ein ganz zwiespältiges Verhältnis habe jetzt, ich will wohl, aber ich kann nicht, weil mein Kopf einfach nicht mitzieht.
Na ja und irgendwie hab ich auch Auseinandersetzungen mit meiner Figur, weil ich nicht die Klamotten tragen kann, die ich gerne tragen würde. Hot Pants, kurze Kleider und Räcke, bauchfrei, ich bin nunmal leicht übergewichtig. Allerdings fällt es mir schwer wahrzunehmen, inwieweit das jetzt Bulimie ist oder einfach nur Unzufriedenheit. Ich hab auch Angst, dass aus einer anfangs ganz gesunden Diät, einfach weil ich eben diese Kleidungsstücke tragen können möchte, wieder meine essstörung zuschlägt.

Ich hab keinen Selbsthass gerade oder muss jetzt kotzen. Aber ich bin traurig und weiß nicht so recht wieso, Oder kann da nichts logisches draus ziehen. Kann mir irgendwer einen rat geben, was gerade sein könnte?

Ok, ich hab gerade mit Schatzi telefoniert. Er hat mir ein bisschen die Ängste wegen des Schützenfestabends genommen, aber ich weiß jetzt auch, was mich wirklich unsicher gemacht hat.

Ich hab hier einen Schwabkatalog, mit all den superschlanken Models in den tollen Klamotten. Früher hab ich mir die Dinger immer angesehen um mich zu motivieren, weiterzukotzen.
Heute habe ich versucht, mich nur auf die Kleider zu konzentrieren. Und trotzdem hat es mich deprimiert. Weil ich mit *kg in sowas halt meistens nicht reinpasse, bzw. sitzt es nicht so gut. Und Hot Pants und kurze Röcke sehen auch einfach nicht gut aus, wenn man etwas pummelig ist. Ich würde sowas aber unendlich gern tragen können, weil ich es so schön finde. Auch diese Schmuckgürtel um die Hüften...etwas in meiner Größe zu bekommen, dass dann auch toll sitzt und nicht nur aus Zufall aussieht ist nicht leicht. Und daher habe ich den Wunsch verspürt abzunehmen.
Jetzt war ich aber total irritiert und hab gedacht: "Scheiße, wieder der nächste Rückfall im Anmarsch."
Ich hab diese Sorge dann mit Schatzi geteilt und wir haben festgestellt, dass ich eigentlich ganz ohne Selbsthass und ein Gefühl von wertlosigketi abnehmen möchte, einfach nur um diese Klamotten tragen zu können, weil sie schön sind ( das bezieht sich jetzt nicht nur auf die Katalogklamotten sondern auch auf die meisten Läden, ich muss immer lange suchen), ansonsten komme ich aber gut mit mir klar.

Von daher haben wir beide festgestellt, dass jetzt zwei Sachen wichtig für mich sind.

1. Ich muss gewaltig aufpassen, dass ich wirklich nur abnehmen will um das tragen zu können was ich tragen will...ohen zeitdruck und so weiter und ohne mein selbstwertgefühl davon abhängig zu machen

2. ich muss nicht unbedingt diät machen sondern noch weiter mein essverhalten trainieren, auch um einem rückfall rein technisch vorzubeugen, weil das halt von den jahren der bulimie immer noch ziemlich verkorkst ist, ich muss da echt noch dran arbeiten, weil ich noch zu viel süßes esse, zu unregelmäßig, aus langeweile, aus gewohnheit etc.

Ich hab Angst, dass mich das wieder in die Bulimie treiben könnte, aber ich möchte unbedingt auch mal Miniröcke und String Tangas tragen können, oder bauchfrei. Ich hasse mich jetzt nicht, weil ich es nicht kann und verteufel mich dafür, aber ich würde es so gerne. Ich denke, dann ist das doch auch eine gesunde Motivation, oder?


[bitte keine Gewichtsangaben]

Liebe Cassandra!

Ich würd mir jetzt keine Sorgen machen an deiner Stelle! Ich finde, wichtig ist, dass du dich amüsiert hat, und dass du nicht daheim gesessen bist und dich fertig gemacht hast! Warum also solltest du dich im Nachhinein jetzt fertigmachen? Das ist glaub ich ein gut funktionierender Mechanismus- das sich selbst ein schlechtes Gewissen machen- va bei ES gestörten, oder? Ich denke, dass auch andere mal angetrunken sind, die sich dabei aber überhaupt nichts denken! Steh besser dazu, weil wenn du dich deshalb jetzt mies fühlst, wird es sicher nicht besser. Du hattest einen schönen Abend! Denk dir einfach Hurra! Das ist mehr als ich vor kurzem noch erwarten konnte! du bist jetzt auf dem richtigen Weg, nämlich auf dem gesund zu werden! Da werden dir noch ganz ganz viele peinliche Sachen passieren. Und je öfter sie passieren, desto weniger schlimm wirst du sie irgendawann mal sehen!

Zum Thema Sex kann ich dir leider auch nicht viel sagen- das ist bei mir viel zu verworren. Aber das mit Gewaltphantasien kann ich bis zu einem gewissen Grad nachvollziehen, nur das es bei mir immer mit Erniedrigung verknüpft war.

Du bist leicht übergewichtig? das bin ich auch... Ich bin auch immer am Kämpfen, aber was bei mir in dem Fall hilft, ist wirklich nur gut sitzende Klamotten einzukaufen, indenen du dich wohlfühlst und die aber auch figurbetont sind! Dann mach ich mich immer hübsch (mach meine Haare schön und schminke mich ein bißchen) und so gestylt geh ich dann gleich viel lieber weg. Dann hab ihc auch eine gute Ausstrahlung und keine Probleme mit den Dünnen in Hot pants in meinem Umfeld!

in diesem Sinne, alles Gute und keine Angst vorm Leben!

Regenbogenschlange hat geschrieben:Zum Thema Sex kann ich dir leider auch nicht viel sagen- das ist bei mir viel zu verworren. Aber das mit Gewaltphantasien kann ich bis zu einem gewissen Grad nachvollziehen, nur das es bei mir immer mit Erniedrigung verknüpft war.

Genau das. Und das geht jetzt nicht mehr, weil mein Freund mich eben nicht erniedrigt, sondern wahnsinnig liebevoll behandelt und dadurch, dass ich ein besseres Verhältnis zu mir bekomme kann ich auch nicht mehr erniedrigend zu mir sein. Nur jetzt muss ich da was anderes lustvolles aufbauen, das ist schwer, man muss halt neue Bilder finden und die meisten die man vorgesetzt bekommt sind erniedrigend.

Du bist leicht übergewichtig? das bin ich auch... Ich bin auch immer am Kämpfen, aber was bei mir in dem Fall hilft, ist wirklich nur gut sitzende Klamotten einzukaufen, indenen du dich wohlfühlst und die aber auch figurbetont sind! Dann mach ich mich immer hübsch (mach meine Haare schön und schminke mich ein bißchen) und so gestylt geh ich dann gleich viel lieber weg. Dann hab ihc auch eine gute Ausstrahlung und keine Probleme mit den Dünnen in Hot pants in meinem Umfeld!

in diesem Sinne, alles Gute und keine Angst vorm Leben!

Angst vorm Leben, da hast du wohl etwas recht, oder gesagt nicht vorm Leben sondern vorm leben (also vor dem tun).

Ich weiß nicht, es zieht mich nicht runter, dass andere das tragen können, also ich fühl mich da nicht wirklich weniger wert dann. Aber ich würd es auch gerne können, das ist das Problem. Aber wenn ich deshalb abnehme laufe ich glaube ich nicht Gefahr wieder rückfällig zu werden? Ich erfülle mir damit ja nur einen Wunsch. Ich hab Angst, dass ich mich belüge, weißt du...aber mit meiner jetzigen Figur kann ich mich eben nicht so kleiden wie ich möchte, Speckrollen über Hüfthosen sehen halt nicht aus oder Speckfalten am Rücken bei einem rückenfreien Top.
Ich fühle mich deshalb nicht unwert, es ärgert mich einfach. So wie ich mir auch seit zwei Jahren die Haare wieder langwachsen lasse, weil ich sie wieder bis zu den Ellenbogen haben will, weil ich das gerne so tragen möchte.
Nur leider ist der Grat zwischen gesund Diät machen, weil man zum Beispiel wie ich, bestimmte Kleidungsstücke tragen können will und dann plötzlich doch irgendwelche Problemlösungen an das Dünnwerden heften sehr sehr schmal und ich hab so Angst runterzufallen. Andererseits möchte ich nicht mehr auf solche Klamotten verzichten müssen....ich werd es einfach wagen.
Ich will lernen, vernünftig zu essen und abzunehmen ohne gleich wieder meiner Essstörung zu verfallen. Ich denke, dass kann ich schaffen, wenn ich gut auf mich aufpasse.

Hallo Cassandra!

Das Du abnehmen möchtest finde ich grundsätzlich okay. Vor allem, weil Du ziemlich bewußt Deine Situation als Bulimikerin realisierst und Dir der Gefahren bewußt bist. Vielleicht könnte Dir eine professinelle Ernährungsberaterin helfen und mit Dir gemeinsam einen ausgewogenen Plan aufstellen, der Dir so ne Art Gerüst bietet und mit dem Du ganz allmählich ein paar Lio verlierst, mehr als * pro Woche sollten es jedoch nicht sein. Und Deine Angst wieder "richti reinzurutschen" ist sicher nicht unbegründet, aber wenn Du sie als Wegweiser und Alarmglocke nutzt, bist Du auf der sicheren Seite. Ich wünsche Dir viel Glück und Erfolg für Dein Vorhaben und vor allem Ausdauer und Geduld, das wird wohl der schwierigste Teil. Ich kann aus meiner Erfahrung sagen, das ich das nicht hatte und gleich sofort, am liebsten noch gestern dünner sein wollte. heute weiß ich, das das total dumm und unvernünftig war und meiner Luise den Weg geebnet hat. Meine Schwester hat es anders gemacht, ich habe sie damals ausgelacht, weil es so lange dauerte bis der Babyspeck runter war, aber sie ist heute gesund...
Das Problem mit der Sexualität ist so eine Sache und ein wichtiger Teil der von Dir angestrebten Selbstfindung (Du hattest in einem anderen Beitrag darüber berichtet). Ich bin ja etwas älter als Du, habe aber heute noch meine Probleme damit, mich als Weib, als Frau wahrzunehmen. Manchmal kann ich mich nur schützen, indem ich mich als Mensch, nicht Frau, nicht Mann, fühle und definiere. Geschlechtslos quasi, um nicht verwundbar zu sein. bestimmte Situationen und Anforderungen im alltag erfordern das für mich einfach. da ziehe ich mich regelrecht zusammen, so innerlich und schließe meine Weiblichkeit ein, um betimmte Situationen zu meistern. Darunter leidet natürlich mein Freund ganz schön, aber ich versuche es ihm in diesen Momenten klar und ehrlich zu sagen, sodas er sich drauf einstellen kann und mittlerweile auch weiß, was er dann so von mir zu erwarten hat, oder erwarten kann. Da ist dann eben nicht mehr drin. Leider dauert es dann auch immer wieder seine Zeit, bis ich meinen CoCon aufweiche und mein Frausein wieder annehme, zulasse und lebe.
Vielleicht wird das ja mal besser. Zur Zeit ist es wie es ist und ich denke zig mal besser und gesünder als FA und "ko..."

Tschüß Pauline