Antwort an Cassandra

#1
Hallo Cassandra, habe Deinen Beitrag über Durst und Süßigkeiten gelesen. kenne das auch sehr gut, diesen "Hiepper" auf Süßes...
Darüber hat Inke Jochims im Juni diesen Jahres ein Buch geschrieben "Zucker und Bulimie" auf der Basis neuster Forschungsergebnisse wird der Zusammenhang zwischen dem Botenstoff Serotonin, der für die Grundstimmung in unserem Gehirn sorgt und diese positiv beeinflußt unter anderem, und Heißhungeranfällen im Zusammenspiel mit Zucker, Süßem und den sich daraus ergebenden Konsequenzen bei der Ernährung dargestellt. Erschienen im Hedwig-Verlag Berlin ISBN 3-9808847-0-8.
Mir hat dieses Buch unheimlich geholfen. Es ist so ganz anders als die bekannten Bulibücher. Es geht nicht nur auf die psychische Ebene der Krankheit ein, sondern erklärt auch die Bedeutung der Nahrungqualität, die wir Betroffenen beachten müssen, um aus dem Dilema auszusteigen.
Sie wiederlegt die These, das Bulimie eine stoffungebundene Sucht ist, wie allgemein behauptet wird, sondern auch eine stoffgebundene Suchtkomponente aufweist, die von enormer Bedeutung ist, wie ich gerade dabei bin herauszufinden. Wie gesagt, jeder ist anders, aber das Grundstoffwechselschema im menschlichen Organismus funktioniert bei uns Menschen nach den gleichen Gesetzmäßigkeiten, die zu beachten sind.
Aus meinen Therapieerfahrungen kann ich nur sagen dieses Thema wurde immer negiert...Na ja, meistens jedenfalls...
Also viel Erfolg beim lernen, wie kann ich meine Heilung mit der entsprechenden Nahrungszufuhrqualität positiv unterstützen, neben den anderen Theraopiemöglichkeiten, die zur Verfügung stehen. Auch darüber schreibt Fr. Jochims sehr kompetent.
Gruß Pauline
PS. Ich bin neu hier im Forum und gleich über den Beitrag gestolpert, ich hoffe Ihr nehmt mir nicht übel, das ich gleich losgelegt habe.

#2
Ja, ich merke das auch gerade sehr deutlich, wie wichtig Essen ist und wie süchtig man danach ist, obwohl es einem psychisch gut geht. Danke für den Tipp.[/b]

#3
jetzt bin ich echt neugierig geworden! Werd mir das Buch auch besorgen! Aber kannst du vorwerg schon mal ein paar Dinge verraten? "Darf" man jetzt Süßigkeiten essen, oder soll man sie jetzt besser ganz weg lassen? Wenn ja, stellt sich irgendwann ein gesundes Zusammenspiel und Körpergefühl ein? Hats bei dir geholfen?

Sorry, für die vielen Fragen, aber ich find das total interessant!!!

Lg

#4
Hallo Regenbogenschlange! Du willst gleich alles auf einmal. das Buch ist erst im Juni erschienen. Ich habe es gelesen und mich hat es ziemlich beeindruckt. Also habe ich den Entschluß gefaßt mich darauf einzustellen. Die Entscheidung ist hart und macht Angst. Sie ist vergleichbar in etwa mit einem Alkoholsüchtigen kranken Menschen, der sein Suchtmittel aufgeben muß, das vom Verstand her auch irgendwie weiß, jedoch ziemliche Angst davor hat, weil er sich nicht vorstellen kann, wie es ohne gehen soll...
Ich zittiere jetzt einfach mal eine Passage aus dem Buch, dann kannst Du selbst urteilen und entscheiden. noch soviel mir geht es mittelmäßig mit dem Verzicht und es ist hart, aber ich glaube an die Notwendigkeit und habe die Hoffnung, das es besser wird und mit der Zeit, wie gesagt, es sind erst ein paar Wochen vergangen. In ein oder zwei Monaten kann ich mehr und fundierter darüber Auskunft geben.
So nun ein Auszug aus dem Buch:..... Es bedeutet, das erstens bereits der Akt des Schmeckens von Zucker und Fett eine Belohnungsreaktion bewirkt. Zweitens, dass der ständig überhöhte Blutzuckerspiegel während der Attacken das Problem fördert. Drittens bedeutet die Erkenntniss: Wer die Bulimie aufgeben möchte, muss einen echten Entzug von "belohnenden" Nahrungsmitteln durchführen. Wenn zum Frühstück Sucht auslösende Nahrungsmittel verzehrt werden, kann das am Nachmittag eine Attacke auslösen, weil die Rezeptoren im Gehirn "unterversogt" sind, nach einer Betaendorphinausschüttung verlangen und desshalb eine Gier nach süß und/oder Fett auslösen.
Es bedeutet auch, dass man noch monatelang nach der letzten Attacke vorsichtig sein muß. Dann kann man probieren, ob es funktioniert, eine Kugel Eis, ein Stck. Schokolade zu essen - oder nicht. Traten dann immer wieder Attacken auf, muss man Zucker für immer aufgeben. aber häufig ist es so, dass Frauen wieder ein wenig Zucker essen können, wenn sie ihn so behandeln wie Alkohol: Es ist ein Suchtmittel und kein Nahrungsmittel, und man kann genießen, wenn man vorsichtig damit umgeht.
Eine andere Passage: .... Um der Bulimie zu begegnen, macht es sehr wenig Sinn, die Heißhungerattacken zu kontrollieren, wenn sie auftreten: Im Moment, wo die Attacke beginnt, hat der Hypothalamus im Gehirn sich durchgesetzt. Ein Kontrollversuch wäre das gleiche, als führe man mit 80 bei Glatteis in eine Kurve und würde dann versuchen, die Gesetze der Physik mit dem freien Willen zu besiegen. Nutzlos. Das Auto schleudert, und allenfalls kann man noch das Schlimmste durch geschicktes Lenken verhüten.
Klüger hingegen ist es, das Auto bei Glatteis Stehen zu lassen oder im Schritttempo zu fahern und den Machtkampf mit der Natur lieber nicht zu versuchen.
weiter.... Neue Verhaltensweisen, die den Spiegel eines oder mehrer Transmitter im Gehirn verändern sollen, müssen immer eine Weile praktiziert werden, bis sie im Gehirn den Stellenwert der alten Lösung bekommen, oder anders formuliert: bis das Gehirn anfängt, die neue chemische Baseline für "normal" zu halten und die neuen Verhaltensweisen belohnt.....
Die Autorin stellt dann auch noch Regeln auf, die eine Grundorientierung geben. Aber lies selbst udn entscheide...

Gruß Sabine

#5
Ich hab mal sowas ähnliches gemacht. Das nannte sich "Fit for life" es war quaso vergane Ernährung und sehr viel Rohkost und unverarbeitet und gerade in der Anfangszeit hab auch ich nur unraffinirten Zucker benutzt und einen Monat keine Schoko gegessen etc. Aber ich habe keine Besserung verspürt, eher im Gegenteil.
Momentan halte ich es so, dass ich versuche, meine Ernärhung auf normal umzustellen, d.h. Süßigkeiten sind Genußmittel (kommt auf das gleiche raus), ganz darauf verzichten würde bei mir auch nur in neuen harten Regeln enden. Aber vielleicht bin ich körperlich auch noch zu sehr drauf und will es mir nicht eingestehen, das mag sein.

Eigentlich esse ich viel Zucker...ist mal eine ganz neue These, also dass die Bulimie auch so eine extreme körperliche Komponente haben soll, aber es klingt alles sehr logisch...ich werd mir das mal durch den Kopf gehen lassen. Meinst du man kann, neben dem kompletten Verzicht auch einfach reduzieren (...Junkie kommt nicht los...*g*)?

#6
Mich hat diese körperliche Komponete auch mehr oder weniger erschüttert, weil ich auch so ein Süßhahn bin. der Ehrlichkeit halber muß ich aber eingestehen, das ich mir das Süße nie wirklich geben konnte. ich habe immer dafür gesorgt, das es im Klo landete. Und letztlich hat bei mir jede Konfrontation, besser gesagt jeder Versuch Süßes zu essen im FA geendet... Also um so logischer die Wichtigkeit der Nahrungszusammensetzung. Jetzt gebe ich mir, wenn der Heeper komt Obst und das funktioniert recht gut. Es bleibt halt die Tatsache einer großen Traurigkeit, wenn ich, wo auch immer rein optisch auf Schokolade, Kuchen oder andere Süßigkeiten treffe und diese nicht haben darf, kann, will...
Aber ich hoffe inständig das das besser wird. Ich stehe auch zu dieser Traurigkeit und beerdige auf dies Weise hoffentlich diese doch eigentlichen Unnötigkeiten unserer verschwenderischen Konsumgesellschaft...Denn wirklich brauchen tut man das ganze Zeug zum Leben nicht. Die Schwierigkeit des Verzichts, denke ich, liegt wohl darin für sich ein adäquates Ersatzmittel, Ersatzhandlung zu finden, die Ausgleich schafft. Danach suche ich noch und gebe mir Zeit und bemühe mich geduldig meinen "Junky" in mir zu besänftigen...

#7
Ich hab mir das vorhin mal überlegt als ich einen Jieper auf Schokocappucchino bekommen hab. hatte auch etwas Hunger, also hab ich mir ein Salamibrot gemacht mit Pfefferminztee. Danach wurde der Jieper aber immer größer und am Ende hab ich dann ganz viel Schoko gegessen (kein wirklicher Fa und auch kein kotzen, das hab ich schon länger nicht mehr). Wenn ich mir gleich den Cappucchino gegönnt hätte (aber ich wollte ja das Antizuckerexperiment anfangen) denke ich wär es bei der einen Tasse geblieben.
Das sagt mir, dass ich vielleicht nach Zucker süchtig bin, aber der FA erst kommt, wenn ich mir das verbiete, was mein Körper gerade will. Hab das mal mit anderen ähnlichen Ernährungsexperimenten verglichen, die auch länger gedauert haben und ich denke, dass man das Gehirn durchaus an weniger gewöhnen sollte, dass ein totales Verbot aber allein psychisch schon zum Fressen führt.

#8
ich habs auch einmal mit veganischer ernährung versucht. Drei wochen hab ich das gemacht und mir ist es eigentlich sehr gut dabei gegangen. die erste Woche war doch eher schlimm, aber als ich an der ersten "kritischen phase" vorbei war, ging es. Mein stoffwechsel wurde auf diese Weise auch extrem angkurbelt und ich konnte praktisch soviel KH (haupts. vollkornprodukte), Gemüse und Obst essen, wie ich wollte. In der Zeit konnte ich auch wieder spüren, wenn ich satt war und wenns "zuviel" war, hatte ich auch kein schlechtes Gewissen. Hab auch kein einziges Mal gek*.
angenehmer Nebeneff. war, dass ich auch abgenommen hab. Aber
das sollen jetzt echt keine Abnehmtips sein. Der Punkt ist, dass es mir
gut ging, und das ich das gEfühl hatte, dass mein Körper genug und die
richtigen Nährstoffe bekommt.
Eigentlich finde ich es schade, dass ich nicht einfach so weitergegessen hab. mir ging es nämlich wirklich gut, aufgehört hab ich eigentlich deshalb, weil mein Umfeld mich überredet hat, dass Fleisch und Milchprodukte so essentiell für die Ernährung sind. Ist mir aber beides nich
abgegangen.
Wenn man sich mal dran gewöhnt hat, geht das. Nur die Süßigkeiten... endet meistens im FA. Auch kann ich nicht einfach so wieder damit anfangen, weil ich Angst habe, dass es schief geht und ich noch schlimmer dran bin mit k* als vorher, wenn der richtige Heißhunger kommen sollte. Abgesehen von allen anderen Änderungen im Umfeld, die eine Bulimikerin vornehmen sollte, glaub ich schon, dass eine gesunde Ernährung wichtig ist, um wieder gesund zu werden. Mit dem ein bißchen Süßes essen ist das auch so eine Sache, finde ich. Denn bei mir ist es so, wenn ich eine rippe Schoko esse, ists ja "eh schon egal" und wie es endet könnt ihr euch vorstellen... Vieleicht wär eine "strengere", "diszipliniertere" ernährung für mich das beste und wenn es mal zum K* kommt, ist das vielleicht nur mehr einmal die Woche und niocht mehr jeden Tag. Manchmal funktioniert das auch. Bitte versteht mich aber jetzt nicht falsch!!! ich meine keine Diäten und dergleichen- und will da jetzt auch nicht falsch interpretiert werden. ich glaube, dass wenn man ein wenig stärker geworden ist, schon mir mehr Disziplin (bitte nicht als Selbstbestrafung interpretieren- ich mein hier eher Achtsamkeit mit sich selbst und dem essen) in Sachen Bulimie weiterkommen kann.

War das jetzt eh halbwegs verständlich? :oops: