"Bei Dir Papa schmeckt´r mir!"

#1
Hier hat sich ein hochinteressantes Thema aufgetan!! Ich würde gerna, daß wir alle uns näher damit auseinandersetzen!! Die Familienstruktur und -funktion scheint mir ein sehr sensibles Thema zu sein.

Das erste mal in diesem Forum bin ich von diesem Thema sehr berührt worden. "Papa bei Dir schmeckts mir, von Dir nehme ich es gerne".
Ich glaube, es ist sehr wichtig, daß ich damit in der baldigen Therapie arbeite.

Wer weiß mehr zum Vaterthema zu sagen? Wer hat hier Ahnung??
Ich habe ein Dilemma mit meinem Vater, weiß aber die Bulimie noch nicht ganz daraus herzuleiten.

Wäre für weitere Beiträge zur Familienstruktur und Funktion und der Stellung und Funktion der Bulimier sehr sehr dankbar, ggf. auch Links @ ceterum. Können wir zusammenarbeiten??

Danke!

Liebe Grüße
Lupus

#2
Hallo!

Ich mache ja auch seit kurzem eine Therapie und die Familie spielt dabei fast immer ein Thema... ich habe zu meinem Vater ein sehr gutes Verhältnis und ich liebe ihn über alles. Er war immer für mich da und hat immer alles dafür getan, dass es mir gut geht...

...aber hinter dieser Liebe steckt sooooooooooo viel Abhängigkeit- eine Abhängigkeit, die nichts mit Liebe sondern Macht zu tun hat, die einen stückweise ruiniert.

Er liebt mich- daran zweifle ich nicht, aber er hat mich benutzt. Er hat mich für Erfolg und seinen Stolz benutzt. Er holte sich seinen Tochter-Vater-Befriedigung über Leistung. Je mehr Leistung (egal in welchem Bereich) ich gebracht habe, desto mehr Liebe und Zuneigung habe ich bekommen. Und das zu bekommen war echt schön für mich. Ich wollte natürlich immer mehr Leistung (mehr Leistung mehr Liebe) und ich hätte alles dafür getan, dass mein Vater stolz auf mich ist. Ich hätte alles getan? Ich habe alles getan! Immerhin muss ich ja schön sein... damit mein Vater stolz auf mich ist...

Liebe Grüße

#3
hi!

habe mal gehört, dass mädls, denen eine präsente vaterfigur fehlt/gefehlt hat, die ihnen vermitteln konnte, dass sie so, wie sie sind, liebenswerte frauen ist/sein wird und sie dadurch in ihrem frausein bestärkt, besonders zu ES neigen - unabhängig, ob der vater "nicht da" war, weil er tatsächlich das weite gesucht hat, weil er verstorben ist, weil er selbst durch sucht (oder arbeitswut) nicht "anwesend" war, oder wie auch immer.
scheint mir einiges dran zu sein, obwohl ich sagen muss, dass mein vater zwar nie so einen großen einfluss auf mich hatte, wie meine mutter (zumindest weniger direkten einfluss..) aber dass ich immer wusste, dass er mich genaus so liebt, wie ich bin. ich hab mich immer angezweifelt, er nie. sch.... vielleicht konnte ich ihm deshalb nicht glauben, weil er selbst süchtig war, und weil mir eingebildet hab, ihm da irgendwie helfen zu müssen und das konnte ich nicht und daher war/bin ich alles andere als ok - und jetzt bin ich dabei in "baby-schritten" (kennt ihr den genialen film mit bill murray!?) mein rettet-die-welt-syndrom abzulegen - wird langsam. gott sei dank. dass ich am besten mit einem roten cape und einem gütigen lächeln auf den lippen durch die gegend fliege um im namen gottes (wenn schon, denn schon :wink: ) alles übel auszutilgen und die armen und schwachen(!!!) zu retten (die es ja allein nicht können!!!! anmaßender gehts nicht, gelt!?) hab ich eindeutig mütterlicherseits geerbt :x und fleißig weiter perfektioniert

ach, sorry :( wenn ich euch jetzt mit einem mittelprächtigen erkenne-dich-selbst-posting nerve, ..hab wirklich einen elenden tag heut. danke jedenfalls fürs zuhören

eure sarah

Re: "Bei Dir Papa schmeckt´r mir!"

#4
in meiner seinerzeitigen therapie hat meine familie, auch massiv mein vater, eine wichtige rolle gespielt...speziell fuer ein maedchen ist es die erste maennliche figur, von der man geliebt wird, werden sollte...das problem glaub ich ist folgendes...die liebe einer mutter, muss man sich nicht erkaempfen, die ist etwas, im normalfall, gegebenes, man muss nix tun, es reicht ihr kind zu sein - auch wenn sich das im laufe der jahre aendert...beim vater muss man von anfang an etwas tun, in irgendeiner form liebenswert sein...man soll ein gutes, liebes maedchen sein, gute leistungen in der schule bringen, huebsch aussehen, was auch immer...um diese liebe muss man sich also weitaus mehr bemuehen...

in meinem fall war es schulischer erfolg, spaeter studienerfolg, erfolg im berufsleben...ich hatte das gefuehl als mensch nicht mehr zu zaehlen, sondern nur noch ueber noten, studienfortschritt, und sonstige bewertungskriterien geliebt zu werden...dagegen hab ich rebelliert...ich hab meinen falschen ehrgeiz ueber bord geworfen, bin lernmaessig nachlaessig geworden, hab angefangen, dieses nicht geliebt werden gefuehl mit essen zu kompensieren...mein vater kommt mit meinem derzeitigen aussehen auch nicht zurecht, nicht mit meinen einstellungen, was auch immer...das gibt mir das gefuehl versagt zu haben...und das ist ein konflikt - denn einerseits will ich versuchen zu sein, was in mir steckt, wer ich bin, andererseits fuehrt das zur ablehnung meines vaters...dilemma...

ich bin ziemlich sicher, dass viel von diesen ES seine wurzeln in der kindheit hat...ein buch, dass ich empfehlen kann ist *die kunst des liebens* von erich fromm...hard stuff, aber immens hilfreich, nach ursachen zu suchen...

alles liebe,
lililith
LupusLunae hat geschrieben:Hier hat sich ein hochinteressantes Thema aufgetan!! Ich würde gerna, daß wir alle uns näher damit auseinandersetzen!! Die Familienstruktur und -funktion scheint mir ein sehr sensibles Thema zu sein.

Das erste mal in diesem Forum bin ich von diesem Thema sehr berührt worden. "Papa bei Dir schmeckts mir, von Dir nehme ich es gerne".
Ich glaube, es ist sehr wichtig, daß ich damit in der baldigen Therapie arbeite.

Wer weiß mehr zum Vaterthema zu sagen? Wer hat hier Ahnung??
Ich habe ein Dilemma mit meinem Vater, weiß aber die Bulimie noch nicht ganz daraus herzuleiten.

Wäre für weitere Beiträge zur Familienstruktur und Funktion und der Stellung und Funktion der Bulimier sehr sehr dankbar, ggf. auch Links @ ceterum. Können wir zusammenarbeiten??

Danke!

Liebe Grüße
Lupus

familienaufstellung

#5
hi,

zum thema vater sag ich nur: macht eine familienaufstellung. ich hab am freitag bei schneewittchen eine gemacht und es war super.

ich möcht nur nicht soviel drüber reden, sie meinte, das bild muss wirken. ich will noch eine weile drüber nachdenken.

sie ist wirklich gut. sie wurde letzte woche sogar zu ein paar ski-superstars gerufen, damit sie dort aufstellungen und coaching macht. fühl mich richtig geehrt, dass ich auch bei ihr ins coaching gegangen bin :wink:

bussal
krisi

#6
Hi!
Ich denke,dass mein Vater zu meiner ES einen großen Teil beigesteuert hat. Das soll jetzt nicht so böse klingen,wie es vielleicht klingt...
Vielleicht fange ich kurz an,etwas dazu zu erkären. Als ich so ca.11 Jahre war musste meine Mum meinen Schwestern und mir sagen,dass mein Paps in Gefängnis muss-wegen Steuerhinterziehung,Betrug und Ähnlichem;also keine Gewaltverbrechen usw. Das war,verständlicherweise, für die ganze Familie ein riesen Schock. Wir saßen plötzlich auf nem Haufen Schulden und mussten fast alles aufgeben. Bisher hatten wir eigentlich ein super schönes Leben geführt und ich hatte auch ne super schöne Kindheit. Abn da an allerdings veränderte sich ales. Wir mussten unser Haus und unser Ferienhaus in SPanien verkaufen,ein Auto abgeben und in eine Mietwohnung umziehen. Das klingt jetzt alles ziemlich materiell,ich weiß. Aber in einem ALter von 11 Jahren war es eben total krass alles mit zu erleben. Ich konnte kein Taschengeld mehr bekommen und was das aller- allerschlimmste gewesen ist war,dass mein Paps einfach nicht mehr da war. Meine Mum war damals ziemlich am Ende und obwohl ich noch eine ältere Schwester habe war ich die einzige Person,der sich meine Mutter anvertrauen konnte. Dadurch habe ich nie über meine Sorgen geredet,da ich niemanden belasten wollte.
Nach ca.1 Jahr war mein Paps auf einmal wiedre da,so ganz plötzlich als ich mittags aus der Schule wiederkam. Aber er war total verändert. So abgemagert,so bleich, so traurig...Ich werde diesen ersten Anblick wohl nie mehr vergessen können...Da wir noch so jung waren,konnten meine Schwestern udn cih nicht zu den Besuchszeiten mit,nur meine Mum konnte ihn alle 2 Wochen für 30 Min sehen. Und nach ca.4 Monaten war er plötzlich wieder weg und meine Mum hatte wieder die schwierige aufgabe uns Geschwistern zu sagen,dass mein Dad jetzt für 2 Jahre und 8 Monate ins Gefängnis muss. Er war vorerst in U-Haft gewesen und hatte meiner Mum von seinem Urteil erst am Abend,bevor er wegmusste erzählt,warum auch immer...
Seitdem mein Paps wieder da ist(er ist wegen guter Führung früher nach Hause gekommen auf Bewährung) hat er sich sehr verändert. Ich liebe ihn über alles,nach wie vor,aber ich habe immer das Gefühl,dass er mit sich selbst unzufrieden ist und deshalb seinen ganzen Frust an meiner jüngeren Schwester und mir auslässt(die Ältere wohnt nicht mehr zu Hause).
Auch er weiß von meiner Krankheit und unterstützt mcih wo er kann. Aber sobald ich sage,dass er auch mal an sich arbeiten müsste,allein schon um die Geschehenisse aus dem Knast zu verarbeiten schaltet er ab und wir wütend...
Irgendwann,als ich so anfang 12 war fing meine ES an und cih denke,dass es damit zusammen hängt. Aber ich weiß es nicht und versuche es heraus zu finden.
Aber auch wenn es so ist,so würde ich mienem Vater und auhc niemandem sonst je die Schuld an meiner ES geben. Ich liebe meinen Vater und bin sehr froh,dass ich ihn habe.
Hoffentlich hat dies euch nichtzu sehr gelangweilt.
Liebe Grüße,
Natascha
Flüchte nicht in deine Träume-sondern lebe sie!

#7
Hallo Lupus!!

Also erst einmal muss ich dir meine Respekt für die unglaubliche wertvollen Beiträge die du in diesem Forum postest aussprechen. Zu deinem Thema kann ich dir nicht wirklich weiterhelfen, weil das bei mir ganz und gar nicht der Fall war, aber ich möchte euch trotzdem kurz einen Einblick in mein "nach-außen-hin-glückliches-Familienleben" geben:

Ich hatte noch nie ein wirklich gutes Verhältnis zu meinem Vater, seit er eine eigene Firma hat, hat es sich aber noch stark verschlechtert. Man muss auch dazusagen, dass ich den ganzen Tag nicht zu Hause bin und abends in mein Zimmer zum lernen gehe... oft frage ich mich selbst, ob das nur eine Flucht vor der Konfrontation ist!?! Es hört sich zwar heftig an, aber mittlerweile ekle ich mich vor meinem Vater, er ist extrem fett und wenn er nicht in seinem feinen Anzug, den er im Büro trägt steckt, lässt er sich total gehen.... vielleicht habe ich auch nur Angst, so zu werden wie er!! Andererseits ist er mein Vater, ermöglicht mir mein Liebstes, meine Pferde!! Ich muss ihn doch lieben oder??? Oft habe ich mich gefragt, was ich für ihn empfinde, aber ich weil es nicht. Anerkennung habe ich von ihm nie bekommen, nur über meine Mutter, genauso wie seine Wut auf mich, die lässt er an ihr aus und sie überträgt sie dann auch auf mich. Mein äußeres hat meinem Vater noch nie gefallen, dh eigentlich nur meine Figur. "Du wärst so ein hübsches Mädchen, wenn du ein paar Kilos weniger hättest!!" Er hat mir sogar schon 100 Euro geboten, damit *kg abnehme... und dann soll man sich noch akzeptieren??!? Die Anerkennung meiner Mutter habe ich immer durch meine guten schulischen Leistungen aufrecht erhalten, sie hat aber bis heute noch nicht gemerkt, wie unglücklich ich eigentlich bin, wahrscheinlich, weil sie viel zu sehr mit ihren eigenen Problemen beschäftigt ist... sie möchte auf demnächst ausziehen und ich stehe vor einer tollen Entscheidung: entweder bei meinem Vater bleiben, das Luxusleben weiter"genießen" und unglücklich sein, oder mit meiner Mutter weggehen, meine 2 Pferde verkaufen, Schule wechseln... aber noch klammere ich mich an die klitzekleine Möglichkeit, dass das doch nicht eintritt. Heute hatte ich eine heftige Disussion mit meiner mutter, eigentlich wegen einer Nichtigkeit, aber ich bin in letzter Zeit sehr aggrsiv, oft richtig hysterisch. Ich habe sie angeschrien und gesagt, dass sie ja gar nicht weiß, wie schlecht es mir geht und warum ich so bin, was der Grund dafür ist!Sie hat nicht mal gefragt was es ist, sondern gleich gemeint, dass ich keinen Grund habe, dass es mir schlecht geht... super, und sonst habe ich auch niemanden dem ich mich anvertrauen könnte. Also habe ich in letzter Zeit versucht meine Psyche mal selbst zu analysieren, was ziemlich schwierig und anstrengend ist.. Ich dachte, dass ich mich dann besser mit meinen Problemen auseinandersetzen kann, aber das Gegenteil ist eingetreten: Jetzt wo ich ziemlich genau weiß, was die Gründe für die Bulimie sind muss ich noch mehr über sie nachdenken... das jetzt genauer zu beschreiben würde noch Seiten füllen... naja, als ich dann meiner Mutter noch gesagt habe, dass ich mir ihre Anerkennung immer erarbeiten musste (gute Leistungen in der Schule bzw. Musik oder Sport=Anerkennung bzw geld) ist sie komplett ausgerastet, sie konnte oder wollte das nicht glauben, hat mir vorgehalten, dass sie ja immer nur das beste für mich wollte und nicht weiß warum ich so undankbar bin...

das musste ich jetzt einfach mal loswerden, vielen Dank schon mal fürs zuhören!!

Bussis eure cica
There´s no way to happiness, happiness is the way!!

#8
hallo lupus,

wollte dir auch gratulieren zu deinen guten Beiträgen.

hallo Cica,

dein Beitrag hat mich ziemlich berührt.
Was ich dir schreiben wollte, lass dir nicht von deiner Mutter einreden, dass du undankbar bist und, dass du zufrieden sein müsstest. Du hattest sicher recht mit deiner Aussage und sie wollte das warscheinlich nur nicht wahrhaben (vielleicht auch nur meine Pseudo-Interpretation, aber deine Situation kommt mir total bekannt vor)

Dass dein Vater dir 100 Euro fürs Abnehmen geben wollte, finde ich sowieso eine Frechheit. Er ist ja selber viel zu dick. Du könntest ja dein Taschengeld sparen und ihm dann 200 Euro geben, damit er wieder abnimmt und etwas attraktiver für deine Augen wird.
Tut mir leid, wenn ich agressiv schreibe, aber es tut mir weh, als ich gelesen habe, wie deine Eltern dir so wenig Selbstvertrauen geben. Ich glaub nicht, dass sie das aus Bösartigkeit tun eher aus Unwissenheit aber trotzdem schadet es dir.

Achte auf dich und denk dran es gibt sicher Menschen, die dich attraktiv finden und auch deinen Problemen zuhören.

Wünsch euch allen einen angenhmen und schönen Sonntag

Giocanda