2 Jahre lang dabei
Verfasst: So Mai 11, 2003 20:25
An alle, die hier nur positive Berichte etc. lesen wollen und so, die sollen gleich wieder auf "zurück" klicken, das wird jetzt keiner. Ich bin hier seit es dieses Forum gibt und ich hab selber genug solche "Posis" geschrieben. Heute nicht.
Ok, ich will ja nicht so viel einleitende Worte schreiben sonder gleich in medias res gehen.
Ein Teil (es gibt immer mehrere) meiner Geschichte
Stell dir vor du hast Kopfschmerzen. Du wachst auf in der Früh und da ist dieses Hämmern in deinem Kopf. Jede Minute, jede Stunde. - einfach die ganze Zeit. Du wirst schon fast wahnsinnig, weil dieser Schmerze einfach nicht aufhört. Zwar ist er nicht soo intensiv, aber einfach immer da. Du kommst also nach Haus und der Schmerz ist noch immer da. Er hat dich den ganzen Tag begleitet und war nie richtig weg. Du kommst nach Hause in dein Zimmer, passt einen Moment lang nicht auf und ZACK du rennst mit deiner großen Zehe mit voller Wucht gegen die Tischkante. Du schreist auf, siehst dir die Zehe an. Du tobst, machst dir Vorwürfe, dass du nicht aufgepasst hast. Du betrachtest die Zehe, schenkst diesem ganzen Ereignis einfach deine volle Aufmerksamkeit und nach einer Stunde kommst du drauf, dass du keine Kopfschmerzen mehr hast. - was natürlich den Beginn eben dieser wieder auslöst.
Es war genau vor 2 Jahren als ich den Wien Marathon gerannt bin. Meine Beziehung endete 1 Woche vorher und mir gings beschissen ich wollte einfach nur noch sterben. Ich hatte in dieser Woche so gut wie nichts gegessen und trainiert natürlich auch nicht. Trotzdem bin ich mitgelaufen weil ich wissen wollte, wie weit ich meinen Körper bringen konnte. Als der Tag dann kam und ich lief, musst eich die ganze Zeit daran denken, wie das alles gelaufen war. Ich hatte meine 5jährige Beziehung verloren. Meine große Liebe wie ich dachte. Der Mensch mit dem ich durch die Hölle gegangen war, aber mit dem ich gern durch diese Hölle ging. Schlussendlich hatte diese Person mir nur bewiesen, dass ich mich geirrt hatte, - 5 Jahre hatte ich auf den falschen Menschen gesetzt.
Man kann sich diesen Schmerz nicht vorstellen. Ich glaube, dass das niemand kann. Meine Motivation etwas zu erreichen, mein Glaube an die Menschen, die Liebe und, dass diese alles schaffen kann. - einfach weg. Mit all diesen Gedanken ging ich an den Start und sie begleiteten mich. Das Laufen war die Hölle. Teilweise weinte ich weil ich so innerlich fertig war. Ich konnte einfach an nichts anderes mehr denken und der Schmerz ließ mich einfach nicht mehr los. Dann passierte es. Nach Kilometer 20 war ich körperlich total am Ende. Ich spürte einfach, dass ich keine Kraft mehr hatte. Mein Körper schrie einfach, dass ich das alles endlich beenden sollte, - und je lauter mein Körper schrie, desto weniger laut hörte ich die Schrei meines Geistes, der um die Liebe trauerte. Also lief ich weiter.
Nach 2 weiteren Kilometern passiert dann jenes Ereignis, das prägend wirkte. Schon seit einem Kilometer drehte es mich nurnoch und mir wurde ständig schwarz vor Augen. Die Schreie jedoch wurden immer leiser. Dann lehnte ich mich gegen einen Baum und kotzte all dei Flüssigkeit heraus, die ich in den letzten 2 Stunden getrunken hatte. Ich stand da, kotzte und kotzte in einer Tour. Ich spürte nichts mehr. Weder meine Beine noch irgendwas .- und ich hörte auch keine Schreie mehr. Für die Zeit des Kotzens und die 20 Minuten Erholung danach war alles still. Ich hatte den einen Schmerz (den ich mir nicht ausgesucht hatte) gegen einen anderen eingetauscht (denn ich mir sehr wohl selbst gewählt hatte). Dies war ein einprägsames Ereignis.
Zwei Jahre später bestelle ich mir x Pizzas zur Zustellung, esse noch x Joghurts die ich zu Hause habe dazwischen, schlinge die Pizzen in xx Minuten herunter, um sie dann später zur Gänze wieder dem Klo zu übergeben. Und noch immer zieht das Prinzip von damals: Für die kurze Dauer dieser Fressanfälle mit dem Kotzen als Ende spüre ich keine Schmerzen mehr. All die Enttäuschungen, Schmerzen, Verzweiflungen, Ängste.- der ganze Scheiß, er ist einfach weg.
2 Jahre später muss ich feststellen, dass ich im Schnitt jeden Tag dieser zwei Jahre statistisch gesehen ein Mal gekotzt habe. Sicher, manchmal 4 Tage nicht (auch länge) dann wieder 4 oder 5 Mal am Tag, weil ich es einfach nicht packe.
Ist es ein ganz schlimmer Tag kommt die Weißbrot Attacke. Da ich darauf eine Allergie entwickelt habe, bin ich drauf gekommen wie dies zu nutzen ist: x Packungen Toastbrot, eine Flasche Ketchup, xx Käsescheiben, Mais. Was raus kommt ist, dass mein Körper völlig K.O geht und der Kreislauf einfach aufgibt. Ich kippe regelrecht um und wache 2 Stunden später wieder auf. Was dann kommt ist das übliche Programm. Klosession.
2 Jahre später habe ich aber auch erkannt, dass diese Sucht mir nicht nur Vorteile verschafft (Schmerz lässt nach) sondern auch viel nimmt. Es gibt kein gemütliches Essen mehr. Entweder voll oder gar nicht. Ist der Löwe erst mal geweckt gibt es kein zurück mehr und ich muss da durch und es durchziehen. Viel mehr Auswirkungen hat aber die soziale Isolation. War ich früher ein Mensch der plante, so ist dies durch den Umstand dass ich kotze nicht mehr möglich. Ich weiß ja nie, wann der nächste Anfall kommt und demnach kann ich auch nichts mehr planen. Dieses andauernde geheim halten isoliert einfach. Außerdem ist es viel einfacher sich mit Essen zuzuknallen als mit anderen Menschen zu treffen, die einen doch nur wieder enttäuschen bzw. weh tun. Ich habe gelernt, dass mir die Bulimie viel nimmt, aber auch sehr viel gibt. Es gab Zeiten in diesen 2 Jahren, da habe ich sie verdammt und wollte sie nicht wahr haben, schlussendlich muss ich sagen, dass sie mir aber mein Leben aber erst erträglich macht und mich sozusagen derzeit fast täglich rettet, weil ich die Welt so wie sie ist einfach nicht ertrage. Ich weiß aber schon auch, dass sie mich schlussendlich wohl zerstört, aber mit geht es um das Jetzt und nicht um das Später.
2 Jahre später habe ich in online Foren fast täglich meine Gedanken geschrieben und gesehen, wie viele Menschen das gleiche Problem haben wie ich. Ich habe gesehen, dass viele meine Gefühle teilen. Mein Gefühl, nicht auf bzw. in diese Welt zu passen.
2 Jahre später habe ich aber auch gesehen, dass diese Freundin wie sie von allen liebevoll genannt wird, niemanden neben sich duldet. Als ich mich vor 1 Monat total verliebt hatte und ich mich entscheiden musste, - entschied ich mich für die Bulimie und gegen die Liebe. In meinem Kopf habe ich noch immer den Gedanken, dass ich die Sucht steuern kann (auch wenn das schon lange nicht mehr stimmt, - und mir das aber nichts mehr ausmacht).
2 Jahre später habe ich wirklich allen Glauben an die Welt, an die Menschen, an mich, einfach an alles verloren, sitze da, bestelle mir 2 Pizzas und ein paar Joghurts und beende den Tag auf meine Art
Es kotzt mich an, dieses Theather, das manche so toll das Leben nennen.
Happy birthday, herbststimmung
Ok, ich will ja nicht so viel einleitende Worte schreiben sonder gleich in medias res gehen.
Ein Teil (es gibt immer mehrere) meiner Geschichte
Stell dir vor du hast Kopfschmerzen. Du wachst auf in der Früh und da ist dieses Hämmern in deinem Kopf. Jede Minute, jede Stunde. - einfach die ganze Zeit. Du wirst schon fast wahnsinnig, weil dieser Schmerze einfach nicht aufhört. Zwar ist er nicht soo intensiv, aber einfach immer da. Du kommst also nach Haus und der Schmerz ist noch immer da. Er hat dich den ganzen Tag begleitet und war nie richtig weg. Du kommst nach Hause in dein Zimmer, passt einen Moment lang nicht auf und ZACK du rennst mit deiner großen Zehe mit voller Wucht gegen die Tischkante. Du schreist auf, siehst dir die Zehe an. Du tobst, machst dir Vorwürfe, dass du nicht aufgepasst hast. Du betrachtest die Zehe, schenkst diesem ganzen Ereignis einfach deine volle Aufmerksamkeit und nach einer Stunde kommst du drauf, dass du keine Kopfschmerzen mehr hast. - was natürlich den Beginn eben dieser wieder auslöst.
Es war genau vor 2 Jahren als ich den Wien Marathon gerannt bin. Meine Beziehung endete 1 Woche vorher und mir gings beschissen ich wollte einfach nur noch sterben. Ich hatte in dieser Woche so gut wie nichts gegessen und trainiert natürlich auch nicht. Trotzdem bin ich mitgelaufen weil ich wissen wollte, wie weit ich meinen Körper bringen konnte. Als der Tag dann kam und ich lief, musst eich die ganze Zeit daran denken, wie das alles gelaufen war. Ich hatte meine 5jährige Beziehung verloren. Meine große Liebe wie ich dachte. Der Mensch mit dem ich durch die Hölle gegangen war, aber mit dem ich gern durch diese Hölle ging. Schlussendlich hatte diese Person mir nur bewiesen, dass ich mich geirrt hatte, - 5 Jahre hatte ich auf den falschen Menschen gesetzt.
Man kann sich diesen Schmerz nicht vorstellen. Ich glaube, dass das niemand kann. Meine Motivation etwas zu erreichen, mein Glaube an die Menschen, die Liebe und, dass diese alles schaffen kann. - einfach weg. Mit all diesen Gedanken ging ich an den Start und sie begleiteten mich. Das Laufen war die Hölle. Teilweise weinte ich weil ich so innerlich fertig war. Ich konnte einfach an nichts anderes mehr denken und der Schmerz ließ mich einfach nicht mehr los. Dann passierte es. Nach Kilometer 20 war ich körperlich total am Ende. Ich spürte einfach, dass ich keine Kraft mehr hatte. Mein Körper schrie einfach, dass ich das alles endlich beenden sollte, - und je lauter mein Körper schrie, desto weniger laut hörte ich die Schrei meines Geistes, der um die Liebe trauerte. Also lief ich weiter.
Nach 2 weiteren Kilometern passiert dann jenes Ereignis, das prägend wirkte. Schon seit einem Kilometer drehte es mich nurnoch und mir wurde ständig schwarz vor Augen. Die Schreie jedoch wurden immer leiser. Dann lehnte ich mich gegen einen Baum und kotzte all dei Flüssigkeit heraus, die ich in den letzten 2 Stunden getrunken hatte. Ich stand da, kotzte und kotzte in einer Tour. Ich spürte nichts mehr. Weder meine Beine noch irgendwas .- und ich hörte auch keine Schreie mehr. Für die Zeit des Kotzens und die 20 Minuten Erholung danach war alles still. Ich hatte den einen Schmerz (den ich mir nicht ausgesucht hatte) gegen einen anderen eingetauscht (denn ich mir sehr wohl selbst gewählt hatte). Dies war ein einprägsames Ereignis.
Zwei Jahre später bestelle ich mir x Pizzas zur Zustellung, esse noch x Joghurts die ich zu Hause habe dazwischen, schlinge die Pizzen in xx Minuten herunter, um sie dann später zur Gänze wieder dem Klo zu übergeben. Und noch immer zieht das Prinzip von damals: Für die kurze Dauer dieser Fressanfälle mit dem Kotzen als Ende spüre ich keine Schmerzen mehr. All die Enttäuschungen, Schmerzen, Verzweiflungen, Ängste.- der ganze Scheiß, er ist einfach weg.
2 Jahre später muss ich feststellen, dass ich im Schnitt jeden Tag dieser zwei Jahre statistisch gesehen ein Mal gekotzt habe. Sicher, manchmal 4 Tage nicht (auch länge) dann wieder 4 oder 5 Mal am Tag, weil ich es einfach nicht packe.
Ist es ein ganz schlimmer Tag kommt die Weißbrot Attacke. Da ich darauf eine Allergie entwickelt habe, bin ich drauf gekommen wie dies zu nutzen ist: x Packungen Toastbrot, eine Flasche Ketchup, xx Käsescheiben, Mais. Was raus kommt ist, dass mein Körper völlig K.O geht und der Kreislauf einfach aufgibt. Ich kippe regelrecht um und wache 2 Stunden später wieder auf. Was dann kommt ist das übliche Programm. Klosession.
2 Jahre später habe ich aber auch erkannt, dass diese Sucht mir nicht nur Vorteile verschafft (Schmerz lässt nach) sondern auch viel nimmt. Es gibt kein gemütliches Essen mehr. Entweder voll oder gar nicht. Ist der Löwe erst mal geweckt gibt es kein zurück mehr und ich muss da durch und es durchziehen. Viel mehr Auswirkungen hat aber die soziale Isolation. War ich früher ein Mensch der plante, so ist dies durch den Umstand dass ich kotze nicht mehr möglich. Ich weiß ja nie, wann der nächste Anfall kommt und demnach kann ich auch nichts mehr planen. Dieses andauernde geheim halten isoliert einfach. Außerdem ist es viel einfacher sich mit Essen zuzuknallen als mit anderen Menschen zu treffen, die einen doch nur wieder enttäuschen bzw. weh tun. Ich habe gelernt, dass mir die Bulimie viel nimmt, aber auch sehr viel gibt. Es gab Zeiten in diesen 2 Jahren, da habe ich sie verdammt und wollte sie nicht wahr haben, schlussendlich muss ich sagen, dass sie mir aber mein Leben aber erst erträglich macht und mich sozusagen derzeit fast täglich rettet, weil ich die Welt so wie sie ist einfach nicht ertrage. Ich weiß aber schon auch, dass sie mich schlussendlich wohl zerstört, aber mit geht es um das Jetzt und nicht um das Später.
2 Jahre später habe ich in online Foren fast täglich meine Gedanken geschrieben und gesehen, wie viele Menschen das gleiche Problem haben wie ich. Ich habe gesehen, dass viele meine Gefühle teilen. Mein Gefühl, nicht auf bzw. in diese Welt zu passen.
2 Jahre später habe ich aber auch gesehen, dass diese Freundin wie sie von allen liebevoll genannt wird, niemanden neben sich duldet. Als ich mich vor 1 Monat total verliebt hatte und ich mich entscheiden musste, - entschied ich mich für die Bulimie und gegen die Liebe. In meinem Kopf habe ich noch immer den Gedanken, dass ich die Sucht steuern kann (auch wenn das schon lange nicht mehr stimmt, - und mir das aber nichts mehr ausmacht).
2 Jahre später habe ich wirklich allen Glauben an die Welt, an die Menschen, an mich, einfach an alles verloren, sitze da, bestelle mir 2 Pizzas und ein paar Joghurts und beende den Tag auf meine Art
Es kotzt mich an, dieses Theather, das manche so toll das Leben nennen.
Happy birthday, herbststimmung