hilfeschrei
Verfasst: Di Mär 11, 2003 13:35
Hallo mine,
erstmals danke ich dir wirklich dafür, dass du mir geantwortet hast. Du glaubst gar nicht, wie sehr ich mich über deine e-mail gefreut habe. Natürlich weiß ich, dass mein Essverhalten nicht normal ist und ich krank bin. Doch die meisten weisen bei diesem Thema dem Wort „krank“ eine andere Bedeutung zu. Und vor so einer Aussage habe ich einfach Angst.
Es viel mir sehr schwer, meine besten Freunde in mein wirkliches Leben Einblick zu gewähren. Sie boten mir sofort Hilfe an, den Weg zur ambulanten Therapie leichter zu gestalten. Doch irgendwie ist mit der Zeit alles im Sande verlaufen. Richtig über das Thema haben wir nie gesprochen. Sie wussten zwar, dass ich an der Ess-Brech-Sucht leide, doch was wirklich in mir vorging und wie so ein Tag aussieht, wurde nie besprochen. Ich stand irgendwie immer noch alleine da.
Daraufhin kaufte ich mir ein Buch zu diesem Thema. Dieses Buch machte mir wieder ein wenig Mut. Es schilderte Tagesabläufe der Betroffenen (bis ins kleinste Detail) von der Fressattacke bis hin zum Erbrechen und zeigte Therapieformen auf. Natürlich verfolgte ich gleichzeitig das Ziel, mich damit wieder auf mich aufmerksam zu machen. Ich habe den Beiden dieses Buch geliehen. Nun sind mittlerweile über 2 Jahre vergangen und wir haben darüber noch kein einziges Wort verloren. Ich gehe mal davon aus, dass das Buch nicht gelesen worden ist.
Vielleicht sind die Beiden mit dieser Situation einfach überfordert. Doch es wäre nur fair gewesen, mich darüber in Kenntnis zu setzen. Ich hätte mich so sehr gefreut, mit ihnen über das Buch zu reden - meine Probleme zu analysieren und halt zu finden. Vor allem konnten sie jetzt nachvollziehen, was wirklich abgeht und wie sich ein Betroffener fühlt/ was in einem vorgeht. Das Buch übernahm also die „ungeblümte“ Beschreibung der Krankheit - ich schäme mich, detailliert über solche Dinge zu reden. Ist ja auch wirklich ekelig.
Seitdem habe ich das Gefühl alleine zu sein und eine Niederlage erlitten zu haben. Alles in mir ist zerbrochen - ich habe versagt. Also akzeptierte ich meine Krankheit und sah es als „normal“ an. Damit lebte ich bisher am Besten. Doch Spaß am Leben habe ich nicht mehr.
Jeder hat heutzutage seine eigenen Probleme und Wehwehchen die er bewältigen muss – da bleibt keine Zeit für andere.
Meinen anderen Freunde will ich mein wirkliches Leben nicht zeigen.
Ich hoffte, Kraft durch die Beiden zu finden, mir helfen zu lassen bzw. gegen die Krankheit anzukämpfen.
Im Auto (nach einem Kinobesuch) wurde das Thema neu aufgegriffen. Sie meinten, sie machten sich sorgen um mich. Sie fänden es besser, meinem Vater die Wahrheit zu sagen. Und, dass wenn ich es nicht tue, die beiden von mir erzählen würden. Da mein Papa nach der Scheidung selbst Probleme mit dem Alkohol bekam, bestand ich darauf, die Wirklichkeit geheim zu halten. Nun ist er wieder verheiratet und alles läuft bei ihm normal.
Hätten die Freunde die Wahrheit ausgeplaudert, wäre ich einerseits vielleicht froh gewesen – andererseits wäre dieses ein Vertrauensbruch und würde sicherlich eine Kündigung der Freundschaft nach sich ziehen.
Manchmal wurde die Ess-Brech-Sucht nur angedeutet, wenn z.B. eine Party anstand. „Wenn mein Gewissen sagt, dass es mit dem Essen reicht, könnte und sollte ich die Reste auf dem Teller zurückgeben. So würde ich unterhalb der Kaloriengrenze bleiben, mein Gewissen wäre beruhigt und ich würde erst gar nicht in Versuchung kommen, alles in mich reinzustopfen um es anschließend wieder loszuwerden.“
Ich traue mich einfach nicht mehr, das Thema bei den Freunden anzusprechen. Wieder ´ne Niederlage erleiden – sich öffentlich als schwach darzustellen – nein danke. Lieber verletz ich mich selbst, als verletzt zu werden.
Suchtverhalten ist schwer heilbar. Das blöde an der Bulimie ist, Nahrung kann man nicht verweigern – somit ist die Suchtgefahr immer gegeben. Versuche ich von der Bulimie wegzurennen, rutsche ich ab in die Magersucht.
Ich weiß einfach nicht mehr weiter.
Hoffentlich habe ich nicht zu weit ausgeholt, doch ich danke dir, meine Probleme schildern zu dürfen. Es tut wirklich gut mit jemanden Kontakt zu haben, der einen versteht.
Wie sieht es eigentlich bei Dir aus? Wie lange bestehen deine Probleme? Hast du schon Erfahrungen mit Therapien gemacht? Möchtest du irgendetwas loswerden, was dich bedrückt? Nur zu – reden/schreiben tut gut.
Liebe mine - viele Grüße zurück Toto
erstmals danke ich dir wirklich dafür, dass du mir geantwortet hast. Du glaubst gar nicht, wie sehr ich mich über deine e-mail gefreut habe. Natürlich weiß ich, dass mein Essverhalten nicht normal ist und ich krank bin. Doch die meisten weisen bei diesem Thema dem Wort „krank“ eine andere Bedeutung zu. Und vor so einer Aussage habe ich einfach Angst.
Es viel mir sehr schwer, meine besten Freunde in mein wirkliches Leben Einblick zu gewähren. Sie boten mir sofort Hilfe an, den Weg zur ambulanten Therapie leichter zu gestalten. Doch irgendwie ist mit der Zeit alles im Sande verlaufen. Richtig über das Thema haben wir nie gesprochen. Sie wussten zwar, dass ich an der Ess-Brech-Sucht leide, doch was wirklich in mir vorging und wie so ein Tag aussieht, wurde nie besprochen. Ich stand irgendwie immer noch alleine da.
Daraufhin kaufte ich mir ein Buch zu diesem Thema. Dieses Buch machte mir wieder ein wenig Mut. Es schilderte Tagesabläufe der Betroffenen (bis ins kleinste Detail) von der Fressattacke bis hin zum Erbrechen und zeigte Therapieformen auf. Natürlich verfolgte ich gleichzeitig das Ziel, mich damit wieder auf mich aufmerksam zu machen. Ich habe den Beiden dieses Buch geliehen. Nun sind mittlerweile über 2 Jahre vergangen und wir haben darüber noch kein einziges Wort verloren. Ich gehe mal davon aus, dass das Buch nicht gelesen worden ist.
Vielleicht sind die Beiden mit dieser Situation einfach überfordert. Doch es wäre nur fair gewesen, mich darüber in Kenntnis zu setzen. Ich hätte mich so sehr gefreut, mit ihnen über das Buch zu reden - meine Probleme zu analysieren und halt zu finden. Vor allem konnten sie jetzt nachvollziehen, was wirklich abgeht und wie sich ein Betroffener fühlt/ was in einem vorgeht. Das Buch übernahm also die „ungeblümte“ Beschreibung der Krankheit - ich schäme mich, detailliert über solche Dinge zu reden. Ist ja auch wirklich ekelig.
Seitdem habe ich das Gefühl alleine zu sein und eine Niederlage erlitten zu haben. Alles in mir ist zerbrochen - ich habe versagt. Also akzeptierte ich meine Krankheit und sah es als „normal“ an. Damit lebte ich bisher am Besten. Doch Spaß am Leben habe ich nicht mehr.
Jeder hat heutzutage seine eigenen Probleme und Wehwehchen die er bewältigen muss – da bleibt keine Zeit für andere.
Meinen anderen Freunde will ich mein wirkliches Leben nicht zeigen.
Ich hoffte, Kraft durch die Beiden zu finden, mir helfen zu lassen bzw. gegen die Krankheit anzukämpfen.
Im Auto (nach einem Kinobesuch) wurde das Thema neu aufgegriffen. Sie meinten, sie machten sich sorgen um mich. Sie fänden es besser, meinem Vater die Wahrheit zu sagen. Und, dass wenn ich es nicht tue, die beiden von mir erzählen würden. Da mein Papa nach der Scheidung selbst Probleme mit dem Alkohol bekam, bestand ich darauf, die Wirklichkeit geheim zu halten. Nun ist er wieder verheiratet und alles läuft bei ihm normal.
Hätten die Freunde die Wahrheit ausgeplaudert, wäre ich einerseits vielleicht froh gewesen – andererseits wäre dieses ein Vertrauensbruch und würde sicherlich eine Kündigung der Freundschaft nach sich ziehen.
Manchmal wurde die Ess-Brech-Sucht nur angedeutet, wenn z.B. eine Party anstand. „Wenn mein Gewissen sagt, dass es mit dem Essen reicht, könnte und sollte ich die Reste auf dem Teller zurückgeben. So würde ich unterhalb der Kaloriengrenze bleiben, mein Gewissen wäre beruhigt und ich würde erst gar nicht in Versuchung kommen, alles in mich reinzustopfen um es anschließend wieder loszuwerden.“
Ich traue mich einfach nicht mehr, das Thema bei den Freunden anzusprechen. Wieder ´ne Niederlage erleiden – sich öffentlich als schwach darzustellen – nein danke. Lieber verletz ich mich selbst, als verletzt zu werden.
Suchtverhalten ist schwer heilbar. Das blöde an der Bulimie ist, Nahrung kann man nicht verweigern – somit ist die Suchtgefahr immer gegeben. Versuche ich von der Bulimie wegzurennen, rutsche ich ab in die Magersucht.
Ich weiß einfach nicht mehr weiter.
Hoffentlich habe ich nicht zu weit ausgeholt, doch ich danke dir, meine Probleme schildern zu dürfen. Es tut wirklich gut mit jemanden Kontakt zu haben, der einen versteht.
Wie sieht es eigentlich bei Dir aus? Wie lange bestehen deine Probleme? Hast du schon Erfahrungen mit Therapien gemacht? Möchtest du irgendetwas loswerden, was dich bedrückt? Nur zu – reden/schreiben tut gut.
Liebe mine - viele Grüße zurück Toto