Seite 1 von 1

Eigentlich Clean und irgendwie dochnicht

Verfasst: Do Jan 23, 2003 23:33
von Judith
Hallo an alle

Ich habe durch eine stationäre Therapie meine Bulimie besiegt. Oder soll man sagen aufgegeben? Abgelegt klingt neutraler. Ich bin schon glücklich darüber, aber irgendwie bleibt da auch ein Loch.
Es war einfacher Emotionen in sich reinzufressen als sich mit Ihnen auseinanderzusetzen und es war auch die bequemste Möglichkeit mein Gewicht zu regulieren.
Das Selbstbewustsein ist in der Klinik zwar auch bisserl gestiegen, aber ich trage immernoch keine engen Sachen. Ich konnte mich vorher leichter im Spiegel betrachten, zumindest mit nix im Bauch.
Früher konnte ich wenigstens Schnitzl mit Pommes oder Schweinebraten mit Knödel essen weil ich sowieso nix behalten hätte, aber heute wäre das nicht denkbar. Versteht mich nicht falsch, es ist gut mit K. aufzuhören, aber das allein reicht nicht um glücklich zusein. Man muss schon durch und durch seinen Körper annehmen und ihn schön finden glaub ich.
Kann mich jemand verstehen?
Ich will niemandem die Motivation nehmen mit dem Aufhörn anzufangen!
Seid mir nicht böse, bitte!
Judith

Re: Eigentlich Clean und irgendwie dochnicht

Verfasst: Fr Jan 24, 2003 0:35
von onegirl
Hallo Judith!
ich kann dich sehr gut verstehn!
ich war selber in einer Therapie, allerdings nicht stationär... vielleicht würde das helfen?! denn ich hab meine Bulimie leider noch nicht besiegt... Ich kann mir einfach nicht vorstellen auf alles zu verzichten, aber auch nicht, etwas fettes zu essen, da ich angst vor einer gewichtzunahme habe =( ich weiß es hört sich krank an... is es auch... aber was soll ich tun! ich war nie wirklich übergewichtig, hab dann aber von einem tag auf den anderen nichts mehr gegessen und abgenommen... ich hatte * bei *... eigentlich eh ur ok! denk ich jetzt... haben auch immer alle gesagt... ich wollte aber auf *... und als ich das dann erreicht habe wollte ich immer weniger haben... bis ich dann auf * war... da ist mir klar geworden, dass es jetzt schon zu viel ist und ich wollte wieder ganz normal essen.. doch irgendwie hab ich dann die Kontrolle darüber verloren und aus meiner Magersucht wurde Bulimie... mit der Zeit hat dann das Essen die Hand über mich übernommen und ich kann im Moment eigentlich gar nichts dagegen tun... andere (vor allem meine Mutter) können mich überhaupt nicht verstehn und sagen immer nur, dass ich ja eh so dünn bin und so! doch zunehmen kommt für mich leider nicht in frage, obwohl ich gerne wieder normal essen würde! gerade jetzt finde ich meinen Körper schön, wie er ist, aber ich habe leider noch immer zu wenig gewicht (**kg) ...
ich weiß überhaupt nicht mehr was ich machen soll =((
glaubst du hättest du es auch ohne stationäre Behandlung geschafft mit dem K. aufzuhören?? für micht ist das im Moment unvorstellbar... es ist schon schwierig für mich 2 tage auszuhalten... =((
lg... und gratuliere dass dus geschafft hast =))) ich kann sehr gut nachvollziehn wie schwer der weg gewesen sein muss

Danke Onegirl

Verfasst: Fr Jan 24, 2003 9:48
von Judith
Deine Antwort hat mich aufgebaut weil ich mich daran erinnert habe wie weit ich eigentlich schon unten war und wo ich jetzt stehe.
Ich musste einiges zunehmen und gleichzeitig das K. lassen während meiner Therapie, wie du auch, wenn du dich dafür entscheidest. Auf die Frage, ob ich es allein geschafft hätte muss ich klar NEIN sagen, aber ich würde gerne eine Umfrage starten, ob es irgendjemand ohne stationäre Behandlung geschafft hat. Vielleicht hilft dir das Ergebnis auch weiter.
Lieb von dir, dass du so schnell geantwortet hast! Ich freu mich immer über ein paar Zeilen!
Ich weiss genau wie es ist nicht mehr weiterzuwisse und so machtlos gegen die immerwiederkehrenden FK.anfälle zu sein, ich weiss wie du dich fühlst! Aber vielleicht muss man erst ganz unten sein damit man die Sache soo satt hat, dass man bereit ist etwas dran zu Ändern.
Ich wünsch dir, dass es bald aufwärts geht!
Judith

keine Therapie

Verfasst: Fr Jan 24, 2003 13:21
von Lindi
Genau das ist der Grund, warum ich weiß. dass ich für eine Therapie längst nicht bereit bin. Da würde dieses Loch bleiben und ich müsste auf all die leckeren Sachen verzichten. Ich koche und esse so wahnsinnig gern und koche eigentlich immer für 4-5 Personen (und esse natürlich alles selber) und auf meine Mac Donald's Orgien müsste ich auch verzichten. Ich könnte das einfach nicht und werds die nächsten Jahre vermutlich auch nicht können, da hätte ich dann sonst auch dieses eklige riesige Loch.

LG
Lindi

Verfasst: Fr Jan 24, 2003 14:10
von Judith
Hallo Lindi!
Das Loch ist nicht immer so gross, es gibt auch Tage, wo ich mich super fühle und nichts von früher vermisse. Deine Zeilen könnten aber von mir stammen (von früher). Ich hatte auch die Angst, dass ich etwas ur-tolles aufgeben müsste neben den unangenehmen Dingen. Heute weiss ich, dass mir meine Partnerschaft und die Möglichkeit auf eine eigene Familie wichtiger ist, als das viele lecker Essen. Ich glaube nämlich das lässt sich auf Dauer nicht gut vereinbaren, denn der Partner leidet auch.
Ich glaube, dass man bereit sein muss um die Sache loszuwerden. Man muss es wirklich wollen.
LG Judith

Verfasst: Fr Jan 24, 2003 15:22
von Somi
Aber muss man wirklich so Viel aufgeben?
Wenn du jetzt wieder "clean" bist - wie sieht dein Tagesablauf vom Essen her auf...machst du also einen Bogen um McDonalds aus Angst wieder in eine FA zu verfallen oder wie muss ich mir das vorstellen?
Ich weiß, ich habe vielleicht nicht viel Ahnung davon, was eine Therapie oder stationäre Behandlung angeht, aber ich glaube, ich persönlich wäre zu so einem Schritt noch nicht bereit. Denn ich habe dann immer die Gedanken im Kopf: "Oh gott, was würden die Anderen sagen, wenn ich zu sowas hingehen müsste...wie vereinbare ich das mit meiner Zeit...etc, etc."
Ich will jetzt keinesfalls Therapien o.Ä. ins Negative ziehen, aber das kommt vielleicht auch daher, dass ich mich mit so einer Option, einfach aus Angst, noch nicht auseinander gesetzt habe. Darum würde ich auch gern mehr darüber wissen - Wie ist es dort? Wie lang warst du dabei? Was macht man bei so einer Therapie?
Freu mich auf Resonaz :wink:
Somi :o)

Verfasst: Fr Jan 24, 2003 16:04
von Judith
Hi Somi!
Mein Essverhalten sieht seit der Klinik so aus: Ich halte mich sicherheitshalber an 3 Mahlzeiten (wie ichs dort gelernt habe) und versuche Überall Kalorien zu sparen. Ich esse keine fetten Sachen und ich muss mir meistens extra Kochen weil ich keinem so recht vertraue (könnt mir ja jemand Butter reinschummeln). Ich esse um 17:00 zu Abend und dann nichts mehr. Ich mach das jetzt seit 10 Monaten und ich find es manchmal blöd, weil man nicht mehr spontan sein kann. Aber die Angst vorm Zunehmen ist eben grösser als der Wunsch normal zu Essen. Ich könnte mir im Moment auch nichtmehr vorstelln das mit K. zu regeln. Ich bin eben immernoch irgendwie (ess)-gestört.
Im Nachhinein muss ich sagen, in der Klinik wars toll. Die Leute waren voll lieb und es hat mir geholfen das K. seinzulassen.
Nur am Anfang wars schon ein Schock, die strengen Regeln, die Kontaktsperre, das Zunehmlimit jede Woche ( Das Konzept ist in jeder Klinik etwas anders). Bei mir dauerte das Ganze 3 Monate.
Frag ruhig nach, wenn du noch was wissen willst!
lg Judith

Verfasst: Fr Jan 24, 2003 16:05
von onegirl
also ich persönlich würde sagn, dass man viel aufgeben muss um wieder "clean" zu werden... ich könnte mir nicht vorstellen beim mc donalds ein menu zu essen ohne nachher zu kotzen obwohl ich das früher ohne probleme getan habe... ich habe dann auch nie zugenommen, aber jetzt würde ich das natürlich und das will ich nicht...
ich weiß auf jeden fall, dass ich die bulimie besiegen will und dass ich das auch kann wenn ich will... mein problem ist nur, dass ich es nicht mit meinem gewissen vereinbaren kann zu zunehmen =(( und damit kämpfe ich jetzt schon ein paar monate... die gedanken zu ändern ist das schwierigste... aber sobald man das geschafft hat geht es aufwärts... denk ich mir halt..

Verfasst: Fr Jan 24, 2003 16:21
von Somi
@Judith
Und dieses Essverhalten wurde dir in der Klinik so beigebracht? Bzw., was ist wenn du normal deine 3 Mahlzeiten isst, ohne groß auf die genauen Kalorien zu achten oder wenn du später Abendbrot isst?
Denn dieses Verhalten gleicht ja eher einer Diät. Würde das bedeuten, wenn man mit der Bulimie aufhört, aber nicht zunehmen will, dass man sich ein solches Essverhalten "aneignen" müsste?
Ich glaube das wäre bei mir nicht möglich. Denn Abendbrot zum Beispiel gibt es bei mir und meiner Familie mind. erst 19.30Uhr und meine Mutter, wär die letzte, die beim Kochen auf Kalorien achtet (im Gegenteil, sie benutzt teilweise schon zuviel Butter etc. - schwimmt schon teilweise ;) ). Wegen dem Abendbrot, habe ich zudem schon oft gesagt, dass mir das zu spät ist, besonders weil ich dann noch so ein volles Gefühl im Magen habe und für so eine späte Zeit ist das wirklich "die ideale Ausgangsposition" für eine FA! Aber sie bleiben trotzdem bei der Zeit, das regt mich wirklich auf.

Und @onegirl...wie sieht es bei dir denn in Sachen 'Verbesserung' schon aus? Hast du das K* schon reduzieren können oder andere Angwohnheiten?

Verfasst: Fr Jan 24, 2003 16:30
von onegirl
naja wirklich reduziern leider nicht =(( wenn dann nur, weil ich keine zeit habe durch die schule und so...
früher denke ich hab ich es gemacht, wenn es mir schlecht gegangen ist, aber mittlerweile ist es zur gewohnheit geworden und das is finde ich das kranke an dem ganzen...
ich fühl mich immer ur scheiße und fertig und denk mir, das war das letzte mal und am nächsten tag beginnt das selbe spiel von vorne... und wenn ich dann lese, dass manche bis 6 mal am tag k* bekomme ich angst, dass es mir auch bald so gehn wird.. ich dachte dass ich echt schon ganz unten bin, aber wenn ich das lese, seh ich, dass es andere geben muss, denen es noch viel schlechter geht...

somi

Verfasst: Fr Jan 24, 2003 16:37
von Judith
Mein Essverhalten(Diät) hab ich mir schon selbst eingebrockt. Nur die Zeiten hab ich von der Klinik übernommen (plus/minus 1h).
Ich hab Angst ich würde zunehmen, wenn ich nicht überall einspare :? .
Später Abendessen würde ja gehen, aber dann müsste ich mittags mehr essen, damit sich das ausgeht bis z.B. um 8.
In der Klinik sagen sie, dass sich das Gewicht einpendelt, wenn man richtig normal isst, aber zuerst geht es eben weiter rauf, weil der Körper auf Sparflamme rennt und sich erstmal alles krallt, was er kriegen kann. Nur hab ich mich nie getraut das auszuprobieren! Und deshalb das Leben in ständiger Diät. Man müsste einfach loslassen können und essen.

gewicht

Verfasst: Sa Jan 25, 2003 0:30
von Schneewittchen
hallo judith,

du kannst das ruhig ausprobieren (jaja, sagt sich so leicht, ich weiß), es stimmt. die ganze zeit, in der ich bulimie hatte, jagte ich den kilos nach und hab nur einmal mein traumgewicht erreicht, mit dem erfolg, dass mein damaliger mann meinte, ich sähe jetzt aus wie eine ausgemergelte kuh. irgendwann hatte ich keine bulimie mehr und - siehe da - jetzt hab ich schon einige zeit mein früher mühsam erkämpftes traumgewicht. ohne probleme ohne kalorienzählen und ohne abführmittel etc. es hat sich einfach so ergeben. (zugegeben, ich gehe regelmäßig ins fitnessstudio und bauchtanzen, aber nur maximal 3 mal in der woche, also nicht wirklich exzessiv).

ich hoffe, dieser erfahrungsbericht hilft dir weiter...

liebe grüße
schneewittchen

Verfasst: Sa Jan 25, 2003 7:12
von Judith
Danke für deine Antwort Schneewittchen.
Ich muss das jetzt erstmal wirken lassen. Im Moment kann ich mir nicht vorstelln, es auszuprobieren. Vielleicht kommt der Zeitpunkt ja mal.
lg Judith

Hi Judith!

Verfasst: Di Jan 28, 2003 12:23
von Lindi
sorry, aber dieses Konzept, das du von der Klinik übernommen hast, finde ich echt krass. Solche strengen Regeln hab ich mir selbst aufgestellt, als ich noch magersüchtig war. Aber auf die Art kann man das Essen doch nicht lernen, oder? Ich würde eher sagen, dadurch wird man noch verkrampfter. Auch das, dass man keinem anderen traut, kenne ich von meiner Magersucht. Dieser Zwang wär für mich glaub ich sogar noch schlimmer, als das Kotzen nach dem Essen, denn du bist so oder so nicht Herr über deinen eigenen Körper.

LG Lindi