"gemeinsam essen" gut oder schlecht?

#1
Hallo an alle!

Ich hab mal eine Frage an euch. Ich hab jetzt schon des öfteren gehört, dass es gut sein soll, gemeinsam mit anderen zu essen bzw. was essen zu gehen. Um zu lernen mit Maß und Ziel zu essen. So dass es einem leichter fällt, einzuschätzen, was normal ist. Auch wenn es Überwindung kostet und mit Sicherheit nicht einfach ist. Was meint ihr dazu? Meint ihr, dass das helfen könnte?

Eure Adina

#2
Hallo Adina!

Wer isst heutzutage schon "normal" ? Wenn ich in nem Restaurant sitze, sehe ich rechts neben mir Frauen die mit angewiderter Miene in ihrem Salat rumpiecksern und links übergewichtige die sich gierig auf ihren dicken Zwiebelrostbraten stürzen und ihr Essen beendet haben bevor ich überhaupt meine Vorspeise angerührt habe.
Und so sind hunderte Menschen um dich rum die alle irgendwie anders essen und nie wirklich diese goldene, "normale" Mitte treffen.
Ob es einem dann "leicher fällt einzuschätzen was normal ist" ist bei jedem dann wohl unterschiedlich.
Ich persönlich bin jedes Mal unsicher und überlege hin und her ob es normal ist wie derjenige isst, den ich gerade beobachte. Dann schweife ich gedanklich ab und frage mich wie die dürre, blonde, die in ihrem Salat stochert sich sonst so den Tag über ernährt... dann beneide ich sie um ihre superschlanke Figur und frage mich ob sie auch kotzt usw. usf. vergleiche mich mit ihr ... und dann stecke ich gedanklich schon wieder da drin. Und schnell werd ich müde andere Menschen dabei zu beobachten, was sie essen, wie und wann... das verfolgt mich regelrecht.

Ich denke gerade, dass man das sowieso erst machen kann/sollte wenn man eh schon einigermaßen psychisch, d.h. auch selbstbildmäßig stabil ist und wirklich gewillt ist nach "richtigen" Ernährungsweisen ausschau zu halten und nicht droht in Vergleiche abzurutschen und andere zu beneiden und sich wieder im Kreis zu drehen...

Mir hat das Buch "Essen will gelernt sein" geholfen. Das ist ein Arbeitsbuch aus dem TCE in München in dem Beispiele für die verschiedenen Mahlzeiten und deren Mengen zu ihren bestimmten Zeiten gegeben sind. Da sind Tagesessenspläne und Grundrezepte aufgeführt die mir persönlich geholfen haben ein Bild davon zu bekommen wie man sich "normalerweise" ernähren sollte/könnte usw.
Aber das ist nur für den Anfang ne Hilfe wieder überhaupt in irgendeinen Rythmus reinzukommen der bestimmt nicht so falsch sein kann und der einem wieder ein wenig Halt gibt, wenn auch nur gedanklich. Man arbeitet dann daran weiter und weiter...

Ich halte mich jedenfalls lieber an soein Buch als an irgendwelche Leute die womöglich selbst ein Problem mit dem Essen haben!
Und vor allem heutzutage, die meisten schieben sich schnell ne Pizza rein oder rennen zu McDoof oder fressen Döner in der S-Bahn... sollen das Beispiele für "normales Essen" sein?

Ok, da kann man jetzt ewig drüber diskutieren, weil da jeder andere Ansichten hat, aber das ist zumindest meine...


Wenn du allein bist und dich isolierst, besonders eben essenstechnisch, musst du dich natürlich vollkommen allein, ohne viel äußere Einflüsse, darauf konzentrieren. Das ist klar. Wenn du dich immer (oder oft, meistens, wie auch immer) an anderen orientierst schwimmst du praktisch einfach da mit . Ist das besser?

Wie gesagt, da kann man sich drüber streiten... Das hängt wohl einfach auch immer von demjenigen ab der das machen will, ob man stabil genug ist das objektiv zu beurteilen usw.

Das ist auch eines meiner größten Probleme. :?


liebe Grüße!

Para

#3
Hallo Adina,
ich kann nur aus meiner eigenen Erfahrung reden mir hat es schon bevor ich in die Klinik ging geholfen mit guten und engen Freunden zu essen zu gehen. Weil ich gerade bei diesen engen Freundin mich wesentlich Schwere getan habe, nach dem Essen zum Klo zu rennen.
Und weil ich gesehen habe was meine Freunde essen.
Mir hat es geholfen und hilft mir auch immer noch.
LG nudel

#4
Seltsam, ich kann nich vor/mit meinen engsten Freunden, die von der ES wissen essen, aber vor meiner Familie, die genauso gut davon weiß :( Ich war aber seit Ewigkeiten nich mehr mit meinen Freunden auswärts essen..Oh Man, noch ein Grund gesund zu werden.

LG,Filthy
All your cutting down to size. All my bringing you down.

#5
Liebe Para. Ich glaube, du übertreibst es ein bißchen. Extrembeispiele findest du überall. Ich deke auch, das Adina mit Freunden zum Essen gehen wollte, nicht Fremde Leute beobachten.

Ich finde mit anderen Essen immer gut. Solange man nicht anfängt, vergleiche anzustellen, und versucht, weniger zu essen als alle anderen. Oder die Krise kriegt, wenn man genauso viel isst, wie ein Übergewichtiger. Sondern wenn man einfach versucht, halt sich an den anderen zu orientieren. Besser ist es natürlich, man kann auf den eigenne Körper vertrauen, aber das kann man halt nicht immer, und dann kann Gesellschaft hilfreich sein, finde ich. Als Anstoß.

lg

aire

#6
Ja, zugegebenermaßen bin ich n bisschen in die Extreme gegangen um einem das eben möglichst klar vor Augen zu führen.

Ich frage mich nur: was ist wenn derjenige keine Freunde hat oder niemanden kennt mit dem er zusammen essen könnte, oder nur einmal am Tag mit jemandem zusammen essen kann usw. ?
Setzt man denn vorraus, dass alle Betroffenen irgendwelche Freunde haben mit denen sie zusammen essen könnten und auch wollten?
Was ist wenn derjenige allein ist und niemanden um sich hat an dem er sich regelmäßig orientieren kann?
Das ist doch eigentlich garnichtmal so selten. Mit der Krankheit geht ja oft auch eine freiwillige Isolation einher oder man ist eben einfach von Familie/ Freunden getrennt aus welchen Gründen auch immer... oder oder oder.
Was machen denn die?

Mein Beitrag mag "extrem" klingen, aber auf den einen oder anderen trifft das bestimmt zu, also diese Ängste und Probleme usw. weil man eben allein ist, aus welchen Gründen auch immer...

warum sollte man das ausklammern?


lg

#7
ja genau so geht es mir


ich esse gerne in gesellschaft. den da esse ich langsam/normal
und es macht mir spaß

leider habe ich kaum menschen mit denen ich essen gehen kann und lebe noch dazu alleine

#8
ich kann nur aus erfahrung sprechen- wenn ich mit meinem freund esse- leider nur am wochenende- weil er so weit weg wohnt- dann läuft alles super- aber wenn ich essen gehe und dann allein bin- was ja meistens so ist, dann ist es meistens so, dassich es wieder loswerde...also so weit das geht- mein grösstes problem ist das alleinsein-
und das ich nach der arbeit jeden tag wen finden würd mit dem ich esse, ist unmöglich und ausserdem wär ich dann eh wieder allein in der wohnung-deshalb will ich ja auch unbedingt mit meinemfeund zamziehen-aber das geht im moment nicht- weilich dort keinen job finde
und was man ja auch beachten muss, ist dass jeder körper anders reagiert- also was beim einen zu wenig is ,kann beim nächsten zuviel sein-sich also an anderen orientieren was die menge betrifft, geht nur in gewissem ausmas, denk ich. ausserdem wer isst schon so wie "man es sollte"- und wenn ich immer so essen würd wie mein freund- der einen wahnsinns-stoffwechsel hat- dann wär ich schon ein eigener planet !

#9
gemeinsam mit anderen zu essen bzw. was essen zu gehen.
Ist bestimmt eine gute Idee, wenn man einigermaßen "stabil" ist.

Ansonsten dürfe es schwierig sein. Ich z. B. empfinde es sogar als ein "angenehmes Gefühl", wenn andere essen und ich nicht esse. Aus dem Grund tue ich es erst gar nicht. Deshalb könnte ich schon mal dieses Prinzip, mit den anderen zu essen, nicht schaffen .

Aber warum sollte es bei manchen nicht klappen? :wink:
Das ist doch eine natürliche Situation, mit anderen zu essen. Sei es jetzt Pizza oder auch ein Restaurantbesuch. Man sollte sich nämlich nichts verbieten. Wenn man pizza essen geht, dann geht man pizza essen. Man muss ja nicht gleich übertreiben, wenn man "clean" ist und irgendwelche "ungesunden" fast-food-dinger meiden.

Man sollte das gesunde gleichgewicht zwischen "ich-gönne-mir-was" und "ich-esse-normal" finden. Und das lernt man bestimmt gut mit anderen. aber wie gesagt, ich glaube nur dann, wenn man "stabil" ist :?
Wie die Schauspieler eine Maske aufsetzen, damit auf ihrer Stirn nicht die Scham erscheine, so betrete ich das Theater der Welt - maskiert.

.Descartes.

#10
CoCoRiCo hat geschrieben:
gemeinsam mit anderen zu essen bzw. was essen zu gehen.
Ist bestimmt eine gute Idee, wenn man einigermaßen "stabil" ist.

Ansonsten dürfe es schwierig sein. Ich z. B. empfinde es sogar als ein "angenehmes Gefühl", wenn andere essen und ich nicht esse. Aus dem Grund tue ich es erst gar nicht. Deshalb könnte ich schon mal dieses Prinzip, mit den anderen zu essen, nicht schaffen .
Du könntest aber schon mit anderen essen, wenn du wollen würdest. Du willst es ja nur nicht, weil's für dich ein besseres Gefühl ist. Wenn du's nicht mal versuchst, kannst du ja auch nicht mal wissen, ob du's könntest oder nicht.

Im Übrigen halt ich recht viel davon, mit anderen zusammen zu essen.
Wenn ich nicht alleine esse, hab ich schließlich nicht so viel Zeit, darüber nach zu denken, was ich da eigentlich esse. Sowieso ess ich dann viel langsamer.. Und: Ich mag auch nicht wirklich vor Anderen essen, aber ich kann es schon.
Zu Hause ess ich allerdings eh ohne Eltern.

#11
Wenn du's nicht mal versuchst, kannst du ja auch nicht mal wissen, ob du's könntest oder nicht.
Habe ich ja nicht immer gemacht. Klar habe ich früher, auch während der B* noch mit anderen gegessen. mit der zeit stellte es sich komplett ein.

jetzt empfinde ich es leider als befriedigend den anderen zuzuschauen.

naja, ob ich es will oder nicht... ich weiß es gar nicht. ich glaube es is beides. aber ich weiß dass ich das mit der klinik packen werde :wink:
Wie die Schauspieler eine Maske aufsetzen, damit auf ihrer Stirn nicht die Scham erscheine, so betrete ich das Theater der Welt - maskiert.

.Descartes.

#12
Vom Gefühl her find ich's auch noch super, wenn die Anderen essen und ich nicht. Ich kann aber in dem Fall einfach nicht nach meinem Gefühl handeln, weil's Schwachsinn ist.

#13
Bei mir stellt sich manchmal auch so ein Triumph-Gefühl ein, wenn meine Freunde was essen und ich nich. Manchmal is es mir aber auch total unangenehm, weil ich wieder diejenige bin, die sich wieder so anstellt..

Filthy
All your cutting down to size. All my bringing you down.

#14
Also ehrlich gesagthabe ich es nur durch das Zusammenleben mit meinem Freund geschafft, wieder in ein geregeltes Essverhalten reinzufinden.
Früher fand ich den Gedanken an das gemeinsame Abendessen manchmal voll schlimm, hab da ne Art Verpflichtung oder Zwang drin gesehen.
Aber ich glaube, dieses regelmäßige Essen ist total wichtig, auch für unsere Beziehung, denn das Essen ist (bei Normalos) ja auch ein Ritual, was ganz, ganz wichtig für das Soziale ist.
Es zieht sich bei uns auch immer ein bisschen hin, weil wir uns dabei unseren Tag erzählen. Und wenn ich mal nicht so viel Hunger habe (oder nicht spüre, ob ich Hunger habe), nehme ich mir eben wenig.
Er würd mich nie zwingen, eine bestimmte Portionsgröße zu essen (okay, ich habe einen Batzen Kilos zugenommen und sehe nicht grad verhungert aus).

Und erst mit ihm habe ich langsam wieder gelernt, Essen auch genießen zu können (auch, wenn ich es immer noch kontrolliert tue) und es schmeckt mir sogar. Hinzu kommt, es ist mmer was selbst Gekochtes und nicht so Fertig-Fraß, das heißt, ich kann mich auch drauf verlassen, dass ich was Gutes zu mir nehm...

Aber auch, wenn man nicht mit dem Freund zusammenlebt, gibt es Möglichkeiten: mittags mit den Arbeitskollegen / Kommilitonen Essen gehen, sich abends mit einer Freundin zum Kochen und Essen treffen, ...
Geht viell. nicht jeden Tag, aber ab und an.....
If you are going through hell, keep going.

#15
Wenn ich mit meinem Freund Abends zusammen esse ist das für mich immer ziemlich stressig. Eigentlich sogar der totale Horror, ich hab schon früh morgens regelrecht Angst davor...
Ich mache mir dann hundert Gedanken darüber was ich esse, wie, wie viel davon und was er darüber denken könnte (wir machen uns immer unterschiedliche Essen, weil wir uns bisher nie darauf einigen konnten was wir beide essen wollen).

Wir haben uns auch schon total oft deswegen gestritten. Ich kritisiere ihn dann immer, dass er zuwenig isst. Ich suche dann krampfhaft nach Dingen die an seinem Essverhalten nicht normal sein könnten.
Wenn er sagt er hätte keinen Hunger ist das ne Katastrophe für mich. Dann denke ich erst: er hat sehr wohl Hunger, er will nur schonwieder abnehmen. (er hat in letzter Zeit voll viel abgenommen) Und dann fühle ich mich wie die verfressene, dicke Kuh die jetzt unbedingt essen muss während mein Freund, der den ganzen Tag relativ schwer gearbeitet hat behauptet keinen Hunger zu haben...

Und dann kann ich mich garnicht aufs Essen konzentrieren, wenn wir denn essen sollten, weil meine Gedanken ständig darum kreisen was er davon denken könnte wie ich den Reis auf die Gabel tu oder generell über mein Essen, über dessen Zutaten usw. oder was er von meinem Esstempo hält und überhaupt ... die Liste ist lang.
Klar orientiere ich mich auch ungefähr an ihm, aber das Denken schaltet ja nie ab, ich frage mich ständig: was denkt er gerade, wie fühlt er sich wohl, stimmt es, dass er satt ist? Denkt er wohl darüber nach was auf dem Teller zu lassen, hat er gerade das Gefühl zu dick zu sein? Was denkt er über mein Essen? Beunruhigt es ihn wenn ich ihn so oft ansehe? Weiß er, dass ich gerade genau das denke?
Und so geht das die ganze Zeit.

versteht ihr? Mich macht das einfach nur krank und ich hab mich davon schon einigermaßen distanziert... am liebsten esse ich allein! Und wenn ich mit meinem Freund esse dann strenge ich mich immer total an mich nur auf meins zu konzentrieren und ihn möglichst dabei zu vergessen. Ich komme sonst garnicht mehr klar dann und meist endet es wieder im Streit, weil ich irgendwelche fiesen Anspielungen mache deswegen. Ich hab dann eben immer die totale Paranoia und glaube ihm nicht, dass er angeblich satt sein soll nach soeiner kleinen Portion wo er doch den Rest des Tages kaum was gegessen hat usw. ...

kennt das nicht irgendjemand??

Das ist noch ganz schön krank oder?