Wirklich krank oder einfach nur "lächerlich"

#1
Hallo zusammen!

In letzter Zeit stell ich mir immer häufiger die Frage, ob ich wirklich krank bin oder ob die ganze Sache nichts mit krank zu tun hat, sondern einfach nur lächerlich und Einbildung ist.

Von der ganzen Sache weiß nur mein Freund. All meine Freunde und meine Familie führen die starke Gewichtsabnahme auf meinem derzeitigen seelischen Zustand zurück.

Wenn ich mit meinem Freund über das Thema spreche, was mir mehr als nur schwer fällt, dann komm ich immer ins Grübeln und denk mir, dass das vielleicht doch alles wirklich nur lächerlich ist. Dass ich nicht wirklich ein Problem habe. Er sieht das absolut nicht so und er ist froh, wenn ich darüber spreche. Ich glaube, er tut sich nur sehr schwer, dieses Thema nachzuvollziehen. Er macht sich große Sorgen und versucht dann, mich auzubauen und ermutigen ... und ich steh ihm dann gegenüber und denk mir: "Ist doch gar nicht so schlimm"

Vielleicht finde ich es auch manchmal deshalb lächerlich, weil wie ich das erste Mal diese Geschichte beendet habe, habe ich es auch "alleine" ohne Hilfe (auf Therapie bezogen) geschafft.

Was meint ihr dazu? Möchte ich das nicht als "krank" sehen? Wie geht es euch dabei?

#2
Liebe adina,


Wieso sollte es denn einbildung sein? Ich bin mir sicher, dass du selbst weißt, dass dein essverhalten nicht normal ist. Was hat es dann mit einbildung zu tun? Klar ist es schwer das zu begreifen. Aber man muss auch objektiv denken. Und objektiv gesehen hast du bulimie, bist du krank!!!

Es ist doch gut, wenn dich dein Freund so unterstützt. Ich denke auch immer "es ist nicht so schlimm", wenn ich mal mit meinem freund darüber spreche. Aber irgendwo ist es schlimm! Und ich weiß, ich muss was dagegen tun!
Bloß ist mein Freund nicht so einsichtig wie du. Er schweigt lieber wie ein grab und möchte (glaub ich zumindest) abstand von der ES haben (weil er zufällig immer "vergisst", meine bevorzugte klinik im i-net anzusehen, oder ein buch über ES zu lesen :cry: )

Möchte ich das nicht als "krank" sehen?
Das möchte wohl niemand. Bulimie ist mit scham verbunden. Man is ja nach außen hin "normal". Und als bulimiker hast du eben dann deswegen die angst "nehmen die mich ernst?". Das ist normal. Bloß solltest du nicht davon ausgehen, dass es tatsächlich so ist :wink:
Wie die Schauspieler eine Maske aufsetzen, damit auf ihrer Stirn nicht die Scham erscheine, so betrete ich das Theater der Welt - maskiert.

.Descartes.

#3
du schreibst davon, dass du es das erste mal geschafft hast- will ja nix mies machen, aber wenn dus geschafft hättest , würdest dus nicht wieder tun- wenn so einfach is, hör doch gleich auf- ist aber eine seelische krankheit- eine sucht- eine suche nach etwas-
würds nicht so verharmlosen- als ich mir das erste mal eingestehen musste, dass es echt nicht normal ist was ich tu und erkannte wie langich es mach und manchmal nicht anders kann- das hat weh getan und als ich es meinen eltern und freunden erzählte wurde mir der ernst erst richtig bewusst- mach nicht den fehler es "so laufen" zu lassen!!! hör jetzt auf, wenn du denkst es is nur ne phase...bitte !

#4
Danke für eure Antworten ...
Ja, es stimmt ... ich dürfte es anscheinend nicht wirklich geschafft haben, sonst wär ich jetzt nicht da, wo ich schon einmal war.
Ich war für ca. 4 1/2 Jahre weg davon ... Es heißt ja, nach 5 Jahren ist man geheilt ... hmmm ... war wohl ein halbes Jahr zu kurz.
Einerseits ist mir ja bewusst, dass es nicht richtig ist und ich möchte ja auch wirklich weg davon ... Andererseits verharmlose ich es.
Ich hab mittlerweile wieder den 4ten Tag mit einem "normalen" Tagesablauf bald hinter mich gebracht. Zuvor waren es auch 4 Tage ... nur am Wochenende hab ich einen bösen Einbruch gehabt.
Manchmal komm ich mir wie in der Schule vor ... Wie hat das nochmal geheißen ... ach ja ... eine Stellungnahme schreiben ... Man soll zu etwas Stellung nehmen und dabei natürlich EINE fixe Meinung vertreten ... Und nun denk ich mir, toll ... ich steh da und finde es einerseits krankhaft und andererseits lächerlich. Eines ist mir schon bewusst ... so kann es nicht sein und darf es nicht weiterlaufen. Ich habe lange überlegt, ob ich mich überhaupt in diesem Forum registrieren sollte ... aber jetzt bin ich froh darüber. Ihr schreibt zwar manchmal ziemlich "harte" Worte, die mich beim ersten Mal lesen oft treffen und ich mich angegriffen fühle ... Aber Tatsache ist, dass es die Wahrheit ist und die man oft nicht hören möchte.

LG
Adina

#5
stimmt will man oft ned hören- hab gestern ja auch nen beitrag geschrieben und ihn dann gelöscht nach harten worten -aber dann doch weitergeschrieben- weil das meiste eh stimmt- 4,5 jahre und dann wieder? wie kams dazu? und du brauchst auch keine stellungnahme schreiben- nur wonach dir ist- hier erwartet keiner was von dir- sind ja da um uns zu helfen und nicht zusätzlich druck zu erzeugen! alles liebe!

#6
Bin froh, dass es mir dann nicht allein so geht ;)
Hmmm ... wie es dazu gekommen ist. Im Prinzip gibt es tausend Gründe und doch keinen.
Aber ich werd mal versuchen kurz darüber zu schreiben, wie es passiert ist. Mein damaliger Freund und ich haben voriges Jahr Haus gebaut. Anfangs war eigentlich alles in Ordnung. Bis der Zeitpunkt gekommen ist, wo ich nicht mehr wirklich glücklich mit dem Leben war, das ich geführt hab. Ich hab begonnen, mir Gedanken über unsere Zukunft zu machen ... Heiraten, Kinder etc. Es ist dann von Woche zu Woche und Monat zu Monat immer schlimmer geworden, weil ich mich nicht mit ihm zusammen sehen hab können. Keine Zukunftsvisionen ... kein Zusammensein ... Es war alles mehr eine Freundschaft, nicht mehr. Ich bin immer unglücklicher geworden. Dann hat die Phase wieder begonnen (war beim Beginn der B genauso), dass meine Mutter gemeint hat "Na, schaust auch gut aus", "A bissal an Bauch hast auch schon" ... Sie hat es immer verstanden, etwas zu sticheln ... Dann noch ein paar aus meiner Familie ... Keine Ahnung ... aber es scheint so, als hätt ich mir dann einfach wieder gedacht "Eigentlich haben sie recht". Ich hab mich so auch schon nicht besonderlich wohl in meiner Haut gefühlt und dann ist eben das auch noch hinzu gekommen. Eines Abends waren wir dann Sushi-Essen ... Iss-so-viel-du-kannst ... Mein "Todesurteil". Die Beziehung ist im Endeffekt auseinander gegangen. Ich hab in vielen Punkten versagt und viele Menschen enttäuscht. Bin dann wieder immer mehr in die Sache reingerutscht, obwohl ich mir anfangs noch gedacht hab, dass das wegen dem einen Mal sicher nicht passieren wird. Nur vor kurzem hat es mich dann wieder erschrocken, weil ich wieder am absoluten Tiefpunkt angekommen bin.
Soviel zu meinem Rückfall ... an dem ich selbst Schuld bin und der mich an mir zweifeln lässt. Jeder ist immer der Meinung und im Glauben, ich bin solch eine starke Persönlichkeit und im Endeffekt bin ich nichts. Ich kümmer mich um all andere, aber nicht um mich.
So ... genug gesudert ;)

#7
Find nicht dass du sudderst- aber ich denk die meisten menschen mit bulimie haben ein zu geringes selbstbild und das helfersydrom. ich will auch immer allen helfen und dabei geh ich selber unter. war eine sogar so arg dass ich einen freund hatte, der mich geschlagen hat und ärgstens drogen genommen hat, mich ur mies behandelt hat. doch bin ich 2 jahre bei ihm geblieben, denn durch das versuchen ihn zu erretten aus seiner sucht musst ich ja nicht an meine denken- das war aber auch die schlimmste zeit- bezügl. vorfällen- bei anderen weiss man immer besser was die machen sollten und selber setzt man es nicht durch- aber 4,5 jahre- ich beneid dich- dass mit der mutter erinnert mich an meine- die hat auf einmal angefangen- iss nicht so viel süsses, jetzt schaust scho gut aus.. und dann haben leute im kolleg immer wieder was über meinen hiinter gesagt- als ich dann abgenommen hab haben mich alle bewundert und gsagt wie super das is- nur kann man ned ewig diät halten und so fings an...bin ja eigentlich ein geniessermensch- und liebe gutes essen- also umso schwerer gewesen- es schien mir die lösung zu essen was ich will und trotzdem schlank zu bleiben- aber die rechnung ging nicht auf-
hast also nicht hausbaut ? hast jetzt einen partner und familie? ich hab im moment seit 1 jahr endlich einen freund (er hat schon ein kind) der mich lieb behandelt und dem ich alles sagen kann- und ich hoff dass ich mit eine fam. gründn kann- mal sehen. nur die krankheit steht oft zwischen uns- weils ihn verletzt wenn ich mich selber verletz und meine ganze laune unten ist wegen essenund ich nörgel weil ich zu dick bin-letztens hab ich fotos von seinen ex gesehen und die sind sowas von dünn- kannst dir vorstellen- da hatt ich wieder die krise...ich bin sicher nicht einfach- aeber aauch das is ein grund es zu schaffen für uns- damit wir eine zukunft haben. sushi...oooh ich liebe es!!! könnt nur davon leben...

#8
Find ich wirklich gut, dass du dich von ihm getrennt hast ... Du bist es mit Sicherheit nicht wert, dass du dir soetwas gefallen lässt. Warum ist das eigentlich so?
Warum kümmert man sich nicht um einen selbst? Warum finde ich es schlimm, wenn andere essgestört sind, aber bei mir ist es harmlos?
Irgendwie komisch, dass Mütter so sind.
Richtig, Diät kann man nicht ewig machen. Ist zwar eine Art von Ironie dabei, aber ich bin froh, dass wie die ganze Sache begonnen hat, ich nicht vollkommen in die MS gefallen bin. Ich glaub, da bin ich wirklich knapp dran vorbei.
Seit ein paar Monaten hab ich wieder einen neuen Freund. Er weiß über die ganze Sache bescheid (einer von zwei) und versucht mir dabei rauszuhelfen. Was vielleicht auch ein kleiner Vorteil ist, ist, dass er eine Ausbildung in Ernährung- und Sportwissenschaft hat. Er kennst sich wirklich gut aus damit und hat mir schon oft geholfen, wenn ich mich wieder schlecht betreffend Essen gefühlt habe. Ich glaube, er bekommt mehr die Krise, wenn jemand etwas über mich sagt als ich selbst. Vielleicht weil ich dem dann mehr zustimme. Z.B. hat das letzte Mal jemand zu mir gesagt: "waah ... du hast ja voll abgenommen. Du bist ja schon viel zu dünn." und meine Mutter drauf "Geh, das schadet ihr gar nicht...". Ich denk mir dabei, vielleicht hat sie recht, aber das ist Schwachsinn. Klingt einfach blöd, aber ich glaub, ich leg wirklich viel wert auf die Meinung meiner Mutter.
Ja, wir haben im Prinzip Haus gebaut. Wir sind dann letztes Jahr im September endgültig dort eingezogen. Im Dezember war dann die Trennung. Hat mich alles ziemlich mitgenommen.

#9
Jetzt war gerade wieder so ein Vorfall, wo ich mich total lächerlich und peinlich fühle. Mein Freund hat einen Zettel in meiner Hose gefunden, wo ich aufgeschrieben habe, was ich gestern alles vertilgt habe ... Ich führe momentan Essensbuch, so dass ich mich selbst ein wenig kontrollieren kann. Ich hab ihm den Zettel weggenommen. Er hat zwar nicht gesehen, was das für ein Zettel ist ... aber ich fühl mich gerade total eigenartig, komisch und die ganze Sache lächerlich :( Wer führt schon Essensbuch ...

#11
Liebe adina!

also essentagebuch führen wird von vielen therapeuten empfohlen- ich find das garnicht lächerlich- ich find das sogar super und eine gute idee, was ich aber nicht verstehe ist, warum du deinem freund den zettel wegnimmst und es ihm nicht einfach erklärst - habs meinem freund auch erzählt und er hats verstanden und gemeint, wenn mir hilft, warum nicht...
mach dir nicht so viel gedanken- mir kommt vor, deine mutter hat eine krasse einstellung zum gewicht und weiss nix von deinem problem oder- sonst würd sie sicher nicht so reagieren- aber vielleicht meint sie das auch nur im scherz- man redet ja viel wenn der tag lang ist...
also september einziehen und dezember schluss- das ist heavy nach dem ganzen geld und der vielen zeit und nerven die du /ihr wahrscheinlich investiert hast- wie schauts denn jetzt aus, wohnst du in dem haus? oder habts es verkauft...

#12
Hab mir das zu Herzen genommen und ihm von dem Zettel erzählt. Er hat gemeint, dass ich ihm das gleich sagen hätt können und dass mir das absolut nicht peinlich sein braucht ...
Meine Mutter weiß nichts von dem Problem. Würd und will ich ihr auch nicht erzählen. Ich glaub, dass das nur zu Miss- und Nichtverständnis führen würde ... Gut, man nimmt vielleicht immer so eine Reaktion an, aber ich glaub nicht, dass es einfach nicht gut wäre.
Nein, sie meint das nicht als Scherz. Sie meint das mit Sicherheit auch nicht toternst, aber sie legt sehr viel wert auf die Figur. Eigentlich meint jeder, dass ich zurzeit schlecht aussehe ... außer meine Mutter. Ich glaub, dass sie teilweise selbst ein gestörtes Verhältnis zu Essen hat.
Der Hausbau hat natürlich schon 2006 begonnen. Im September sind wir dann erst offiziell eingezogen. Mit dem Einzug war's dann endgültig vorbei. Ich hab mich absolut nicht mehr glücklich und wohl gefühlt. An dem Tag, wo ich ihm erzählt habe, was ich ihm gegenüber noch empfinde, bin ich dann auch ausgezogen. Seitdem wohn ich wieder zu Hause und warte schon wie ein kleines Kind auf Weihnachten auf meine Wohnung. Ab diesem Zeitpunkt, wo ich wieder heimgezogen bin, ist mein Zustand auch immer schlimmer geworden. Ich glaube, ich muss wirklich raus von zu Hause, um mein Leben wieder halbwegs in den Griff zu bekommen.
Ich hab echt nicht gewusst, dass Essenstagebuch so eine gute Sache ist. Eigentlich dachte ich, dass sich das dann mehr negativ auswirken könnte. Hab mir jetzt zwei Bücher gekauft und anderem "Die Bulimie besiegen" ... Da wird auch empfohlen, eines zu schreiben. Ich weiß, ich bin etwas nicht-wissend.

#13
Liebe Adina,

Ich finde die sache mit dem Essenbuch eigentlich sehr sehr gut.
Ich musste das auch immer machen in meiner Therapie und es hat mir im nachhinein eigentlich sehr geholfen.
Da sieht man danne igentlich einmal richtig, was man eigentlich so über den Tag verteilet alles so in sich hineinfrisst (mal hart gesagt) oder eben auch nicht .....

Willst du den eigentlich eine therapie beginnen??
Ich denke, dass wäre schon sehr sinnvoll.
Man sollte mit unserer krankheit nicht allleine sein , den seelisch sind wir es ja sowieso immer!!!


wollte nur auch einen kleinen Beitrag dazu abgeben..
Wünsche dir alles alles liebe und gute, viel kraft und willensstärke,

liebe grüße, verena
Gib niemals auf!!!!!

#14
Eigentlich hab ich nicht vor, dass ich eine Therapie antreten werde. Ich möchte es alleine schaffen. Hab es ja das letzte Mal auch alleine geschafft ... Und wahrscheinlich nehm ich die ganze Sache wirklich nicht so ernst, wie sie ist. Ich denk mir, dass das doch zu schaffen ist ... Ich hab jemanden mit dem ich darüber rede ... aber dann kommt genau immer der Zeitpunkt, wo ich es lächerlich finde. Das kann ja nicht so schwierig sein, oder? ... Wahrscheinlich hab ich auch nur Angst vor einer Therapie.

#15
das kann schon sein, dass es schlimmer geworden ist, seit du wieder zu hause wohnst- weil es oft gut tut distanz zum elternhaus zu kriegen, weil da ja oft der "hund begraben" ist- meine schwester litt auch, wie ich unter bulimie und als sie ausgezogen ist, in eine wg- hat es nicht mehr lang gedauert und es ging ihr besser- bis sie schliesslich ganz weg war davon- und das schon seit jahren!!! hoffetlich kriegst bald die neue wohnung und zu therapie kann ich sagen- da is jeder anders- und wichtig und ein grosser glücksfall ist es auch, wenn man den richtigen therapeut findet- ich hatte leider kein glück und so bin ich im moment auch wieder der meinung ich schaffs allein- und wenn dus echt schon mal so lange geschafft hast, zeigt ja dass es eh in dir steckt, dass du die kraft hast!!! du packst das schon!