Ich bin am Verzweifeln und dann auch wieder nicht. Montags nehme ich mir immer vor, mit der Kotzerei ganz und gar aufzuhören. Meistens schmeiße ich bereits am Dienstag alles wieder über den Haufen und mache doch alles wieder so wie gewohnt. Ich bin eben schon auf diesen Zug vor Jahren aufgesprungen und nun kann ich leider nicht mehr absteigen. Die Arbeit geht mich nur noch an und ich will alles super perfekt machen. Überperfekt. Ich kann einfach nicht anders, weil ich doch will, das niemand hinter meine dreickige Fassade sieht.
Also, ich weiß einfach nicht mehr weiter. Obwohl es ganz gut läuft so, aber wohl fühle ich mich wirklich nicht. Ich vermieße ein normales Leben. Immer mehr von meiner früheren Klasse bauen sich ein Leben auf, sie heiraten, bekommen Kinder oder ziehen einfach mit ihrem Freund zusammen. Ich stehe eigentlich immer noch da, wo ich auch vor 10 Jahren gestanden bin. Ich bin alleine, fresse und sauffen und kotze natürlich auch. Ich habe mir zwar eine eigene Wohnung jetzt gemacht (aber immer noch zu Hause).
Die Wochenende verbringe ich mit einkaufen, essen machen, trinken und kotzen sowie Putzen. Mein Bruder sagt schon ich hätte einen Putzfimmel. Früher war das anders. Ich war schlampig und mir war alles wurscht. Irgendwie vermisse ich dieses Leben - leider kommt es wohl nicht mehr zurück.
Ich bin einfach total unzufrieden mit meinem Leben, bin aber leider auch zu faul und zu bequem irgendetwas daran zu ändern. Ich habe halt immer noch den Traum, dass irgendwann alles besser wird und ich aus diesem Alptraum aufwache. Ziemlich naiv - ihr habt recht. Aber klammern wir uns nicht alle an solche Träume und wollen die Realität leider nicht wahrhaben.
Ihr kenn das sich auch und wisst bescheid was ich meine.
Eure Helga
#2
Hallo Helga,
da habe ich mich ja fast wieder erkannt. Noch vor einem Jahr hätte der Beitrag von mir sein können. Inzwischen bin ich aber bei einer Beraterin der Suchtberatung und habe begriffen, dass ich eine Menge falscher Gedanken in Bezug auf mich und meine Umgebung hatte. Heute bin ich zu mindestens so weit, dass ich nicht mehr kotze. Mein Essverhalten lässt immer noch zu wünschen übrig, besonders bei Stress. Ich muss sagen, ich bin noch depressiv und auch gesundheitlich eingeschränkt, bin schon froh, wenn ich einen Termin am Tag schaffe. Ich habe inzwischen diese Situation akzeptieren können und deshalb geht es mir schon besser.
Aber nun zu Dir. Deine Unzufriedenheit mit Deinen ganzen bisherigen Leben beruht auf der Kluft, was Du wirklich willst und was Du glaubst, was andere von Dir wollen. Bei Dir kommen ja 2 Süchte zusammen, die Sucht gibt Dir das, was Dir im reellen Leben fehlt und dass, was Du Dir nicht eingestehen willst, oder kannst. Bist Du in Deinem Job wirklich glücklich? Er verlangt von Dir förmlich eine gewisse perfekte Kleiderordnung und als Bürokauffrau kannst Du es Dir sicher schlecht leisten einen Brief mal mit Fehlern zu schreiben und dann sind ja auch noch die Kollegen, Schulfreunde...., denen scheinbar alles perfekt und mühelos gelingt. Das scheint aber nur so, auch sie machen Fehler und verstecken ihr so perfektes Leben hinter einer gut zurecht gemachten Fassade, die manch einen Riss hat, wenn man nur dahinter schauen könnte,
Du solltest Dir vielleicht endlich eingestehen, dass Du Deinen Perfektionismus gar nicht magst, ihn Dir aber im Interesse der anderer immer wieder auf zwingst. Da liegt, glaube ich auch der Schlüssel zu Deinen Problemen. Ich habe auch immer und ständig perfekt sein wollen, schon in meiner Kindheit. Dachte, dann würde ich Anerkennung und Liebe bekommen und dieser Gedanke beherrschte mein bisheriges Leben. Heute weiß ich, dass ganz andere Dinge zählen, auch in der Partnerschaft. Ich kenne keinen (gesunden!) Mann, der eine perfekte Frau will - kleine Fehler sind doch sooooo menschlich.
Also lerne es wieder ein wenig "schlampig" zu sein, wie Du es umschreibst, dann geht es Dir auch ganz sicher wieder besser. Bist, oder warst Du in Behandlung? Sorry, die Frage, habe aber nicht alle Beiträge von Dir gelesen.
Liebe Grüße, Seehund
da habe ich mich ja fast wieder erkannt. Noch vor einem Jahr hätte der Beitrag von mir sein können. Inzwischen bin ich aber bei einer Beraterin der Suchtberatung und habe begriffen, dass ich eine Menge falscher Gedanken in Bezug auf mich und meine Umgebung hatte. Heute bin ich zu mindestens so weit, dass ich nicht mehr kotze. Mein Essverhalten lässt immer noch zu wünschen übrig, besonders bei Stress. Ich muss sagen, ich bin noch depressiv und auch gesundheitlich eingeschränkt, bin schon froh, wenn ich einen Termin am Tag schaffe. Ich habe inzwischen diese Situation akzeptieren können und deshalb geht es mir schon besser.
Aber nun zu Dir. Deine Unzufriedenheit mit Deinen ganzen bisherigen Leben beruht auf der Kluft, was Du wirklich willst und was Du glaubst, was andere von Dir wollen. Bei Dir kommen ja 2 Süchte zusammen, die Sucht gibt Dir das, was Dir im reellen Leben fehlt und dass, was Du Dir nicht eingestehen willst, oder kannst. Bist Du in Deinem Job wirklich glücklich? Er verlangt von Dir förmlich eine gewisse perfekte Kleiderordnung und als Bürokauffrau kannst Du es Dir sicher schlecht leisten einen Brief mal mit Fehlern zu schreiben und dann sind ja auch noch die Kollegen, Schulfreunde...., denen scheinbar alles perfekt und mühelos gelingt. Das scheint aber nur so, auch sie machen Fehler und verstecken ihr so perfektes Leben hinter einer gut zurecht gemachten Fassade, die manch einen Riss hat, wenn man nur dahinter schauen könnte,
Du solltest Dir vielleicht endlich eingestehen, dass Du Deinen Perfektionismus gar nicht magst, ihn Dir aber im Interesse der anderer immer wieder auf zwingst. Da liegt, glaube ich auch der Schlüssel zu Deinen Problemen. Ich habe auch immer und ständig perfekt sein wollen, schon in meiner Kindheit. Dachte, dann würde ich Anerkennung und Liebe bekommen und dieser Gedanke beherrschte mein bisheriges Leben. Heute weiß ich, dass ganz andere Dinge zählen, auch in der Partnerschaft. Ich kenne keinen (gesunden!) Mann, der eine perfekte Frau will - kleine Fehler sind doch sooooo menschlich.
Also lerne es wieder ein wenig "schlampig" zu sein, wie Du es umschreibst, dann geht es Dir auch ganz sicher wieder besser. Bist, oder warst Du in Behandlung? Sorry, die Frage, habe aber nicht alle Beiträge von Dir gelesen.
Liebe Grüße, Seehund