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Habt ihr Mit-Wisser?

Verfasst: Mo Feb 11, 2008 22:17
von MrsMilestone
Da ich seit über 10 Jahren an Bulimie leide, wundere ich mich, ob ich vielleicht die Einzige bin, die niemandem von diesem "Geheimnis" erzählt.

Ungelogen, es weiß niemand, dass ich mir jeden Abend die Seele aus dem Leib kotze...und das schon seit Jahren! Mein Freund weiß ncihts davon und meine Eltern schon garnicht!

Wie ist das bei euch? Erzählt ihr das den Leuten? Für mich war es schon schwer, der Psychotherapeutin von dem Problem zu erzählen!

Verfasst: Di Feb 12, 2008 8:08
von manorexic
Hey!
10 Jahre und NIEMAND weiß es?
Heftig... ich könnte das nicht.
Glaube ich... bei mir weiß jedenfalls die gesamte Umwelt, dass ich "magersüchtig" bin, das UG kann man irgendwann nicht mehr verstecken; aber auch von der Bulimie wissen inzwischen ein paar Leute.
Ich hab auch längere Zeit viel verheimlicht, aber das hat mich immer total belastet.
Nach jedem FA kam ich mir total verlogen vor.
Die Welt sieht nur "die Magersüchtige, die nichts essen will", aber so ist es ja nicht...
und deshalb hab ich das erzählt.
Warum tust du es nicht?
Scham, Angst vor Unverständnis?

essen und kotzen? Wie dumm!

Verfasst: Di Feb 12, 2008 9:24
von MrsMilestone
wow, das ist ja krass. Naja, Magersucht sieht man aber auch. Bulimie ist so, dass man sie nicht sieht, zumindest nicht bei mir. Ich bin vom Gewicht her immer ziemlich normal.

Ich weiß nicht, warum ich es niemandem erzähle. Ich glaube mir ist es peinlich! Ja, es ist total peinlich. Das versteht dich keiner! Es ist ja auch total dämlich, Unmengen an Essen in sich hinein zu stopfen und das dann auszukotzen. Ich könnte mir vorstellen, dass die Leute dann einfach sagen würden....warum hörste nicht einfach damit auf. Iss nicht so viel, dann brauchste auch nicht kotzen.

Mir ist es unwahrscheinlich peinlich. Es ist ja auch total eklig. Man hat jeden Tag was mit Kotze zu tun!

Ich glaube nicht, dass ich es jemals irgendwem erzählen könnte. Deswegen wundert es mich ja, dass ihr da so offen mit umgeht.

Verfasst: Di Feb 12, 2008 11:59
von manorexic
Ja, tun die Meisten von uns... und weißt du auch warum?
Weil es ne KRANKHEIT ist.
Es ist ja nicht so, dass wir ständig alles auskotzen, weils uns so glücklich macht und spaßig ist.
Natürlich ist es ekelhaft, natürlich schämt man sich.
Aber diese Scham wird meiner Meinung nach immer größer, wenn man es nicht ausspricht.
Menschen mit Depressionen zB, nehmen wir mal an, die weinen jeden Tag.
Naja, und bei uns ist es eben das Kotzen.
Vielleicht ein doofer Vergleich, aber es ist und bleibt ne Krankheit, und deshalb müssen wir uns eigentlich nicht schämen...
Und man kann immer versuchen, es den Leuten zu erklären.
Wenn dus zB deiner besten Freundin erzählst, dann kannst du ihr helfen, dich zu verstehen;
und sie wird dich danach doch nicht als einen anderen Menschen wahrnehmen!

Verfasst: Di Feb 12, 2008 12:14
von coraline
Also ich hab es mittlerweile meinen zwei mädels erzhält(meinen zwei besseren hälften). sie sind sehr unterschiedlich damit umgegangen...sie können sich überhaupt nicht in meine situaion rein versetzen das ist richtig, aber sie zeigen verständniss und wollen mir helfen...
eine der beiden hat glaube ich auch ein problem mit normalem essen(man sieht ihr das untergewicht an) desswegen spreche ich mit ihr ander drüber als mit der anderen. die kann ich dann fragen wieviel "normal essen" ist weil ich das in manchen situationen nicht einschätzen kann. ich versuche mich an ihre essweise anzupassen...wäre ich alleine hätte ich nicht diese überschaubarkeit und überhaupt keinen richtwert. allerdings würde ich es glaube ich auch meinem freund nicht erzählen und meinen eltern auch ganz und garnicht

Verfasst: Di Feb 12, 2008 12:30
von manorexic
Andersrum.
Stellt euch vor, eure beste Freundin/Tochter etc hat Bulimie und sagt es nicht...?!

Verfasst: Di Feb 12, 2008 14:12
von Schlafquala
Niemand weiß davon?

Das ist ja eine richtige Glanzleistung im Verheimlichen! Wahnsinn! Deine Familie und dein Freund müssen zum großen Teil aber wirklich blind sein, nicht dass man es am Essverhalten merkt, aber du bist doch bestimmt mal down, oder? Fragen die dann nicht nach?

Helfen würde es dir, wenn du es erzählst, davon bin ich überzeugt, aber auch nicht sofort, sondern erst wenn du dich richtig öffnen und Hilfe annehmen kannst. Ich kann es bis heute noch nicht und habe es meinen Eltern und meinem Freund vor ca. 2,5 Jahren erzählt. Es macht mich selbst sehr traurig, dass ich die Hilfe von ihnen nicht erfragen kann. Ich bekomme sie nicht angeboten, aber ich könnte fragen und vielleicht würde es etwas bringen.

Du hast wahrscheinlich wahnsinnige Angst, es zu erzählen, oder? Es wird auch nicht einfach werden, ganz und gar nicht, weil die meisten sich da nicht auskennen und du deshalb erst einmal mit Unverständnis überschüttet werden wirst. So muss es nicht werden, aber es ist oft der Fall.


Ich wünsche dir ganz viel Mut und vielleicht schaffst du es, es zu erzählen.

Liebe Grüße,
Schlafquala

Verfasst: Di Feb 12, 2008 23:40
von Paula11
ich auch 10 Jahre und Freund und Eltern und Geschwister und beste Freundin haben keine Ahnung. Aber ich weiß, dass es besser so ist.

Verfasst: Mi Feb 13, 2008 7:11
von Lebensseiltänzer
H, warum zu Teufel ist es peinlich?
Es ist eine Krankheit, eine Sucht...
es ist ja keine Laune

ich mein, klar mag es Leute geben, die sowas nie verstehen werden, oder Leute, die es nie verstehen wollen...

aber ich denke, dass es wichtig ist, dass es jemand weiß...
naja, ich habe 9(?) Jahre damit gelebt, ohne dass es wer merkte...
erzählt habe ich es nur, weil ich eine stationäre Therapie machen wollte...
und naja, ich hatte ziemlich Angst, aber Leute, die mich wirklich mögen, haben ganz anders reagiert, als ich es erwartet habe, und zwar recht positiv für mich...

klar mag es ein schwerer Schritt sein, aber es kann schon helfen
(besonders mein Freund, eine sehr gute Freundin und meine kleine Familie war mir in der Zeit sehr wichtig)