Streßbewältigung?

#1
Hallo Ihr Lieben,

ich bin (wie vielleicht einige wissen) Bulimie-Aussteigerin seit bald einem halben Jahr - nach einer Krankheitsdauer von ca. 10 Jahren.

Ich kann mir persönlich immer noch nicht genau erklären, warum bei mir -ganz plötzlich- der Knoten geplatzt ist. Vielleicht weil ich meine Ausbildung beendet habe? Weil wir plötzlich keine größeren Geldsorgen hatten? Weil ich mit meinen Eltern nur noch wenig Kontakt habe und mich langsam als selbständig lebende Person betrachte? Weil ich mir das Ziel gesetzt habe, im nächsten oder übernächsten Jahr mein erstes Kind zu bekommen? Und natürlich auch der riesige "Arbeitsaufwand", den Bulimie bedeutet. Nach 10 Jahren konnte und wollte ich den nicht mehr tragen...
Ach, ich könnte noch tausende Argumente nennen, die mich dazu bewegten, "damit" aufzuhören.

Mein Problem ist nun folgendes:

Ich habe mich aus den Klauen der Bulimie befreit. Ich konnte seit Monaten jedem möglichen FA widerstehen; der Wunsch nach dem Vollstopfen verliert seine Wichtigkeit.

Ich habe übrigens im Zuge meiner Bulimie-Abstinenz auch das Rauchen aufgeben können (seit 2 Wochen). ICH. ICH die ich 25 Zigaretten am Tage rauchte. ICH,die ich ein hoffnungsloser Fall in jeder Beziehung war. Ich habe es geschafft und ich werde es weiter durchziehen!

Aber was mache ich mit meiner gewonnen Freizeit??? :?:

Vielleicht hört es sich doof an. Aber ich muss doch meine kritischen Phasen "überbrücken" können. Die finden abends nach der Arbeit statt. Ich bin nervös und entweder überbrücke ich das durch Alkohol oder durch Aufräumen, Putzen und/oder Joggen. Ich bin abends aber NIE wirklich entspannt. Es sei denn, es ist genug Alkohol im Spiel. Ich habe hier in meiner neuen Stadt noch keine wirklich "guten" Freunde gefunden. Mein Freund sitzt abends eigentlich nur vor dem PC. Ich habe so wenige Möglichkeiten.

Was macht Ihr gerne in eurer Freizeit?
Habt ihr Hobbies? Erzählt sie mir. Ich hätte gerne einige Hobbies, die meine ruhelosen Abende ausfüllen. Ich bin wirklich neugierig darauf, was euch - abgesehen von der Bulimie - beschäftigt!


Schreibt ihr Gedichte, lest ihr viel, seid ihr sportlich aktiv, sammelt ihr, macht ihr Handarbeiten usw.???

Euer konfuses

*Katzenauge*

#2
liebes-katzenauge!
ich-habe-viele-dinge,die-mich-interessieren,doch-meistens-hindert-mich-meine-sucht-daran,sie-auch-zu-machen.
da-ist-z.B.-die-musik,ich-spiele-haupsächlich-klavier-und-komponiere-auch-eigene-lieder,damit-kann-ich-meine-stimmung-ausdrücken.
ich-lese-auch-gern,aber-da-ich-schon-immer-gern-beim-lesen-naschte-und-bei-fa-immer-lese,ist-das-immer-brenzlig.
ich-male-und-mache-ketten-aus-muscheln-oder-irgendwelchen-dingen,die-in-der-natur-zu-finden-sind.
das-liebe-ich-auch:zu-wandern,wälder-erforschen,schlafen-unter-dem-himmel......
aber-das-sind-ja-keine-hobbies,die-man-geden-tag-machen-kann.
ich-gehe-auch-gern-raus-und-mache-fotos,such-mir-ein-thema-oder-lauf-einfach-durch-die-stadt-und-fotografierverschiedene-lichteinflüsse....
oder-geh-ins-kino,mit-freunden-ins-cafe....
doch-zur-zeit-bin-ich-nicht-so-aktiv.
vielleicht-interessiert-dich-ja-was-von-dem?
deine-bruja

#3
Hi Süsse!
Ja, ich kenne das, der Tag ist machbar, aber der Abend... Vor allem in einer fremden Stadt. Ich habe das zwei Jahre durchgemacht, jetzt studiere ich und habe superviele Leute mit denen ich was unternehmen kann und wohne auch in einer WG. Wenn dann doch mal die große Leere kommt, kommts sie, denn dann kann ich mich zu den Dingen, die ich sonst gerne tue auch nicht aufraffen. Na ja, manchmal schon und dann ist das essen schnell vergessen und im Nachhinein bin ich total stolz. Joggen sollte ich viel öfter und was super ist, es ist zwar mein Job, aber ich habe vor der Lehre viel genäht. Du suchst einen Schnitt aus (burda), kaufst Stoff und fängst an, ob schon mal gemacht, oder nicht (es gibt Anfängerhefte). Das ganze ist echt fesseln und man kann es sich prima selber beibringen. So gehen die Abende rum und Du kriegst verdammt viele neue Klamotten. Was Du sonst noch gut machen kannst: Meld Dich in einem Fintnesstudio an, kannst Du ja auch oft hingehen oder wenn Dir das zu anonym ist, in den Studios hängen manchmaal so ne Art Kontaktbörsen wenn man Badminton spielen möchte und einen Partner sucht. In dem Studio, wo ich arbeite funktioniert das klasse und ist auch nicht peinlich. Oder, genau, was ist mit nem Job so einmal die Woche , kellnern oder so was ??
Ich denke gerade die Sachen die regelmäßig sind und die man muß (weil man bezahlt hat oder so) sind gut für uns.
Alles Liebe, Sonja.

#4
Vielen Dank für Eure Antworten!
Es ist manchmal so frustrierend: Da hat man schon zwei richtig Schlimme Probleme/Süchte (Bulimie und Zigaretten) hinter sich gelassen, und das auch noch ohne Hilfe. Und dann kann ich mich manchmal gar nicht darüber freuen, weil viele Tage bzw. Abende so "leer", traurig und eintönig sind. Ich habe das Gefühlt, dass ich so viel vom "eigentlichen" Leben verpasse. Erst hat es mir die Bulimie genommen, und nun kann ich es mir selbst nicht schön gestalten.

Ich arbeite auch sehr viel (finde ich jedenfalls ;) ), und habe im Prinzip einfach sehr wenig Zeit (und nach der Arbeit wenig Motivation) mich zu beschäftigen. Oft sitze ich allein und unmotiviert in unserer Wohnung rum. Und kann das ja nicht mal mit Kotzen oder Rauchen kompensieren. (Bin natürlich trotzdem froh, dass ich es soweit geschafft habe).

@Sonja
Das mit dem Nähen ist eigentlich eine gute Idee, ich habe es zwar noch nie gemacht, aber es ist immer schon ein Wunsch von mir gewesen so etwas zu können. Vor allem weil es mir oft passiert, dass mir neu gekaufte Kleidung nicht so richtig gut passt. Allerdings müsste ich mich da wirklich richtig "reinarbeiten". Ich weiß nicht, ob ich die Geduld dazu hätte...bin z.Zt. so wahnsinnig rastlos.

@Bruja
Du scheinst ja wirklich sehr kreativ zu sein. Ich finde es sehr schade, dass unsere Krankheit Dich dazu zwingt, solche Aktivitäten einzustellen oder zu verringern.
Versuche auf jeden Fall, Deine Interessen am Leben zu erhalten, denn auch mit B. kann das Leben lebenswert sein. Oder anders: Wenn man schon eine so schlimme, hartnäckige und belastende Krankheit hat, sollte man die Zeit zwischen den Anfällen für solche schönen Dinge natürlich nutzen. Jede von uns braucht schließlich Mut und Ansporn, damit wir irgendwann diese beschissene Krankheit hinter uns lassen können.

Wir werden das (ALLE!!!) irgendwie irgendwann schaffen (in Anlehnung an mein Jugendidol Nena ;) ). Da bin ich mir sicher.

Liebe Grüße
*Katzenauge*
cron