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suchtverlagerung???
Verfasst: Sa Feb 03, 2007 16:05
von shirokuma2
hallo alle!
bin ziemlich neu hier, hab' mich noch nicht veogestellt...
naja, verfolge seit ca.1woche das forum hier und manchmal den chat (wenn mal zufällig wer drin ist....
kurz zu meinem thema: 2006 war privat der horror für mich. das einzig "positive" daran war, dass mir die lust auf essen größtenteils vergangen ist, fühlte mich mit den *kg weniger auf den rippen richtig wohl. der haken an der sache: erst jetzt erkenne ich, dass ich während des letzten jahres wirklich viel getrunken habe, alk, meine ich. so hatte ich auch das essensthema halbwegs im griff, paar gläschen am abend und den wenigen hunger, den ich verspürte, liess sich viel einfacher ignorieren...
so langsam erwache ich aus dieser phase, schränke mich im trinken ein (was übrigens zu klappen scheint - denke nicht, dass es zum alkoholproblem gekommen ist). der jetzige haken: die b* hat mich wieder voll im griff.
wenn ich versuche, weder zu trinken noch einem FA nachzugehen, kommt die depressive stimmung....
kann mir da jemand von euch mit eigenen erfahrungen weiterhelfen? wäre wirklich dankbar.
liebe grüsse an alle,
shirokuma2
Verfasst: Sa Feb 03, 2007 21:30
von Djinn
hallo,
ich kann nur dazu sagen, dass ich das kenne...leider weiß ich nicht wirklich eine Lösung dafür.
Kurz zu meiner Situation: ich habe letztes Jahr einen ziemlichen Absturz und habe in der Zeit auch recht häufig und regelmäßig zum Alkohol gegriffen, um wie du einerseits die Lust auf Essen und andererseits die Stimmung zu regulieren. Ich habe nie viel getrunken also mich nie total betrunken. Aber ich habe ziemlich regelmäßig (täglich bis auf wenige Ausnahmen) ein Gläschen oder 2 gekippt um eben nicht zu essen oder einen FA zu haben, um nicht so unruhig, depressiv zu sein und schlafen zu können.
Tja, jetzt ist es so, dass ich ein Medikament nehme, dass eigentlich für alkoholkranke Menschen ist, es hemmt die euphorisierende Wirkung des Alkohol - also genau das, wozu ich ihn m*ssb**ch* habe. Ich habe ihn ja nicht wegen des Geschmacks getrunken. Ich habe dieses Medikament nicht deswegen bekommen, sondern weil es auch gut gegen Dissoziative Zustände und Flashbacks sowie für eine bessere Impulskontrolle wirkt.
Allerdings habe ich erst durch die Einnahme gemerkt, wie sehr es mir abgeht, einfach die Möglichkeit zu haben, etwas zu trinken (beim Fortgehen, wenn ich mal nervös bin am Abend und nicht schlafen kann, beim Sex

um lockerer zu sein, etc.). Ich bin aber sehr froh, dass ich darauf eigentlich per Zufall gestossen bin und nun die Chance habe, auch dieses Problem anzugehen.
Wie auch bei der Bulimie, SVV und überhaupt versuche ich mittels anderer Beschäftigungen, Entspannung, Verhaltenstraining dem beizukommen. Es ist wie du sagst eine Suchtverlagerung und all diese Süchte sind ähnlich zu bekämpfen.
Verfasst: Mo Feb 05, 2007 9:50
von shirokuma2
halo djinn,
danke für deine reaktion auf mein thema! war ziemlich erschreckend, als ich diesen zustand bemerkte. mit deiner erklärung leuctet es mir mehr ein...
das einschränken von alk gelingt mir seit einiger kurzer zeit sehr gut ( wie ich beim lesen deines postings bemerkt habe, waren es genau aus die gleichen gründen wie bei dir: entspannung (mit oder ohne sex), vergessen, durchschlafen).
diese "suchtverlagerung" hat mich echt geschockt. wieviele abweichungen mag es sonst noch geben? was fällt mir als nächste "strategie" ein??? und: hört das denn nie auf??? bisher war es "nur" b*. naja. vielleicht nicht schlecht, die ernsthaftigkeit jetzt frühzeitig zu erkennen...
denke, wir können froh sein, dass unsere alarmglocken hier wenigstens noch richtig ticken+ wir rechtzeitig reagieren konnten! wäre nämlich wirklich schlimm, ein leben lang auf einen wirklich guten tropfen in netter gesellschaft und zum richtigen anlass vermissen zu müssen - oder???
lg und gute woche!
shirokuma
Verfasst: Mo Feb 05, 2007 11:58
von katjusza
hallo ihr lieben
im "was sonst noch interessiert" hatten wir auch eine zeit lang eine recht gute diskussion zum thema "alkoholikerin" - weil es für viele hier einen direkten zusammenhang zu geben scheint zwischen der bulimisch "guten" zeit und dem anstieg des alkoholkonsums oder anderer "narkotika" -
bei mir ist es eine art von verdrängungsmechanismus - wenn ich clean bin schlucke ich meine probleme nicht runter sondern muss mich mit ihnen auseinandersetzen - da ist ein kleiner schwips doch viel angenehmer und ein vollrausch erst recht.
und bald wird, genau wie bei der B das mittel zum zweck und eine gewöhnung tritt ein, die selbstständigkeit und selbstverständlichkeit des vorganges fördert - plötzlich ist da die nächste sucht.
es ist meiner ansicht nach gar nicht so schwer, von der B abstand zu gewinnen sondern viel mehr, sich dann auch all jenem zu stellen, was damit einher geht - die plötzliche ungefilterte konrfontation mit dem eigenen Ich - man kann es nur erkennen und dann versuchen einen anderen weg zu finden - derzeit muss ich aber sagen, dass ich lieber mit der latenten sucht zum alkohol (z-b- abends immer 2 Gläser wein zu trinken und bei gelegenheit eben auch die eine oder andere flasche) lebe als mit bulimie.
kleine schritte machen die schuhe auch bequemer.
gute grüße,
ich finde es schön, wenn wir das thema mal mit all der fähigkeit zur kritischen selbstwahrnehmung angehen, die uns innewohnt!
Katja
Verfasst: Di Feb 06, 2007 12:26
von shirokuma2
hey katja,
danke für den hinweis im "was sonst interessiert" - hab mal darin gestöbert; war sehr hilfreich.
in einem deiner postings beschreibst du, wie es dir in einer abstinenzphase ging: depressiv...... es war genau dieses gefühl, das mich vor ein paar tagen wachgerüttelt hat, und was mir den anstoß (*lol* - chin!) gab, das thema ins forum zu bringen.
bin im moment (und ich spreche hier von stunden - jede minute zählt...!!!) in jeder hinsicht stabil, oftmals abgrundtieftraurig aber ich "freu" mich darüber, weil es mir zeigt, dass sich was tut, tief drinnen...)
dann kommen halt mal paar tränen (um´nd hier spreche ich lediglich von mililitern - gab's schon seit jahren nicht mehr)
liebe grüße
Verfasst: Di Feb 06, 2007 13:41
von isale
bei mir ist das bisschen anders, und ich weiß auch nicht, ob das hier her gehört..aber ich trinke auch viel alkohol. nicht regelmäßig, aber jede woche mindestens zwei drei mal und dann so richtig. und im suff bekomm ich immer meine übelsten zusammenbrüche und abstürze. und die leute um mich rum denken, ich sei verrückt und müsste sofort irgendwo in eine geschlossene anstalt..und keiner traut sich an mich ran, und ich zertrümmer mein ganzes zimmer und und und...ich denke, hier hat keiner nen ratschlag..das zaubermittel heißt hier wohl "!nichts trinken!"
naja, sorry..ist mir nur so eingefallen..vielleicht geht es irgendwem ja ähnlich..
und zu der suchtverlagerung..jaja..kenn ich..nur, dass bei mir als resultat die ES rauskam..

Verfasst: Di Feb 06, 2007 14:30
von shirokuma2
"ertrümmer mein ganzes zimmer" ???
ist es nicht eher so, dass du dich entspannst, wenn du trinkst? oder wirst du nach einer gewissen mange aggressiv? und:
"..nur, dass bei mir als resultat die ES rauskam.. "
hattest du vorher (vor dem alk) keine ES? *zusammenhangnichtversteh*
lg
shirokuma2
Verfasst: Di Feb 06, 2007 14:54
von isale
naja..erst werd ich natürlich fröhlich, und gut gelaunt...dann werd ich depressiv und dann tick ich völlig aus und heul meinen besten freund dermaßen voll..und aggresiv werd ich dann auch..aber primär gegen mich selbst. das hab ich wohl von meinem vater. der hat sich im suff auch schon so einiges angetan..
und vor meiner ES hatte ich kein problem mit alkohol. ich hatte zuerst richtig übel waschzwang, was auch sehr unlustig ist.
lg, isa
Verfasst: Di Feb 06, 2007 14:58
von isale
zu dem trümmern...ich zertrümmer halt dann irgendwelche sachen..stühle oder so..oder ich hau halt irgendwo dagegen..naja....
Verfasst: Di Feb 06, 2007 15:38
von Sajarina
Hallöchen
ich kenn das leider auch nur zu gut. weiß nich wie lang dass nu so is. aber witzigerweise is es in meinen schlimmeren bulimiephasen auch mit dem alk schlimmer.
wobei, wenn ichmal drüber nachdenk, trink ich abends auchgegen den hunger. wenn ich mir ein bier aufmach, is der hunger rel. schnell vergessen.
anderseits hab ich auchschon gemerkt, dass wenn ich nich essen kann (aus welchen gründen auch immer) ich verlangen nach meinem bier hab. ich trinks dann zwar nich, aber ich denk mir immer "och, das wär nu aber nett"
ich muss aber auch sagen, ich kann eher mit meinem bier oder charly am abend leben, als wenn ich essen muss und danach aufs klo renn. is zwar beides mist, aber naja.
solang ich nur alk trink, der mir auch schmeckt und aufhör wenn ich keine lust mehr hab, mach ich mir nochnich soooooooo den kopp.
aber ich denk, wenn ich irgendwann mal die wodkaflasche oder rum (mal abgesehen vom anti-erkältungstee) oso (was alles in meinem schrank vegitiert) aufmach, dann sollt ich mir gedanken machen.
Verfasst: Di Feb 06, 2007 15:46
von katjusza
nur kurz, @ isale
wenn im suff die wut explodiert, dann doch einfach nur, weil sie sonst den ganzen lieben langen tag gedeckelt ist - und sich schließlich ihren weg über die sinkende hemmschwelle viel einfacher sucht als sie dass bei klarem verstand könnte.
die wut und verzweiflung ist immer da - nur muss sie unter der oberfläche klein gehalten werden und vor sich hinbrodeln - schließlich ist es wichtig sich unter kontrolle zu halten, möglichst wenig anstoß zu erregen und "so irgendwie klarzukommen" -
sobald trinken mittel zum zweck ist nennt man das sucht.
leider.
gab es nie die möglichkeit, dich auch nüchtern si unmissverständlich auszudrücken dass es gar nicht erst zu der eskalation im vollrausch kommen muss?
weniger schlucken mehr spucken, glaub ich.
es ist am anfang nicht schön, wenn everybodys darling den mund aufmacht, auf seine bedürfnisse pocht und man das ganze nicht auf "den alkohol" schieben kann, aber es könnte dich retten.
eine sucht nach der anderen als ventil zu nutzen ist ja sicherlich eine zeit lang erträglich, aber was kommt danach?
wenn ich dir unbekannterweise zu nahe trat bitte ich um verzeihung - nur erfahrungswerte.
Katja
Verfasst: Di Feb 06, 2007 16:22
von shirokuma2
mal ganz allgemenin:
i.m.o leigt im alk das wahre böse. von der b* wegzukommen bedetet doch, ein "normales" verhältnis zum essen zu finden. das müsste - IRGENDwann, IRGENDwie doch gehen...
alk zerstört definitiv alles. und auch wenn man es schafft, wegzukommen, dann ist das thema ein lebenlang tabu.
nie mehr mein gäschen???
NIEMALS!!!!!! DAS wünsche ich mir wirklich nicht...
also kann ich die meinung nicht teilen "trink ich lieber und bin, was die b*betrifft halbwegs ok unterwegs. ich lege da meine prioritäten lieber andersrum...denkt ihr nicht auch so?
Verfasst: Di Feb 06, 2007 16:46
von katjusza
nein, um ehrlich zu sein nicht - wenn ich mich entscheiden müsste.
ich verstehe den ansatz aber vielleicht auch nicht ganz richtig.
die beiden bedingen einander ein gutes stück weit und die frage ist nur mehr: was quält mehr?
beispiel: jemand ist tageintagaus am erbrechen und zwar auf einem niveau dass mit kalihyperämie, speiseröhrenverätzung und magenerweiterung massiv die körperliche gesundheit angreift.
dieser jemand nun hat die möglichkeit
a) sich totkotzen (und ja, das geht)
b) bis er oder sie verstanden hat worum es ursächlich geht auf eine andere sucht ausweichen.
alkohol kann meiner meinung nach hier (ich rede bewusst von einem extremfall) durchaus als mittel zum weck m*ssb**ch* werden - wenn die verzweiflung überhand nimmt und der letzte ausweg aus B der sprung aus dem achten stock ist, dann bitte lieber saufen bis sich andere wege auftun.
wenn das glas wein meinen FA verhindert dann werde ich es imer trinken, egal wie groß die gefahr ist - und ja, ich empfinde es als weniger schlimm obwohl ich weiß, dass alk nicht weniger gesundheitszerstörung mit sich bringt.
im endeffekt ist eine sucht eine sucht und beschissen, aber es kann auch ein lebensrettendes ventil sein.
um die ursachenforschung und die auseinadersetzung mit gründen und möglichen auswegen kommt man so und so nicht drumrum.
wie gesagt - möglicherweise habe ich dich auch falsch verstanden.
katz
Verfasst: Di Feb 06, 2007 17:34
von shirokuma2
weiss nicht...
im extremfall bedeutet das totk* oder totsaufen... und wie du richtig sagst: sucht=sucht=beschissen.
gehst du aber vom gemässigten fall aus (mäßig FAs, gläschen nach gläschen) ist es doch so, dass ich bei der b* "nur" *anführungszeichenfett!!!!* mich selbst zerstöre...bei alk schmeisst du dich nicht nur weg, u.U. gefährdest du auch andere...
Mir geht es genauso!
Verfasst: Di Feb 06, 2007 17:44
von Helga
Hallo!
Auch ich bin langsam von der Bulimie - die ich bereits seit 15 Jahren hab - in die Alkoholsucht hinein. Ich kann mir ein Wochenende ohne Alk garnicht mehr vorstellen. Es betäubt mich und lässt mich nicht so an diese schei... Krankheit denken. Zur Zeit ist es leider wieder sehr schlimm. Es braucht nur einwenig und ich bin schon auf 100. Dann fang ich an zu fressen, zu sauffen und zu kotzen.
Unter der Woche geht es so halbwegs - mal mehr - mal weniger. Leider ab Freitag Nachmittag dann keine Chance. Ich brauch es und ich weiß, dass ich schon längst zu der Bulimie auch den Alkohol nicht mehr missen will.
Obwohl ich mich ohne sehr wohl fühle - brauch ich doch immer wieder mal was und besonders, wenn eben etwas schief läuft.
Vielleicht geht es dir ja genauso.
Leider hab ich keinen Halt - Freunde, hab ich nicht mehr viele. Die Bulimie hat mich außerdem zu einem sehr einsamen Menschen gemacht, meine Familie (sprich Brüder und Eltern) wissen nichts von meiner Krankheit und zu einer Partnerschaft war ich durch meine Krankheit einfach nie bereit.
Ich wünschte ich könnte die Zeit noch mal zurückdrehen und neu beginnen - ohne dieser Sucht im Nacken. Leider wird das wohl wirklich nur ein Traum sein und zur Zeit eben sicher nicht verwirklicht werden.
Wünsch dir viel Glück
Helga