Hallo zusammen | 3 Antworten

#1
Von Blümchen am 18.05.2002

Hallo Ihr,
les schon seit längeren eure Beiträge, hab mich aber noch nie getraut selber was zu schreiben. Hab vor ca 6 Jahren zu hungern angefangen, und bin dann schön langsam in die Bulimie abgerutscht, immer weiter, zuerst hab ich einmal im Monat gekotzt, dann einmal die Woche. Heut bin ich 22 und kotzte nach jedem Essen.
War mit meiner Freundin heute a beautiful mind im Kino, ihr wisst schon der Film über den Schizophrenen Mathematiker. Irgendwie hat mich der Film zum Nachdenken gebracht. Ist Bulimie eigentlich auch mit Schizophrenie verwandt? Ich mein wir haben ja auch immer Wahnvorstellungen, wir fühlen uns stets zu dick, auch wenn wir irsinnig untergewichtig sind, ich z.B. fühl mich auch immer beobachtet, in der U und Straßenbahn und vorallem beim Essen. Und das ganze Leben ist ein Zwang, jeder Tag ist verplant, mit heimlich Lebensmitteln einkaufen, heimlich essen und heimlich erbrechen. Im Film hat er eine Frau die in wahnsinnig liebt und ihn hilft ohne Psychiatrie zu leben, aber ich denk mir das mein Freund mir zwar mit seiner Liebe hilft, aber ich will ihn trotzdem nichts von meiner Bulimie erzählen ich hab das Gefühl das er sich dann vor mir grausen würde, beim Küssen usw. Außerdem würde er mich nach jedem Essen beobachten. Ich fühl mich deswegen auch total schuldig, weil ich ihn einen Menschen vorspiele der ich nicht bin, er glaubt ich hab Magersucht, da ich neben ihn nie was esse, ich bin zwar dünn, aber es kommt mir total irre vor wenn er mir sagt ich soll was essen, und ich genau weis, daß ich allein zuhaus den Vorrat einer fünfköpfigen Familie vertilge. Es ist total eigenartig, irgendwie hab ich mir gedacht das es vielleicht nicht so schlecht wäre mich in eine psychiatrische Klinik einweisen zu lassen, vielleicht hilft es ja. Ich bin seit fast einen Jahr in Therapie. Ich gehe regelmäßig hin, aber irgendwie behandeln wir jede Woche ein anderes Thema und ich merke keinen Erfolg. Seit ich meinen neuen Freund habe ist es sogar noch schlechter geworden, da ich mich so extrem dick fühle und noch mehr kotze als zuvor.
Die Krankheit ist der totale Teufelskreis, man kommt den Essen niergends aus, entweder man ißt nichts und wird Magersüchtig, oder man zügelt sich einen Heißhunger und erbricht. Für mich gibt es einfach keine Normalität mehr. Ich kann es mir auch gar nicht mehr vorstellen normal gepflegt essen zu gehn. Ich schmecke das Essen auch gar nicht mehr, es kommt immer häufiger vor das ich erst beim Erbrechen bemerke was ich zu mir genommen habe.
Oft wünsch ich mir noch mal geboren zu werden, und alles anderst zu machen, aber ich stell mir gleichzeitig auch die Frage ob ich es anderst machen würde, denn ich bin ja irgendwie nicht dazu bereit die Finger vom Hungern und Kotzen zu lassen. Irgendetwas bindet mich an diese Sucht und läßt mich nicht los. Je mehr ich auch grüble ich finde keine Lösung. Zwar plagen mich ständig Ängste. Mein blutender Magen, meine zerstörten Zähne, die Bauchkrämpfe und die ständigen Kopfschmerzen sind die Hölle, aber anscheinend noch nicht schlimm genug um aufzuhören, ich glaub ich muß erst eine Katastrophe erleben um geheilt zu werden.
Liebe Grüße
Blümchen

bisherige Antworten:


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Betreff: Re: Hallo zusammen
Von Sonja am 18.05.2002


Hi!
Ich hab meinem Freund nach drei Monaten alles erzählt. Er hat sich überhaupt nicht geekelt und hatte viel mehr Verständnis für meine seltsamen Verhaltensweisen. Meiner Meinung nach liegt der Bulimie auch eine Ursache zugrunde, die bei jedem verschieden sein kann. Wenn Du Deinem Freund aber ständig eine Person vorspielst, die Du nicht bist, wird sich Dein "Grundproblem" höchstens verstärken und damit auch das Symptom Bulimie. Wenn Du es ihm sagsts, wirst Du vielleicht endlich mal die Anerkennung erhalten, die Dir vielleicht fehlt: als Mensch bedingungslos anerkannt und geliebt zu werden, ob Du kotzt, frißt oder nicht.
Auch kann er Dir vielleicht konkrekt helfen, indem er Dich in kritischen Situationen nicht vom essen abhält, das geht nämlich nicht, sondern einfach nur ablenkt und für Dich da ist.
Mein Exfreund hat z.B. immer schnell gemerkt, wenn ich zum Kühlschrank bin und hat mir, wenn es die Situation erlaubte, das gegeben, was ich brauchte und durchs essen zwaghaft ersetzen wollte: Zuneigung.
Meiner Erfahrung nach ist es in jedem Fall positiv es ihm zu sagen, Du verleugnest Dich sonst selbst, Aber:Versuch ihn nicht zu extrem zu belasten, mach ihn nicht für Deine Zustände verantwortlich, erwarte nicht, dass er Deine Probleme für Dich löst und vor allem, bestrafe oder erpresse ihn nicht. Und das alles passiert schneller, als Du willst.
Er ist auch nur ein Mensch, auch wenn er Dir helfen möchte, und das wird er, wenn ihm auch nur ein bißchen an Dir liegt.
Hab Vertrauen in ihn.
Viel Mut für Dich, Sonja.


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Betreff: Re: Hallo zusammen
Von simona am 18.05.2002


guten morgen blümchen!
ich hab gerade deinen beitrag durchgelesen und wie ich ihn gelesen habe sah ich mich selbst vor mir ich bin zwar erst 15 aber hab das gleich wie du (bis auf freund) durchgemacht war zwei jahre ms und jetzt bu
ich weiß wie es ist aber ich hab da ein gedicht nach einer fressatake geschrieben les es einfach mal bitte durch!
Immer nur fressen, kotzen, fressen
Warum kann ich es nicht einfach mal vergessen?
Dabei schmeckt es mir wirklich nicht,
es ist diese gemeine Stimme die in mir spricht!
Du musst fressen bis Dein Bauch sich bläht,
für ein normales leben ist es längst zu spät!
Dann geht das große fressen wieder los,
bis mir im Körper steckt ein dicker Kloß.
Ich renne los um mich zu übergeben!
Was gäbe ich für ein normales Leben?
Doch beim Lotzen geht nicht alles raus,
dann kommt die lange Nacht, oh, welch ein Graus.
Ich kann nicht schlafen mit dem vollen Magen
Und den Gedanken, die an meinen Nerven nagen
Ich will doch nicht mehr Kotzen gehen,
sondern einfach ganz normal im Leben stehen!
Ich will mich und meine Gefühle wieder spüren,
ein ganz normales Leben führen.
Ich frage mich, warum ich nicht mehr so wie Früher fühle?
Kann es sein, dass ich auch mein Leben im Klo hinunterspüle?
Warum? Warum nur ist das Leben so gemein?
Warum? Warum nur muss das so sein?
Ich fühle mich zu nichts mehr wert,
irgendwann führe ich mein Leben total zurückgekehrt.
Wird es überhaupt noch so weit kommen,
oder ist meine Sicht schon so total verschwommen?
Wie lange kann man sein Dasein denn noch so fristen?
So oft sehne ich mich nach der letzten Ruhe in der Kisten!
Doch ich will durchhalten, die BULIMIE besiegen
Und ich will mein Leben von Ihr wiederkriegen


was ich zu deinem freund sage: mein ex sagt in meiner anfangsstatium MS bitte iss du bist schon so dünn und ich nahm immer mehr ab jetzt 1/2 jahr danach denke ich mir wäre er mit mir zusammen gewesen wenn er mich nicht so lieben würde wie ich bin egal ob mit kilos oder nicht. (-> er hat mich deswegen verlassen)
ich kan nur sagen sag es deinem freund er wird verständnis haben und er kann dir auch helfen ich geh genau so in eine therapie und mir bringt es genau so nichts! aber wie ich meine angst und meine sucht meiner mutter gestah wurde alles andester in briefen erklärte ich ihr meine ängste (zu dick zu werden.... )und mit der zeit verstand sie mich.
dein freund wird es 100% versteh lass dir zeit und gib ihm zeit!wenn er dich lieb werdet ihr aus dem teufelskreis raus kommenwas ich dir noch anbieten kann ist wenn du jemanden zum reden brauchst dann kannst du mir einfach schreiben ich hör dir gerne zu
ich wünsch dir die kraft der welt!

wenn wir den mut haben zu hoffen,
dann hat die hoffnung den mut,
wahrheit zu werden!




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Betreff: Re: Hallo zusammen
Von MR am 18.05.2002


Hi.
Finde das Ehrlichkeit der beste Weg ist.
Wozu jemanden was vorlügen?ßDas bringt doch nichts. Irgendwann fliegt doch alles auf. Außerdem was du für einen Druck aushalten mußt ständig zu verheimlichen.
Ich lebe alleine,aber ich könnte mir echt nicht vorstellen wenn mein Lebenspartner von meinem Problem nicht bescheid wüste. Ich finde das gehöhrt dazu.
Gebe zu, bevor ich in Therapie ging sagte ich es auch keinen Menschen. Jetzt stehe ich mehr dazu. Sagen tu ich es natürlich auch nur denen die mir wirklich nahe sind und zu denen ich wirklich vertrauen hab.Und die freundschaften sind dadurch nur tiefer geworden.
Bulimie ist auch ein Teil von mir geworden,und das macht mir auch angst. Denke mir auch öfters das noch etwas schlimmes passieren muß,daß ich endlich zu Verstand komme.
Aber der heutige Tag ging bis jetzt gut,und ein kleinwenig mitschuld ist der gestrige Bericht von Renate. Ich finde sie hat recht.
Wünsch dir alles gute Medardus