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Unterstützung | 6 Antworten

Verfasst: Di Jun 18, 2002 18:19
von db_admin
Von Sonja am 16.05.2002

Hi!
Habe seit eineinhalb jahren Bulimie. Zwischendrin, nachdem ich es meinem Exfreund gesagt hatte und mich viel mit fachliteratur beschäftigt habe gings mir echt gut - weniger Fressanfälle und zeitweise gar nicht mehr gekotzt. In letzter Zeit hat sich das aber wieder eingeschliche. Zuerst habe ich das gar nicht so wahrgenommen, dann habe ich es mir erst mal gelassen, weil es mir stressmäßig nicht gut ging und ich nicht auch noch am essen arbeiten konnte. Jetzt denke ich, ist der Zeitpunkt gekommen, an dem ich ganz schnell was ändern muß.Ich arbeite jetzt schon seit Wochen dran und schaffe den Absprung nicht. So eine Woche ist manchmal drin, dann gehts aber von vorne los. Vor ei paar Tagen habe ich euch entdeckt. Es gibt mir unglaublich viel Kraft Eure Beiträge zu lesen. Ich will es nochmal versuchen und möchte es jetzt schaffen zwei Wochen kotz- und möglichst auch noch fressfrei zu bleiben. Na ja, das erst reicht ja schon. Ich hoffe es motiviert mich alle paar Tage Bilanz ziehen zu können. Es wäre total lieb, wenn die eine oder andere mal reinschauen und vielleicht ein paar Worte hinterlassen würde. Danke jetzt schon.Ich grüße Euch alle ganz herzlich.
Sonja

bisherige Antworten:


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Betreff: Re: Unterstützung
Von Co am 16.05.2002


Hi
Ich habe auch Bulimie und kenne deinen Kampf.
Ich finde es gut, dass du kämpfen willst, denn ohne geht es nicht. Aber besser geht es mit Hilfe von guten Freunden, probier es aus. Sie können einen zwar nicht verstehen, aber zu mindestens versuchen dich abzulenken oder du findest einen, mit dem du reden kannst, wenn es dir sehr schlecht geht.
Aber, sei doch froh, dass es bei dir bis zu 6 Tagen gibt, an denen es dir gut geht. Man kann sowieso nicht erwarten, dass es von heute auf morgen weg ist. Das habe ich auch gemerkt. Eine gute Frendin hat zu mir gesagt, es gibt keine Wunderheilungen, aber ich soll mich auf die Tage freuen,an denen es mir gut geht!
Leider sind die bei mir selten und es kann mir jetzt noch gut gehen, doch sobald es essen gibt, krieg ich dieses beklemmende Gefühl und mein Tag läuft scheiße. Warum?-ich habe gegessen und konnte nicht mehr aufhören. Leider kann ich seit längerem nicht mehr regelmäßig k***. Da helfen auch keine Hilfsmittel mehr, wie Salzwasser trinken oder so. das zieht einen verdammt runter.

Wie schaffst du das, dass es dir so lange gut geht?

Ich hoffe, du schreibst mir zurück!!!

Lieben Gruß
Co


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Betreff: Re: Unterstützung
Von Sonja am 16.05.2002


Hi!
Danke, dass Du zurückgeschrieben hast. Es tut unglaublich gut, wenn einem Verständnis entgegengebracht wird. Ich habe, wie schon gesagt, meinem Exfreund damals alles erzählt. Er hat sich unglaublich viel Mühe gegeben und hat versucht mich zu verstehen. Im Endeffekt hat er mir aber in keinster Weise helfen können. Im Gegenteil. Ich habe meine launen an Ihm ausgelassen - nie konnte er mir irgendetwas rechtmachen. Bis er nicht mehr konnte. Ich habe dann aufgehört ihn damit zu belasten, was insofern auch für mich gut war, als dass ich mich wieder auf mich selbst konzentriert habe. Konkret sah es nämlich leider so aus, dass ich, wenn ich mit ihm zusammen war gegessen habe wenn wir Streit hatten oder sogar, um Ihn zu "bestrafen". Gings mir schlecht, hat er sich um mich gekümmert, für mich hieß das dann aber: ach jetzt gehts mir ja wieder gut, jetzt kann ich ja weiteressen. Ich glaube das war ihm nie bewußt, und das ist auch verdammt gut so. Insofern kann ich mir nicht vorstellen einer Freundin (schon gar nicht welcher)davon zu erzählen. Meiner Mutter habe ich mal einige Andeutungen gemacht, und obwohl sie sich viel mit Psychologie beschäftigt hat, haben sowohl sie, als auch mein Exfreund , nachdem ich aufgehört habe über die Krankheit zu reden, zwar noch ein paar mal nachgefragt, wie es mir geht, aber haben sich mit einem " geht so" oder so zufriedengegeben. Ich habe den Eindruck, die Menschen, die keine Ahnung haben worum es geht, können sich einfach nicht vorstellen, warum wir nicht einfach damit aufhören können. Auch wenn sie uns lieben wollen sie glaube irgendwann nichts mehr davon hören und beruhigen, möglicherweise nur unterbewußt , ihr Gewissen mit scheinheiligem Nachfragen.
Darum gibt es mir auch so viel hier zu sein und vielleicht sollte ich mir echt mal eine Selbsthilfegruppe suchen.
das kotzen wegzulassen fällt mir prinzipiell gar nicht so schwer. Es geht auch, wie bei Dir, momentan nicht sehr gut und ich könnte auch niemals woanders als zu hause. Außerdem stregt es mich total an, ich kann mich danach eigentlich nur noch wegschmeißen, bzw. den ganzen Tag weitermachen. Ich denke weil es mich aber eine sehr starke Überwindung kostet wenn ich vor dem Klo stehe, kann ich es relariv leicht bleiben lassen. Allerdings ist mir dadurch halt auch das passiert, was viele hier beschreien: am Anfang habe ich erst mal ( auch durch Anorexie ) *kg abgenommen. Die habe ich jetzt aber wieder drauf. Mein persönliches Hauptproblem besteht nicht im kotzen, sondern im zwanghaften essen mit dessen "Nebenwirkungen" ich nicht zurechtkomme. Und ich habe auch dieses nicht-mehr-aufhören-können und genau das zieht mich dann meistens runter. Wenn ich es mal schaffe einen Schalter im Kopf umzulegen und eine Woche viel mit den Mädels aus meiner WG zusammenzuessen oder den Kopf voll hab mit anderem Zeug kann es sein, dass ich weniger esse, einfach weil ich nicht so viel Zeit habe oder die Dinge, die ich tue mich befriedigen und ich keinen Ersatz brauche. Irgendwie hält das dann aber nicht mehr an, vor allem, wenn ich nicht abgenommen oder noch zugenommen habe.
Und meistens ist der Abend meine Problemzone. Den ganzen Tag schaffe ich es normal zu sein und dann...
Du hast aber am Anfang selber genau das Entscheidende gesagt: man muß selber kämpfen, also kämpfe. Ich werde das schaffen und wenn Du das willst...
So völlig praxisbezogen gibts auch hier im Forum so einige Tipps und nicht nur allgemeines: Ich kann nicht aufhören zu essen , kotzen will ich aber nicht und zunehmen auch nicht. Bleibt nur: Unmengen kalorienarmes Zeug dahaben und gar kein fettes und dann soviel futtern, wie Du willst. Z.B. Spinat, Bananen, Tomatensuppe, Putenfleisch, Schinken, Äpfel, Obst allg., Rohkost, gekochten Naturreis, Molkeriegel von dm als Schokoersatz, viele Produkte mit Vanille (auch Eis und Pudding, hat gar nicht so viel kalorien), Milchkaffee, Gummibärchen, gek. Kartoffeln.
Mehr fällt mir grad nicht ein und das sind auch persönliche Dinge, die mir helfen aufzuhören zu essen und die mich auch befriedigen. Auf meiner persönlichen Gefahrenliste stehen:Brot, Nudeln, weißer Reis, alle möglichen Teigwaren, auch Vollkorn, Pizza, Frühstücksflocken, Müsli...dann natürlich süßes, Joghurt, normales, vor allem fettes essen, Du kennst das ja.
Ich meine, wenn ich einmal angefangen habe ist es mir egal, was ich esse, also versuche ich Auslöser zu meiden. Falls es doch passiert, nur "posizive" Dinge zu essen.
Das wars erst mal. Ich hoffe das war alles nicht nur ein alter Hut für Dich.Ich verstehe auf jeden Fall, wie auch Du Dich fühlst, mir gehts ja verhältnismäßig gut. Besorg Dir mal Fachliteratur zur Selbstarbeit, das hat mir am Anfang super geholfen das kotzen zu vermindern. Ich wünsch Dir ganz viel Kraft.
Nochmal danke und meld Dich wieder.
Sonja


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Betreff: Re: Unterstützung
Von Hope am 17.05.2002


Hallo Sonja,

ich hab es nun auch schon eine Woche durchgehalten und im Nachhinein betrachtet verging sie doch echt schnell. Ich weiß selbst nicht wie, aber ich habe mich bemüht so zu essen wie es "normale" tun. Damit will ich nicht sagen, dass wir nicht normal sind, aber unser Essverhalten ist gestört - so mein ich das. Ich hab mich bemüht und bis jetzt noch keinen Rückfall und ich bin stolz aufmich. Ich glaube, dass auch du das schaffen kannst. Wir sind "Herrscher" über unsere Krankheit und genauso können wir so herrschen, dass alles wieder gut wird.

Ich denk ganz superfest an dich - auch wenn ich die nächsten Tage nicht schreibe (bin nicht da und hab kein i-net in der Nähe)
Alles Liebe + Gute
- Hope -


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Betreff: Re: Unterstützung
Von Co am 17.05.2002


Hi sonja!!!

Es tut wirklich gut zu hören,einen zu haben der einen versteht.
Ich habe mein Problem nach circa einen Jahr einer guten Frendin erzählt, weil ich einfach einen brauchte, mit dem ich reden kann, wenn es mir schlecht ging, denn ich bekam zu dem Zeitpunkt öfter mal Nervenzusammenbrüche. Ich mußte unr weinen, war nicht zu beruhigen oder ansprechbar und wollte einfach nur raus-natürlich aus meinem Körper.
Als sich meine schlechten Tage häuften, bekam meine Mutter das auch mit. Da sie mich schon mal gefragt hatte, ob ich Bulimie hätte, vertraute ich mich ihr schließlich schwerenherzens an, denn vorher leugnete ich natürlich alles. Aber genau wie du verlor ich über *kg innerhalb 3 Monate, was für meine Größe jedoch schon knapp an der Grenze lag(1,72 und *kg).
Heute habe ich auch fast (jetzt *kg) wieder alles drauf, doch ich kriege das Gewicht auch nicht mehr runter, ob ich nun faste oder erbreche.
Ich bin nun ja auch schon seit letzten in Therapie und bin sehr warscheinlich auch die Sommerferien über in einer Klinik für Essgestörte.

Aber hilft das wirklich? Wenn ich daran jetzt schon denke, bekomme ich Angst, denn da sind bestimmt dünnere. Überall sind dünnere, dass ist es ja was einen deprimiert.

Hasst du denn Sommer auch so wie ich?
Wenn die anderen mit Bauchfrei rumlaufen,trage ich eine Jacke oder würde am liebsten den weitesten Pulli anziehen, den ich habe.

Auch wie du sind meine Problemzonen die Abende oder wenn meine Mutter nicht zu Hause ist. Ich esse aber Hauptsätzlich süßes oder Brot. Ich habe mnir meist immer einen Haufen Süßes gekauft, weil ich meine Fressanfälle geplant habe, da mich ich an Tagen, an denen ich wichtige Termine habe, mir diese nicht versaut habe. Doch leider klappt das nicht mehr, sobald wir was im Haus haben, überkommt es mich und ich habe das Gefühl alles in mich reinstopfen zu müssen. Aus diesem Grund schließt meine Ma schon alles weg. Trotzdem, schieße, ich durchsuch alles und finde es.
Ich hasse mich wieder so...
Jetzt versuche ich,wenn ich merke, es wird kritisch, an den PC zu gehen(oder in den Garten bei dem schönen Wetter) Nur manchmal ist sogar das deprimierend. Wenn man manche beiträge liest, von wegen *kg und hat Bulimie, geht es mir noch schlechter. Aber bei uns allen ist das eigene reale Bild von einem selbst ganz weg.


Ich hoffe, wir können öfter schreiben!!!
Liebe Grüße
Co


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Betreff: Re: Unterstützung
Von Sonja am 17.05.2002


Hi!
Lest mal den Beitrag Verantwortung von Renate. Ich finde, das triffts perfekt.
Die letzten beiden Tage waren schlimm, nicht gekotzt, aber um so mehr gegessen und genau das, was Du sagst: bei dem schönen Wetter nur knackige halbnackte Mädels um einen rum.Aber anstatt gerade darum mal normal zu essen...
Das Du Co, einen Klinikaufenthalt machst, finde ich total klasse, wenn das nicht hilf zumindest ein Anstoß zu sein. Ich bin bei einer Psycharterin, aber die ist echt schlecht, ich weiß gar nicht, warum ich da hingehe. Sie meinte, ob ich kotzen würde. Habe ich da gerade aber nicht gemacht. Ihre Antwort war nur, wenn ich denn kotzen würde gäbe es ja medikamente, die das abstellen könnten. ich haab dann gefragt, was das für einen Sinn mache, denn das gestörte Essverhalten würde das doch auch nicht abstellen und sie meinte nur, das wäre ja nicht so schlimm. Außerdem ist sie der meinung ich bräuchte keine Therapie und ich laufe da jetzt alle 4 Wochen mal für 10 min hin, Tach sagen.
Trotzdem glaube ich, dass es da echt kompetente Leute gibt. Würde auch gerne woanders hingehen, aber die andere, die bei uns Essgestörte betreut, betreut meine Mutter wegen Depressionen und meine Mutter ist da auch nicht zufrieden.
Darum finde ich das total klasse mit der Klinik. Erzähl auf jeden Fall mal, wenns soweit ist.
So, hab nicht soviel Zeit, bin noch auf einer Einweihung eingeladen. Hoffe es wird nicht so schlimm.Das Wochenende bin ich mit Freundinnen an der Nordsee, eigentlich beste bedingungen um es mir gut gehen zu lassen, vor allem kann ich da nicht...
Versucht Euch alle ein schönes Wochenende zu machen und nehmt Euch für abends was nettes vor, nur nicht zuhause sitzen und drauf warten, dass was passiert.
Alles liebe, Sonja


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Betreff: Re: Unterstützung
Von Sonja am 20.05.2002


Sind eben nach hause gekommen. Die letzten beiden Tage habe ich weder gefr.., noch gek... Es gab indonesisches essen in nicht zu großen Mengen und abseilen war einfach nicht drin. In der Zwischenzeit war ich immer total unruhig. Es hat mir aber gutgetan durchhalten zu müssen. Aber kaum waren wir zuhause, gings wieder los. Trotzdem sollte ich stolz sei. Immerhin zwei Tage. Und jetzt, mitten in der Naacht bin ich nicht vor dem Kühlschrank geblieben, sondern bin immer wieder in mein Zimmer gegangen. Ich hab ganz langsam gegessen und habe ich es nicht geschafft einen Mozarella zu essen ich fands einfach nur eklig und hab keinen Bissen mehr runtergekriegt. Aber ich fühle mich hundsmiserabel obwohl ich über solche Gefühle total froh sein müßte. Es tut mir gut das hier herzuschreiben. Gute Nacht.
Sonja