Stop! | 3 Antworten
Verfasst: Di Jun 18, 2002 18:01
Von Helga am 23.04.2002
Stop, sage ich mir immer. Stop mit dieser Krankheit, aber leider sieht die Realität ganz anders aus. Bin am Sonntag wieder die ganze Zeit kopfüber der Kloschüssel gehangen. Am Abend war es dann nur mehr so weit, dass ich voll fertig um halb acht Uhr eingeschlafen bin und durchgeschlafen habe bis in der Früh. Ich habe mir geschworen, nie wieder so dazuhängen und niemals mehr so zu kotzen. Leider, habe ich heute diesen Vorsatz wieder gebrochen. Kaum geht es einem einwenig besser, verschlägt es einem schon wieder in das übliche Muster zurück und man bleibt dort hängen. Die Krankheit ist praktisch und man braucht nichts ändern - vor allem sich selbst nicht. Finde mich wirklch zum Kotzen und mein Leben noch dazu.
Sitze gerade noch in der Arbeit und weiß leider, dass ich bald nach Hause muss. Dort fängt alles wieder normal an und endet wirklich in einem Desaster. Warum nur - frage ich mich??? Keine Antwort auf die Frage, weil ich mir selbst gar nicht mehr beantworen kann und will.
Habe mir vorige Woche wieder mal ein Buch über Bulimie gekauft. Jedes Wort stimmt, jedes Wort betrifft auch mich. Nur der letzte Absatz - Therapie und Heilung - diesen Teil kann ich nicht durchziehen, weil mir ersten einmal der Mut dazu fehlt und ich zweitens ja anscheinend zufrieden bin mit meinem Leben.
Ich weiß nicht mehr was ich tun soll. Möchte gern aufhören - am nächsten Tag wieder nicht. Fühle mich wie zwei Personen in einem Körper. Das starke ich und das immer schwache ich.
Wahrscheinlich geht es vielen von euch genauso - was macht ihr in solchen Fällen. Kann keine Freundin anrufen, weil es niemand wissen darf und soll. Die Einzige, die es weiß, hat sich von mir entfernt, weil sie nicht damit umgehen konnte. Anscheinend doch keine so gute Freundin wie ich glaubte. Nun traue ich mich es niemanden mehr zu sagen, die Angst ist zu groß wieder einen lieben Menschen zu verlieren, weil er enttäuscht von mir ist!!!
Helga
bisherige Antworten:
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Betreff: Re: Stop!
Von lisa g. am 23.04.2002
hi!
mir geht es im grunde genau so!
ich stand vor zwei tagen wirklich schon kurz davor ALLES meinen Eltern zu sagen. ich war mal wieder voll fertig und hab halb durchgedreht. ich war ganz alleine in meinem zimmer und mir sind nur noch diese gedanken im kopf herumgegangen: ich bin so alleine, keiner versteht mich, und ich bin krank und weiß nicht was ich machen soll,..!! es war wirklich total schlimm. und ich stand schon so knapp davor, dass ich ihnen alles beicht- doch die angst war wieder einmal viel zu groß... und am schluss hat halt wieder einmal die angst gesiegt!!
ich bin auch ziemlich ratlos- habe auch angst davor, dass sich meine liebste freundin dann von mir abwendet! sie weiß zwar dass ich an einer essstörung leide; dass ich aber bulimie habe weiß sie nicht!!
ich bin auch ziemlich ratlos, was wir tun sollen!!
einerseits wäre es sicher nicht schlecht, nicht mehr ganz alleine dazustehen und sich alleine mit der krankheit zu befassen. denn immerhin würden solche worte "wie gehts dir?? gehts dir gut??" auch schon gut tun. einfach das man weiß, dass man nicht ganz alleine ist!!
doch andererseits ist die angst auch wieder groß, dass sich die person dann abwendet!!
vielleicht hat ja jemand anderer einen rat für uns..????
hoffentlich!
viel glück, lg lisa g.
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Betreff: Re: Stop!
Von MR am 23.04.2002
Habe auch seit 8Jahren eine Eßstörung.Hab es aber irgendwie zusammengebracht das ich im Dec1999 in eine Klinik kam.Ich sagte es niemanden.Meine Elter erzählte ich einmal kurz von meinem Eßproblem.Als ich merkte das ich keinen richtigen Rückhalt bekomme,hörte ich wieder auf zum reden.Ich hatte auch keine Freunde mit denen ich reden konnte.3Tage bevor ich in die Klinik kam erzälte ich es meinen Eltern.Der Klinikaufenthalt war für mich total wichtig und tat voll gut.Wir waren lauter nette Leute und aufeinmal das Gefühl das man nicht alleine ist.Geheilt bin ich auch noch nicht,aber das Leben ist wieder viel Lebenswerter geworden.Terapie ist hart und anstrengend,aber für mich die einzige Chance auf mein "eigenes ich"dahinterzukommen. Und Freunde hab ich durch die Klinik und Selbsthilfegruppe viel neue nette und wirklich ECHTE kennengelernt.MR
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Betreff: Re: Stop!
Von Hella am 23.04.2002
Habe auch durch einen Klinikaufenthalt Menschen kennengelernt, die mir sehr wichtig sind und mir viel Unterstützung gegeben haben und auch noch immer geben. Besonders eine Freundin. Mit ihr kann ich reden. Ihr kann ich erzählen, wie ich mich fühle, wenn ich fresse, wenn ich kotze. Ihr kann ich erzählen, wie ich mich und meinen Körper sehe. Ihr kann ich das sagen, denn ich weiß, daß sie das kennt, denn sie hat selber seit 13 Jahren Bulimie. Ihr kann ich das alles sagen, ohne "gutgemeinte" Kommentare zu hören, alà "Du hast bestimmt wieder abgenommen." "Dann mach doch mal dies oder das"... Sie kennt es und deshalb versteht sie es. Sie kann mir nicht helfen, aber es tut gut, mit ihr darüber zu reden und auch von ihr zu hören, wie es ihr damit geht, wie sie sich fühlt...
Die Leute in meinem Umfeld wissen auch von meiner Bulimie. Aber ich rede nicht mit ihnen großartig darüber. Sie würden es eben nicht verstehen. Sie können die ganze Dimension nicht erahnen, geschweige denn begreifen, verstehen. Sie wissen, daß ich fresse und kotze. Sie wissen, daß ich mich fett finde. Aber mehr nicht.
Helga, hast du dir mal überlegt, in eine Klinik zu gehen? Weg von deinem alltäglichen Umfeld? In eine ganz andere Umgebung, in der du vielleicht mal aus dem Teufelskreis ausbrechen kannst, mit Hilfe von Therapeuten und anderen Betroffenen?
Dein Umfeld muß ja nicht den wahren Grund erfahren. Bei mir wußte auch keiner so richtig bescheid, weshalb ich in die Klinik gehe. Hab erst im Nachhinein die "harmloseste, verständlichste" Diagnose als Erklärung preis gegeben.
Es kann eine Chance für dich sein!!!
lg, hella
Stop, sage ich mir immer. Stop mit dieser Krankheit, aber leider sieht die Realität ganz anders aus. Bin am Sonntag wieder die ganze Zeit kopfüber der Kloschüssel gehangen. Am Abend war es dann nur mehr so weit, dass ich voll fertig um halb acht Uhr eingeschlafen bin und durchgeschlafen habe bis in der Früh. Ich habe mir geschworen, nie wieder so dazuhängen und niemals mehr so zu kotzen. Leider, habe ich heute diesen Vorsatz wieder gebrochen. Kaum geht es einem einwenig besser, verschlägt es einem schon wieder in das übliche Muster zurück und man bleibt dort hängen. Die Krankheit ist praktisch und man braucht nichts ändern - vor allem sich selbst nicht. Finde mich wirklch zum Kotzen und mein Leben noch dazu.
Sitze gerade noch in der Arbeit und weiß leider, dass ich bald nach Hause muss. Dort fängt alles wieder normal an und endet wirklich in einem Desaster. Warum nur - frage ich mich??? Keine Antwort auf die Frage, weil ich mir selbst gar nicht mehr beantworen kann und will.
Habe mir vorige Woche wieder mal ein Buch über Bulimie gekauft. Jedes Wort stimmt, jedes Wort betrifft auch mich. Nur der letzte Absatz - Therapie und Heilung - diesen Teil kann ich nicht durchziehen, weil mir ersten einmal der Mut dazu fehlt und ich zweitens ja anscheinend zufrieden bin mit meinem Leben.
Ich weiß nicht mehr was ich tun soll. Möchte gern aufhören - am nächsten Tag wieder nicht. Fühle mich wie zwei Personen in einem Körper. Das starke ich und das immer schwache ich.
Wahrscheinlich geht es vielen von euch genauso - was macht ihr in solchen Fällen. Kann keine Freundin anrufen, weil es niemand wissen darf und soll. Die Einzige, die es weiß, hat sich von mir entfernt, weil sie nicht damit umgehen konnte. Anscheinend doch keine so gute Freundin wie ich glaubte. Nun traue ich mich es niemanden mehr zu sagen, die Angst ist zu groß wieder einen lieben Menschen zu verlieren, weil er enttäuscht von mir ist!!!
Helga
bisherige Antworten:
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Betreff: Re: Stop!
Von lisa g. am 23.04.2002
hi!
mir geht es im grunde genau so!
ich stand vor zwei tagen wirklich schon kurz davor ALLES meinen Eltern zu sagen. ich war mal wieder voll fertig und hab halb durchgedreht. ich war ganz alleine in meinem zimmer und mir sind nur noch diese gedanken im kopf herumgegangen: ich bin so alleine, keiner versteht mich, und ich bin krank und weiß nicht was ich machen soll,..!! es war wirklich total schlimm. und ich stand schon so knapp davor, dass ich ihnen alles beicht- doch die angst war wieder einmal viel zu groß... und am schluss hat halt wieder einmal die angst gesiegt!!
ich bin auch ziemlich ratlos- habe auch angst davor, dass sich meine liebste freundin dann von mir abwendet! sie weiß zwar dass ich an einer essstörung leide; dass ich aber bulimie habe weiß sie nicht!!
ich bin auch ziemlich ratlos, was wir tun sollen!!
einerseits wäre es sicher nicht schlecht, nicht mehr ganz alleine dazustehen und sich alleine mit der krankheit zu befassen. denn immerhin würden solche worte "wie gehts dir?? gehts dir gut??" auch schon gut tun. einfach das man weiß, dass man nicht ganz alleine ist!!
doch andererseits ist die angst auch wieder groß, dass sich die person dann abwendet!!
vielleicht hat ja jemand anderer einen rat für uns..????
hoffentlich!
viel glück, lg lisa g.
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Betreff: Re: Stop!
Von MR am 23.04.2002
Habe auch seit 8Jahren eine Eßstörung.Hab es aber irgendwie zusammengebracht das ich im Dec1999 in eine Klinik kam.Ich sagte es niemanden.Meine Elter erzählte ich einmal kurz von meinem Eßproblem.Als ich merkte das ich keinen richtigen Rückhalt bekomme,hörte ich wieder auf zum reden.Ich hatte auch keine Freunde mit denen ich reden konnte.3Tage bevor ich in die Klinik kam erzälte ich es meinen Eltern.Der Klinikaufenthalt war für mich total wichtig und tat voll gut.Wir waren lauter nette Leute und aufeinmal das Gefühl das man nicht alleine ist.Geheilt bin ich auch noch nicht,aber das Leben ist wieder viel Lebenswerter geworden.Terapie ist hart und anstrengend,aber für mich die einzige Chance auf mein "eigenes ich"dahinterzukommen. Und Freunde hab ich durch die Klinik und Selbsthilfegruppe viel neue nette und wirklich ECHTE kennengelernt.MR
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Betreff: Re: Stop!
Von Hella am 23.04.2002
Habe auch durch einen Klinikaufenthalt Menschen kennengelernt, die mir sehr wichtig sind und mir viel Unterstützung gegeben haben und auch noch immer geben. Besonders eine Freundin. Mit ihr kann ich reden. Ihr kann ich erzählen, wie ich mich fühle, wenn ich fresse, wenn ich kotze. Ihr kann ich erzählen, wie ich mich und meinen Körper sehe. Ihr kann ich das sagen, denn ich weiß, daß sie das kennt, denn sie hat selber seit 13 Jahren Bulimie. Ihr kann ich das alles sagen, ohne "gutgemeinte" Kommentare zu hören, alà "Du hast bestimmt wieder abgenommen." "Dann mach doch mal dies oder das"... Sie kennt es und deshalb versteht sie es. Sie kann mir nicht helfen, aber es tut gut, mit ihr darüber zu reden und auch von ihr zu hören, wie es ihr damit geht, wie sie sich fühlt...
Die Leute in meinem Umfeld wissen auch von meiner Bulimie. Aber ich rede nicht mit ihnen großartig darüber. Sie würden es eben nicht verstehen. Sie können die ganze Dimension nicht erahnen, geschweige denn begreifen, verstehen. Sie wissen, daß ich fresse und kotze. Sie wissen, daß ich mich fett finde. Aber mehr nicht.
Helga, hast du dir mal überlegt, in eine Klinik zu gehen? Weg von deinem alltäglichen Umfeld? In eine ganz andere Umgebung, in der du vielleicht mal aus dem Teufelskreis ausbrechen kannst, mit Hilfe von Therapeuten und anderen Betroffenen?
Dein Umfeld muß ja nicht den wahren Grund erfahren. Bei mir wußte auch keiner so richtig bescheid, weshalb ich in die Klinik gehe. Hab erst im Nachhinein die "harmloseste, verständlichste" Diagnose als Erklärung preis gegeben.
Es kann eine Chance für dich sein!!!
lg, hella