Bin neu hier - Essen als Bestätigung!

#1
Hallo,

ich bin neu hier und meine Bulimie, die ich jetzt erst richtig wahr und als ernst nehme - begann vor 6 Monaten. Ich bin Mitte 20, habe einen gelernten schönen Beruf, in dem ich leider, wie es jetzt seit einem Jahr für mich aussieht, nicht mehr rein komme. Weil 1. keine Stellen zur Verfügung stehen (siehe Arbeitsmarkt) und 2. ich ein Kind zu Hause habe und somit nicht jeden Job annehmen kann (zwecks Stunden pro Woche und Schichtarbeit). Bin verheiratet und auch meist glücklich. Ich muss sagen, mein Aussehen ist nicht grad hässlich, ich sehe schon ganz ok aus. Aber (und zu dem Ergebnis bin ich gekommen), ist mein Aussehen meine einzigste Bestätigung und ich habe Angst, auch das noch zu verlieren. Ich habe Angst dick zu werden, obwohl ich manch andere "molige" Frauen sehr attraktiv finde. Aber bei mir ist das nicht akzeptabel. Ich schaue, obwohl ich nicht will, am Tag mehrmals in den Spiegel, gehe 2 Mal auf die Waage, habe bei Hunger das Gefühl "Komm, jetzt kannst du was essen, hast schon so lange auf Essen verzichtet" und wenn ich gegessen habe, denk ich "Scheiße, das geht direkt in den Bauch und Po (meine Problemzonen)" Und dann kotze ich. Auch fällt es mir schwer, bei Süßem aufzuhören. Dann esse ich und esse und weiß schon vorher, dass ich kotzen gehe. Denn das gibt mir die Freiheit, endlich mal rein zu hauen OHNE REUE, denn es kommt ja eh wieder raus!
Das ist in meinen Augen krank. Ich komme da nicht mehr raus, kotze 1-2 MAl am Tag. Ich treibe viel Sport in der Woche, weils mir Spaß macht, aber ich habe das Gehühl, ich bekomme keine Luft. Mir schmerzt der Hals und die Lunge. Morgens ist meine Stimme fast weg beim Sprechen. Ich glaube, meine Speiseröhre ist entzündet wg. dem vielen Übergeben.
Ich will da wieder raus. Aber wie? Ich kann keine Therapie machen, weil ich vor mir eine wichtige Prüfung habe, wo die Gesundheit und das Krankheitsbild von Bedeutung ist. Ich darf nichts ärztlich schwarz auf weiß bestätigt haben!

Was kann ich tun? Bin sehr dankbar um jegliche Hilfe!

#2
Hallo erst mal!
Ich glaube ohne Therapie wirds nur sehr schwer gehen. Es gibt auch ne Menge guter Bücher, aber die alleine sind warscheinlich zu wenig. Du hast das Glück 'erst' seit 6 Monaten dabei zu sein. Also sind die Chancen relativ schnell wieder davon weg zu kommen nicht schlecht.
Klar ist aber auch: Das Essen/ Brechen ist kein Problem Aussehen, Zunehmen/ Abnehmen. Das ist nur die vorgeschobene Ursache!
Ich würde einfach mal einen Therapeuten aufsuchen und auch ihn fragen, wie du das regeln kannst, dass du überall keine 'Krankenakte' haben darfst. Auch damit sollten die sich eigentlich auskennen.
Es ist zwar immer ein unangenehmer Schritt, weil man sich so irgendwie doch nicht dazugehörig fühlen will, aber ich glaube ohne wird es wirklich sehr schwer. Und es wird nicht weniger werden....... nicht von allein.
Ich wünsche dir viel Glück und Mut bei deinem Weg!
Liebe Grüße
Florina
Entweder man lebt, oder man ist Konsequent. (Erich Kästner)

#3
hi mallory!!

ich bin auch der überzeugung, dass auf dauer nur eine therapie wirklich hilft diesen teufelskreis zu durchbrechen. denn wie schon geschrieben steckt hinter einer essstörung immer mehr als nur das aussehen.
wie siehts denn in deiner beziehung aus? weiss dein mann bescheid?
wann hast du denn diese prüfung? und warum ist da das gesundheitsbild so ausschlaggebend?
hm...naja wenn die prüfung schon bald ansteht, dann würde ich mit einer therapie noch warten bis danach...obwohl ja therapeuten schweigepflicht haben, also viell. sollten es deine prüfer gar ned erfahren, oder?
das einzige was ich dir auch noch raten kann, ist, dass du dir einfach noch eine andere beschäftigung suchst...wie alt ist denn dein kind?
wie wärs mit einer spielgruppe? oder viell. etwas kreatives, malen, fotografieren, etwas aus ton machen? irgendwas, dass dich ablenkt vom essen, von deinem körper?
was auch hilft, ist, dass du dir ein ritual nach dem essen zulegst...z.b., dass du danach immer nen kaffee als abschluss trinkst, oder einen tee?
ich hab da kaffee und ne zigarette :roll:

es ist schwer sich eine ES einzugestehen, es ist schwer wieder da raus zu kommen...aber es ist machbar :)

liebe grüße
elwe

#4
HI Mallory. Schön das du hierher gefunden hast. Als ich leztes Jahr zum erstem Mal hier war, habe ich endlich eingesehen, dass ich krank bin. Leider stießen die gutgemeinten Ratschläge, mir Hilfe zu holen, bei mir auf taube Ohren. I
ch war fest der Meinung noch nicht so krank zu sein... Leider bin ich noch immer mitten in diesem Teufelskreis.. und habe nun endlich vor, nach tausenden gescheiterten Selbstversuchen, mir Hilfe beim Hausarzt zu holen. Es bringt nichts sich einzureden dass es ja nicht so schlimm sei und man da sicher noch selber rauskommt... Ich hoffe du bist nicht so unaufnahmefähig wie ich.. : ) Du schaffst das schon . Liebe Grüße Maria

#5
Hallo. Da bin ich wieder…

Ich finds super, dass ihr mir so schnell geatwortet habt. Das hilft mir - grad in der schwierigen Zeit - sehr viel!
Meint ihr nicht, dass meine Figurprobleme allein dafür verantwortlich sind? Ich glaube schon, was sonst. Es werden doch nur schöne Frauen angehimmelt, oder etwa nicht? Oder es werden intelligente Frauen bewundert (wie kann ich da bewundert werden, ich habe doch keine Job um das unter Beweis zu stellen?!) Mein Mann schon, er hat den gleichen Beruf wie ich und übt den wirklich super aus (da könnte ich nicht mithalten). Er lebt das, was ich so gern sein möchte, aber ich bin Mutter, wollte es auch so, um meine Bestätigung zu finden. Ich liebe Familie. Aber hätte gerne mehr Bestätigung in anderen Bereichen. Wenn ich so meinen Mann höre, abends, wenn er von Arbeit kommt, dann weiß ich, was ich verpasse. Aber denke mir wiederrum, das könnte ich nicht! Also versuche ich, durch meine Figur und meinem vielen Sport Bestätigung zu finden. Ist ja im Grunde nicht schlecht, wenn ich nicht immer das Problem mit dem Essen hätte. Will einfach genießen können ohne auf Klo mich übergeben zu müssen. Mein Mann wusste Bescheid darüber, er ahnt es jetzt auch noch, dass ich kotze. Aber ich - und das ist das schlimmste - belüge ihn und sage "Nein, ich mache das nicht mehr".
Wegen dem Gesundheitsbild für meine Prüfung, das ist sehr ausschlaggebend. Möchte aber nicht drauf weiter eingehen.
Mein Kind ist fast 4 Jahre alt. Beschäftige mich auch schon länger mit Fotografie und Malen, Lesen. Aber es bringt mich mehr in die Versuchung, Nachdenklich zu werden, sprich, ans Essen zu denken.

Ich hoffe, so weit auf eure Fragen eingegangen zu sein.
Somit kann ich mich auch besser vorstellen.

Wie ist das bei euch? Seit wann (wie vielen Monaten-Jahren müsst ihr euch übergeben? Wie oft am Tag/in der Woche? Hatte das bis jetzt gesundheitliche Folgen für euch?)
Danke

#6
also wir dürfen hier ja keine Zahlen nennen... was ich auch total in Ordnung finde. Aber bei mir schwankte die Anzahl meiner Anfälle erheblich. Je nach dem wie tief ich gerade dringesteckt habe.
Bei mir hatte es schon Folgen... obwohl ich nicht eine Dauer-Bulemikerin bin. Mein Kreislauf ist total im A****. Ich bin zig male umgekippt, was nichtt gerade angenehm ist, die Narben auf der Han dvon den Zähnen... Halsschmerzen... Verdauungsprobleme, Zahnschmerzen etc. Die Folgen kannst du ja mal im Internet nachlesen (hab ich auch so gemacht). Die schlimmste Folge der Bulimie für mich war jedoch dass ich zugenommen habe. Am Anfang habe ich esnicht wahrgenommen aber jetzt weiß ich Bescheid. Nur leider stecke ich da schon zu tief drin.

Dein Kind ist es ein Junge oder Mädchen??
Also ich kann nur sagen dass dein Kind, wenn es älter ist.. alles mitbekommt. Meine Mutter ist nicht krank oder so, aber sie hat diverse Diäten ausprobiert, gefastet isst nur gesundes etc. Das hat auf mich abgefärbt. Zwar war sie nicht Schuld an dem Ausbruch, aber vielleicht der letzte Tropfen... überleg auch was das für Folgen für dein Kind haben kann... Alles Liebe

#7
(ach ja fast vergessen... ich bin jetzt schon 17. Leide also schon seit fast über 2 Jahren spuradisch an dieser Krankheit. ..)

@Maria_lithium

#8
Weißt du, was mich so nachdenklich macht?! Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Krankheit geheilt werden kann und ich hoff es auch, für mich, für meine Familie!
Aber habe ich noch mit anderen Sachen zu kämpfen. Ich war vor 7 Jahren magersüchtig (hatte bei Größe 166 cm *kg). Und jetzt, wo ich ein zufriedenes Leben habe leider ich unter Bulimie.
Was kommt noch alles auf mich zu? Warum kann ich nicht so glücklich sein wie andere mit sich selbst?
Für mich ist das vor allem eine Luxus-Krankheit! Andere auf dieser Erde kämpfen um das tägliche Überleben, haben so viele Schicksalschläge hinter sich. Und da kommt mir mein Problem mit der Kotzerei nur so sinnlos vor!
Wenn ich eine richtige Aufgabe hätte würde ich das bestimmt nicht mehr machen. Wie sieht es bei dir aus? Hast du eine wirkliche Aufgabe?

#9
Was ist denn für dich eine 'wirkliche' Aufgabe?
Wofür brauchst du Bestätigung von anderen? Wie denkst du denn selbst über dich?
Es ist nicht so, dass ich diese Gedanken nicht alle kenne! Ich denke ja selbst ganz viel so. Aber ich bin nach etwa 15 Jahren Bulimie so langsam mal dahinter gekommen, wie wichtig es ist, was ich selbst über mich denke.
Es scheint jedenfalls so, dass es in deinem Leben etwas gibt, was dir fehlt und dieses Mangelgefühl füllst du mit dem 'Scheinproblem' Figur.
Na klar, denken soooooo viele so. Auch ich. Auch für mich ist es das tollste so dünn wie möglich zu sein.
Aber: Schau dir doch mal ganz genau die Menschen an: Wer hat so eine Figur, wie z. B. die Modells? Ich habe noch nie(!!!) jemanden gesehen, der Perfekt aussieht. Nur dünn sein, heißt noch lange nicht gut auszusehen. Wirklich gut aussehen tun meist Menschen (Frauen), die von innen strahlen. Deshalb findet man ja auch oft bei etwas dickeren Frauen die Figur garnicht 'schlimm', bzw. von Bedeutung.
Und ich glaube, dass hängt einfach damit zusammen, dass sie in ihrem Leben ausgefüllt sind.
Zu dem 'Luxusproblem': Genau das habe ich auch so oft schon gedacht!!! Natürlich wäre die Bulimie vielleicht nicht da, wenn wir hier zu wenig Wasser/ Nahrung oder was weiß ich hätten....Krieg, Unterdrückung, Sklaverei, usw.
Aber dann: Dann wäre das Sympthom ein anderes. Da bin ich mir ganz sicher. In der heutigen Zeit ist gerade für Frauen die Bulimie ein wunderbares 'Werkzeug': Es ist unauffällig, es ist befriedigend, es steht in direktem Zusammenhang mit dem Aussehen .....
Leider funktioniert es nur Scheinbar und der Effekt ist fatal.
Wie die anderen dir auch schon geschrieben haben: Man nimmt langfristig davon zu!
Denn der Zucker, bzw. die Energie, die man in sich hineinstopft, geht zum Teil so schnell ins Blut und damit in den Stoffwechsel, dass man 'nur' einen Teil wieder auskotzen kann. Würde man 'normal' essen, vielleicht das selbe, nur in normalen Mengen, wäre die Kalorienanzahl, die tatsächlich im Körper bleibt warscheinlich weniger.
Außerdem: Wenn es wirklich nur um das Dünnsein/ -bleiben/ -werden ginge: Dann bräuchte doch jeder hier einfach nur etwas weniger zu essen.... oder einfach nur etwas 'gesünder' zu essen oder oder oder!
Fast alle hier wissen: Davon wird man nicht dünner! Es macht einen fertig! Die Stimmung wird immer schlechter, man fühlt sich immer Minderwertiger, man gerät in einen Kreislauf, der immer schwerer zu durchbrechen ist.
Und nur der Wille einfach damit aufzuhören, der reicht leider nie. Die Zahl bulimieerkrankter Frauen (und auch immer mehr Männer) nimmt ständig zu!
Es liegt an irgend einem Mangel, den man in seinem Leben erleidet. Irgendetwas läuft schieft. Irgendetwas fehlt. Das Schwierige ist es, dass herrauszufinden. Und selbst wenn man dem so ganz ganz langsam auf die Spur kommt, ist es wieder ein ganz langer Weg, dieses Bedürfnis zu erfüllen. Aber es führt kein Weg daran vorbei!!!!! Da bin ich mir ganz sicher.

Auch ich bin noch mitten im Prozess......
Die Sympthomatik ist noch lange nicht weg, glaube ich.
Die größte Angst, die ich habe ist: Wie lange kann mein Körper das noch verkraften? Wie lange muß er meine Seele noch mittragen, bis diese es geschafft hat, sich selber zu heilen, ohne meinen Körper damit kaputt zu machen? Es ist eine Gratwanderung.
Und im Aushalten sind Bulimiekranke besonders gut! Bei anderen ist die Leidensdruckgrenze schon längst überschritten, dass sie Aktiv werden. Bei Bulimiekranken (also bei mir jedenfalls), lege ich erst mal richtig los. Ich ? Krank? Kann nicht sein! Siehst du was? Na also! Alles bestens..... und weiter gehts....!
Bis die Zähne leiden (und damit die Knochen; die Zähne sind der beste Anzeiger dafür, wie die Knochen so aussehen. Zähne = Knochen)
Bis der Magen leidet, die Verdauung kaputt ist, die Bauchspeicheldrüse völlig durcheinander, die Organe träge geworden sind und garnicht mehr wissen wofür sie noch mal da sein sollten.....usw.

Ich lese sehr viel darüber. Es hilft nicht viel, aber ich verstehe manches mehr und es bringt mir manchmal auch Erleichterung.
Und ich habe nun zwei Jahre lang Therapie gemacht, die nun leider zu Ende ist, weil das Stundenkontingent erschöpft ist. Nun muß ich mir neue Wege der Hilfe suchen. Es ist wahrlich ein Kampf!

Ich hoffe du schaffst es, bevor es immer schwerer wird.
Nimm es nicht auf die leichte Schulter, in diese Falle tappen fast alle...
Entweder man lebt, oder man ist Konsequent. (Erich Kästner)