schon lange dabei | 3 Antworten

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Von Seleme am 24.02.2002

Hallo

mich würde es mal interessieren, wie es denen von euch geht, die schon länger mit der Bulimie zu kämpfen haben. Ich selbst bin (mit Unterbrechung von 4 Jahren) schon 15 jahre am Freßen und K*****. Wie geht es euch körperlich, sozial, also, wie ist euer Umfeld? Traut ihr euch noch, auszugehen? Wie ist das mit den Kosten für die FA´s? Wer weiß Bescheid? habt ihr Therapie-Erfahrungen gemacht? wie bewältigt ihr euren Job? Kommen andere Suchterscheinungen hinzu (Alkohol, Drogen, etc.)? wie verhält es sich mit deinen Freundinnen? Zwei gute Freundinnen von mir, von denen ich auch erst nach und nach von ihren problemen mit der "Nahrung" erfahren habe, sind jetzt in Therapie, die eine zum 3 mal, die andere zum 1. mal. Eine andere, eine Freundin, die ich schon aus dem Kindergarten kenne, schwankt zwischen Phasen der Anorexie, der Bulimie und dem scheinbaren normalen Essen. Ich schreibe das, weil ich zunehmend merke, nicht allein zu sein und es ist erschreckend, wieviele Frauen Essstörungen haben. geht es dir ähnlich? Und verzichten kann ich letztlich auf Kommentare meines Freundes, der nicht Bescheid weiß, aber meint, er hätte die Weisheit gepachtet, die da heißen:"Hämsterchen, du bist zu fett, nimm endlich ab." wird uns denn nicht permanent durch Männer und die medien suggeriert, wir seien so, wie wir sind nicht in ordnung, und zu dünn gebe es für eine frau nicht. Ich krieg so die hasskappe während ich dieses schreibe. und kann mich paradoxerweise, obwohl ich es durchschaue nicht davon freimachen. Hast du ähnliche gefühle?

Bitte schreib, egal zu welchem thema.

Seleme
P.S. Auch wenn sich das vielleicht so anhört, ich möchte keine von euch aushorchen. schreib einfach zu dem Thema, zu dem du etwas sagen möchtest. ich hätte so gerne Kontakt, zu Frauen, denen es ähnlich geht, wie mir.

bisherige Antworten:


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Betreff: Re: schon lange dabei
Von suncreek am 24.02.2002


liebe seleme,
du hast einen wunderschönen namen...also ich leide seit 8 jaren an bulimie. dazwischen hatte ich wohl einige gute phasen aber dann gings mir wieder volls schlecht. jetzt bin ich gerade dabei wieder rauszukommen aber mir gehts heit wieder total schlecht, daß ich nur ehulen könnte und mich hasse. ich ahbe schon etliche therapien gemaht und weiß dnke ich mal schonzeimlich viel nur gefühlsmäßig fälltes mir verdammt schwer die sachen umzusetzen. ich denke daß bei mir auchs chon früher viel falsch gelaufen ist, denn ich bin so mit dem bild aufgewachesn, daß mein körper mein einziges kapital ist. ein mann hat ma zu mir gesagt ich soll meinen körper auf keinen fall mit essen ruinieren.heute weiß ich natürlich daß das der volle schwachsinn ist, aber damals (ich war 15) habe ich mir das zeimlich zu herzen genommen.naja natrülci weiß ich daß es dabei nicht um die figur geht sondern daß es um tiefere probleme geht. wie esagt ich weiß schon viel aber richtig umsetzen kann ich es noch nit;heute bin ich 23 und manchmal kommt es mir so vor, als ob die zeit stehengeblieben wäre. ich nehme mir jeden tag fest vor es zu schaffen, aber immer wenns schiefgeht gehts mir schlecht. wie is ds bei dir? wie alt bist du? lg suncreek


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Betreff: Re: schon lange dabei
Von Sylvia am 25.02.2002


Hi Seleme,bin jetzt 2 1/2 Jahre dabei.Bin eigentlich ganz dumm reingeschlittert.Wollte abnehmen jedoch ohne auf irgendwas zu verzichten.Hab damals *kg gewogen.Tja und irgendwie hab ich die Kurve nicht mehr bekommen das unter Kontrolle zu halten(obwohl man ja meint man hätte es).Geh mit dem Gedanken Essen ins Bett und stehe auch damit wieder auf.Mache es 1x am Tag aber dann auch richtig.Nehme zusätzlich noch Dulcolax.Im Moment bin ich noch in Babyurlaub.Bis auf 2 Freundinnen erzähle ich den meisten das ich FDH gemacht hab.Glaub es manchmal selber.Therapie mache ich zu Zeit auch.Aber soll der mal erzählen.Mir egal.echt.Hab auch im Januar mir den Bauch straffen lassen,fühle mich aber immer noch zu fett.Wiege nun *kg und hab 3 Kinder.Aber auf einerseite tuts echt gut zu wissen,das man mit dem Mist nicht alleine dasteht und sich austauschen kann.oki genug für heute.Wünshce Dir noch was bis denne Sylvia

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Betreff: Re: schon lange dabei
Von Hella am 27.02.2002


Hallo seleme,

etwas spät schreibe ich auf dein posting - denke, es ist nicht so schlimm.
Eine menge fragen, die du da stellst... mal sehen, ob ich dir zumindest einige beantworten kann...

Ich bin hella, 25 und hab seit 8 jahren bulimie.

Seit frühling 2001 wissen so gut wie alle in meinem umfeld darüber bescheid. Liegt daran, daß ich zu der zeit speziell wegen der essstörung in einer klinik war und die ewige lügerei und heimlichtuerei satt habe und somit klartext geredet habe, bei denen, die es interessiert hat. Freundinnen haben es schon 1-2 jahre vorher erfahren, meine eltern im herbst 2000, meine arbeitskollegen im frühling 2001. klingt vielleicht alles ziemlich einfach und nüchtern - aber es war verdammt schwierig und mit ganz ganz viel angst verbunden, es zu erzählen. Die reaktionen waren aber erstaunlich positiv.

Therapieerfahrungen habe ich. Bin seit 4 jahren in ambulanter psychotherapie. Anfangs und auch jetzt eigentlich hauptsächlich wegen der depressionen und sozialen phobie, die ich schon seit 12 oder 13 jahren habe und mich sehr, sehr belasten. Irgendwann hab ich dann aber auch mal selber gemerkt und mich letztendlich auch getraut, den therapeuten zu sagen, daß ich bulimie habe. war schon einige male in stationärer thera und im letzten jahr dann mal speziell wegen der bulimie für 10 wochen in der klinik roseneck in prien/chiemsee. (meine therapeutin hatte die hoffnung, daß die depressionen sich verändern / besser werden, wenn ich am essen arbeite - hat leider nicht so funktioniert, wie erhofft *seufz*).

Wie schon gesagt, hab ich auch noch andere probleme und momentan ist die fresserei das geringste übel, bzw. das problem, daß ich am ehesten ertrage. Besonders belastend sind die depression und die ängste, die ich im umgang mit anderen menschen habe. meine arbeit kriege ich halbwegs auf die reihe (bin physiotherapeutin und dementsprechend immerzu und ständig mit meiner angst aufs heftigste konfrontiert), doch in meinem privatleben bin ich sehr isoliert. Viele dinge, die für andere selbstverständlich sind, traue ich mich nur mit ganz viel überwindung. Weggehen ... das passiert vielleicht ein-, zweimal im vierteljahr. Ist alles ein teufelskreis: je mehr ich verabredungen absage, desto weniger werde ich gefragt, etwas zu unternehmen, desto seltener meldet sich jemand bei mir, desto ängstlich werde ich und desto mehr ziehe ich mich zurück... aber ich bin einfach nicht in der lage, rauszugehen, lustig zu sein, u.s.w. irgendwie passe ich wohl nicht in diese welt und die hoffnung, daß sich das eines tages ändern wird, hab ich so gut wie aufgegeben.

Du fragst noch nach anderen suchterscheinungen. Zählst du svv auch dazu? Ansonsten meide ich bewusst alkohol etc, weil ich mich selber so einschätze, relativ leicht in eine sucht reinzurutschen - aber da reicht mir die bulimie voll und ganz - und aufhören ist ja immer viel schwerer, als erst gar nicht damit anzufangen.

Ich hoffe, ich hab dich jetzt nicht zu sehr vollgequatscht?!
Freu mich drauf, mehr von dir hier im forum zu lesen!
Lb. Grüße, hella