wie haben eure eltern reagiert? | 2 Antworten

#1
Von monkey_14 am 23.02.2002

mich zieht es hin und her, wenn ich mit dem gedanken spiele, ob ich meinen eltern von der krankheit erzählen soll. ich glaube, sie reagieren mit entzetzen, abschaum, fassungslosigkeit. wahrscheinlich wird es dann der ganze ort wissen, wie ich meine mutter kenne. aber ich muss doch irgendetwas gegen diese krankheit unternehmen, freundinnen können mir auch nicht helfen (habs schon 3 gesagt, und hat nichts gebracht)!!
was ist, wenn meine eltern es hören, wenn ich mich übergebe und mich dann zur rede stellen?
ich habe jetzt schon seit fast einem jahr bulimie, mitgekriegt haben es keine. aber ewig kann es doch auch nicht geheim bleiben!

ich kenne eine betroffene, die von der ganzen verwandtschaft augestoßen worden ist. sie ist das "schwarze schaf" in der familie geworden, und jeder hat nur schlecht über sie gesprochen! ich habe angst, dass es mir genauso gehen könnte! ich glaube kaum, dass sich jemand aus meiner familie jemals mit bulimie auseinandergesetzt hat. und wenn ich sie dann mit einem "neuem problem" konfrontiere, dann werden sie doch versuchen, dem problem aus dem weg zu gehen,weil si ja KEINE AHNUNG haben, was ich da tu! und vor allem WARUM??


könnt ihr mir vielleicht irgendwelche tipps geben, oder mir erzählen, wie die reaktionen von euren eltern waren?
ich weiß einfach nicht, wie ich handeln soll!

ich hoffe auf ein paar antworten
eure monkey

bisherige Antworten:


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Betreff: Re: wie haben eure eltern reagiert?
Von Andrea am 23.02.2002


Hallo Monkey !!
Ich kann Dir leider auch nicht sagen, wie Eltern reagieren. Ich bin bei meinen Großeltern aufgewachsen, zusammen mit meinem Bruder. Er ist 14 Monate jünger als ich.
Ich hab immer versucht "leise" zu kotzen, was mir natürlich nicht immer gelungen ist. Aber gehört hat es nur mein Bruder, und das ganz selten. Manchmal hab ich es abgestritten, dann hab ich wieder gesagt, ich hätte meine Tage und mir ist schlecht. Er hat nie mitbekommen, wie es mir wirklich ging. Und ich war froh darüber. Ich hätte es damals nicht erzählen wollen und hab es auch nicht wirklich als Problem gesehen. Bis heute weiß es meine Familiy nicht.
Irgendwie schade, aber irgendwie auch besser so.
Aber wenn Du es Deinen Eltern wirklich erzählen willst, dann solltest Du es auf alle Fälle auch machen. Ich glaube nicht, daß sie negativ darauf reagieren werden !!
Alles Liebe, Andrea.


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Betreff: Re: wie haben eure eltern reagiert?
Von Sandy am 23.02.2002


Liebe Monkey!
Ich habe es meinen Eltern auch nie erzählen wollen, aber dann musste ich einfach weil ich so nicht weitermachen wollte. Außerdem hat sie es auch leider schon mitbekommen.
Meine Mutter hat zu mir gesagt, das sie versuchen wird, mir zu helfen und dass ich mit jeden Problem zu Ihr kommen kann. Zuerst war sie schon mal schockiert, aber dann haben wir halt unter vier augen gesprochen und dann war alles ok. Meine Mutter bemüht sich wirklich sehr, damit ich wieder mit dem k***** aufhöre. Wenn Du vertrauen zu Deiner Familie hast, dann red mit ihnen über Dein Problem, wenn Du willst. Viel licht und Liebe.
Alles Gute
Sandy
P.S.: würde mich freuen, wenn Du mir dann bescheid sagen würdest, wie es ausgegangen ist.


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Betreff: Re: wie haben eure eltern reagiert?
Von Hella am 23.02.2002


hallo monkey,
meine eltern haben ganz locker auf mein geständnis reagiert. ich hab es nach 6 1/2 jahren (nachdem freunde schon einige wochen, monate bescheid wußten) gesagt, um zu erfahren, ob sie es nicht doch schon mitbekommen hat. und das war auch so. sie hat´s gewußt! war wie´n schlag ins gesicht. aber ... hätte ich es gewollt, daß sie mich darauf ansprechen? hätte ich es zugegeben, daß ich bulimie habe? nein, ich hätte es abgestritten, weil ich mich zu sehr dafür schämte und noch nicht bereit war, es meinen eltern zu sagen. naja, meine mutter sagte eben, daß sie weiß, daß ich ne essstörung habe und ob ich mich jetzt besser fühle, weil ich´s gesagt habe. andere habe auch krankheiten, diabetes zum beispiel, und ich hab dann eben bulimie. und es machen doch bestimmt viele frauen. ... meinem vater hab ich ein paar tage später gesagt, daß ich in eine klinik gehen, speziell dieses mal wegen der bulimie. damit war das thema erledigt.

sie (und alle anderen, die es wissen) gehen ganz gut damit um. sie lassen mich im großen und ganzen damit in ruhe. muß dazu sagen, daß ich es soweit "im griff" habe. also keine körperlichen, finanziellen probleme und somit meinem umfeld gut vermitteln kann, daß das alles nicht sooooo schlimm ist.

ich denke, die wenigsten verstehen, was ich tue und weshalb. aber das ist okay. ich erwarte das nicht und glaube, daß das auch nicht möglich wäre. ab und zu fragt jemand, wie es mit dem essen klappt und da gebe ich dann vage auskünfte. einigen freunden wissen etwas mehr bescheid, aber für meine eltern muß das reichen.

negative erfahrungen habe ich mit meinem outing nicht gemacht. kein abscheu, ekel, entsetzen, wie du es befürchtest. eher unverständnis, ratlosigkeit, hilflosigkeit.

liebe monkey, wenn du dazu bereit bist, dann öffne dich deinen eltern. aber erwarte nicht zuviel davon. erwarte nicht, daß es zwangläufig hilft, wenn du ihnen die wahrheit erzählst. es kann die sache erleichtern, weil die kraftaufwendige geheimnistuerei ein stück weit wegfällt (das war für mich das wichtigste), aber mehr hilfe als von deinen freundinnen kannst du - denke ich zumindest - auch nicht bekommen.
wenn du dir wünschst, daß sich deine eltern über bulimie informieren, dann sag ihnen das am besten. vielleicht kannst du ihnen ein buch empfehlen oder eben eine informative i-net-site.

liebe grüße, hella