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Wichtige Frage ! | 2 Antworten

Verfasst: Fr Jun 14, 2002 17:29
von db_admin
Von Melli am 01.02.2002

Hallo ihr Lieben!
Wisst ihr wie es ist nach einer stationären Therapie im allgemeinen, ich weiß es ist abhängig von dem Kranken selbst wie weit er gekommen ist.
Aber es müsste doch eine deutliche Besserung passieren oder? Irgendeine Symtombesserung, oder?
Was meint ihr, es kann doch nicht sein, daß es nachher einfach so weiter geht?!
Bussi melli

bisherige Antworten:


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Betreff: Re: Wichtige Frage !
Von Asyl am 01.02.2002


Hallo Melli.

Ich glaube auch, dass man das nicht generell sagen kann. Der Erfolg einer stationären Therapie hängt von so vielen Dingen ab: Der Bereitschaft der/des Betroffenen, tatsächlich was zu ändern, und zwar am Leben und nicht nur am Essverhalten, das angebotene Therapieprogramm, die Dauer des Aufenthalts, die "Nachbearbeitung" und und und.

Der wesentlichste Punkt ist meiner Meinung nach der Wille, die Dinge, die man in der Therapie theoretisch durchschaut hat, auch praktisch anzuwenden. Das ist aber auch der schwerste Teil, denn im schlechtesten Fall hat man all seine "Fehler" wie das Verdrängen seiner Gefühle und Bedürfnisse zwar durchschaut, kann sie aber nach der Therapie trotzdem nicht vermeiden und siehst sich, wenn es genauso weitergeht wie vor der Therapie, ständig quasi selber beim Scheitern zu und auf die Nase fallen. Das tut dann doppelt weh, finde ich.
Ein paar Dinge sind wohl die Kernpunkte: es muss einmal die Angst vor dem Zunehmen fallen, sonst kommt man nie aus dem zwanghaften Essen raus, man muss lernen, sich was zu gönnen und dass man Genuss verdient hat, dass man nicht dafür büßen muss, wenn man isst usw. Sondern das essen NORMAL ist.
Ich habe vor gut einem halben Jahr eine stationäre Therapie gemacht und gleich im Anschluss begonnen, eine wöchentliche Nachbetreuungsgruppe zu besuchen und außerdem eine Einzeltherapie begonnen. Ich konnte nicht gleich nach der Therapie die Dinge umsetzen, die ich gelernt habe, habe zunächst "normal" weiter bulimiert und auch die Panik gekriegt, weil sich anscheinend nichts geändert hatte. Doch das Wissen braucht seine Zeit, um sich zu setzen, plötzlich greift es dann, und nun bin ich seit Monaten quasi draußen aus dem bulimischen Film. Was teilweise noch da ist, sind die depressiven Phasen, die Anflüge von Selbsthass, der Zwang, es immer allen recht machen zu wollen usw. Aber auch darauf reagiere ich nur mehr ganz selten mit zwanghaftem Essen, und gekotzt wird auch dann nicht mehr. Bin ich halt ab und zu etwas überessen, was solls.
Ich habe mein Leben grundlegend geändert, mein Studium unterbrochen, den Kontakt zu meiner Mutter auf ein nötiges Minimum reduziert, mir eine Arbeit gesucht, die mir Spass macht und mich wirklich darauf konzentriert, und werde das so lange weitermachen, bis ich völlig draußen bin.

Ich glaube, man muss vor allem sein Leben ändern, aus den Strukturen und Zwängen, die einen krank machen, raus kommen, damit sich wirklich was tut. Wenn man gelernt hat, sich selbst zu vertrauen und das Akzeptieren seiner eigenen Bedürnisse automatisiert ist, kann man auch wieder Stress, Druck von außen und die diversen Belastungen des Lebens durchstehen - ohne kotzen zu müssen.

Es geht. Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass es der Kampf auf alle Fälle wert ist, und das man sich das schöne Leben zurückholen kann, das man sich ja verdient hat, allein weil man ist. Und nicht, weil man ein guter, ein angepasster, ein fleißiger oder ein perfekter Mensch ist.

viele Grüße,
Asyl.


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Betreff: Re: Wichtige Frage !
Von Melli am 02.02.2002


Vielen Dank liebe Asyl, ich bewundere wie weit du es schon geschafft hast! Das klingt sehr sehr gut!
Ich hab auch eine Therapie gemacht, hat mir auch sehr geholfen, mir ist sehr viel klar geworden, und ich hab auch einiges in meinem Leben geändert, so gut ich eben konnte. Und hab meißt das Essen drin behalten, und es hat nicht lang gedauert und ich hab einiges zugenommen, ich hab wieder begonnen meinen Selbsthaß zu spüren mehr denn je, und bin wieder in Gedanken reingefallen, von denen ich dachte ich hätte diese Art von Traurigkeit und Wertlosigkeit überwunden, es ist so gekommen, daß ich genausoviel kotze wie früher und zusätzlich noch Fressanfälle hab, täglich, und ich nicht mehr raus gehen mag, niemanden treffen mag und lauter lügen erfinde um mich mit niemanden treffen zu müssen oder telefonieren zu müssen, ich mag niemanden sehen weil ich nicht will das man mich sieht und ich mich einfach niemandem zeigen will weil ich mich so unwohl fühl. Meine Freunde meinen aber es ginge mir besser würd ich mich treffen und werden böse weil ichs nicht will. Keine Ahnung was ich machen soll.
Ich glaube ich würd mich wohler fühlen würd ich so viel wiegen wie früher, und wenn die FA`s wegfallen würden, die ich drinbehalte, wenn ich anstattdessen, eine normale Mahlzeit essen könnte.
Aber wie? Es lässt sich nicht vermeiden, nicht mal wenn wer bei mir is, ich fang einfach an zu essen und hör nicht mehr auf.
Wie konntest du es so weit schaffen?!
Wie hast du es geschafft nicht mehr so oft fressen zu müssen? Und wenn es doch passiert, es obwohl du es drin behältst zu akzeptieren?
Liebe Grüsse,
Melli