Re: Wie wärt ihr ohne Bulimie?

#61
Plia hat geschrieben:
sicherlich bist du nicht die einzige, die befürchtet, sie würde sie vermissen... aber ich bin mir ziemlich sicher, wenn du gesund wärst
ich tu es doch kaum mehr! natürlich ist man nicht mehr so erschoepft aber gewichtsmäßig und vorallem launenmäßig gehts mir nicht besser. ich vermisse vielleicht nicht die bulimie an sich. aber irgendwo das "Krank sein" vorallem weil es mir jetzt mehr vorkommt das etwas nicht stimmt als mit bulimie
Ja, die Zeit ist echt schlimm, man hört auf zu kotzen und kann auf einmal nichts mehr, weil man alles merkt, die eventuelle Depression, das nicht vorhandene Selbstwertgefühl, die Zweifel - alles.

Aber - es wird besser. Versprochen.

:!:
If defeat is for quitters, then the victory remains in the try.

Re: Wie wärt ihr ohne Bulimie?

#62
So, bevor ich das jetzt schreibe, möchte ich ein großes Augenzwinkern davor schieben, da ich zwar schon histrionisch (also gern im Mittelpunkt stehe und Aufmerksamkeit genieße) bin, aber nicht übermäßig narzisstisch.


Ich habe mir immer so gewünscht so zu sein wie ich jetzt bin. Okay, minus der Unordentlichkeit und der mangelnden Disziplin, die sich darin äußerst, dass ich meistens nur das mache, worauf ich gerade Lust habe und vielleicht wäre ich auch gern konsequenter mit meinen Mitmenschen, aber sonst?
Und wäre vielleicht auch gern weniger gestresst, aber im Großen und Ganzen?

Bin ich ohne Bulimie genau der Mensch, der ich gern sein wollte.
Ich bin intelligent, witzig, verrückt, ich kann mit jedem sofort in Gespräch kommen, ich weiß, was ich will, ich bin mutig und lerne meine Angst immer besser zu überwinden. Und neuerdings weiß ich auch, dass ich ganz gut aussehe und, dass Männer auch auf mich stehen, ich nicht das hässliche Entlein bin. :lol:
Ich mache ich etwas, was ich auch machen will. (Wenn ich nicht gerade Schauspielerin, Schriftstellerin oder zumindest Poetry Slammerin werden will...)

--> Ich möchte damit nur sagen, dass es sich wirklich lohnt gesund zu werden, für alles. Für dich, damit du du selbst sein kannst, damit du viel weniger Angst hast, weil das Leben einfach besser ist und ja, es ist verdammt harte Arbeit. Und ich möchte das halbe Jahr nicht wiederholen, aber es hat sich gelohnt.

Das wollte ich euch nur sagen! :)
If defeat is for quitters, then the victory remains in the try.

Re: Wie wärt ihr ohne Bulimie?

#63
Colourful hat geschrieben: --> Ich möchte damit nur sagen, dass es sich wirklich lohnt gesund zu werden, für alles. Für dich, damit du du selbst sein kannst, damit du viel weniger Angst hast, weil das Leben einfach besser ist und ja, es ist verdammt harte Arbeit. Und ich möchte das halbe Jahr nicht wiederholen, aber es hat sich gelohnt.

Das wollte ich euch nur sagen! :)
Liebe Colourful,

ich bin heute zwar erst bei Tag 13, aber ich kann sagen, dass ich auf jeden einzelnen dieser Tage extrem stolz bin. Und ich kann deine Aussage so gut nachvollziehen. Klar, ist bei mir zwar noch keine lange Zeit, aber ich habe diese Tage "genutzt". Ich habe gelernt, habe mich mit Freunden getroffen, Stunden mit meinem Freund genossen, gut geschlafen, Familienessen genossen, usw. Es gibt jeden einzelnen Tag so viele Dinge die so viel schöner und besser sind ohne die Bulimie :) Zwar habe ich schon noch ab und an Essdrang, aber eigentlich gar keine Gedanken daran zu Erbrechen. Habe in diesen (fast) 2 Wochen auch mehrmals eine Spur zu viel gegessen, aber am Ende hat mir das nicht so viel ausgemacht.
Du gibst mir grad den Antrieb weiter durchzuhalten um in einem halben Jahr wieder hier zu posten :D

Re: Wie wärt ihr ohne Bulimie?

#64
wie ich wäre ohne die bulimie?...FREI
Vor allem könnte ich wieder voll am leben teilnehmen, anstatt zuzusehen, wie das leben an mir vorbei zieht. meine gedanken kreisen um die dinge, die ich alles machen könnte. und wenn ich daran alleine schon denke, fühle ich mich frei. aber die umsetzung all dieser schönen dingen klappt mit der bulimie nicht.

ich hätte kein schlechtes gefühl mehr wegen des vielen geldes, das ich ins klo kotze gearde im hiblick darauf, wie viele menschen auf der erde verhungern...und ich kotze das ganze essen einfach raus.
ich könnte wieder fühlen. vielleicht würde ich mich auch wieder finden, denn wenn ich fotos von früher anschaue (als ich noch "gesund" war), erkenne ich mich nicht wieder. ich frage mich immer, wie ich zu dieser- mir fremden- person werden konnte und wie ich wieder ich selbst werden kann- offen, aufgeschlossen, spontan, lebensfroh.

ich habe alles in meinem leben, ich habe einen tollen mann, eine süße tochter, bin relativ erfolgreich in meinem beruf. doch all das kann ich nicht genießen, weil ich so unter zwang stehe.

also, wenn ich gefragt werde, wie ich ohne bulimie wäre, ist meine erste antwort Frei (ohne Zwänge, ohne Druck....).

Re: Wie wärt ihr ohne Bulimie?

#65
Colourful hat geschrieben: Ja, die Zeit ist echt schlimm, man hört auf zu kotzen und kann auf einmal nichts mehr, weil man alles merkt, die eventuelle Depression, das nicht vorhandene Selbstwertgefühl, die Zweifel - alles.

Aber - es wird besser. Versprochen.
Ich hoffe, ich darf mich kurz einmischen. ;)

Kann man Deine Geschichte eigentlich irgendwo nachlesen, Colour? Fänd ich sehr spannend!

Ich musste etwas schmunzeln, weil ich mich stark wiedererkannt hab. Chaos und mangelne Konsequenz kenn ich auch als bulimieunabhängigen Teil meines Lebens, mit dem ich mich wohl abfinden muss. Aber ich bin im Moment recht nachdenklich, weil ich glaube, da ist noch mehr.

Wird es wirklich besser? Wie funktioniert das? Ich habe, ähnlich wie Schloompf, letztens 13 bulimiefreie Tage geschafft. Um meinen Klinikaufenthalt vor zwei Jahren herum waren es ein paar Monate. Insgesamt habe ich mich in der Zeit freier gefühlt und mein Selbstwertgefühl war besser, als ich meinen Kopf jeden Tag in die Schüssel gesteckt hab. Aber diese Ups und Downs, dieses häufige Gefühl der Trostlosigkeit bzw. Untröstbarkeit, das kam immer wieder. Und auch im Moment breche ich trotz guter Vorsätze alle paar Tage wieder ein, da ich das Gefühl hab, es ohne Berge von Süßigkeiten nicht zu schaffen. Klar weiß ich, welche Gefühle da aufkommen. Aber ich schaffe es nicht, sie auszuhalten, und kompensieren lassen sie sich kaum bis gar nicht.

So, genug gejammert ;) wollte nur kurz den Grund für mein Interesse bekunden.
"Denn wenn es eine Sünde gegen das Leben gibt,
so besteht sie vielleicht nicht so sehr darin, an ihm zu verzweifeln,
als darin, auf ein anderes Leben zu hoffen
und sich der unerbittlichen Größe dieses Lebens zu entziehen."

Albert Camus

Re: Wie wärt ihr ohne Bulimie?

#67
Was ich ohne die B. wäre? Echt gute Frage!
Ich bewundere Deinen Mut und Deine Zuversicht, Fiona! Damit zeigst Du, was man erleben kann, wenn man auf dem Weg raus ist. :)
Bin mir nur nicht ganz sicher, ob sowas auch auf mich wartet. :roll: Habe meine FAs auf phasenweises Trostessen reduziert und bin dadurch nur depressiver und meiner Einsamkeit bewusster geworden. Und das Nachdenken über meine aktuelle Situation hat mir nur gezeigt, dass ich seit Jahren keinem wirklich zutiefst vertrauen kann. Zwischen Dinge erzählen und diesem "Vertrauen", diesem Wissen, dass man angenommen wird, so wie man ist, mit allen Ecken und Kanten, ist noch ein riesiger Unterschied. :( Ich kann sehr wohl erzählen, was mit mir ist... aber wenn alles ganz schlimm wird, sitze ich doch nur allein in der Ecke. :cry: Soviel zum Thema ohne die B. :roll:
Was Du da schreibst, von dem auf den Winter Freuen und Kuscheldecken Raussuchen kommt mir bekannt vor... von meiner Zeit "davor". Aber wenn ich jetzt aufhöre, wie komme ich dahin, wo ich vor dem ganzen Elend war? Bestimmte Erlebnisse lassen sich nicht einfach ausradieren. Und ich bin tiefer in irgendeinen Lebensweg reingeschlittert... der ich vielleicht nicht bin.. Also... was wäre ich ohne die B.? Das Leben ging weiter in den 16 Jahren dazwischen. Wo werde ich landen? Habe keine Antwort... aber lese gespannt mir, was ihr da draußen anpeilt. :)
Liebe Grüße,
weirdFairy
"Your time is limited so don't waste it living someone else's life." -Steve Jobs (1955-2011)

Re: Wie wärt ihr ohne Bulimie?

#68
Huhu WeirdFairy,

ich kann dir auch nicht wirklich sagen, wie ich den Weg zurück finden werde. Ich bin krank geworden, da war ich noch 14 Jahre alt. Jetzt bin ich 21. Ich habe sehr wichtige Jahre meiner persönlichen Charakterentwicklung an diese Krankheit vergeudet, woraus sich für mich ergibt, dass sich mein Charakter mit der Bulimie "mitgeformt" hat und als solcher ohne die Krankheit gar nicht wirklich besteht.

Ich versuche mich an die Dinge zu erinnern, die mir Freunde gemacht haben. Auch wenn ich damals natürlich noch kindlicher war als heute und mitten inder Pubertät gesteckt bin. Solche Beispiele wie "sich in eine Decke einkuscheln, die Wärme dabei spüren, einen warmen Kakao trinken" sind Momente, mit denen ich Entspannung und innere Ruhe verbinde. Ob ich das auch heute noch zu umsetzen kann bzw können werde sei mal so dahingestellt.

Heute bin ich bei Tag 15 angelangt und muss viel lernen für eine Prüfung morgen. Nach dieser Prüfung möchte ich wieder lernen mich auf mich selbst zu konzentrieren. Nächste Woche beginnt dann wieder die Uni für mich... eine ganz andere Tagesstruktur als in diesen Lernwochen in denen ich es geschafft habe 15 Tage nicht zu Brechen. Ich versuche mir jeden Tag etwas Gutes zu tun, etwas was mich glücklich macht.
Beispielsweise: Morgen werd ich dann am Abend mit einer Studienkollegin nach der Prüfung feiern gehen, darauf freuen wir beide uns seit Wochen. Das sehe ich als meine Tagesbelohnung an. In den 15 Tagen haben ich mich belohnt mit einem neuen Tee (den ich jeden Tag derzeit genieße), einer Kuscheldecke in die ich mich einmummle beim Lernen und abends mit meinem Freund. Aber auch essentechnisch habe ich mir "Ungesundes" zugestanden und gegessen, wann mein Körper es wollte. Jetzt gerade esse ich Capeletti mit Käsefüllung, obwohl es nicht mal 10 Uhr ist. Aber ich hatte Lust darauf, so ist es eben.
Oder wenn ich abends noch Appetit auf Snickers habe vorm TV, dann nehme ich mir es einfach.

Und so wandere ich derzeit von einem cleanen Tag zum nächsten. Ich freue mich auf jeden Morgen, wenn ich mir denken kann "Wieder ein Tag geschafft" und mir dabei meinen Morgenkaffee schmecken lasse. Ich genieße es, meinem Körper das zu geben, was er braucht. Ich bin dabei zu lernen, mich selbst wieder zu fühlen und zu sehen mit liebevollen Augen ohne selbstkritische Blicke.

Es fällt mir schwer, all die Empfindungen und Eindrücke dieser 15 Tage in Worte zu verpacken. Es gab auch zig schlechte Momente, die aber von Tag zu Tag erträglicher werden und ich lerne mich gegen diese Tiefs zu wehren.

Mein Leben will ab sofort ich bestimmen, nicht mehr die Bulimie. Und seit zwei Wochen habe ich dieses Mistvieh vor die Tür gesetzt. Aber die Tür bleibt zu und fest verschlossen, egal wie vehement sie dagegenhämmert und Sturm klingelt^^
Zuletzt geändert von Sumsibrumm am Do Okt 06, 2011 8:49, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Wie wärt ihr ohne Bulimie?

#69
- gesünder
- glücklicher
- ich wäre schlanker
- ich hätte mehr Zeit
- ich hätte mehr Geld
- ich hätte nicht das blöde Gefühl nicht mit mir und meinem Leben klar zu kommen
- ich wäre fröhlicher und unbeschwerter
- ich wäre spontaner (wurde vorgestern kritisiert ich sei unspontan. :roll: - wieso kann sich nicht einfach jeder um sich selbst kümmern??)
Der Zustand, in dem ich alles an Essen da habe, ohne auch nur den geringsten Essdruck zu verspüren, ist mein normaler Zustand. Mein Körper sagt mir, was, wann und wie viel er will. Immer, wenn ich Essdruck verspüre ist etwas nicht in Ordnung.