Erstmal eine Warnung im Vorhinein (nach nochmaligem Durchlesen): Bei Trigger-Anfälligkeit besser nicht lesen!
Nelly, wo Du von den anorektischen Phasen erzählst - oh ja, das war bei mir auch eine bescheuerte Zeit! Damals wohnte ich auch noch bei meinen Eltern und wurde entsprechend oft skeptisch beäugt.
Ich hab mal 'ne Pflanze "unauffällig" mit Orangensaft gegossen, um den aus meinem Glas verschwinden zu lassen.
Beim Abendessen mit meinen Eltern hat der Hund meistens unterm Tisch die Hälfte von meinem Fleisch abgekriegt.
Einmal saß ich vorm Fernseher und wollte eine Nektarine essen. Hatte riesigen Hunger. Aber damals musste ich zwanghaft sämtliche Obststücke auseinanderschneiden ... zuerst wurde die Nektarine also geachtelt. Danach schnitt ich großzügig sämtliche Stellen weg, die mir minimalst matschig vorkamen. Immer noch unzufrieden, schnitt ich noch den inneren Teil am Kern weg, weil der mir nicht schön genug war ... insgesamt habe ich eine 3/4 Stunde gebraucht, um eine blöde Nektarine (bzw. am Ende einen Bruchteil davon) zu essen, bis mir irgendwann mal auffiel, wie bescheuert ich mich eigentlich gerade verhielt und dass ich so ein Ding früher in 30 Sekunden weggeputzt hätte.
Als dann die FAs dazukamen, wurde ich regelrecht manisch und begann, überall Essen zu klauen und zu bunkern. Das ist mir im Nachhinein sooo peinlich ... bei meinem alten Job hat mich mal zufällig ein Kollege erwischt, als ich mehrere Kuchenstücke und anderes Zeug in meinem Schreibtisch versteckte. Ich wär am liebsten nur noch im Boden versunken.
Ich war damals so ein schlimmer Mensch, ich war richtig gestört. Meine Aufgabe war es auch, die Büros morgens auf- und abends abzuschließen. Ich hatte Schlüssel für alles. Einmal habe ich nach Feierabend vor lauter Fressdrang sämtliche Schränke und Schubladen durchwühlt wie eine Irre und an Ort und Stelle Pralinen, Giottos und anderes gefundenes Zeug gefressen. Und mich dann in einem Schrank vor der Putzfrau versteckt, als die den Gang entlangkam.
Kotzaktionen an Orten, die nicht dafür vorgesehen sind, kenne ich auch mehr als genug, leider. In Waldstücken, Gebüschen, nahezu überall ... in meinem Zimmer damals habe ich es allerdings nur ein einziges Mal getan. Das werd ich nie vergessen, denn ich könnte heute noch zigmal den Kopf dafür gegen eine Wand hauen. Das war nämlich an Weihnachten ... die ganze Familie war da, und ich konnte nach dem Weihnachtsmenü nicht mal eben im Bad verschwinden, weil mich alle schon skeptisch beobachtet haben. Also bin ich in mein Zimmer und hab fieberhaft nach einer Möglichkeit gesucht. Ich fand eine überdimensionale Tupperdose, in der ich mal einen Salat für 'ne Party transportiert hatte. Ich wurde nicht erwischt oder so, aber ich habe bis heute Albträume davon, weil ich mit der Aktion meine ganze Familie verarscht hatte und in der Nacht nicht schlafen konnte in dem Wissen, dass da an Heiligabend eine Dose mit Kotze in einer Ecke meines Zimmers gebunkert war. Fortan wurde ich jeden Tag daran erinnert, weil meine Couch ein paar Spritzer abbekommen hatte, die ich beim besten Willen nicht mehr rausbekam ...
So. Ich glaube, zusammen mit den Posts im vorherigen Thread kennt Ihr jetzt all meine dunklen Geheimnisse. Die genannten liegen allerdings alle schon mehrere Jahre zurück und werden sich so nicht mehr wiederholen.
Re: Peinliche Geheimnisse - alles was uns quält II
#31"Denn wenn es eine Sünde gegen das Leben gibt,
so besteht sie vielleicht nicht so sehr darin, an ihm zu verzweifeln,
als darin, auf ein anderes Leben zu hoffen
und sich der unerbittlichen Größe dieses Lebens zu entziehen."
Albert Camus
so besteht sie vielleicht nicht so sehr darin, an ihm zu verzweifeln,
als darin, auf ein anderes Leben zu hoffen
und sich der unerbittlichen Größe dieses Lebens zu entziehen."
Albert Camus