Erstmal hallo und herzlich willkommen, Sarahli.
Und jetzt zu Sheena.
Zuerst mal das große Geständnis: Heute, an Tag 5, bin ich wieder schwach geworden. Ich hab gedacht, es wäre vielleicht eine gute Idee, zu meinen Eltern zu gehen und den Hund für eine Runde auszuleihen. Aber obwohl unser Verhältnis deutlich besser geworden ist und ich mit ihnen im Verlauf der Therapien über vieles geredet habe, ist es oft immer noch schwierig und es kommen viele blöde Kommentare zu meinem Lebensstil. Meine Mutter steckt mir immer noch zig zusätzliche Essenssachen zu, damit sie "die Punkte nicht essen muss" (sie macht seit Jahren eigentlich Dauer-Diät mit WW und erzählt mir immer bis ins kleinste Detail von ihren Abnahmeerfolgen). Tja, und zu Hause waren meine guten Vorsätze dann wieder vergessen.
Na ja, aber ich weiß auf jeden Fall, dass Du Recht hast mit Deiner These, dass das Gehirn sich umgewöhnt.

Darüber habe ich auch erst letztens in einem anderen Zusammenhang gelesen. In dem Buch ging es um Rauchentwöhnung ... zu dem Zeitpunkt hab ich eh nicht geraucht und ich hatte es mir eher aus Interesse gekauft, weil das Konzept mir recht spannend vorkam. Die Autorin hat darin beschrieben, dass es in Gehirnscreens regelrecht sichbare neuronale "Bahnen" gibt. Diese Bahnen bilden sich durch Gewohnheiten, die unser Verhalten bestimmen. Je öfter wir einer Tätigkeit nachgehen, umso mehr bildet unser Gehirn äquivalent dazu eine bestimmte Verbindung aus Nervenzellen, die es wahrscheinlicher macht, dass wir in Zukunft wieder den gleichen Weg wählen. So werden nach und nach regelrechte Autobahnen gebaut, auf die wir automatisch auffahren, wenn wir in bestimmten Stimmungen sind oder bestimmte Bedürfnisse haben.
Will man so fest eingesessene Verbindungen (z.B. Kaffe = rauchen oder Mahlzeit = FA) auflösen, muss man mühevoll immer und immer wieder eine kleine, unscheinbare Nebenstraße nehmen, auch wenn wir uns lieber auf dem bequemen Highway bewegen würden. Denn unser Gehirn ist sehr flexibel und sattelt nach und nach um ... die Nebenstraße wird ausgebaut, der Highway erstmal vernachlässigt und schließlich ganz langsam abgebaut. Je öfter man konsequent die andere Straße wählt, umso mehr stärkt man sie und umso leichter fällt es irgendwann, diesen Weg einfach gewohnheitsmäßig wieder einzuschlagen. Mehr und mehr Neuronen docken an. Sie wird der neue Highway.
Das mit den eigenen Zimmern bei euch find ich ja immer noch scharf.

Hab ich bei einem jungen Paar so noch nie gehört, aber für mich klingt das prima, dass jeder seinen eigenen Rückzugsort hat. Gerade für so Situationen wie die, die Dir gerade so zu schaffen macht.
Ich glaube, ich würde wirklich nochmal versuchen, ihn zu bitten, das auf einmal die Woche oder so zu beschränken und Dich dann in Ruhe zu lassen. Er muss ja nicht sein Leben umkrempeln. Ich verstehe, dass bei dem Job der eine oder andere Drink dazugehört ... aber er muss auch verstehen, dass Dich das verletzt und von ihm weg treibt, zumindest in der konkreten Situation.
Ach ja, und HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH zu neun Wochen!

Der Wahnsinn! Ich finde, Du kannst sehr, sehr stolz auf Dich sein.
Du bist auch weiterhin mein Vorbild dafür, dass es doch klappen kann.

Ich weiß auch, wo meine Schwachstellen liegen. Brauche mehr Struktur in meinen Mahlzeiten ... vielleicht sollte ich mich auch an drei große Hauptmahlzeiten halten. Ich futter gerne zwischendurch immer Kleinigkeiten (mal 'n Apfel oder 'n Froop, an "sicheren" Plätzen wie auf der Arbeit und bei meinem Freund auch Schokolade oder Kekse), wenn ich Anflüge von Langeweile, Demotivation oder Frust hab ... eigentlich nicht gut, weil ich dabei immer wieder auf "Essensmodus" schalte und gierig werde und ständig potentielle oder tatsächliche FAs anstoße. Und in einigen Situationen (wie z.B. bei meinen Eltern) wäre eindeutig mehr Selbstbewusstsein gut ...
Hach ja, mal gucken. Erstmal freu ich mich einfach, dass es bei Dir so gut läuft.

Und mein größeres Ziel heißt auf jeden Fall, mein nächstes Lebensjahr möglichst "clean" zu verbringen ... Geburtstag ist diesen Monat ...