Re: p*** und p***

#31
Koralle, kannst du dir nicht vorstellen ausschliesslich in einem anti forum wie diesem hier unterstuetzung zu finden? wozu brauchst du die pro foren? willst du am ende krank bleiben? was sind deine ziele/ wuensche/ hoffnungen? bist du gegen therapie und genesung?

find sehr interessant, dass du hier bist und wuerde gern mehr von dir erfahren!
ist ja nicht so, dass nicht jeder hier schon mal phasen durchgemacht hat in denen er duenner sein wollte oder den kampf gar ganz aufgegeben hat...
Enemies
They stick to my head
They run with my feet
I'm doomed to be bad

Re: p*** und p***

#32
Mh, um deine Fragen zu beantworten, müsste ich mit Zahlen hantieren, was ja nicht gerne gesehen wird.
Ich werde dir genaueres per PN schreiben.

Das, was ich so beantworten kann: nein, in einem ContraForum würde ich mich auf die Dauer nicht wohl fühlen. Mich belastet meine ES nicht und ich sehe keinen Grund, dagegen anzugehn. Also warum soll ich dann in ein Contraforum umsiedeln? In den Pro Foren versteht man mich & meine Gefühle, deswegen habe ich mich dafür entschieden.
Ich bin nicht generell gegen Therapie und schon gar nicht gegen Genesung: jeder, der für sich eine Thera machen möchte, weil er leidet - respekt, wenn er den Mut findet und das anpackt.
Ich persönlich würde jedoch nie wieder in eine Therapie gehen, habe mal schlechte Erfahrungen gemacht.
Sollte ich irgendwann "Leidensdruck" haben, werde ich etwas gegen meine ES unternehmen. jetzt ist aber nicht der richtige Zeitpunkt. Und wenn ich bis zu meinem Lebensende nicht darunter leide, bleibe ich halt bis dahin "krank".

Re: p*** und p***

#33
In den Pro Foren versteht man mich & meine Gefühle, deswegen habe ich mich dafür entschieden.
Okay, Dir föhnte hier auch schon der Wind ins Gesicht, Koralle.
Aber fühlst Du Dich hier irgendwie unverstanden ?

Ich versetze mich gerade ein wenig in Deine Person. Es hätte Dir sowas von egal sein können, durch zufälliges finden dieses Forums, Deinen ersten Beitrag zu posten. Warum hast Du es dennoch getan ? Klar verteidigst Du erst mal das, worin Du Dich wohlfühlst. Und versuchst, Deinen Standpunkt zu rechtfertigen. Aber so ganz läßt Dich die Diskussion nicht los, oder ?

Es gibt scheinbar etwas, was Du als Leidensdruck bezeichnest (welchen Du wegleugnest), was uns scheinbar doch verbindet. Es geht nicht wirklich um eine Pro oder Contra Diskussion. Es geht um eine Krankheit, die letztendlich Dein Leben beinflusst (und da kannst Du mit dem Kopf schütteln, wie Du willst - sie tut es) und dem Gedanken oder der Einsicht jedes Suchtkranken, sich darin zu ergeben, oder etwas daran zu ändern.

Es bleibt letztendlich Deine Entscheidung, eine Änderung herbei zuführen. Aber sich in die Krankheit zu fügen ist der bequemste Weg - und auf lange Sicht betrachtet, der Weg, der Dich immer in einem Tunnel läßt.
Die Weisheit lief mir nach, doch ich war schneller .....

Re: p*** und p***

#34
Es geht mir darum, dass ich nicht schreiben kann, was/wie ich will. Ich habe mich in mehreren Contraforen umgesehen, überall wird entweder zensiert mit Sternchen, man darf keine Angaben posten und / oder wird für seine Gefühle, die man nun mal hat, doof angemacht.
(Aber eins ist allen Contraforen gemein: "ja dann geh doch in Therapie" <- dieser Spruch :D)
Dann doch lieber ein ProForum, wo ich schreiben kann: leute, ich hab n scheiß tag hinter mir, ich hab soundsooft gekotzt und iwie fühl ich mich gut - was weiß ich, war halt n Beispiel.

Du hast recht, es hätte mir egal sein können. Wie all den andren Prolern auch, die sich dann insgeheim tierisch drüber aufregen, dass ständig alle scheiße über sie behaupten.
Ich wollts einfach mal versuchen, "euch" unsere Sicht zu zeigen - eure lesen wir ja fast permanent in auf den Homepages & Webblogs.
Ich bin sowieso ein Mensch, der gerne mit anderen über verschiedene Aspekte und Meinungen diskutiert, wahrscheinlich hält mich das hier - eure Meinung besser kennen zu lernen.
Ich denke es liegt eher daran, als an deinem genannten Aspekt. Auch wenn du das nun wahrscheinlich anders siehst - aber bedenke, dass wir nicht durch die Lan-Leitung gucken können und nicht wissen, wer uns gerade gegen über sitzt. Ich kann nicht wissen, wer du bist&wie du denkst, genausowenig kannst du das über mich sagen.

Sicher beeinflusst die Bulimie mein leben. Aber ohne sie wäre ich nicht ich. Ich bin absolut dagegen, dass ich mir sagen lassen soll, wie ich mich wohlzufühlen habe. <- da liegt keine Wertung drin und bezieht sich auf den allgemeinen Sachverhalt.
Ich fühle mich in diesem Tunnel, den du nennst, sehr wohl und denke nicht, dass ich in der äusseren Welt glücklich werden könnte/würde.

Re: p*** und p***

#35
Servus Koralle,

Anscheinend siehst du die ES nicht als Krankheit.
Das ging mir auch lange Zeit so. Ich war glücklich damit, alles und noch viel mehr essen zu können und trotzdem Gewicht zu verlieren. .. und dafür bewundert zu werden...
Vielleicht braucht es einen Tiefpunkt, an dem dir auf irgendeine Art auffällt, dass das Leben mit ES so viel komplizierter ist (die Erkenntnis, was man seinem Körper damit antut, kam bei mir erst später dazu und ist immer noch nicht der vorherrschende Grund für mich gesund werden zu wollen).
Bei mir war es jedenfalls so... und dann erst wurde mir klar, dass das Aufhören nicht so einfach ist (meine Freunde meinten damals einfach "Iss halt einfach normal").
Und wenn du fragst, was daran kompliziert ist:

-dauerndes Kalorien-zählen
-Unflexibilität beim Fortgehen mit Freunden und/oder Familie (nein, heute hab ich schon meine Tageskalorien verbraten)
-tägliches Wiegen
-Kotzen gehen, aber so dass niemand was mitbekommt
-d.h. Zahnbürste dabei haben, oder Kaugummi
-wie und wo kaufe ich "meine Rationen" ein...
-wie und wann lasse ich unbemerkt den ganzen Müll verschwinden

soll ich noch mehr aufzählen?

Wie gesagt, das alles mal ganz abgesehen von den gesundheitlichen Aspekten...
Leben ist Zeichnen ohne Radieren.

Re: p*** und p***

#36
Hallo zusammen...

ich kann Koralle ansatzweise schon sehr gut verstehen...
Was ist denn so unwarscheinlich daran das jemand seine Krankheit annimmt und akzeptiert??--Ich halte das bei weitem nicht für so abwegig wie ihr, vielleicht weil ich selbst auch eher in diese Richtung tendiere...
Ich habe in den mittlerweile 13 Jahren ES sovieles probiert, war bei Therapeuten, habe es alleine versucht und nichts hat funktioniert...und irgendwann in Folge dieser ganzen Rückschlage gibt man auf und arrangiert sich bestmöglicht mit dieser Krankheit so wie man das auch mit jeder anderen Krankheit macht...
Für mch ist nicht die ES das was den grössten Leidensdruck darstellt, sie ist das Puzzleteil das einem das Leben "erleichtert"----> wohlgemerkt ist das nur auf mich bezogen...
Ich habe es schon geschafft monatelang ohne Bulimie zu leben, nur den Preis den ich dafür zahlen musste war um einiges höher als hätte ich mit ihr gelebt...
Natürlich die gesundheitlichen Aspekte machen auch mir zu schaffen-und das nicht zu knapp aber in Relation gesehen machen sie für mich weniger Leidensdruck als das was auf mich wartet wenn sie denn nicht mehr wäre...
Ich halte die Pro-Foren auch nicht für geeignete Anlaufstellen, das liegt aber mehr daran das sie dir einen Zeitrahmen vorgeben in dem du dich dann auch dort melden MUSST-ansonsten wirst du ausgeschlossen....und ich halte es auch nicht für richtig anderen Betroffenen "Tipps" zu geben wie man nun am besten erbricht----> ich für meinen Teil möchte für niemanden verantwortlich sein udn ich möchte auch nicht dafür verantwortlich wenn andere sich auf Grund meiner Tipps die Gesundheit zerstören....das kann und wird schon jeder selbst herausfinden...

Ich will die ES bei weitem nicht schön reden....das kann niemand...
aber für mich stellt stellt sie mein halbes Leben dar das im wesentlichen warscheinlich nicht mehr mein Leben wäre wäre sie nicht dagewesen...
ich sehe sie nicht als kompliziert an wie du es beschreibst Meli08 denn all die Punkte die du unten beschreibst, haben
mich nie beinträchtigt und werden mich auch in Zukunft nicht beeinträchtigen...mich beeinträchtigen ganz andere Dinge die mit der ES "einfacher" zu ertragen sind...

das mag sich alles sehr naiv anhören und ich erwarte von niemanden das er es versteht...
es gibt sicherlich auch für mich wieder Zeiten in denen ich versuche dagegen anzukämpfen aber momentan habe ich mich auch damit abgefunden...

Es gehört zu meinem Leben und ich will sie (momentan) auch nicht missen...

In dem Sinne kann ich Koralle also gut verstehen auch wenn ich dieses Forum hie nicht missen möchte, weil ich hier liebe Menschen kennen gelernt habe die mich auch so akzeptieren, ob nun mit ES oder ohne...

Lieben Gruss

Re: p*** und p***

#37
Ich bin sowieso ein Mensch, der gerne mit anderen über verschiedene Aspekte und Meinungen diskutiert
Das bin ich auch, deswegen finde ich unseren Dialog auch in keinster Weise uninteressant oder störend hier. :lol:

Über einen Satz von Dir grübel ich gerade ein wenig.
Sicher beeinflusst die Bulimie mein leben. Aber ohne sie wäre ich nicht ich
Das impliziert, daß Du eine konkrete Vorstellung hast von Deiner Person, Deinen Zielen und Deinem Platz im gesellschaftlichen Umfeld. Machen wir mal eine Fiktion, Koralle. Was würde sich an den oben genannten Punkten ändern, wenn die Krankheit plötzlich nicht mehr da wäre ? Ginge Deine Persönlichkeit dadurch verloren, oder würde sich eventuell nicht eine völlig andere Persönlichkeit zeigen und weiter entwickeln ? Eine, die frei einer Sucht und den damit verbundenen Zwängen, völlig neue Optionen bieten würde ? Keine Angst, ich gehöre weder in die Gruppe der "dann mach halt eine Therapie", oder der "ich rette alles, was nicht bis auf drei auf den Bäumen sitzt" Menschen. Jeder Suchtkranke kann sich immer nur selber helfen, aus eigenem Willen. Aber man kann mit ihm diskutieren und ihm aus der Sicht eines Menschen, der eben nicht Betroffen ist, den ein oder anderen Standpunkt versuchen zu vermitteln. Über die Krankheit reden, nicht ausreden. :wink:

Eine Sucht, welche auch immer, läßt für Augenblicke die reale Welt in einer Scheinwelt untergehen. Eine kleine selber gestrickte und persönlich angenehme Scheinwelt. Eine, in der dann meine Regeln gelten und nicht mehr die Regeln des Gesamten. Das gefährliche daran ist nur, daß diese Scheinwelt beginnt zu wachsen. Sie versucht die reale Welt zu übernehmen, was aber nie funktionieren kann. Entweder zieht man sich dann komplett durch Isolation in diese Scheinwelt zurück, oder man zerreibt sich an dieser Konfrontation zwischen der Suchtwelt und der Realen. Der "Input", den diese Scheinwelt dann benötigt, um weiter existent zu bleiben wird wachsen. Dies ist auch mit ein Grund, warum sich zu einer bestehenden Sucht meist noch eine Zweitsucht ausprägt, da die erste "Droge" irgendwann nicht mehr ausreicht, um das fiktive Gebilde am Leben zu erhalten.

Ein ProForum, um mal auf den Kern der Diskussion zurück zukommen, ist eine solche Scheinwelt. Es existieren einfache und wenige Regeln, in einem Personenkreis, der die gleichen Gedankenmuster besitzt. Man teilt sich das vermutlich Schöne und spart Erkenntnis und/oder Kritik einfach aus. Diese Luftblase kann funktionieren, ja. Aber es wird immer schwerer werden mit voranschreitender Zeit, diesen Mikrokosmos zu erhalten.

Grüssle
Caruso
Die Weisheit lief mir nach, doch ich war schneller .....

Re: p*** und p***

#38
Was würde sich an den oben genannten Punkten ändern, wenn die Krankheit plötzlich nicht mehr da wäre ?
Darüber habe ich tatsächlich schon mal sehr sehr lange nachgedacht, als ich einsehen musste, dass mein Essverhalten nicht normal ist. Was macht mich aus? Wer bin ich eigendlich?
Es ist ja nicht nur die Bulimie. Ich habe noch so einiges anderes. Aber das ist das einzige, über das ich mich irgendwo identifizieren kann. Wäre es auf einmal weg, wäre mein ganzes Leben weg, all das, was mich geprägt hat, und davor habe ich Angst - das will ich nicht. Ich möchte ich bleiben, mit all meinen "Macken" die ich habe. Wenn jemand anderes mit mir nicht zurecht kommt, so wie ich bin, ist das sein Problem.
Ich muss mit mir zurecht kommen, und ich bin der Überzeugung, dass ich es ohne meine Krankheiten nicht könnte, weil sie mir in manchen Situationen Ausflucht geben, mir halt geben und ich die Möglichkeit hab zu sagen, "das bin ich". Das sind viele Aspekte auf einmal und ineinander vermischt, ich weiß. Aber ich kanns momentan nicht besser ausdrücken, tut mir leid.
Fazit: ich habe angst, ohne meine Krankheiten zu leben, weil ich dann angst habe, anders zu werden,nicht mehr ich zu sein und mit schwierigen Situationen noch schlechter umgehen zu können.

naja, ich mag meine kleine Scheinwelt. Da kann ich mich wenigstens sicher fühlen.
Ich hab nun auch nicht wahnsinnig die lange Erfahrung, was das angeht. Ich weiß nicht, wie lange dass alles noch aufrecht erhalten bleiben kann. Ich werds ja sehen =)

Re: p*** und p***

#39
Caruso hat geschrieben:Eine Sucht, welche auch immer, läßt für Augenblicke die reale Welt in einer Scheinwelt untergehen. Eine kleine selber gestrickte und persönlich angenehme Scheinwelt. Eine, in der dann meine Regeln gelten und nicht mehr die Regeln des Gesamten. Das gefährliche daran ist nur, daß diese Scheinwelt beginnt zu wachsen. Sie versucht die reale Welt zu übernehmen, was aber nie funktionieren kann. Entweder zieht man sich dann komplett durch Isolation in diese Scheinwelt zurück, oder man zerreibt sich an dieser Konfrontation zwischen der Suchtwelt und der Realen. Der "Input", den diese Scheinwelt dann benötigt, um weiter existent zu bleiben wird wachsen. Dies ist auch mit ein Grund, warum sich zu einer bestehenden Sucht meist noch eine Zweitsucht ausprägt, da die erste "Droge" irgendwann nicht mehr ausreicht, um das fiktive Gebilde am Leben zu erhalten.
Auch wenn das für Koralle bestimmt war muss ich dem doch wider sprechen...denn es stimmt einfach nicht das die reale Welt ausgeblendet wird-in dem Moment des Erbrechens (vielleicht) ja, aber sicherlich nicht auf Dauer...man kann reale Welt und sogenannte Scheinwelt sehr wohl zusammen fügen...das eine übernimmt nicht zwangsläufig das andere...
sie können sehr wohl gleichberechtigt nebeneinander bestehen...
Für mich gehört das Erbrechen in meinem Alltag wie für einen Diabetiker das Insulin spritzen...
Beeinträchtigt mögen wir beide dadurch sein...aber es gehört nun mal zum Leben dazu...

Caruso hat geschrieben:Man teilt sich das vermutlich Schöne und spart Erkenntnis und/oder Kritik einfach aus. Diese Luftblase kann funktionieren, ja. Aber es wird immer schwerer werden mit voranschreitender Zeit, diesen Mikrokosmos zu erhalten.
Auch das mag ich bestreiten, wenn ich auch selbst in diesen Foren nicht unterwegs bin...ich verstehe diese Foren eher als Rückzugsort-wie dieses im übrigen auch-ein virtuelles Tagebuch in dem man Bestätigung oder auch Ablehnung findet...ich glaube aber nicht das daurch die reale Welt beeinträchtigt wird...
Jeder sucht für sich das vermeintlich richtige....
Und nur weil wir/ihr das nicht für richtig halten heisst es nicht das dem so ist...

Am Ende zählt doch nur wie jeder einzelne sein Leben meistert, ob nun mit Forum oder ohne...und wenn jemand dieses Forum "hilft" egal in welcher Form das ist es das richtige---> ohne Wertung daruaf WIE es einem hilft...

Re: p*** und p***

#40
man kann reale Welt und sogenannte Scheinwelt sehr wohl zusammen fügen...das eine übernimmt nicht zwangsläufig das andere...
sie können sehr wohl gleichberechtigt nebeneinander bestehen...
Für mich gehört das Erbrechen in meinem Alltag wie für einen Diabetiker das Insulin spritzen...
Beeinträchtigt mögen wir beide dadurch sein...aber es gehört nun mal zum Leben dazu...
jein !
Aus der Sicht des Betroffenen mag das stimmen, caterpillar. Aus meiner Sicht eines Angehörigen, eines Freundes oder sogar eines Lebenspartners würde ich das so nicht unterschreiben. Auch für einen Alkoholiker gehört der tägliche Genuß seiner Droge zum Alltag. Das Problem liegt darin, daß der Abhängige in der Regel seine Veränderung der Persönlichkeit, seines Charakters, seines Willens gar nicht mitbekommt. Das passiert für ihn schleichend. Er meint immer und jederzeit, er hat beide Welten unter Kontrolle, was aber so nicht stimmt. Er begibt sich immer weiter in seine Scheinwelt, in dem er scheibchenweise die reale Welt aufgibt, dies aber nie bewußt wahrnehmen wird. Und ob eine Beinträchtigung dieser Art nun zum täglichen Leben gehört - darüber läßt sich trefflich diskutieren ! :wink:
Die Weisheit lief mir nach, doch ich war schneller .....

Re: p*** und p***

#41
Caruso hat geschrieben:Er begibt sich immer weiter in seine Scheinwelt, in dem er scheibchenweise die reale Welt aufgibt, dies aber nie bewußt wahrnehmen wird.
Sagt der Psychiater zu einem Schizophrenen...was aber wenn genau der Schizophrene nun die Welt in seiner wahren Form sieht und der Psychiater nur die vermeintliche Scheinwelt??
Du verurteilst damit jeden Suchtkranken zu einer vermeintlich vorhandenen Wahrnehmungsstörung---> was meiner Meinung nach so aber nicht standhalten kann...
Ich weiss das ich die reale Welt so wahrnehme wie sie ist und ich bin mir sehr sicher das ich mich nicht in meine kleine Scheinwelt isoliere...weder du kannst mir beweisen das dem nicht so ist, so wie ich dir nicht beweisen kann das es so ist...
Wahrnehmungen sind rein subjektiver Natur....und enthalten sich somit jeglicher Objektivität...
Ich behaupte auch das sich mein Charakter durch die Bulimie nicht verändert hat...ich bin wie ich bin...ich weiss was ich ohne die Bulimie wäre, wie ich auch weiss was ich mit der Bulimie bin und ich behaupte für mich das ich durch die Bulimie wesentlich mehr bin als ohne sie...
Deiner Meinung warscheinlich nach eben die Wahrnehmungsstörung die du erwähnt hast...für mich mein Realitätsempfinden...wer hat nun das richtige Realitätsempfinden??
Caruso hat geschrieben:Und ob eine Beinträchtigung dieser Art nun zum täglichen Leben gehört -
Bulimie ist nach dem ICD-Schlüssel eine Krankheit-genau wie Diabetes auch...
Lässt sich nun natürlich darüber streiten ob erbrechen zum täglichen Leben dazugehört wie z.B. Insulin spritzen...
Wobei sich wohl eher die Frage stellt ob es dazu gehören DARF??
Das was ich für mich als Normalität beanpruche muss noch lange nicht für jeden normal geschweige denn richtig erscheinen...doch bleibt die Tatsache bestehen das es für mich zum täglichen Leben dazu gehört, auch wenn es der gesellschaftlichen Norm nicht entspricht...
So wie sich ein Diabetiker das Recht beansprucht sich Insulin zu spritzen um zu überleben, beanspruche ich mir das Recht zu erbrechen um zu "überleben"...
Mag der Einwurf kommen das man durch die Bulimie nicht "überlebt" sondern Selbstmord auf Raten begeht...das bestreite ich auch nicht...
Fragt sich nur was auf Dauer gesehen "besser" ist...sofortiger Selbstmord oder Selbstmord auf Raten???
Ich für mich behaupte das die Bulimie mein Leben nicht zerstört...eher im Gegenteil sie hilft mir das Leben so anzunehmen wie es nun mal ist...
was im übrigen nicht heisst das ich für immer krank bleiben möchte...aber das möchte ein Krebskranker auch nicht...nur was wenn alles Versuche es zu ändern nicht geholfen haben??---> dann bleibt nur noch das akzeptieren-arrangieren...
ich sehe die Bulimie nicht durch die rosa rote Brille...ich weiss was sie mit meinem Körper macht...aber das heisst noch lange nicht das ich was dagegen ändern könnte...denn es liegt nicht immer nur am Willen wie hier immer behauptet wird...es hängt von sovielen ab...

Ich kann allerdings nur nochmals betonen das ich überzeugt davon bin das man Bulimie(scheinwelt) und wahre Welt sehr wohl in einen Einklang bringen kann...das was es erschwert ist nicht meine Wahrnehmung sondern die Wahrnehmung anderer die meinen ich würde etwas "falsches" tun und es somit verurteilen...
Es ist nicht gesellschaftskonform weil es ja krank und falsch ist...( was soviele Dinge sind...)

Ich für meinen Teil halte es für momentan richtig, was nicht bedeutet das ich dies für immer tue...Meinungen ändern sich...doch wehre ich mich dagegen das ich nun deswegen Wahrnehmungsstörungen habe oder mich von meiner Umwelt isoliere...denn dem ist einfach nicht so...
Zuletzt geändert von mariella am Fr Mai 28, 2010 13:50, insgesamt 1-mal geändert.

Re: p*** und p***

#42
caterpillar hat geschrieben: Ich weiss das ich die reale Welt so wahrnehme wie sie ist und ich bin mir sehr sicher das ich mich nicht in meine kleine Scheinwelt isoliere...


Deiner Meinung warscheinlich nach eben die Wahrnehmungsstörung die du erwähnt hast...für mich mein Realitätsempfinden...wer hat nun das richtige Realitätsempfinden??

also was nun? glaubst du, es gibt eine reale welt, die für alle gleich ist, oder rein subjektiv = für jeden individuell?

du findest also, deine probleme mit der b zu bewältigen sei eine angemessene strategie dem leben gegenüberzutreten?

ich weiß nur, dass ich selbst lange zeit dachte, dass es ganz toll ist was ich da mache, dass ich mich ab und zu vollstopfen und es dann wieder loswerden kann, also das gegessene nicht bereuen muss, und dass wenn ich es seltener als nach der krankheitsdefinition mache, dass ich dann nicht krank bin
aber nun ja, wie das nun mal bei süchten so ist, verliert man schneller als man schauen kann die kontrolle und findet sich in einem riesigen k*haufen wieder...und meist bekommt man es selbst erst mit, wenn es schon zu spät ist und man die vermeintliche kontrolle schon verloren hat

Re: p*** und p***

#43
Koralle hat geschrieben: Dann doch lieber ein ProForum, wo ich schreiben kann: leute, ich hab n scheiß tag hinter mir, ich hab soundsooft gekotzt und iwie fühl ich mich gut - was weiß ich, war halt n Beispiel.
spielt da nicht selbstmitleid ne ziemlich grosse rolle? ist wirklich nicht boese gemeint. lies das ganz neutral, ja?! ;)
ist ja hier auch nicht unbedingt anders. nur mit dem unterschied, dass die leute hier schon einen schritt weiter sind. sie waren schon ganz unten und haben eingesehen, dass die Es sie zerstroert. ("hab's wieder nciht geschafft und fuehl mich beschissen").
ich glaube auch, dass du da nochmal hinkommst. bei mir wars auch lange so, dass ich das gar nicht als problem gesehen hab, auch wenn ich nie pro war!!
jeder von uns hat die ES geschaffen, weil er ohne nicht klar kam. die ES hilft einem alles zu bewaeltigen. aber irgenwann ist man doch am punkt wo die es einen im griff hat. und man auch mit ihr nicht mehr zurecht kommt; oder grade weil man sie hat...

sie ist wirklich wie eine freundin am anfang, die einem hilft bis man herausfindet, dass sie eigentlich der feind ist und einen nur ausgenutzt hat! :-(

scheinbar helfen dir die pro foren um dir ueber einiges klar zu werden. das ist ja schon mal etwas. ich hoffe, dass du irgenwann doch hilfe annimmst.
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Re: p*** und p***

#44
Ich kenne diese Diskussion, caterpillar. Ich habe diese 2 Jahre lang geführt mit meiner ehemaligen Partnerin, die sowohl Bulimikerin war, als auch alkoholabhängig.

Ich verurteile niemanden, der so denkt. Habe ich noch nie und werde es auch nicht tun. Was ich tue, die Dinge aus meiner Sicht zu betrachten. Meine persönlichen Erfahrungen, die ich in dieser Zeit gewonnen habe, einer Argumentation, die ich sehr wohl akzeptiere, die aber nicht die meinige ist, hinzuzufügen.

Nein, beweisen kann ich hier niemandem, ob mein Gedankengut das Richtige ist, oder Eures. Genausowenig kannst Du mir beweisen, ob Deine Verhaltensmuster die Richtigen sind. Weil ich zweifle es an, daß Deine Existenz nur darauf beruhen soll, daß eine Suchtkrankheit Dir diese ermöglicht. Ein Suchtkranker wird immer und jederzeit seine "Droge" versuchen zu rechtfertigen, als existenzieller Bestandteil seines (Über-)Lebens.

Real sind beide Gedankengänge, Deiner und meiner und jeder ist für sich betrachtet logisch. Und aus der subjektiven Sicht immer der Richtige. Ich behaupte auch nicht, daß es nur alleine vom Willen abhängt, diese Sucht loszuwerden. Ein Willen ist die Basis dafür. Aber so, wie viele Faktoren dazu beigetragen haben, in die Sucht hinein zu rutschen, so gibt es natürlich ebensoviele Faktoren, die es ermöglichen (oder verhindern), diese Sucht wieder loslassen zu können.

Um nun wieder auf das Thema zurückzukommen der Pro-Foren. Ob es nun ein geschickter Weg ist, über den geschützten Raum eines solchen Forums diesen Weg zu finden, halte ich für sehr fraglich. Daß er eine Krücke sein kann (denn es ist eine Krücke), um in seinem Leben laufen zu können, mag ich nicht als unmöglich abqualifizieren. Aber Krücken sind Gehhilfen. Man benutzt sie solange, bis man gelernt hat, wieder selbstständig laufen zu können.

Caruso
Die Weisheit lief mir nach, doch ich war schneller .....

Re: p*** und p***

#45
CordaLexis hat geschrieben:also was nun? glaubst du, es gibt eine reale welt, die für alle gleich ist, oder rein subjektiv = für jeden individuell?

du findest also, deine probleme mit der b zu bewältigen sei eine angemessene strategie dem leben gegenüberzutreten?
Es gibt eine reale Welt die jeder für sich rein subjektiv wahrnimmt...du wirst die Welt nie so wahrnehmen wie ich sie sie wahrnehme, so wie ich deine Welt nie wahrnehmen werde...
Jeder lebt sein Leben so wie er es für richtig hält...
Ob es eine "angemessene" Strategie ist sei mal dahin gestellt...wer entscheidet denn ob es angemessen ist??-Das tue ich ja wenn überhaupt ich in dem Moment...und nur weil es für dich nicht der angemessene Weg ist heisst es noch lange nicht das es falsch ist was ich mache...

Ich habe auch nirgends geschrieben das Bulimie etwas "Tolles" ist und ich habe auch nicht versucht zu glorifizeren...
Ich bin mir sehr wohl bewusst das Bulimie eine ernst zu nehmende Krankheit ist...
nur ich für meinen Teil habe sie akzeptiert, nehme sie hin und lebe/überlebe mit ihr...
ob das nun für andere verständlich ist oder nicht...

Jeder sucht für sich die geeigneten Strategien sein Leben lebenswert zu leben...nur lasse ich mich deswegen nicht in die Schublade der Wahrnehmungsstörungen schieben und ich behaupte auch weiterhin das ein Leben mit Bulimie sehr wohl ein "reales" Leben sein kann---> das was ihr als reales Leben bezeichnet, gesellschhaftliche Kontakte, Arbeitswelt, Ausbildung können sehr wohl im Einklang funktionieren---> das ist zumindest meine Meinung und muss noch lange nicht auf Gegenliebe stossen...
cron