Ne Freundin von mir, als ich ihr erzählt hab dass ich wegen Bulimie in der Klinik bin so: "Weißt du was, du brauchst einen Freund". Ich so: "Warum denn? Was meinst denn damit jetzt?" Und sie so: "Ja wenn du einen Freund hast, du wirst dich dann sooo schämen soviel zu essen und dann kotzen zu gehen, du wirst es dann lassen, vor Scham". Ich dachte zuerst jetzt kommt so: "Ja, weil dein Freund dich liebt wie du bist, weil du bist wer du bist, egal ob *kg mehr oder weniger." Nun ja, bei mir ist es leider umgekehrt, ich schäme mich dann wenn ich etwas pummeliger bin und erbreche und hungere viel mehr, um der Person und mir zu gefallen...

Oh, das ist ja wirklich daneben, was deine Freundin gesagt.
Jetzt mal davon abgesehen, dass es mich auch total aufregen würde und das einfach nur doof war, tut sie mir ein bisschen Leid, dass DAS ihre ernsthafte Vorstellung von einer Beziehung ist?! wtf?! Irgendwie hört sich das an, alsob es das wichtigste ist, dem Freund zu gefallen und gut vor ihm da zustehen, ist ja auch schön und gut, aber in einer schönen ausgeglichenen Beziehung sollte man doch vor allem ehrlich sein können und eben geliebt werden, auch (oder gerade weil ) man nicht perfekt ist.
Also du siehst das schon richtig, wie du das geschrieben hast!!

"Wahnsinn wie sich dein Stoffwechsel geändert hat. So oft wie du dir die Hucke vollfrisst und einfach nicht mehr so dick wirst wie früher!" Danke Papa. Nett, dass dir wenigstens das auffällt.

Mein Vater heute:
(Er redet schon die ganze Zeit nur von Essen blablabla ich fühle mich nur noch als eine Krankheit definiert)

Er: "Hast du schon was gegessen? Wo isst du zu Mittag? Ruf mich nachher an! Ich will mit der Ärztin reden! Sag mir, wo du zu Mittag isst! Soll ich was kochen? Ich heb dir was auf! Trink nichts! Sonst passt das Gewicht nicht!"

so ging das die ganze Zeit...

Ich: "Du siehst so traurig aus!"
Er: "Ich mache mir Sorgen!"
Ich: "Bitte, du musst dir wirklich keine Sorgen machen! Weisst du, wie fertig mich das macht, wenn du dir auch noch Sorgen machst? Und es dir schlecht geht?"
Ér: "Wenn du nur essen würdest - iss einfach, dann bin ich nicht mehr traurig!"

Das Gespräch ist traurig, weil es die Verzweiflung beider spiegelt...

Nachher:

Er: "Du bist ziemlich happy, warum das das wundert mich!"
Ich: "Keine Ahnung, ich habe das jetzt akzeptiert (Stationärer aufenthalt) schlechter kann´s ja nicht mehr werden"
Er: "Naja, wir wollen bei den Tatsachen bleiben. Soo schlecht schaust du jetzt nicht aus. (deutet auf meinen Körper) Deine Blutwerte sind in Ordnung, jaa du bist blass und hast Ringe unter den Augen. Aber du fliegst ja nicht morgen tot um. Sterbenskrank bist du nicht! Jetzt geht´s einfach nur darum, dass in deinem Kopf ein Knacks passiert!"

Na toll. Jetzt fühle ich mich wieder voll und aufgedunsen. und genervt, weil ich nicht erbrechen kann.
Und will noch mehr abnehmen. Warum.
Ich fühle mich wieder so, als würde ich eh nur Zirkus machen und meine Gedanken und mein Verhalten sind eh nur "Spinnereien".
Eigentlich brauche ich den stationären Aufenthalt gar nicht

Ich: "Du siehst so traurig aus!"
Er: "Ich mache mir Sorgen!"
Ich: "Bitte, du musst dir wirklich keine Sorgen machen! Weisst du, wie fertig mich das macht, wenn du dir auch noch Sorgen machst? Und es dir schlecht geht?"
Ér: "Wenn du nur essen würdest - iss einfach, dann bin ich nicht mehr traurig!"

Das Gespräch ist traurig, weil es die Verzweiflung beider spiegelt...

Solche "Gespräche" habe ich oft mit meiner Mutter.
Fühle mich danach jedes Mal so dermaßen "schlecht" (schlecht im Sinne von: was für ein Mensch bin ich bitte, anderen solchen Kummer zu bereiten?!?) und innerlich total zerrissen.

nelly naturmaedchen hat geschrieben: Ich fühle mich wieder so, als würde ich eh nur Zirkus machen und meine Gedanken und mein Verhalten sind eh nur "Spinnereien".
Eigentlich brauche ich den stationären Aufenthalt gar nicht

so ein bloedsinn. es ist sehr gut dass du stationaer gehst, du brauchst das, und wenn dein vater sowas sagt/ denkt solltest du, auch wenns nicht leicht ist umzusetzen, auf abstand zu ihm gehen oder/ und ihm diese krankheit mal von einer fachperson erklaeren lassen .. denn was soll schwer essgestoert sonst sein als sterbenskrank ? - aber hab ich dir eh schon alles auf facebook geschrieben ..

Mein Vater eben "Wenn du dich wenigstens mal gesund ernähren würdest - dieser Fleischverzicht macht dich kaputt, aber es ist mir egal, was du machst. Mir glaubst du ja ohnehin nichts, dann musst du eben zusehen, wie du zurecht kommst, wenn du in ein paar Jahren kaputt bist. Komm bloß nicht bei mir jammern, ich hab's dir gesagt!"

(Hat nun nicht direkt mit der Bulimie zu tun, das Verrückte ist, dass er mein Vegetarierdasein offenbar als problematischer empfindet als die ES. Die hab ich ja optisch im Griff. )

Seit wann ernährst Du dich denn vegetarisch, dass er jetzt erst was dazu sagt? Viele sehen halt nur die Probleme, die sie sehen wollen, ist für ihn wahrscheinlich einfacher/leichter, es einfach darauf abzuwälzen.

Schon bald ein Jahr. Aber oft esse ich nicht in seiner Gegenwart.
Eben hat er mir dann absichtlich Wurst angeboten, nur um von mir zu hören, dass ich die ja nicht esse, und sich dann wieder darüber empören zu können.

Ja, auch wenn er es nicht annehmen kann und will, ist Vegetariersein immerhin gesellschaftlich 'akzeptiert', sodass er dann bei jeder Gelegenheit darüber klagt, dass ich mich immer mit irgendwelchen 'Extrawürsten' (haha ) begnügen muss, weil ich ja nie mal etwas normal machen könne. Als wäre ich der große Exzentriker.

Aber du hast schon Recht: die Leute biegen es sich so hin, wie sie es am besten händeln können.

Hab mir hier jetzt mal alles durchgelesen.. Das ist ja echt krass, was einige schon zu hören bekommen haben! Unfassbar, wie unsensibel manche Menschen sein können.


Als ich im Oktober auf eigenen Wunsch wieder in eine Klinik gegangen bin, hat mich mein Stiefvater mit seiner Freundin, die ich eigentlich echt gern hab, besucht. Sie wusste bis dato nichts von meiner Bulimie und hat mich schon vorher öfters mal mit einem "Sag mal, isst das Kind überhaupt noch was?!" in Richtung meines Stiefvaters begrüßt, wenn ich innerhalb kurzer Zeit viel abgenommen habe. Naja, jedenfalls hab ich dann beschlossen, ihr zu erzählen, wieso ich dort bin. Ihre Reaktion war echt großartig.
"Aber du bist doch gar nicht untergewichtig?!" - Dazu muss man sagen, ich hab ÜG. Sie kennt sich mit dem Thema absolut nicht aus, darum bin ich ihr nicht böse, aber das tat echt weh. Die nächste viertel Stunde hab ich versucht ihr zu erklären, was genau Bulimie in meinem Fall bedeutet.
Sie, in total irritiertem Tonfall: "Ich hab letzte Woche auch so viel gegessen dass ich kotzen musste, hab ich jetzt auch Bulimie oder was?"
Danach hab ich überhaupt nichts mehr gesagt, bis sie ging. War für mich ziemlich krass.

Die Betreuer in der Klinik waren teilweise auch extrem inkompetent.
Beim Mittagessen, als ich einen schlechten Tag hatte und es mir extrem schwer viel etwas zu essen zB gabs ungefähr folgende Konversation:
Betreuerin: "Na, heute dein Gebiss vergessen?" -> weil ich alles extrem klein geschnitten hab.
- Stille -
Betreuerin: "Jetzt iss doch einfach vernünftig, wo liegt dein Problem?!"
Ich musste da echt die Tränen zurückhalten und hab danach keinen Bissen mehr runterbekommen. Die Betreuerin sagte dann, ich soll das Essen bitte einfach wegschmeißen und gehen.
Später wollte ich die Situation mit ihr klären, bin ins Dienstzimmer gegangen und hab sie darauf angesprochen. Daraufhin fing sie damit an, dass ich es mit meinem Verhalten den Magersüchtigen ja total schwer mache, weil die das mit ansehen müssen, also sei ich doch selbst Schuld, dass sie so reagiert hat.

Die gleiche Betreuerin, ein paar Tage später während der Visite.. Ich erzähle dem Oberarzt, wie schwer mir das essen im Moment fällt und dass ich alles total klein schneide etc.
Betreuerin: "Ja dann lass es doch einfach?!"

Andere Betreuerin..
Ich: "Darf ich ne Weile spazieren gehen?"
Betreuerin: "Aber nicht kotzen, nä?" .. In so einem richtig abwertendem Tonfall.

Ansonsten gabs in den letzten Jahren noch einige Sprüche meiner Mutter.
Von "Breitarsch-Antilope" (Ha, ha. Witzig.) über "Hast du schon wieder alles aufgefressen?! Kein Wunder, dass du so fett bist!" und "Fettes Stück Scheiße!" bis hin zu "Tust du eigentlich noch mal was anderes ausser fressen und scheißen?"


... Sorry für den langen Post, ist ganz angenehm das mal loszuwerden.

Oh Gott, Aevi, sowas sollte sich wirklich niemand anhören müssen.
Hast Du deine Mutter mal gefragt, warum sie dich so nennt bzw. solche gemeinen Dinge zu dir sagt? Hast Du ihr gesagt, wie/dass es dich verletzt?

Mir fehlen echt die Worte ....

Ich hab, als ich vor einem Jahr ausgezogen bin, den Kontakt zu ihr (und meiner Oma, die ähnlich drauf ist) abgebrochen. Wir haben uns vor 3 Monaten einmal in der Familientherapie gesehen als ich in der Klinik war, und dort sagte sie dann, dass sie einfach überfordert mit mir war. Ich hab seit ich 13 war wegen meinen Depressionen oft Schule geschwänzt und bin mehrmals abgehauen, also ich war (bin ) kein leichtes Kind, das stimmt schon.
Sie hat dabei auch ziemlich geweint, aber wenn ich ehrlich bin, war mir das ziemlich egal und ich fand das Ganze einfach nur absurd, in den Jahren ist einfach zu viel vorgefallen. Sie lebt ihr Leben und ich meins, das reicht mir inzwischen. Ich weiß nicht mal, wo sie momentan wohnt.

In einer anderen Klinik, in der ich wegen akuter Suizidalität war, habe ich bei jeder Mahlzeit das gleiche gegessen, alles klein geschnitten, dass man zu einer Mahlzeit was trinken musste, habe ich auch verstanden. Irgendwann meinte ein Betreuer "dein Essverhalten ist affig" (er wusste von der Bulimie" "Wenn ich jetzt keine Lust habe Wasser zu holen, dann musst du halt Saft trinken" (obwohl er wusste, dass ich Saft hasse, nur Wasser trinke).
Das sowas in einer KJP arbeitet... Beruf verfehlt.

Passt vielleicht nich ganz so gut hierher, aber fällt mir dazu ein.

Als ich meiner Mum vor meinem letzten Klinikaufenthalt von meiner Bulimie erzählt hab, kam als Antwort nur "Du hast doch früher nich gekotzt." Hab ja mit allem gerechnet, aber nich damit....

Als ich einmal mit meinem Ex-Freund auf einer Wiese schaukeln war (er wusste, dass ich schwer essgestört bin) und ich kurz sagte "Au, da hat was gezwickt an der Schaukel", das meinte er "Ist ja klar, dass es zwickt, weil ich Frauen alle so fette Ärsche habt!" Woraufhin ich total verstummte und mir Tränen in die Augen traten und er setzt noch nach, in einem total bösartigen Ton "Ja, die Wahrheit ist schwer zu ertragen!"

Ehrlich, der wusste ganz genau, was ich für megamäßige Probleme ich mit meiner Figur habe! Hätte damals viel früher Schluss machen sollen!

Übrigens hat er sich dann ein paar Wochen später, als ich viel abgenommen hatte, darüber beschwert, dass mein Hintern zu klein geworden wäre!

Diese verkackte Doppelmoral bei Männern! Das krieg' ich Aggressionen!