#18
von Schlafquala
Hallo an alle!
Ich versuche jetzt mal zu jedem was zu sagen. Find es immer toll, wenn sich Menschen für meine Probleme interessieren.
@schn33: Alternativen...hmmm, ja, so richtig meine gefunden habe ich nicht. Ich möchte meine Gefühle ausdrücken. Als ich das gestern gegoogelt habe, habe ich plötzlich das erste Mal Sehnsucht danach gehabt, es rauszulassen, habe aber dann doch weiter gegessen...ist ok, denn so richtig daran gewollt bzw daran gedacht oder mich darauf vorbereitet habe ich mich nicht. Es kam so plötzlich, nachdem ich hier kurz geantwortet hatte. Aber ich weiß nicht, womit. Also, was ich ausprobiert habe und nichts hilft, es nur aufschieben kann im besten Fall:
meine Gedanken runterschreiben, so wild drauf los
ablenken: putzen, sortieren, umräumen, spazieren
mit Freund telen – ganz schlecht, fühl mich schuldig dann, diese Gelüste zu haben und glaube von vornherein nicht, dass es danach ohne geht. Hab beide Versionen versucht: Gefühle und wirkliche Situation erzählen oder verheimlichen, warum ich anrufe und versuchen ein angenehmes Telefonat zu führen (Ich mag aber auch net gern telen)
hier im Forum schreiben oder in anderen Foren Hilfestellungen geben
malen, Collage basteln
Das alles habe ich getan, nicht regelmäßig, aber immer mal wieder, aber danach war es dennoch so weit und ich wollte nur noch fressen...habe mich wahrscheinlich auch währenddessen unter Druck gesetzt, dass der Heißhunger und der Drang weggehen soll und sowieso innerlich die Bilder vor mir gesehen...ja, zu schwach bin ich..aber ich merke auch, dass diese selbsterfüllenden Prophezeiungen eine sehr starke Kraft haben und nicht einfach wegzudenken sind.
Aber wie bist du denn daran gegangen? Konntest du dir sagen: Ich nutze diese Schmerzkurve jetzt heute und hier für mich und hast nicht Angst gehabt, dennoch einen FA zu haben? Wann hast du damit angefangen, Alternativen so einbauen zu KÖNNEN und diese als Ersatz-FA zu nutzen? Wie oft? Ich weiß ja nicht, wie häufig du Fas hast und wie es auch jetzt bei dir aussieht. Vielleicht magst mal was erzählen?
@melibeli: Ich weiß nicht so recht, was ich dazu schreiben soll, denn es ist das Idealbild, was ich verfolge: Ich will wieder leben! Aber ich lebe auch schon jetzt wieder ganz gut. Empfinde Freude und lasse die Bulimie ab und zu los und mache anderes und traue mich mehr...Ich war ganz unten..Ausbildung war nur unterfordernd, so dass ich nur gefr und geko habe danach. Dadurch nur 4-5h Schlaf bekam und mit Mühe und Not, den Arbeitstag überstanden habe. Ich war ziemlich tief in der Depression und jeder Tag war eine Qual...Das war von 2008 – 2010. Ich habe gekämpft. Dann ging es Schritt für Schritt weiter, aber eben immer mit der Bulimie an meiner Seite. Ich habe die anderen Lebensbereiche aufgebaut: Freundin vertrauen, Unternehmungen, mehr essen und mehr Lebensmittel einbauen, Angst vor Gewichtszunahme reduzieren...Abgrenzen vom Freund ist das aktuelle und auch dann im Oktober letzten Jahres erst einen Tag ohne Kotzen und mittlerweile zumindest einmal die Woche regelmäßig beim Freund übernachten und ich baue nach und nach meine innere Anspannung ab, die weniger mit den Ängsten vorm Essen zu tun hat, die auch schon sehr abgenommen haben, als eher damit, mich innerlich und unbewusst an ihm zu orientieren und mich ihm anzupassen und mich selbst dadurch nicht mehr zu spüren. Nach den WE war ich immer extrem angespannt und sehr sehr erschöpft durch diese Anspannung und Anpassung und Zuwidergehen meiner Bedürfnisse. Das ist bei den letzten Malen auch etwas besser geworden. Nur eben nicht zu Hause, wenn ich bei mir bin. Dann ist da null Motivation bzw. auch wahrscheinlich so viel in mir...
Wie geht es dir jetzt? Hast du oft Fas? Ich versteh diese Motivation, aber ich kann sie so für mich nicht nehmen. Es passt nicht wegen oben genanntem...
@schnuettchen: Einsicht haben, dass es falsch ist...hmm, ist mir ein zu rationaler Ansatz, denn wir wissen ja, dass es für den Körper und auch die Seele nicht gerade gesund ist, alles runterzuschlucken und zu fre**** und zu ko****, oder? Begriffen habe ich es auch. Aber ich für mich..naja...ich denke, wie du, dass meine Probleme, die ich heute noch habe, schon vor der Bulimie da waren und auch dazu geführt haben. Sie resultieren nicht daraus. Die, die daraus resultieren, wie gesundheitlihe Schäden, Schwäche, Geldmangel, vertseckspielen etc. habe ich auch. Aber die wirklich krassen und anstrengenden Sachen sind im zwischenmenschlichen Bereich und haben mit Abgrenzung u.a. zu tun. Mit zu mir stehen, wie ich bin und dass ich nicht so bin, wie andere..Keiner ist so wie der andere, klar, aber ich muss lernen, zu mir und meinen Bedürfnissen zu stehen. Das ist schwer, wenn sie doch meist missachtet bzw. belächelt wurden, wie zb das alleine sein wollen und nicht zu lange und zu viele Verabredungen haben etc. pp.
Was sind das bei dir für Probleme hinter und vor der Bulimie?
@Christie: Ach du, ja, bei dir geh ich immer in ‚Angriffsposition‘ und wappne mich deiner Worte...ja, sie machen mir Angst, weil ich Schuldgefühle bekomme. Deine Worte sind die, die meine Mutter benutzt und die ich verinnerlicht habe. Womit ich mir Schuldgefühle mache. Diese Worte treffen mich hart.
„Und generell ist es so, dass man sich zwingen muss.
Kein "ich kann nicht". Kein "ich schaff das nicht". Kein "die ES hat mich im Griff".
Vernünftigen Essensplan aufstellen (lassen) und durchziehen. Kommt ein FA - drinlassen. Das geht. Es ist scheiße, es ist unangenehm, es macht beschissene Gefühle, man nimmt zu, es geht einem DRECKIG, aber ES GEHT.
Wenn man wirklich will, dann muss es einem das alles wert sein. Dann muss man diese "Opfer" bringen“
Dieses ‚Zwingen‘ und dieses ‚wenn man wirklich will‘...das sind rote Punkte. Warum? Weil ich mir vorwerfe, genau das nicht zu tun und deshalb nicht gut genug zu sein und früher oder später alles, insbesondere meine Beziehung zu verlieren. Aber das ist Fremdmotivation. Diese Gedanken und Gefühle, die dabei hochkommen, habe ich, seit ich angefangen habe zu kämpfen. Das war im Sommer 2005. Wo meine Mutter auch anfing, genau das zu sagen, weil ich ja schließlich meinen ersten Klinikaufenthalt hinter mir hatte und symptomfrei bleiben sollte...klappte noch nicht mal eine Woche und seitdem immer wieder..selbst als ich ausgezogen bin. Dann das nächste mit meinem damaligen Exfreund. Am Anfang noch gut, aber dann auch: Ich glaube nicht, dass du gesund wirst. Wie soll das gehen? Schließlich war ich nach Jahren (ich weiß nicht, ab wann er das sagte) und nach weiteren zwei Klinikaufenthalten immer noch nicht symptomfrei. Auch heute verfolgen mich Schuldgefühle und eine Instanz in mir schreit: „Streng dich an, du musst dich zwingen. Du wirst leiden, aber das musst du durchstehen! Du musst gesund werden...“. Boar, wie mich dieses Quälen und überwinden und zwingen ankotzt. Ich tu es jeden Tag, nicht gegen die Fas, aber bei allem, was ich tu, muss ich mich oftmals überwinden und es fällt mir schwer. Zumindest die ersten Male, wie Verabredungen z.B. So baue ich mir mein Leben wieder auf...
Und zu deinem letzten Satz: Wenn man wirklich will, dann muss es einem das alles wert sein.
Ich würde es so formulieren für dich: DU bist es DIR selbst wert, diese Opfer zu bringen, weil du es für DICH willst. Ich denke, dass ist die einzig gute Motivation. Ich spüre seit Jahren nur den Außendruck und das, was die vermeintlich anderen wollen und erwarten. Vielleicht will ich es auch für mich, aber das spüre ich gar nicht, bei dem Druck, den ICH mir mache und ich kann es auch nicht abstellen, weil ich eben genau die Erfahrungen wie oben genannt gemacht habe mit meinen engsten Bezugspersonen. Ich habe das in allen Bereichen: Wenn ich meine zu wissen, was mein jetziger Freund will und mag, dann spüre ich manchmal nicht mehr, was ich will. Geschweige denn, dass ich zu mir und meinen Wünschen stehen kann und die durchsetze. Je wichtiger und elementarer diese Bedürfnisse sind, desto stärker ist dieser Mechanismus. Kannst du damit was anfangen? Liege ich richtig, dass du es zumindest vorrangig für dich selbst tust und es dir selbst wert bist?
@ piggy: Wie ich voran komme und woran ich das festmache? Ich merke es am meisten an den Symptomen, d.h. ich esse jetzt, wenn ich mit anderen zusammen bin, wieder eine größere Palette von Lebensmitteln und habe die Angst vor Fett und Kohlenhydraten fast verloren. Ich zähle ncith mehr genau Kalorien. Das hat gedauert, einige Monate und ich habe immer wieder was dazu genommen. Nicht stetig, aber immer mal, wenn es für mich passte und cih soweit war. Dann habe ich im Oktober nach einer Krise mit meinem Freund angefangen, bei ihm zu übernachten und diesen Tag als den Tag ohne fressen und kotzen zu verbringen. Man, war das hart. Ich hatte eine so große Panik und habe mich sooo sehr unter Druck gesetzt. Das hat alles viel viel schwerer gemacht, aber ich wollte es versuchen und schauen, ob ich nicht mit der Zeit leichter damit klar komme. Ich konnte anfangs schon die ersten vier Tage davor an nichts anderes denken und habe nur Druck aufgebaut. Am Anfang habe ich an diesem Tag mich viel und extra bewegt und alles in mir angespannt, um den Druck irgendwie auszuhalten. Auch mein Essen war mehr als restriktiv. Das habe ich schon immer an mir beobachtet: Wenn ich für was auch immer nicht die Bulimie, also das fressen und k***** nutzen kann, wie im Urlaub, dann esse ich extrem restriktiv und bewege mich viel. Nur anderes Symptom also. Naja, erst habe ich an den Tagen an meinem Essen (mehr und unterschiedliche LM) gearbeitet, weil ich merkte, dass ich gar keine Kraft hatte und das in Kombi mit der Anspannung nicht der Burner ist und mich noch gereizter macht, logischerweise. Dann habe ich auch versucht, regelmäßiger zu essen, was sich dir jetzt extra sage. Denn mein Freund isst unregelmäßig, d.h. ich musste meinen Hunger spüren und dann auch noch dazu stehen und auch noch essen. Am Anfang ging dies kaum ohne Ängste und Schuldgefühle. Ab und zu, aber sehr selten waren es auch zwei Übernachtungen. Daran arbeite ich auch jetzt immer mal wieder und baue es ein, so wie letztes WE. Und mit daran arbeiten meine ich nicht nur, mich überhaupt erstmal zu überwinden und das alleine kostet schon Kraft, sondern es mir dann auch so angenehm wie nur möglich zu machen und der erste Schritt dazu war die Nahrung. Dann habe ich gemerkt, dass ich, obwohl ich satt war (mehr oder weniger) und wenig Angst vor dem Essen, immer diese Fluchtgedanken hatte und nach Hause wollte. Entweder zum FA haben oder auch einfach in mein Reich. Mit der Zeit realisierte ich immer mehr, dass ich mich nur anpasste und unbewusst permanent daran dachte, was mein Freund jetzt wollen könnte und ob ich ihm das geben soll (Sex, Aufmerksamkeit, ein leckeres Essen, Ruhe oder Rausgehen etc) oder ob er auch ohne kann, ohne dass er sauer ist...oh mann, anstrengend logischerweise...dadurch spürte ich auch nicht mehr, was ich will. Stück für Stück also erstmal schauen, was ich will, also erstmal bei solchen Sachen wie Ruhe oder Bewegung. Essen oder Durst. Nähe oder Abstand. Dann ab und zu mal durchsetzen und machen, ach ja, vorher noch benennen, auch schon schwer, zu sagen: Ich brauche jetzt etwas Ruhe und Zeit für mich. Ich gehe baden. Kam nämlich erstmal: Kann ich nicht mitkommen? Du bist komisch...wenn du schon mal badest, dann ist es doch viel schöner gemeinsam...Ich musste also kämpfen, mich nicht überreden zu lassen, weil er ja was anderes will und fragte mich dann auch immer wieder, ob ich es nicht auch lieber will und Angst habe. Denn Angst spielt eine große Rolle und verdeckt bei mir oft wahre Bedürfnisse. Ich war zu der Zeit, war so im Februar, aber immer noch die liebste Person und habe nicht gesagt, wenn mir was nicht passt, oder auch, wenn er mich verletzt hat. Jetzt mache ich auch das ab und zu. Ich lerne also mich abzugrenzen, weil ich gemerkt habe, dass meine Bulimie die Möglichkeit bietet, mich von anderen abzugrenzen und bei mir zu sein – nicht immer bei anderen.
Oh mann, jetzt habe ich dich aber vollgetextet. Naja, vielleicht verstehst du jetzt etwas besser, was ich mit voran kommen meine. Und wie du auch siehst, bezieht sich das auf ihn und die Beziehung. Zu hause für mich mache ich auch einige Dinge, wie mehr auf meine Bedürfnisse hören und erst schlafen, statt direkt zu Fr und zu Ko, aber eben nicht mehr viel...zumindest nicht abends...
@ happy mona: Ich kenne das mit dem Schmerz nur zu gut bzw. mit der Angst, was passieren könnte, wenn ich anfange, ein hartes Gefühl und dazu zähle ich dieses diffuse leere schmerzvolle etwas, was ich nicht benennen kann, zuzulassen. Ich habe Angst, mich darin zu verlieren. Bei dir hört es sich für mich doch noch nach was anderem an. Irgendwie denke ich an was traumatisches, was hochkommt?! Ich bin lediglich hier eine, die deine Worte liest. Es war ein Gedanke und vielleicht kannst du damit was anfangen, denn ein Trauma ist schon was anderes, wo man definitiv mit professioneller Hilfe dran sollte. Bist du in Therapie?
Mit diesem ich halte es nicht aus und eher bringe ich mich um, wenn es nicht aufhört, habe ich auch. Allerdings nur bei einem bestimmten Auslöser. Das ist Hölle...mehr kann ich dazu nicht sagen. Ich komm jetzt auch kaum in diesen Schmerz hinein, wenn der Auslöser nicht da ist...Es könnte bei mir mit einem Geburtstrauma zusammenhängen, da ich direkt von meiner Mutter getrennt wurde und sie mich in den ersten Wochen nicht berühren etc. durfte...
So das wars...puh, ganz schön anstrengend...hoff, bin jedem gerecht geworden...jaja, ich will es immer und allen recht machen, selbst hier im Forum, aber ich finde es eben einfach klasse, dass ihr mir schreibt und euch überhaupt für mich, zumindest für das Thema interessiert....als sei ich es nicht wert, aber da liegt wohl auch mein Problem...
LG
Verstehen kann man das Leben rückwärts, leben muß man es aber vorwärts.