


Danke auch für den Studiumstipp, Pretty – leider hab ich kein Abi (wenn du, Aevi, die ersten 30 Seiten schon gelesen hast, weißt du wohl auch weswegen^^), daher ist das leider keine Option für mich.
Was mir schon eine Weile auf dem Herzen liegt und was ich doch noch mal gerne loswerden wollte bezüglich des Essverhaltens nach der Krankheit:
Ich möchte euch allen die Gewissheit geben, dass es DEFINITIV möglich ist, eines Tages wieder gedanken- und sorglos zu essen!

Der Weg dahin führt -na klar- zurück zum Vertrauen zum Körper und speziell: Auf das Bauchgefühl.
Manchmal glaub ich, ich hab wieder essen gelernt, richtig wie ein kleines Kind. Keine Ahnung, was mir wirklich schmeckt & was ich nur aus „Vernunftgründen“ gegessen hab, keine Ahnung, was Hunger und Sättigung noch mal genau waren.
Angefangen damit, dass die Waage rausgeflogen ist. Find ich ganz wichtig! Weil die einem nie nie niemals sagen können wird, ob man sich gut fühlt oder nicht und wie viel man wert ist. Stattdessen betrügt man sich selber nur um sein Bauchgefühl, weil man meint, man könne es damit kontrollieren. Und ohne diktierende Waage, ist man gezwungen, wieder selber zu „entscheiden“, wann man Hunger hat.
Weiter über: Ich akzeptiere mich jetzt und hier genau so, wie ich bin! Der dumme Abnehmwunsch muss erstmal weg. Und nur weil wir Frauen sind, müssen wir uns NICHT hässlich finden (manchmal hab ich paradoxerweise das Gefühl, es gehört mittlerweile zum guten Ton, dass man sich selber nich hübsch finden darf...). Wir DÜRFEN annehmen, wir dürfen ganz subjektiv empfinden, dass wir schön sind! Ohne zu übertreiben: Ja, ich find, wir sollen sogar in uns selbst verliebt sein.
Mein Körper ist nicht daran schuld, dass ich Lebens-mittel & die Möglichkeit zu Erbrechen zweckentfremde und für meine Seelennöte m*ssb**ch*. Er kann nichts dafür. Er re-agiert lediglich auf das, was ich mit ihm mache.
Er möchte erstmal „nur“, dass ich gesund und fit bin – und wenn ich ihm die Möglichkeiten dazu gebe, tut er alles, um mich am Leben zu erhalten.
Somit bin auch ich diejenige, die zuerst agieren muss, wenn ich möchte, dass mein Körper mir wieder vertraut (also zurück zu einem normalen Stoffwechsel findet) – und der beste Weg, Vertrauen zu erlangen, ist selbst zu vertrauen. Und beweisen, dass man es ernst meint.
Die Lösung in dem Fall ist also erstmal: Essen.
Oohh, das erste Jahr hatte ich ein echt seltsames Esssverhalten

Das Ding dabei ist, dass ich ja keine Ahnung mehr hatte, wie das genau funktioniert, ob und wann man Hunger hat und was es tatsächlich ist, auf das man Apetitt hat und ob man überhaupt welchen hat und so weiter und so fort... (ihr kennt das ja alle). Kurzum: Vergessen, wie Essen eigentlich richtig funktioniert

Also – ausprobiert. Ausprobiert und ausprobiert – und ungefähr zehntausend mal ver-fühlt. Aber so ist das, wenn man sich sein eigenes Gefühl erst kaputt macht und alles mit dem Verstand kontrollieren will.. dann muss man ein paar mal öfter hinfühlen, bis man es wieder einschätzen kann. (und ich hab anfangs echt die meiste Zeit voll ins Blaue hinein geraten unds einfach versucht. Manchmal war ich hinterher klüger, manchmal auch nicht. Dennoch: Das Gefühl kam tatsächlich mit der Zeit zurück!)
Wie, wenn man etwas verlernt hat und erst wieder damit anfängt: Man fällt nunmal oft hin, bevor man sein Gleichgewicht findet und wieder laufen kann.
Ich weiß nicht, inwieweit ich ins Detail gehen darf; aber ich möcht noch mal betonen, dass es auch echt in Ordnung ist, wenn man -überspitzt gesagt- vom Ideal der Ernährungspyramide abweicht. Ich hab die wildesten Dinge gefuttert und das zu den wildesten Zeiten. Einzige Regel: Nix verbieten und nicht kontrollieren.
Hatte mich auch schon damit abgefunden, dass ich wahrscheinlich etwas zulegen werde dadurch, wollte das aber in Kauf nehmen – und oh Wunder: Ich hab das Gewicht quasi perfekt gehalten (sagen zumindest meine Hosen). Und ich hab viel gegessen! Was heißt habe, tu ich immer noch! Mittlerweile fühl ich mich so richtig, wie eine von denen, die immer sagen: Ich ess, was ich will und nehm nich zu. Das fühlt sich so toll an

(und nein, ich hab keinen Wunder-Stoffwechsel oder sonst nen Geheimnis

Und mit der Zeit hat es sich von ganz allein normalisiert, wie ein Pendel: Das schwingt eine Weile hin und her (und verwirrt einen), aber wenn man es seinen natürlichen Lauf nehmen lässt und nicht absichtlich eingreift, dann kommt es irgendwann in der Mitte zum Stehen. Im lieben Mittelmaß

Genau so war es auch mit dem Sport. Mal zu viel, dann wieder gar nicht; am Ende hat es sich von alleine eingependelt, ganz einfach, weil ich aufgehört habe, mich dazu zu zwingen.
Ebenfalls mit den Nahrungsmitteln allgemein: Von zum Beispiel Äpfeln hatte ich sowas von die Schnauze voll, weil ich mich so oft dazu gezwungen hatte, die zu essen – oder Salat. Eine ganze lange Weile hab ich es nicht mehr angerührt. Und irgendwann kam die Lust darauf tatsächlich zurück. Diesmal aber echter, unverfälschter Apetitt darauf. Das ist ein meilenweiter Unterschied! (ich wusste gar nich mehr, wie gut Salat eigentlich schmeckt, wenn man sich mal nicht dazu zwingt, ihn zu essen.)
Mehrere Wochen hab ich jeden Abend Pizza gefuttert, eine Weile lang Orangensaft ohne Ende getrunken und Alles in Allem muss ich zugeben, dass ich ein echter Süß-Mensch bin^^ Da verschwindet eine Tafel Schokolade wirklich schnell mal. Manchmal auch zwei

Manchmal hab ich zu viel gegessen und manchmal zu wenig, es hat sich schlichtweg eingependelt. Ich hab nur wirklich versucht, jeden Impuls zuzulassen und mir nichts zu verbieten – und diese todnervige Stimme, die einem erzählt, was normale Menschen essen und was die Kalorien labern und was der Ernährungsberater wohl dazu sagen würde, komplett zu ignorieren.
Jaah, diese Stimme belästigt einen noch eine ganze Weile. Man kann sie aber tatsächlich zu Tode ignorieren, wenn man sich schlicht weigert, weiterhin auf sie zu hören.
Wichtig ist dabei nur, dass man natürlich aufhören muss, Essen für anderes zu m*ssb**ch*. Man kann sich kein normales Essverhalten angewöhnen, wenn man nicht gleichzeitig daran arbeitet, was man mit der Sucht eigentlich zu lösen/verdrängen/betäuben versucht.
Alle Gründe, weswegen man die Sucht hat, gehen deshalb natürlich nicht weg. Das wird auch nicht einfacher, das wäre gelogen. Und einmal süchtig gewesen, bleibt das Suchtpotential wohl für immer bestehen (merke ich oft an mir selber – ich muss auf mich aufpassen, immer. Wie ein kleines Kind bei der Hand halten, damit es ja nicht den Abgrund runterfällt. Egal welchen.).
Trotzdem ist es eine große Erleichterung, wenn man sich wenigstens „darum“ keinen Kopf mehr machen muss, weil man das Essen wieder gelernt hat. Weil der Körper langsam wieder fit wird und die Nägel nicht mehr brüchig sind, die Haut wieder weich wird und die Haare glänzig. Das ist ein tolles Gefühl. Mehr Kraft zum Leben!
So gut durchziehen kann ich mein ich-ess-was-ich-will-Prinzip aber zugegeben auch deswegen so gut, weil ich mich aus weiten Kreisen meines damaligen Umfelds distanziert hab.
Ich kanns einfach nicht mehr ertragen, wenn man nichts besseres zu bereden hat, als über den Muffin, den man sich -ohjeminee- vorhin geleistet hat. Da wird man jetzt sicher *kg zunehmen. Und guckmal, wie fett ich bin. Ach, ich muss auch unbedingt wieder ins Fitnessstudio, da müssen aber definitiv *kg runter *Ironie aus* - nein, ich glaube, wir alle kennen solche Leute, oder?
Und es tut soooo gut, die größtenteils nicht mehr um mich rumzuhaben. Sowas triggert mich wahnsinnig. Ich hab das große Glück, dass zum Beispiel meine Eltern mir da niemals reingequatscht haben oder blöde Kommentare machen – ich weiß nicht, vielleicht hilft es bei manchen, gerade die Eltern/Familie/Freunde mal ganz freundlich darum zu bitten, das Thema so wenig wie möglich anzuschneiden und Kommentare diesbezüglich zu unterlassen? Kann mir vorstellen, dass das einen ziemlich unter Druck setzt.
Ohjeee – was ist denn das schon wieder für ein Roman geworden

Was ich eigentlich nuuur sagen wollte:
Hört nicht auf zu kämpfen! ...und manchmal führt man diesen Kampf am besten, in dem man endlich Frieden mit seinem Körper schließt.
Alles Liebe

Janina