Re: Wie wärt ihr ohne Bulimie?

#16
Perfekt?? Was träumt ihr denn ? Tut mir leid, aber ich muss euch mal die Rolladen hochziehen. Euer Leben wird euch erstmal 1000x anstrengender vorkommen ohne die ES, denn schließlich kann man sich mit ihr wunderbar vor sich und seinen Problemen verstecken. Wenn man nicht mehr frisst und kotzt, wenn man sich traurig oder einsam etc. fühlt, dann muss man sich zwangsläufig andere Strategien überlegen um damit umzugehen und das geht weit über "dann schau ich halt fern stattdessen oder telefoniere" hinaus. Man muss sein gesamtes Denken hinterfragen und hin zu einem gesunden Verhalten entwickeln. Das Denken ist die Ursache - von allem.

Re: Wie wärt ihr ohne Bulimie?

#18
Napoleona hat geschrieben:also ohne die Bulimie wäre mein Leben wohl PERFEKT...

ich denke ich wäre nicht mehr so launisch... (wenn ich gegessen habe, will ich schnellstmöglich heim..wenn mein Freund dann noch trödelt, werde ich pampig... sowas z.b.) ..

ich wäre spontaner! könnte nach dem essen auch gleich ins kino ohne mir eine ausrede einfallen lassen zu müssen.. könne mich auch schon in 15 minuten mit freunden treffen... müsste mir keine Gedanken machen, wenn ich auswärts schlafe, ob die Toilette auch "kotzwürdig" ist...

ich müsste keine heimlichtuerei veranstalten.. keine ausreden erfinden....

mir würde es besser gehen.... seelisch und körperlich wohl auch...

und ich wäre finanziell besser gestellt.. komme jetzt zwar gut hin..aber ohne noch viel besser!

Ich stimme dem voll und ganz zu!!

Und ich wuerde die tuer oeffnen, wenn freunde spontan vorbeikommen... oder oefter das telefon abnehmen, wenn mich jemand anruft, waehrend ich so oft esse oder kotze...

ich wuerde mich in meinem koerper wohler fuehlen...

ich wuerde mehr lachen...

ich wuerde nicht so ein schlechtes gewissen haben...

Re: Wie wärt ihr ohne Bulimie?

#19
@ Noble:

hmm.. ich weiß nicht... um ehrlich zu sein, benutze ich die Bulimie nicht, um Probleme zu bewältigen... lösen tut sie sie sowieso nicht..
bei mir ist die Bulimie LEIDER eine Angewohnheit geworden... ich weiß nicht, wie ich es sagen soll... natürlich ist es JETZT eine Sucht geworden, von der ich nicht so einfach loskommen werde...
die Bulimie ist für mich keineswegs ein Mittel um Druck abzulassen... ich erbreche mich auch an Tagen, die super laufen...

auch wenn das jetzt sehr intim wird :-D .. aber zum Stressabbau mache ich es mir lieber selbst.. .. :mrgreen: :mrgreen:


und ich habe die Frage so beantwortet, wie es wohl wäre, wenn ich NIE Bulimie gehabt hätte... wenn ich JETZT keine Bulimie mehr hätte oder ich mich dagegen entscheiden würde, dann wäre da auf jeden fall viel im Leben umzustellen.. die ersten Monate dürfte ich keine Minute in Langeweile und Ruhe verbringen, damit gar nicht erst der Gedanke daran aufkommt..
Manche Hähne denken, dass wegen ihnen die Sonne aufgeht

Re: Wie wärt ihr ohne Bulimie?

#20
ohne bulimie hätte ich schon so viele jahre in die dinge stecken können die mich wirklich interessieren und die ich liebe, und nicht nur über kalorien und meinen körper nachdenken :(
You do it to yourself, you do
And that's what really hurts
Is that you do it to yourself
Just you and no one else

Re: Wie wärt ihr ohne Bulimie?

#21
Hihi, ich gehöre auch zu denjenigen, die zuerst "Wer wärt ihr ..." gelesen hat. ;)

Ehrlich gesagt beschäftigt mich dieses Thema schon ziemlich lange. Wenn ich nach einem FA völlig ausgelaugt mit Sodbrennen, Übelkeit und Selbsthass im Bett liege, ist es einfach zu denken: "Ohne Bulimie wär alles viel besser. Ich hab doch alles, mein Leben könnte so schön sein ..."

Die Realität sieht - zumindest in meinem Fall - anders aus. Das weiß ich erstens aus der Zeit, als ich noch gesund war, aber auch bei längeren Bulimie-Pausen wie in/nach der Klinik oder gerade aktuell drängt sich immer wieder in mein Bewusstsein, dass ich die meiste Zeit einfach kein besonders glücklicher Mensch bin. Man mag es eine latente Depression oder Dysthymie nennen, vielleicht auch einfach nur eine verstärkte Nachdenklichkeit, verbunden mit dem Gefühl, dass die Welt und das Leben nicht genug ist. Es fehlt etwas. Ich selbst bin fehlbar, unzureichend. Mein Leben ist doch bestimmt nur ein Provisorium, irgendwann wird es bestimmt irgendwie besser ... oder nicht? In manchen Stunden bin ich unbeschwert und ausgelassen. Doch binnen Sekunden stürzt meine Laune in den Keller (manchmal mit einem kleinen Auslöser, manchmal ohne). Alles erscheint sinnlos, leer, trostlos. Unabhängig von äußeren Umständen. Ja, ich hab ein super Abi an 'ner Eliteschule, ein Studium, einen tollen Job, einen wundervollen Freund, eine schöne Wohnung, im Grunde nicht viel zu meckern. Aber traurig bin ich trotzdem, keine Ahnung warum. Mein Spiegelbild kotzt mich an. Ich bin ängstlich, unsicher und will mich ständig mit irgendwas "zudröhnen".

Vor meiner Bulimie hab ich stundenlang mit Freunden irgendwo in der Nacht rumgesessen und philosophiert oder im stillen Kämmerlein Gedichte mit Versmaß und Metrum geschrieben, tagsüber ging es mir dagegen oft mies. Ich hasste die Schule, hasste meinen Alltag, hasste meine Unselbstständigkeit und war ständig müde und ausgelaugt. Danach, als ich im Ausland war, gab es zwar auch viele enthusiastische Hochphasen, aber die Stimmung krachte trotzdem immer wieder in den Keller.

Ich hatte meine ganze Jugend lang übelste Schlafstörungen, wurde schnell zur Kettenraucherin, hab mich so oft wie möglich mit Alkohol zugeknallt und dumme Sachen gemacht, mir die Arme und Beine aufgeschnitten, innerhalb weniger Monate mit einer zweistelligen Zahl von Männern geschlafen, mich in irgendwelche Hobbys furchtbar reingesteigert, weiche und härtere Drogen konsumiert, war mit elf Jahren das erste Mal in Therapie. Immer fühlte ich mich unter Druck und unter Spannung, wie ein Puzzlestein, der in seine Lücke nicht richtig reinpasst.

Jetzt bin ich "erwachsen" und angepasst, aber ehrlich gesagt fühl ich mich genau so beschissen wie mit 12. Nur dass ich das die letzten vier Jahre zeitweise verdrängen konnte - dafür hatte ich ja die Essstörung. Und das war auch ein wunderbarer Sündenbock. Ich konnte mir super einreden, dass ohne die ES alles besser wäre ...
Zuletzt geändert von Keiko am Fr Aug 26, 2011 18:14, insgesamt 1-mal geändert.
"Denn wenn es eine Sünde gegen das Leben gibt,
so besteht sie vielleicht nicht so sehr darin, an ihm zu verzweifeln,
als darin, auf ein anderes Leben zu hoffen
und sich der unerbittlichen Größe dieses Lebens zu entziehen."

Albert Camus

Re: Wie wärt ihr ohne Bulimie?

#22
kann mich auch einklinken...

ich kanns mir ehrlich gesagt nicht vorstellen.... eigentlich will ich auch gar nicht ohne....
irgendwie ist es ja doch manchmal ganz gut dass man diese Kontrolle hat. z.b. riesen Buffet, man will alles probieren.... kann man ja auch... geht man halt zwischendurch mal das ganze wegbringen und kann dann weiter probieren.
leider ist es ja nicht so kontrolliert.... das wäre meine Definition von Perfekt.... Kontrolle über die ES !!!

man spart Geld und Zeit ... und das mit der Laune ist auch echt ein heißes Thema.... find ich auch wichtig zu erwähnen.

Ich bin durch meine ES ein gefühlskaltes Objekt geworden!!! danke liebe BULIMIE !!! :(

Re: Wie wärt ihr ohne Bulimie?

#23
@OldOwl

du hast recht, heute bin ich von dem eh nicht mehr überzeugt, hab seit gestern Abend wieder einen Rückfall und weil ich deswegen so sauer auf mich bin, hatte ich heute den ganzen Tag nur FAs, hab also viel Zeit in der Küche und im WC verbracht,..................
bin echt fertig, alles tut weh...............



hat jemand einen guten Rat, dass ich nicht morgen gleich wieder weitermache....................

solche Tage wie heute sind echt nicht schön und bei mir immer wenn ich nicht arbeiten gehe, wenn ich arbeite also unter da Woche bin ich immer perfekt und am WE dann nicht und jetzt sind meine Freunde wieder sauer, weil ich nicht fortgehe und so geht eines ins andere................
bin grad verwirrt, tut mir leid;

LG Trixi

Re: Wie wärt ihr ohne Bulimie?

#24
oh man solche tage kenne ich - ich fühle mit dir -.-

auch wenn das jetz vielleicht für heute schon etwas zu spät kommt, aber mir hilft es immer meinen tag komplett zu verplanen..
wenn ich einen dieser schlimmen tage hinter mir ahbe und eigentlich nur noch am heulen und mihcslebserhassen bin und mir hoch und heilig verpsreche mehr zu kämpfen und momentan noch den absoluten willen dazu habe, versuche ich meine tag so zu verplanen, dass ich keine sekunde zeit haben werde auhc nur daran zu denken..du wirst zwar den ganzen tag über trotzdem daran denken und dir WÜNSCHEN du hättest den tag nciht so verplant, dier wünschen du könntest alleine sein, um zu essen, um zu k*...aber du wirsta m ende des tages doch ein wenig stolz sein und dieses gefühl vlla uhc noch in den darauf folgenden tag mitnehmen können..
zum beispiel verabrede ich mich mit einer freundin schon um halb 7 am bahnhof um in die nächstgrößte stadt zu fahren, etwas shoppen zu gehen , vll mit ein paar leuten ins kino, danach mit einer freundin heimfahren, pyjama party bei ihr oder beim freund übernachten..
ich weis nicht ob das eine lösung für dich ist, bei mir ist es jedenfalls so, dass ich meine FAs relativ gtz kontrollieren kann wenn ich in gesellschaft bin...und auhc wenns mit den FAs nicht geklappt hat kann cih mich jah dann wenigstens nicht ohne probleme übergeben..
aber vll ist da bei dir auch anders..

ich hoffe ich konnte dir ein wenig helfen.. wenn gesellschaft bei dir aber kein hinderungsgrund ist - ich weis nicht, ob du die bulimie schon einer freundin, dem freund etc anvertraut hast- könntest du dir auhc überlegen dem/derjenigen eine nachricht zu schreiben, mit der bitte ob sie morgen etwas zeit für dich hätte weil du einen unglaublich schlechten tag hattest und jemanden brauhcst der dir über den nächsten tag hilft, der dir eventuell etwas auf die finger schaut, dich ablenkt usw...

ich wünsche idr einen schönen und vor allem angenehmeren tag heute, fühl dich gedrückt

Re: Wie wärt ihr ohne Bulimie?

#25
@peur

danke, echt lieb von dir;

Ja stimmt hast eigentlich recht, das hätte ich machen sollen, aber ich fühle mich nach meinen FAs immer so schlecht dass ich nicht mehr unter Menschen gehen mag, als erst wieder am näcLG hsten Tag, das war früher auch nicht so, aber im letzten halben Jahr verkrieche ich mich immer wenn ich so einen Rückfall habe und melde mich erst wieder bei meinen Freunden wenns ma besser geht;

Ja ich hab eigentlich genug die sich gerne zum mich kümmern würden, nur ich lasse es meistens nicht zu, keine Ahnung, aber ich werd das wirklich mal überdenken;

Danke für deine Ideen, sind super, werd ich mir zu Heren nehmen.................
ab morgen hoffe ich ja doch, dass ich mich wieder besser fühle......................

LG Trixi

Re: Wie wärt ihr ohne Bulimie?

#26
gern geschehen:)

jah kann ich dir nachfühlen dass du danach eigentlich niemanden sehen willst .. ich hatte auch so eine phase in der ich nicht mal am wochenende weggegangen bin, was für viele freundschaften eine harte prüfung war , die ein oder andere hat sihc noch jetz nicht erholt -.-
eigentlich glaube ich dass sich dieses zurückziehen auhc in eine leichte depression gewandelt hatte... dh wenn ich du wäre würde ich so schnell wie möfglich versuchen trotzdem etwas zu unternehmen , klar du fühlst dich einfach nur beschissen nach einem FA und dem K* aber es bewahrt dich vielleicht vor depressiven stimmungen ..

diese tagesplanung muss jha auhc nicht nach einem fa durchgezogen werden .. plane doch einfach mal ein wochenende so dass du kaum zuhause oder alleine bist , immer auf achse.. so habe ihc es einmal geschafft 4 tage ohne fa und k* durchzuhalten ..

viel erfolg dir!! und einen erfolgreichen tag morgen :)

Re: Wie wärt ihr ohne Bulimie?

#27
ja das is es ja, habe eigentlich einen tollen Bekanntenkreis, aber schön langsam nervt es halt alle, dass es mir immer nur am We ned so wirklich gut geht, denn unter da Woche bin ich so verpant, dass ich gar keine Zeit für FAs habe, also da passiert es mir wirklich selten.................

ich weis einfach nichts mit mir alleine anzufangen, wobei ich das ja eh nicht müsste, brauch ja nur das Telefon nehmen und eine Freundinn anrufen und ned immer warten dass alle mir nachlaufen............

Du hast schon recht, denn sogesehen, war ich nur daheim gestern und heute und das war jetzt auch nicht die Erfüllung, aber ich sag mal morgen wirds besser - ganz sicher;

Ja ich hatte auch schon WE ohne FAs aber unter da Woche schaff ich das einfach leichter..............
oder wie du sagst, wenn ich nur unterwegs bin und nicht alleine esse, dann hab ich mich sowiso im Griff...............

Ich werd einfach wieder positiv denken,....................
Morgen ist ein neuer Tag und da beginn ich wieder von vorne................
6 Tage ohne FAs hatte ich ja schon mal, das war ja garned schlecht;

LG dir auch noch einen schönen Sonntag;

Re: Wie wärt ihr ohne Bulimie?

#28
@keiko!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!11
dass ich die meiste Zeit einfach kein besonders glücklicher Mensch bin. Man mag es eine latente Depression oder Dysthymie nennen, vielleicht auch einfach nur eine verstärkte Nachdenklichkeit, verbunden mit dem Gefühl, dass die Welt und das Leben nicht genug ist. Es fehlt etwas. Ich selbst bin fehlbar, unzureichend. Mein Leben ist doch bestimmt nur ein Provisorium, irgendwann wird es bestimmt irgendwie besser ... oder nicht? In manchen Stunden bin ich unbeschwert und ausgelassen. Doch binnen Sekunden stürzt meine Laune in den Keller (manchmal mit einem kleinen Auslöser, manchmal ohne). Alles erscheint sinnlos, leer, trostlos. Unabhängig von äußeren Umständen. Ja, ich hab ein super Abi an 'ner Eliteschule, ein Studium, einen tollen Job, einen wundervollen Freund, eine schöne Wohnung, im Grunde nicht viel zu meckern. Aber traurig bin ich trotzdem, keine Ahnung warum... Ich bin ängstlich, unsicher... Vor meiner Bulimie hab ich stundenlang mit Freunden irgendwo in der Nacht rumgesessen und philosophiert oder im stillen Kämmerlein Gedichte mit Versmaß und Metrum geschrieben....es gab zwar auch viele enthusiastische Hochphasen, aber die Stimmung krachte trotzdem immer wieder in den Keller.
keiko - genau DAS meinte ich.
Mit dem Sinn eines Nicht-Loslassen-"Könnens".
eins zu eins wie bei mir.
Lieben Gruß.
Zuletzt geändert von Old Owl am Mo Aug 29, 2011 14:56, insgesamt 1-mal geändert.
Gut genug.

Re: Wie wärt ihr ohne Bulimie?

#29
@Trixi: Weglaufen vor den FAs funktioniert bei mir auch ÜBERHAUPT nicht, dann "bekomme" ich eben drei statt einen (,bekommen´ sowieso nicht, ich such´s mir ja selbst aus, was ich tue.). Ob du der Typ bist, dem mehr Aktivitäten und stringentere Tagesplanung helfen, musst du selbst ausprobieren, da hilft wirklich nur try und evtl. error. Kleiner vorschlag aus der psychokiste: Stell dir deine ES mal auf dem Stuhl gegenüber vor oder nehm sie an die Hand, mach nen Spaziergang mit ihr und frag sie mal, was sie von dir will, so personifiziert wie möglich (und so freundlich und liebevoll wie möglich, sie ist schließlich n Teil von DIR :wink: ). Das kann dir aufschlussreiche Erkenntnisse bringen.
Lieben Gruß!
Gut genug.

Re: Wie wärt ihr ohne Bulimie?

#30
Trixi, tut mir Leid, dass es nicht geklappt hat. Ich kenne das Problem mit viel Zeit und alleine essen auch nur zu gut. :( Hatte heute nach 11 Tagen einen Rückfall und ärgere mich fürchterlich. Halt die Öhrchen steif und mach weiter!

Eule ... *seufz* Das tut mir echt Leid. Ich hatte gehofft, ich wär die Einzige. ;) Vor allem, weil Du immer so nett und "fröhlich" klingst. Meinst Du damit, dass Du deswegen nicht ganz loslassen kannst? Ehrlich gesagt habe ich große Angst davor, dass mir wegen dieses "Grundgefühls" die ES auch mal so lange nachhängt ...
"Denn wenn es eine Sünde gegen das Leben gibt,
so besteht sie vielleicht nicht so sehr darin, an ihm zu verzweifeln,
als darin, auf ein anderes Leben zu hoffen
und sich der unerbittlichen Größe dieses Lebens zu entziehen."

Albert Camus