#21
von jen
dem kann ich absolut nur zustimmen, caruso und beginne gleich einmal damit. ich schreibe nicht mehr so oft hier, verfolge aber hin und wieder die beiträge und bin so auch auf diesen gestoßen. ganz ehrlich, ich bin wirklich erschrocken. so etwas in der art hatten wir schon einmal. mehr als einmal, um genau zu sein. es kommt viel zu oft vor, dass neuen nutzern mit aggression begegnet wird.
verstehen kann ich euch, die ihr schon erfahren seid, eben einfach eine stufe weiter, schon irgendwie. da kommt jemand hierher und schreibt über dinge, die euch längst klar sind und die ihr so oft und vielleicht auch extrem erlebt habt, von anderen mitbekommen habt, oder wie auch immer, dass ihr nun mehr als angenervt seid, wenn es hier noch einmal jemand ausspricht. zugleich frage ich mich dann aber, ob man mit dieser genervtheit, frustration oder wie auch immer man es nennen mag, nicht anders umgehen kann. ich lese hier auch viele threads, mit denen ich herzlich wenig anfangen kann und sicherlich einigen kritsichen ballast ablassen könnte, doch denke mir dann oft meinen teil und konzentriere mich auf die themen, die ich als wesentlich und interessant für mich erachte. wenn mich etwas triggern würde (was irgendwie gar nicht mehr vorkommt, wie ich schon vor einiger zeit mit freude festgestellt habe), dann ist das doch nicht die schuld desjenigen, der es ausgelöst hat, sondern ich sollte mal bei mir selbst schauen, warum mich das so fertig macht und daran arbeiten. wir können nicht die welt verändern, auch wenn wir dies oft wollen. es wird von außen immer eine menge an situationen und kommentaren geben, die uns triggern können. wenn man aus der essstörung raus will, gehört es meiner meinung nach auch dazu, zu lernen, mit genauen angaben, kommentaren, etc. klarzukommen. ich will hier keinen angreifen, da ich weiß und verstehen kann, dass manche von euch eben noch nicht diesen punkt erreicht haben, vielleicht halbwegs clean sind, sich aber dennoch viel zu schnell von äußeren einflüssen runterziehen lassen. versteht es doch eher als chance, an euch selbst zu arbeiten, wenn ihr das feststellt. denn "gesund" ist es auch nicht, dass es jemanden triggert, wenn lediglich geschrieben wird, dass jemand so und soviel liter saft getrunken und sie dann erbrochen hat. ich habe auch schlimme zeiten hinter mir. furchtbare zeiten. aber vielleicht bin ich mittlerweile wirklich zu ehemalig, zu erfahren, als dass mich dies noch berühren könnnte.
egal, was das auch immer bei euch ausgelöst hat, so versucht doch wenigstens, einigermaßen fair und freundlich zu bleiben.
ein: bitte in zukunft keine genauen angaben mehr machen. und warum fastest du eigentlich? wäre sicherlich angebrachter gewesen.
nun aber zum thema zurück:
also ich verstehe, warum du hier schreibst. du stehst, wie du ja selbst meinst, noch recht am anfang. es ist neu für dich, dir einzugestehen, dass du bulimie hast. und so, wie es jeder /jedem von uns am anfang ging, tut es eben gut, mit den anderen auszutauschen, ob sie ähnliches erleben. ich sehe das mal als grundbedürfnis, das immer aufkommt, wenn sich einer zur essstörung bekennt und sich zum ersten mal mit ebenfalls betroffenen darüber austauscht.
zugleich bist du verwirrt, was da nun geschehen ist, weil du dein eigenes verhalten nicht einordnen kannst. normalerweise besteht bulimie schließlich (scheinbar) offiziell darin, ESSEN in sich reinzustopfen und es wieder auszukotzen, aber keine getränke. nun, hierzu kann ich nur bestätigen, was bereits gesagt wurde: es war ebenfalls ein fa und dein körper hat eben nach nahrung geschrien. wenn du ihm dann das essen verwehrst, aber das trinken erlaubst, brauchst du dich nicht wundern, wenn das dann ausartet. das ist eigentlich eine völlig normale reaktion. ein gesunder mensch würde (gesetzt den fall, er hätte nur etwas zu trinken da, aber trotzdem hunger) vielleicht dann auch ein paar gläser mehr trinken, doch rechtzeitig wieder aufhören. das ist der punkt, an dem die bulimie sichtbar wird: du trinkst dich sozusagen über den punkt hinweg, den du auch von einem fa kennst, den punkt, an dem man eigentlich genug hat und satt ist / keinen durst mehr hat, aber nicht aufhören kann, weil die gier einfach größer ist. das anschließende kotzen ist wohl eher routinemäßig, weil du es gewohnt bist, dies zu tun, wenn du soviel im bauch hast, egal was.
also mich hat dein beitrag ziemlich berührt, weil ich paralleln zu meiner schlimmen zeit ziehen konnte. ich habe das damals nicht mal als ausrutscher gemacht, ich habe das damals (in der endphase) regelmäßig gemacht - und an dieser stelle kann ich nur davon abraten, es nachzumachen. ich denke, es ist ein tiefer punkt, an dem man angekommen ist, wenn man das macht. ich stand kurz vor der klinkeinweisung und hatte dies auch mehr als nötig. denn das schlimme ist - und das soll eine warnung sein, an all diejenigen, die vielleicht doch auf dumme gedanken kommen - dass man irgendwann dazu übergehen wird, trinken auch als verboten zu betrachten (das ist dann der nächste logische schritt) und demnach auch immer sofort zu erbrechen. dies wiederum ist äußerst gefährlich, weil der ganze körper austrocknet und natürlich auch organe geschädigt werden. der arzt in der klinik war mehr als geschockt über meinen gesundheitszustand und eines der kritischsten dinge war zu beginn mein trinkverhalten.
dass du aus religiösen gründen fastest, kann ich nachvollziehen, doch will dir davon dringend abraten. solange man noch in der es steckt, ist es absolut destruktiv, dies zu tun. schau erstmal, dass du dein leben wieder in den griff bekommst, bevor du dich an so etwas machst. fasten heißt verzichten auf etwas, das einem besonders wichtig ist. nun, du m*ssb**ch* diesen begriff, indem du eine entschuldigung für dein sonst eh vorhandenes essgestörtes verhalten vorschiebst. es fällt dir nicht schwer, zu fasten, nehme ich mal an. dann ist es falsch, es auf diesem wege zu tun, wenn du es religiös ausübene willst. so sehe ich das zumindest. ich bin auch (wieder) gläubig, halte auch viel von solchen dingen, insofern, dass ich hohen respekt davor habe. ich selbst bin für mich aber zu dem schluss gekommen, dass ich in der fastenzeit ganz besonders auf mich achten muss, mir zeit für mich nehmen muss, damals, als ich noch krank war, versuchen, gesund und ausreichend zu essen - denn all das waren dinge, die mir SCHWER gefallen sind und darauf kommt es doch an. sich mit sich selbst auseinandersetzen. zur ruhe kommen. und nicht etwas tun, was aus einem kranken mechanismus heraus sowieso permanent passiert.
du hast dich hier angemeldet, weil du bulimie hast, vermute ich? ich verstehe es, wenn du zunächst von der smptomatik erzählst und fragst, ob es anderen ähnlich geht. zugleich ist es aber noch viel wichtiger, dich zu fragen, warum du das überhaupt machst und was dir diese sucht gibt. du bist (erst) ein jahr dabei - das sind 365 tage zuviel. jeder einzelne zählt. und dein ziel sollte es sein, so schnell wie möglich davon wegzukommen. und sofort damit anzufangen.
ist das dein ziel? oder was erhoffst du dir für die zukunft?
lg, jen
Lauf der Sonne entgegen, anstatt auf sie zu warten...