Hallo Ihrs!
Ich möchte mich gleich mal bedanken für die Kämpfer, die hier ihre positiven Erfahrungen mit einem Leben ohne Waage bzw. - da ja einige noch im Besitz einer Waage sind - ohne
Wiegen niedergeschrieben haben!
Es ist ein unheimlich wichtiger Schritt raus. Ein Schritt, der vieles leichter macht.
Natürlich ist es eine Umstellung, wenn man sich nicht mehr wiegen kann... aber das legt sich und der Lohn - wie eben viele hier bekräftigt haben - ist unbezahlbar.
Was man verstehen muss, ist (colourful, aire, manorexic, krümel), dass man sich
natürlich besser mit Waage fühlt und sie
natürlich braucht,
weil man krank ist, weil
das Bestandteil der Essstörung ist.
Die verzerrte Körperwahrnehmung... kein normales Gefühl für dick und dünn...
da geht man lieber auf Nummer sicher und hüpft auf die Waage.
Das ist immer noch krank. Gesund hieße bzw. heißt, man hat keine (so schlimm) verzerrte Körperwahrnehmung; ein objektiveres/realistischeres Empfinden für dick und dünn.
Es hieße weiter, dass es einem in einem bestimmten Rahmen egal ist, ob man ein paar Gramm zugenommen hat oder abgenommen hat. Es ist nicht wichtig, die Gedanken drehen sich nicht darum... man merkt es nicht... und wenn mans merkt, ist es auch ok.
-> Wir reden hier von normalen Schwankungen und
nicht von
massiver Ab- oder Zunahme. Die würde auch Gesunde belasten... es geht um ein normales Verhältnis und um einen normalen Umgang damit... und dafür braucht man keine Waage... als Gesunder.
Wenn man krank ist natürlich schon.
Man hat sich das ja auch so angelernt/angewöhnt. "Besser ich versuch nicht auf meinen Verstand zu hören, auf mein Gefühl... sondern steig mal auf die Waage. Da hab ichs dann: Schwarz auf Weiß und ungelogen!"
Und die fatalen Dinge daran sind:
Es steht was dort - Schwarz auf Weiß. Aber es ist nicht ungelogen... weil Gewichtsschwankungen im Klein- Kilobereich viele Ursachen haben können und meistens auch haben, als tatsächlich Zunehmen durch Fettansatz oder Abnehmen durch Fettabbau.
Und es beeinflusst die Stimmung.
Abnehmen: Juhu... (schon fast gesund.)
Zunehmen: Ich will sterben. Alles scheiße. Alles egal. (Und das Beste ->) Ich will fressen. (Denn fressen tun wir dann, wenn es uns schlecht geht. Und das tut es immer, wenn die Waage zu lang an einer Zahl hängenbleibt oder sich gar die Nadel weiter nach rechts schwenkt.)
Kurz: wenn man nicht gesund ist triggert die Waage. Und dass man sie braucht, zur Kontrolle...
ist immer die Kontrolle innerhalb der ES.
Ein normales Körpergefühl wird sich auch nie einstellen können... ein normales Gefühl, ob ich zugenommen habe oder nicht... ob ich mich im Spiegel des Schaufensters normal sehe oder 15x breiter als die anderen...
das wird sich nie ändern, das wird sich nie verbessern, wenn ich nicht anfange zu versuchen, es selbst zu sehen und zu fühlen, sondern es mir immer von der Waage sagen lasse...
Von einem Gerät, dessen GENAUIGKEIT (in Bezug auf Aussagekräftigkeit) im Zweifel steht.
Muskelmasse, Wasser, Mondphasen, Hormone, Kleidung, Essen, das länger im Magen liegt, dafür 2 Tage später draußen ist... das alles beeinflusst "die Zahl"... und das beeinflusst somit indirekt die Stimmung.
Und es ist krank, sich deshalb fertig zu machen. Krank im wirklich medizinischen Sinn.
Die Waage im Keller zu lassen macht angst... die ganze Essstörung abzulegen macht noch mehr angst...
Jetzt kann man sich der Angst stellen oder nicht. Man kann gesund werden oder... krank bleiben und angst haben.
Hm, mehr als hier zu schreiben (egal ob als Ehemalige oder immer noch Betroffene), dass es ohne Waage leichter ist - viel leichter - können wir nicht tun.
Die Angst, die sich einstellt, man könnte aus allen Nähten platzen, an der muss man eben arbeiten. Ist auch besser, als es nicht zu versuchen und sich seine Stimmung von der Waage diktieren zu lassen.
Und was das Sterben angeht:
Man stirbt nicht nur durch Überdosen an Abführmittel... oder längerem exzessiven Abführmittelmissbrauch. Die Mangelernährung per se (nicht verschlimmert durch Elektrolytausschwemmung bedingt durch Abführmitteleinnahme) kann schon reichen... oft es ist der Herzinfarkt.
Die Anstrengung beim Erbrechen kann Milzriss zur Folge haben...
Osteoporose... eine schlimme Langzeitfolge.
Ich sag ja,.. man muss nicht sofort tot umfallen (auch wenn dies möglich ist und auch, wenn dies passiert)... was wir uns jetzt antun kann sich später fürchterlich an uns rächen.
Und je länger wir uns antun, was wir uns antun, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass es sich tatsächlich rächt.
Mir ist, aire, bei deinem Satz ehrlich ein bissl anders geworden:
"Ich glaube nicht, dass ich an der ES sterbe, da ich keine AM nehme..."
Abführmittel machen die Sache "bloß" noch schlimmer. Die Sache selbst ist aber schon schlimm genug, dass sie den Tod zur Folge haben kann und - liebe Leute - auch schon unzählige Male zur Folge hatte.
lilia,
nach dem lesen deines textes habe ich mir was zu essen gemacht.
denn hungern löst meine probleme nicht....!!!
Das freut mich ungemein.
So, ich hoff, ich hab jetzt nix vergessen. Irgendwie dachte ich, ich hätte ruhe zum Antworten und plötzlich bricht die große Hektik los.
Liebe Grüße,
Mari