Rückfall nach Jahren der Abstinenz

#1
Hallo,

Ich habe eine Essensstörung. Vor einigen Jahren war ich deswegen auch in Therapie. Leider hatte ich mit meinem Therapeuten nur die Auswirkungen bearbeitet, nicht aber die Ursachen. Das heisst, kurzum, dass ich knapp 3 Jahre kein Problem mit meiner Bulimie hatte. Eine lange Zeit und eigentlich war auch alles in Ordnung.
Bis ich mich von meiner damaligen Freundin trennte. Sie gab mir Sicherheit. Die Sicherheit in einer festen Beziehung zu sein und jemanden zu haben auf den man sich verlassen kann. In unserer Trennungsphase habe ich wieder angefangen Fressanfälle zu haben und habe mich auch wieder zurück gezogen gehabt. Man kann sich vorstellen das beides nicht gut war für die Beziehung und auch für mich nicht.

Das ist jetzt knapp ein Jahr her. Seither lebe ich meine Bulimie wieder täglich aus. Es gibt wenige Tage an denen ich keinen Fressanfall habe.

Nun habe ich eine neue Freundin und wir haben ausgemacht, dass ich das Problem noch einmal angehen werde. Diesmal möchte ich gerne die Ursachen bearbeiten. Jedoch fehlt mir Inspiration wo ich anfangen könnte. Noch einmal in eine Therapie gehen ist gerade schwierig. Mir wäre eine selbstgeführte Variante lieber.

In der Zwischenzeit hat sich auch einiges getan gehabt. Wie einige Betroffene auch, so hatte auch ich mit dem Problem der falschen Körperwahrnehmung zu kämpfen. Teilweise habe ich das noch immer. Jedoch habe ich nicht mehr das komplette Körpergefühl verloren. Ich spüre meinen Körper gerade sehr intensiv. Ich nehme ihn auch wahr. Für was er ist. Das ist ein Gefühl was ich schon lange nicht mehr hatte. Wer weiss ob ich das überhaupt jemals so intensiv hatte.

Meine Frage nun ans Forum. Was mache ich jetzt am besten? Ich hatte gehofft hier eventuell Anschluss zu finden bei Leuten mit einem ähnlichen Problem. Wie fahre ich jetzt fort? Für Tipps und Literatur bin ich offen.

Kennt jemand zufällig sfhelp.org das habe ich in der Vergangenheit bereits einmal versucht mir ganz anzulesen. Die Therapieform basiert auf der Ansichtssache das wir in uns verschiedene multiple Persönlichkeiten vereinen die eigene Bedürfnisse und Wünsche haben. Im Bekanntenkreis gibt es Leute mit bspw. einer Angststörung bei denen hat eine solche Therapie sehr gut geholfen.

Danke.

Re: Rückfall nach Jahren der Abstinenz

#3
Hallo Fensterausgang,

es ist nicht unnormal, das durch Veränderungen, speziell emotionsbelastete Veränderungen,
wieder in sein altes Verhalten zu fallen.
Mir ist das auch passiert! :cry:

Hast Du Anzeichen gehabt, das Du da wieder reinschlitterst?
Wenn ja, konntest Du diese ernstnehmen?
Konntest Du darauf achten was diese Ausgelöst haben?

Also meiner Meinung nach ist es sehr schwierig alleine wieder da raus zu kommen!
Naja und Du bist ja auch schon wieder 1 Jahr darin, stimmts?

Ich habe zulange gewartet und gedacht, ach so schlimm wie es war wird es nie wieder!
Doch pustekuchen! Irgendwann musste ich erkennen, das es alleine nicht ging.

Vielleicht bist Du da anderst! Das wäre ja toll! :D

Wieso hast Du denn mit der Therapie damals aufgehört?
Wie lange hast Du Thera gemacht und was für eine?

Ich denke bzw. weiß dass als allererstes die Stabilisation im Vordergrund steht, bevor man an die
Ursache geht, weil man in der Stabi lernen sollte, wie ich mich selber stützen kann, um
nicht wieder in die alten Verhaltensmuster zu verfallen. Auch skills genannt.

Weißt Du denn was die Ursache dessen ist?
Und meinst Du, Du kannst diese Gefühle dessen, alleine mit Dir ausmachen ohne Deinen `Rettungsring` die Bulimie dazu zu gebrauchen?

Es ist nicht einfach an inneren Verletzungen zu arbeiten! Und ich denke alleine ohne Thera noch schwerer, weil niemand Dir Hilfestellungen geben kann.

Es kommt ja auch immer darauf an, was da los ist und ob man schon bereit ist, wirklich hinzuschauen und an dem was einen Behindert los lassen zu können.
Fensterausgang hat geschrieben:Bis ich mich von meiner damaligen Freundin trennte. Sie gab mir Sicherheit. Die Sicherheit in einer festen Beziehung zu sein und jemanden zu haben auf den man sich verlassen kann.
Ich lese da heraus ( bitte sagen wenn das nicht so ist), dass Du noch nicht in Dir, für Dich alleine
Sicherheit hast! Es brauchte eine andere Person um Dich `zu halten`.

Das wäre ein Punkt an dem Du arbeiten könntest!
Du könntest Dir einen inneren sicheren Ort einrichten, zu dem Du dann eintauchen könntest,
damit Du Dich sicher fühlst!
Vielleicht könntest Du lernen,negative Gedanken ins positive zu verändern!
Es gibt da so vieles!

Habt ihr sowas o. ä. in der Thera gemacht?

Ich perönlich finde es schwer bzw. noch schwerer, ohne Thera sich sowas anzueignen.
Überhaupt Skills etc.
Zwar sollte man diese auch alleine ausüben, aber es braucht Übung und Unterstützung
um darin stabil zu werden. Auch im Realen mit Thera.

Klar Freunde und Beziehungen können dies fördern, dennoch glaub ich, können sie nicht eine
Thera ersetzen und meiner Meinung nach, sollten sie es auch nicht!

Ist meine Erfahrung und Meinung! Muss aber nicht so sein! :wink:
Gibt Beispiele in denen es auch alleine ging! :D

Überlege doch noch mal, ob Du wirklich sicher bist, alleine da wieder rauszukommen.
Oder ob das evtl. einfach noch so eine Art ist,`die Türe dafür offen halten`.



Ich hoffe Du fässt das jetzt nicht als Angriff oder so auf! Das soll es wirklich nicht!
Wäre die letzte die das machen würde! :)

Du siehst, ich bin auch nicht die sicherste Person! :oops:
Ich weiß nicht, ob ich Dir damit etwas helfen konnte, aber wenn Du noch weiter
erzählen willst, versuche ich mein Bestes zu geben.

Glg Seepferdchen

Re: Rückfall nach Jahren der Abstinenz

#4
Hallo Seepferdchen. Danke für deine Antwort! Nein, ich habe das ganz und gar nicht negativ aufgenommen. Im Gegenteil das klingt für mich logisch, nachvollziehbar und konstruktiv.

Ich glaube ich beantworte erstmal das Therapie Thema. Was ich da hatte. Ich weiss nicht ob ich wirklich eine besondere Therapie hatte. Damals (2010) stand für mich schon fest, dass ich ein Jahr lang nach England gehen werde um dort meinen Master zu machen. Also habe ich mich ein paar Monate bevor dieser Abschnitt anfing mit Thera begonnen. Grund: Ich musste aufhören zu brechen, weil ich in Studentenwohnheim ging und dort wäre das aufgefallen (und irgendwann musste ja mal Schluss sein mit dem Quatsch).
Die Therapiestelle war eine der religiösen Anlaufstellen wo man sich Hilfe suchen kann, als Betroffener. Es kam also gar keine besondere Therapieform zum Einsatz.

Mit einem Tag habe ich aber damals aufgehört. Und ich war darüber natürlich sehr glücklich.

Was ich damals nicht geblickt habe war, dass wir nur an dem Teil gearbeitet hatten der es nicht mehr ausbrechen lässt, aber nicht an den Ursachen (oder gar an anderen negativen Einflüssen die diese Sucht mit sich bringt. Schlechtes Körpergefühl etwa, sich nicht wohlfühlen in der eigenen Haut, sich nicht schön finden…).

Damit das damals so war, ist mir auch erst jetzt aufgefallen, wo ich wieder rückfällig geworden bin.

Damals hatte ich viel gelesen, dass Menschen mit Essstörung einen Verlust des Körpergefühls erleiden können. Ich fand das unvorstellbar als ich's gelesen habe. Jetzt wo mir das selbst passiert ist und ich meinen Körper wieder sehen kann, finde ich das eigentlich ganz nachvollziehbar.

Damit ich dich richtig verstehe. Du schlägst vor die richtige Therapieform zu suchen?
Christie hat geschrieben:Bist du lesbisch oder männlich?
Danke für deine Nachfrage. Hallo auch an dich! Ich bin männlich.