ich will mich heute mal mit dem Thema wiegen auseinander setzen.
Ich habe mich zunächst mehrmals täglich gewogen, dass nun erfolgreich auf einmal die Woche reduziert. Aber auch dieses einmal die Woche beeinflusst mich immens...
Hab ich ein "schlechtes" Ergebnis fühle ich mich die Woche fett, mag mich nicht. essenstechnisch, hab ich eine jetzt ist es eh egal Einstellung, oder eine jetzt muss ich mich aber mehr am Riemen reisen Einstellung
Hab ich ein "gutes" Ergebnis, fühle ich mich wohl, es führt aber essenstechnisch häufig zu dem sich belohnen wollen, oder jetzt kann ich mir die FA ja "gönnen", bzw. jetzt ist ne FA nicht so schlimm und so weiter...
So oder so die Zahl beeinflusst mich stark... sie lenkt meinen Blick wieder weg von dem wie ich mich wirklich fühle... und doch kann ich es nicht lassen und wiege mich an meinem Wiegetag dann auch gerne mehrmal, mal mit mal ohne Hose und so weiter...
Aber warum spielt die Waage so eine Rolle?
- Sie gaukelt Kontrolle vor. Ich kann durch meine Handlungen das Ergebnis auf der Waage kontrollieren (Hose aus Hose an) [dabei verschwimmt die Realität, dass sich an meinem Speckgehalt ja auch nichts wirklich ändert]
- Sie zeigt mir an ob ich mich gut fühlen „darf“ weil ich ja einen objektiven Beweis für „gutes“ Handeln habe (essen, sport, bla bla ) habe in der vergangenen Zeit.
- Sie dient als Alarmanlage für zu krasses FA-Verhalten, krasse Zunahmen in kurzer Zeit werden vor Augen gehalten, Notbremse wird so eher aktiv und FA-Verhalten wird unterdrückt, oder anders kompensiert (Probleme werden aber immernoch nicht beweltigt, denn wenn wieder ein ok ergebnis auf der Waage ist kommen die FAs auch wieder)
- Sie sorgt dafür, dass ich mich wieder mehr auf eine Zahl fokussieren kann. Ich kann so wieder meine Gedanken um essen, sport, kcals kreisen lassen und muss mich nicht mit anderen Problemen beschäftigen (ist positiv ausgedrückt, aber nicht unbedingt so gemeint)
- Dokumentation von Erfolg bei Abnahme, darauf kann man stolz sein
Warum brauche ich diese Zahl?
Wenn ich mich „gut“ ernährt habe, mich gut fühle schätze ich ab welcher Zahl auf der Waage mein Wohlempfinden gegenübersteht...
Ist bei mir ganz komisch vielleicht hat das ja noch jemand.
Beispiel:
Sagen wir ich wiege zunächst 15 Karotten. Die Woche war gut, ich hatte keine FAs ich hab mich ok ernährt n bisschen Sport gemacht und ich fühle mich ganz gut. Dann kommt der Wiegetag und ich schätze ab in wie fern mein Wohlbefinden sich auf der Waage widerspiegeln wird. Also schätze ich jetzt sind es bestimmt 14 Karotten.
Ist das Ergebnis 14 Karotten ist alles gut. Sind es 13 bin ich euphorisch und es kommt in der kommenden Woche zu mehr Fas (weil man kann es sich ja gönnen) ist es aber bei 15 oder gar 16 Karotten, zweifle ich an mir selbst... wie konnte ich nur glaube, dass ich mich wohl fühle... etc.....
Dabei ist es doch quatsch...
An meinem Gewicht hat sich vor und nach dem Wiegen nichts geändert, aber an meinem Empfinden und an der Art wie ich mich sehe (attraktiv oder fett) dagegen so einiges...
Wiegen oder nicht wiegen
Ich habe zunächst überlegt mein Wiegen nun auf alle 14 Tage zu beschränken, aber eigentlich ändert sich dadurch nichts an meinem Verhältnis zu den Zahlen auf der Waage. Ich werde dann nach 14 Tagen trotzdem die Zahl mit dem „Wie wohl darf ich mich fühlen“ abgleichen und das wird dann meine 14 Tage beeinflussen...
Ich überlege also jetzt den krassen Schritt zu gehen und meine Waage absolut zu verbannen...
Ich habe davor aber Angst. Meine kleinen Gedanken dazu:
Ich habe Angst die Kontrollfunktion der Alarmanlage zu verlieren... „was ist wenn ich immer mehr verfette und es nicht auf der Waage sehe und dadurch mich nicht zügeln werde und darum immer mehr und immer mehr fett werde?“
Ich kann mir auch die andere Seite vorstellen, wenn ich ne gute Zeit habe dann will ich die positive Zahl sehen, wie eine Belohnung... "yeah du hast es geschafft es geht dir besser..."
Das hält mich von dem radikalen Schritt ab...
Ich denke nicht das wiegen per se böse ist, aber im Moment verknüpfe ich damit die falschen Empfindungen und darum ist es für mich kontraproduktiv....
Wenn ich mir nun aber vornehme mich NICHT mehr zu wiegen... sagen wir so min. 1 Jahr... dann weiß ich nicht, ob das nicht eine zu große Überforderung für mich ist, kann ich das durchhalten?
Ich glaube das ist der richtige Schritt, ich darf die Zahl nicht sehen... aber es ist ein so großer Schritt....
Hab Angst davor...
Dann muss ich ja selbst entscheiden ob ich mich wohl fühlen darf (ein bisschen Selbstironie muss sein

Was sagt ihr dazu? Hat jemand von euch sowas schonmal gemacht?
LG
Flieder