Krankschreibung

#1
Halli Hallo, ich bin neu hier, daher erzähle ich erstmal ein wenig von mir:
Ich bin, 24 Jahre alt. Meine ES fing vor ein paar Jahren an. Am Anfang habe ich gehungert, zum Teil nur ein Apfel am Tag gegessen oder eine Schale Müsli. Seit einem Jahr hat sich das Blatt jedoch gewendet und ich habe nun Phasen, indenen ich alles in mich hineinstopfe um meine Lust auf Essen zu stillen. Dann kommt jedoch das schlechte Gewissen und alles muss wieder raus...
Ich merke bzw. bin nun an einem Punkt, wo ich einsehe, dass das alles nicht gut für mich und meinen Körper ist. Ich bin des öfteren Krank, weil mein Kreislauf nicht mehr mitspielt und fühle mich auch sonst schwach.
Ich arbeite in einer Tagesstätte für Menschen mit Behinderung, somit werde ich auf der Arbeit des öfteren sehr gefordert. Wenn ich mich mal fit für die Arbeit fühle, quäle ich mich jedoch einfach nur hin, weil mein Kopf eh schon voll mit meiner Krankheit ist. Mir hat meine Arbeit immer sehr viel Spaß gemacht, aber dadurch dass ich nun seit ein paar Monaten immer öfters kränkel und auch so mein Kopf halt ziemlich voll ist, fühle ich mich in meinem Job ziemlich unter Druck.
Nun war ich heute bei meinem Hausarzt, da ich mich nun tatsächlich endlich dazu entschlossen habe, was gegen die Krankheit und für die Freude am Leben zu unternehmen. Ich bin nun erstmal die Woche krankgeschrieben. Ich habe heute bereits auch schon einen Termin in einer Klinik zum Erstgespräch vereinbart. Dieser ist jedoch erst in ein einhalb Monaten (Anfang Juni). Das hat mich wieder etwas von meiner Motivation runtergeholt.
Meine Frage ist nun, kann mein Hausarzt mich bis dahin krankschreiben ?
Habe natürlich heute auch schon mit meinem Chef gesprochen und ihm wäre es auch dadurch dass ich schon die letzten Monate so oft immer mal gefehlt habe, wenn ich bis zu meinem Termin erstmal durchgehend krankgeschrieben bin, damit er besser planen kann ...

Ich hoffe, ihr könnt mir da ein wenig weiterhelfen und evtl. etwas Mut machen :?

Re: Krankschreibung

#2
Ich bin der Meinung, dass Krankschreibung bei psychischen Erkrankungen fast immer schlecht sind. Die Struktur ist wichtig für deinen Alltag und wenn du den ganzen Tag zu Hause rumhängst hast du nur mehr Zeit dazu dich gehen zu lassen und deinen kranken Gedanken und Verhaltennsweisen hinzugeben.

Es wird nach der Klinik schwer genug sein wieder in den Alltag zu kommen. Einzelne Fehltage, wenn man garnicht mehr kann, sind völlig ok. Aber ich rate dir dringend davon ab dich dauerhaft krank schreiben zu lassen.

Bist du sicher, dass es nach dem Gespräch gleich losgeht? Wenn es eine Rehaklinik ist, ist das nämlich eher unwahrscheinlich. Kennst du das Antragsverfahren und die aktuellen Wartezeiten der Klinik? Nicht dass du dich jetzt auf den Termin in 6 Wochen versteifst und dann erfährst du musst noch 6 Monate warten?

Re: Krankschreibung

#3
Mir geht es eher darum, dass ich in meinem Job sehr gefordert werde. Ich brauche einen klaren Kopf für meine Klienten und den habe ich momentan einfach nicht. Er wird dort nur noch voller und es geht mir nur noch schlechter. Außerdem rät mein Chef ebenso, dass ich mich nun am Stück krankschreiben lassen soll, weil er ja auch merkt, dass es mir immer öfters körperlich nicht gut geht und bei plötzlichen Krankmeldungen muss am End auch spontan und kurzfristig ein Ersatz für mich gefunden werden oder meine Kollegen müssen überstunden machen. wenn ich am stück nun erstmal krank wäre bis ich einen klarer kopf habe und am end weiß, wie es mit mir weitergehen soll, kann mein chef auf längeren zeitpunkt einen ersatz einplanen, meine klienten hätten wieder eine festere betreuungsstruktur und meine kollegen wären ebenso etwas mehr entlastet :(
somit wollte ich wissen, ob das ein Hausarzt, der mich auch schon die monate davor ständig bei sich hocken hatte, weil ich ständig körperliche beschwerden habe, so lange am stück krankschreiben kann ?!?!

Die Klinik behandelt stationär und ambulant. Es steht in den Sternen, ob und wie ich von denen weiterbehandelt werde. Ich würde eh erstmal lieber ambulant behandelt werden, aber wie gesagt, die Klinik ist wohl sehr begehrt und somit hat man wohl lange Wartezeiten.

Re: Krankschreibung

#4
Scheinbar hast du deine Entscheidung ja schon getroffen ;). Dann musst du gucken wie du das umsetzt. Es ist theoretisch durchaus möglich sich vom Hausarzt krank schreiben zu lassen.

Aber wie gesagt: In meinen Augen ist es das Dümmste was man tun kann. Ich arbeite im stationären Bereich der Behindertenhilfe. Ich weiß also was das bedeutet. Man kann aber lernen zu funktionieren und sich zu stabilisieren. Wie gesagt. Du musst es entscheiden. Ich rate dennoch dringend davon ab.

Re: Krankschreibung

#5
Prinzipiell ist es schon möglich dass dein Arzt dich so lange krank schreibt. Du musst nur damit rechnen dass du irgendwann mal ne unterschung beim Amtsarzt hast ob die krankschreibung gerechtfertigt ist. Der entscheidet dann, ob und wie lang du weiter krank geschrieben sein kannst. So ist es zumindest in Österreich. Für welche Klinik hast du dich denn angemeldet? Also falls du das erzählen magst.

Ich bin übrigens nicht Prinzipiell gegen eine längere krankschreibung. Ich hab auch mein Studium unterbrochen obwohl ich dachte, dass ich noch ca 7 Monate hab bis ich einen stationären Platz bekomme. Es ging damals einfach nicht mehr. Es hätte absolut nichts gebracht noch weiter zu studieren. Ich hatte dann Glück und konnte schon 2 Monate später in eine andere Klinik. Das wusste ich zu dem Zeitpunkt aber nicht.
Ich finde aber auch, dass es wichtig ist, eine gewisse Struktur zu haben. Ich hab ca 3x die Woche bei essen auf Rädern gearbeitet in den 2 Monaten die ich nichts zu tun hatte (hab schon vorher am Wochenende dort gearbeitet). Also ich musste zumindest an vereinzelten Tagen aufstehen für ein paar Stunden was sehr wichtig für mich war.
Vielleicht findest du ja irgendeine Beschäftigung für ein paar Stunden am Tag? ZB irgendwas ehrenamtliches? Im Altersheim Besuchsdienste oder in einem Tierheim mitarbeiten? Wo es nicht schlimm ist wenn du es nur eine gewisse zeit lang machst?
Ist das was mir spontan einfallen würde!

Lg,
Louve

Ps. Ich war übrigens stationär und in einer Tagesklinik. Und es war beides sehr gut. Auch wenn für den Anfang das stationäre sehr wichtig für mich war. Ich konnte damals auch absolut nicht alleine sein. Die Tagesklinik war dann ein Super zwischen Schritt für mich um zu lernen Stundenweise auch alleine zurecht zu kommen. Am Ende von der Tagesklinik konnte ich schon viel besser alleine sein. Mittlerweile studier ich wieder und wohn in einer WG und es funktioniert. Vor allem das Studium läuft wieder echt gut. Hab heute sogar eine Bac Arbeit abgegeben!
Wenn du heute aufgibst,
Wirst du nie wissen,
Ob du es morgen geschafft hättest!

Re: Krankschreibung

#6
Man sollte zusätzlich noch bedenken, dass man bei einer längeren Krankschreibung auch finanziell in Schwierigkeiten kommen kann.
Die Lohnfortzahlung ist in der Regel 6 Wochen lang und danach gibt es nur noch Krankengeld

Re: Krankschreibung

#7
Stimmt das wollte ich noch dazu schreiben aber hab dann vergessen.
In Österreich bekommt man eben 6 Wochen noch seinen Lohn normalerweise und dann Krankengeld. Das Krankengeld ist niedriger als der Lohn und wird für ein Jahr ausgezahlt. Nach einem Jahr ist man ausgesteuert. Ich glaub Krankenhaus Aufenthalte werden dennoch gezahlt aber man bekommt kein Krankengeld mehr. Aber da bin ich mir nicht ganz sicher!!
Dann kann man eigentlich nur um ipension ansuchen... Weil wenn du weiterhin im Krankenhaus bist nachdem du ausgesteuert bist, bekommst du auch kein AMS-Geld weil du ja nicht arbeitsfähig bist zu dem Zeitpunkt.
So wurde es uns zumindest in der sozialarbeitsgruppe erklärt.
Wenn du heute aufgibst,
Wirst du nie wissen,
Ob du es morgen geschafft hättest!

Re: Krankschreibung

#8
ich würde mir an deiner stelle eher die frage stellen, ob du wirklich in sechs wochen wieder einsetzbar bist. wie hier schon jemand schrieb, kann es ja sein dass du dann nochmal monatelang warten musst. wer sagt denn, dass dein kopf in sechs wochen dann "wieder frei ist"? ich glaube auch, die chance ist groß, dass dadurch alles noch viel schlimmer wird. ich dachte auch immer, wenn ich ein bisschen pause hätte würde es mir besser gehen, in wirklichkeit hat mir dann jedoch die struktur, der kontakt zu anderen menschen und eine aufgabe gefehlt, es wurde nur noch schlimmer. bei bewerbungen (falls du mal irgendwo anders hinmöchtest) macht sich sowas dann auch wahnsinnig schlecht. ein bein kann sich jeder mal brechen, wenn du psychisch krank bist ist die angst beim arbeitgeber oft groß, dass es wieder ausbricht. ich wäre damit sehr vorsichtig.