Es ist 1 Uhr früh. Ich bin wach weil ich meinen Herzschlag so sehr spüre und nicht einschlafen kann. Meine Elektrolyte sind zwar ok (Blutabnahme vor einer Woche) aber ich bin schon viel zu lange essgestört und untergewichtig. Ich fühle mich mehr tot als lebendig und mein Arzt sagt mir auch ständig, dass ich endlich aufhören soll, mein Leben aufs Spiel zu setzen. Obwohl es mitten in der Nacht ist, ich Herzstolpern und einen BMI von 15 habe sitze ich gerade vor meinem Laptop, mit in einem FA...ich kann nicht anders...es geht einfach nicht anders... Wie geht ihr damit um...wir alle wissen, dass diese Sucht uns auf Dauer umbringen wird, wenn wir die FAs, das Fasten und Hungern nicht sein lassen. Warum macht es bei mir nicht KLICK wenn ich doch weiß und spüre, dass es 5 vor 12 ist?? Einerseits fühle ich mich erschöpft vom Kämpfen und will nicht mehr, andererseits denke ich an die Worte meiner Psychologin (Sarah, du allein hast es in der Hand, du kannst es ändern und ein besseres Leben haben). Ist es nicht krass, man weiß, dass man jeden Tag an einem Herzinfarkt sterben kann und trotzdem macht man weiter und isst und kotzt und isst und kotzt??
Wie fühlt ihr, was die Ernsthaftigkeit der Krankheit anbelangt?
Ich bin fix und fertig....

Hey Sarah!

Leider weiß ich selber nicht genau, wie es in Bezug auf die ES klick machen kann...
Bei mir hat es Klick gemacht, als ich am absoluten Tiefpunkt war. Aber bei mir waren es mehr Dinge.
Ich wurde immer depressiver. Bis ich eines Abend heim gekommen bin und mir alle meine Medikamente mit Alkohol reingehaut hab. Wie ich am nächsten Morgen wieder munter wurde weil meine Mitbewohnerin und meine Studienkollegin im Zimmer gestanden sind, in einen völlig chaotischen Zimmer, die Weinflasche, das Glas und meine Medikamentenschachteln am Boden verstreut, das ganze Gewand aus dem Kasten gerissen und ich nicht gescheit reden konnte weil meine Mundmuskulatur nicht richtig funktioniert hat, da hat es bei mir soweit klick gemacht, dass ich wusste, so kann es nicht weitergehen. Und ich hab mich sofort in einer Klinik angemeldet. Es hat dann noch 5 Monate gedauert, bis ich wirklich stationär gegangen bin. 5 Monate, in denen ich die Bulimie noch voll ausgelebt habe. Aber wie ich ins KH gekommen bin, hab ich mir gesagt, ich tu jetzt alles was geht um gesund zu werden.
Ich sag auch oft über das KH, dass es mir das Leben gerettet hat.
Ich wüsst nicht, wo ich heute wäre, wenn ich nicht das halbe Jahr im Krankenhaus gewesen wäre.

Warst du schon mal stationär? Vielleicht hilft es dir ja, auch wenn du noch nicht diesen klick moment hattest?

Ich wünschte ich könnte dir mehr sagen, aber leider weiß ich sonst selber nicht was du tun kannst
Dennoch war es mir wichtig, dir zu antworten.

Alles Liebe,
Louve