Re: Konnte nicht zur Schule...

#16
Ich wusste gestern nicht was mit mir los ist... Also nicht direkt, weil mich mein Denken und
mein Verhalten so abgeschreckt hat. Ich bin grad auf dem Weg mein Denken und alles um-
zustellen, aber manchmal dringen da meine alten Vorstellungen von mir durch... Früher hab
ich mir immer gesagt "das erwarten doch alle von mir. Niemand denkt ich krieg irgendwas auf
die Reihe, also lass ich es... Dass sie auf mir rumhacken und keiner mich versteht, hab ich
verdient. Ich hab verdient, dass es mir schlecht geht" Es ist ein krankes Denken, ich weiß.
Aber oft... seltener als früher lass ich mich noch mitziehen. Ich hasse mich dann nur noch
und hab das Gefühl ich schaffe gar nichts. Ich sehe die anderen tun etwas, obwohl es ihnen
schlecht geht, aber ich krieg nichts auf die Reihe. Meine Eltern werfen mir das auch täglich
vor und danach geht es mir nur noch so schlecht, dass ich entweder einen FA hab oder
überhaupt nichts mehr esse und das tagelang. Ich krieg keinen Bissen mehr runter oder über-
geb mich schon nach Kleinigkeiten. Ich schlafe den halben Tag und kann mich nicht mehr
dazu bewegen rauszugehen und irgendwas zu machen, weil ich weiß, dass ich so mies drauf
bin, dass andere das mitkriegen und ich ihnen eigentlich nur auf die Nerven geh.

Ich brauch eine Pause... Dringend. Aber mein Problem ist, dass ich die nur in einer Klinik be-
kommen würde. Ich will mich aber nicht von meinen Freunden trennen. Ob kurz oder lang es
ist für mich das selbe unerträgliche Gefühl. Ich will nicht allein sein... Das eigentliche Problem
sind meine Eltern. Besser meine ganze Familie, die für mich eigentlich nicht mehr als irgend-
welche Bekannte sind. Leute, mit denen ich zusammenwohnen muss. Sie helfen mir nicht,
sondern machen alles nur noch schlimmer. Wieso soll ich dann in eine Klinik, wenn mein Um-
feld das Problem ist? Ich könnte viel über sie erzählen. Dann könntet ihr das vielleicht ver-
stehen, aber es würde dauern und ich will das auch nicht wirklich... Das würde mich im
Moment nur noch tiefer ziehen. Allein darüber nachzudenken, deswegen lass ich es lieber.
Wenn ich aus der Klinik nach Hause kommen würde, wäre alles wie vorher. Ich komme in
den alten Trott zurück und alles fängt von vorne an! Ausziehen ist auch schlecht, weil ich
wie gesagt meine Freunde nicht verlieren will. Ich würde weit weg ziehen müssen, weil sich
mein neues zu Hause auf meine Bedürfnisse einstellen muss. Dort müssen Therapeuten oder
zumindest Leute sein, die sich mit meinen "Krankheiten" auskennen. Wenn ihr sie kennen
würdet, würdet ihr es verstehen... Ich hab mich so in ihnen getäuscht. Vor ihnen kann ich
sein wie ich will. Es sind nicht nur Freunde, sondern die Art Freunde, die ein Leben bleiben.
Ich sehe sie als meine richtige Familie.

Es gibt noch ein paar Probleme wegen Klinik. Dort versuchen sie zu erzwingen, dass es in
deinem Kopf klick macht und du eine 180° Drehung machst. Natürlich gibt es Rückfälle, das
ist mir bewusst... Aber wenn sich in den letzten drei Jahren nichts geändert hat, trotz einem
Aufenthalt in einer Klinik und drei verschiedenen Therapeuten. Wieso soll das dann genau in
der Zeit, die ich in der Klinik bin passieren? Ich könnte auch plötzlich abbrechen, falls ich sehe
dass es mir nichts bringt. Und das hatte ich bereits zwei mal. Es lag nicht daran, dass ich
dort nicht bleiben wollte. Ich durfte keine Fortschritte machen, obwohl ich das wollte. Alle
wären enttäuscht und alles geht von vorne los. Außerdem kann ich momentan nicht sagen,
dass ich meine ES hinter mir lassen will. Sie ist momentan das einzige, das mir ab und zu
bei meinen Problemen hilft, wenn alles über mich zusammenbricht. Es wird schon besser, aber
wenn ich rauskommen würde... würde bei mir zu Hause wieder alles von vorne losgehen.
Vor allem weil meine Eltern und alle um mich herum, selbst meine Freundin, die sagt, dass sie
auch Bulimie hat [obwohl das bei mir ja nicht nur Bulimie ist] denken, dass es von einem auf
den nächsten Tag weg ist. Oder auch, dass es nur einen Monat dauert, bis ich sie "losge-
worden" bin... Ihr wollt nicht wissen, wie das dann bei mir zu Hause aussieht und was ich
mir alles anhören müsste. Meine Mom würde mir ununterbrochen einreden, dass ich keine
Fortschritte gemacht hab und sie mich am liebsten wieder in die Klinik stecken würde. Und
weil ich schon einmal richtig schlechte Erfahrungen gemacht hab, weswegen ich immer noch
weinen muss, wenn ich darüber rede bin ich da ziemlich empfindlich.

Das sind keine Ausreden oder Erklärungen.... Das ist eine Situation, die ich sehe, bei dem
Gedanken an eine Klinik... Ich hatte es schon mal und kenne meine Eltern...
Du kannst die Zeit nicht anhalten. Du kannst nicht zurück. Alles, das dir bleibt
sind Erinnerungen. Die Guten und die Schlechten. Lass sie uns zusammenfassen
und durch zwei teilen... Damit wenigstens einer von uns lächeln kann!

Re: Konnte nicht zur Schule...

#17
Hallo cupcake,

ich kann verstehen, dass du dich mies fühlst, und auch diesen Gedankengang "die anderen sind schuld an meinen Problemen, warum soll ICH jetzt was machen?!". Natürlich darfst du dich darüber ärgern und traurig sein.
Ist auch schlicht gesagt einfach zum Kotzen.

Aber Fakt ist doch:
Für die anderen ist der status quo in der Beziehung zu dir am "bequemsten". Warum sollten sie sich ändern?
Stelle dir eine Beziehung wie eine Waage vor.
Da setzt du dich doch auch nicht vor und wartest, dass sich ein Schälchen einfach so anhebt - du musst erst auf der einen Seite was runterdrücken, damit das passiert!

Und so ist das auch mit deinem Umfeld. Von alleine ändern sich Menschen nicht einfach so. Auf Dauer kannst du eine Veränderung im Verhalten anderer dir gegenüber nur "erzwingen", wenn du deine Attitüde ihnen gegenüber änderst.
Es liegt also an dir, ob alles in "den alten Trott" zurückfällt oder nicht.
"Belief will change my world.
It has changed countries, continents, it has put men on the moon
and it will carry me."
http://www.youtube.com/watch?v=yX39J_YyKbs

Re: Konnte nicht zur Schule...

#18
Das hab ich schon versucht. Du kennst meine Familie nicht... Ich tu was ich kann für meine
Eltern und auch für mich, doch wenn ich etwas nicht machen kann, weil ich sogar fast zu-
sammenbreche wird ich nur angeschrien. Wenn ich irgendeine Kleinigkeit nicht hinkrieg, werde
ich wieder angemotzt. Wenn ich etwas vorhabe und ich voller Hoffnungen bin und motiviert,
werd ich von ihnen wieder niedergemacht. Wenn es mir schlecht geht, setzen sie noch eins
drauf. Wenn ich sie um Hilfe bitte, muss ich mir anhören lassen, dass ich in die Klapse gehört
und dass ich irre bin. Ich hab es schon oft mit einer Therapie versucht. Das erste Mal hat
mich meine Mom nach Jahren wieder in den Arm genommen und mir ist schlecht geworden. Sie
macht mir immer nur Vorwürfe. Dass wir kein Geld haben, ist meine Schuld. Dass mein Bruder
seit vier Jahren arbeitslos ist, ist meine Schuld. Dass mein Vater und sie zu wenig Geld be-
kommen, ist meine Schuld. Aber trotzdem findet sie gut, dass ich erstmal einen Abschluss
will, bevor ich mir eine Ausbildung suche. Das zweite und letzte Mal, dass ich mit ihr beim
Therapeuten war, musste ich mir anhören lassen, dass sie wegen mir von einer Brücke
springen will. Ich tu viel für sie, aber sie sieht es nicht... Für sie ist alles was ich tu ent-
weder falsch oder nicht genug. Wenn es dann mal gut lief, hielt das nicht lange. Nach
spätestens drei Wochen, ist sie wieder wie früher. Da muss nur irgendeine Kleinigkeit kommen,
wegen der sie richtig ausrastet! Und... weil sie schon so viel getan hat, will ich ihr auch
gar nichts Gutes mehr tun. Ich bring's nicht mehr über mich, weil sie mich auch so schlecht
behandelt. Wieso sollte sie nichts ändern? Durch mich geht es ihr auch schlecht und das
richtig, wenn sie merkt, dass ich mies drauf bin. Sie lässt das alles zu sehr an sich ran. Oder...
wieso sollte sie ihrem Kind nicht helfen, wenn sie sieht ,dass es ihm schlecht geht?
Du kannst die Zeit nicht anhalten. Du kannst nicht zurück. Alles, das dir bleibt
sind Erinnerungen. Die Guten und die Schlechten. Lass sie uns zusammenfassen
und durch zwei teilen... Damit wenigstens einer von uns lächeln kann!

Re: Konnte nicht zur Schule...

#19
Warum hörst du dann nicht auf damit, dir jeden Tag den Allerwertesten für die aufzureißen, wenns eh nicht geschätzt wird?

Die beschweren sich doch sowieso über alles und jeden, da kannst du die Energie, die du im Moment sprichwörtlich ins Klo spülst, viel besser in dich selbst und deine Ausbildung investieren!
"Belief will change my world.
It has changed countries, continents, it has put men on the moon
and it will carry me."
http://www.youtube.com/watch?v=yX39J_YyKbs

Re: Konnte nicht zur Schule...

#20
Hallo Cupcake,

ich bin 19 und wohne auch zu Hause, deshalb bin ich dir vielleicht ein bisschen ähnlicher als Andere :)
In der Sache mit der Schule verstehe ich dich gut. Ich hatte auch mal eine Phase, in der ich so despressiv war, dass ich überhaupt nicht mehr zur Schule konnte, was auch zum Teil an den Leuten dort lag. Mein sehr verständnissvoller Psychiater hat mich damals über Wochen krank geschrieben. Ich wollte wie du auch meine Mama nicht enttäuschen und habe mich stundenlang mit einem Buch in den Wald verkrochen, damit sie nicht merkt, dass ich nciht in der Schule bin. Aber auch sonst ist es generell oft so, dass ich nicht raus will, einfach weil ich mich so unwohl fühle. Mitlerweile hat meine Mama zum Glück Verständnis, wenn ich den ganzen Tag nur in meinem Zimmer in der Hängematte rumliegen. Klar versucht sie mich immer zu motivieren raus zu gehen und wenigstens irgendwas zu machen, aber natürlich klappt das nie.

Ganz ehrlich, wenn dir deine Familie wirklich dermaßen zusetzt, dann raus da. Aber zackig! Denn solange du noch keine 21 bist hilft dir das Jugendamt. Danach bist du wirklich aufgeschmissen, denn dann kannst du selbst zusehen, wo du bleibst. Also versuch dich vor dieser Deadline irgendwie auf die Reihe zu kriegen! Und nach dem was du so erzählst ist die Situation Zuhause für dich im Moment mit oder ohne Krankheit einfach nicht tragbar!