Bulimie loslassen

#1
Guten Abend,

ich wollte euch mal um eure Erfahrungen bitten..

Mir stellt sich die Frage, ist es einfacher, die Bulimie von heute auf morgen ganz sein zu lassen, also mir selbst zu liebe, weil ich mich nicht länger unterdrücken möchte, weil ich lernen möchte mich abzugrenzen etc.

Oder ist es nach euren Erfahrungen besser/einfacher sich nach und nach zu verabschieden?

Komme momentan nicht so wirklich weiter, vielleicht könnt ihr mir ja helfen..

Alles Liebe!
Der Zustand, in dem ich alles an Essen da habe, ohne auch nur den geringsten Essdruck zu verspüren, ist mein normaler Zustand. Mein Körper sagt mir, was, wann und wie viel er will. Immer, wenn ich Essdruck verspüre ist etwas nicht in Ordnung.

Re: Bulimie loslassen

#2
guten Morgen Facilite,

bin leider aufm Sprung, aber möchte Dir auf die Schnelle meine Erfahrungen berichten:
Bei mir war und ist es so, das ich besser damit zurechgekommen bin, peut a peut zu reduzieren. Diese "Von Jetzt auf Gleich-Bremse" hat bei mir immer nur größeres Verlangen auf neue FAs und dem dazugehörigen Erbrechen verursacht. Ich hatte in meiner schlimmsten Bulimie-Zeit fast eine zweistellige Zahl an FAs am Tage und bin nun, nach ca 5 Jahren in denen ich immer wieder rumprobiert habe, auf zwei Mal in der Woche angelangt (schonmal habe ich auch eine ganze Woche Ruhe oder aber es geschieht sogar drei Mal) aber fahre so am besten damit. Habe mir immer wieder gesagt "Nein, du hast es heute schon gemacht, für heute ist Schluß, morgen ist auch wieder ein Tag."
So konnte ich diese ganz krasse Anzahl runterschrauben mit dem letzten Rest Verstand und alles Erdenkliche an Willenskraft.
Ich hoffe ich konnte Dir ein wenig helfen damit.
Liebe Grüße und viel Kraft!!!!

Re: Bulimie loslassen

#3
Ich denke am besten kann man aufhören wenn man sich eingesteht was die Bulimie einem alles nimmt, wie sie einem schadet... halt wenn man es einsieht das es so nicht weiter gehen kann...

Von heut auf morgen wird es nicht gehen!

ich habe z. B. mir einen Zeitpunkt gesetzt bei dem Schluss ist, die 1,5 Monate die ich Zeit hatte bis dahin, habe ich genutzt um mich über Hilfe zu informieren, eine Ernährungstherapeutin zu suchen, mich in die Thematik einzulesen, vorsorglich ein paar Klamotten in einer Nummer größer zu kaufen und mich von der B* zu verabschieden! Den letzten Tag hatte ich es so übertrieben weil ich es noch einmal so richtig nutzen wollte, dass es mir so schlecht ging, das ich automatisch nicht spucken oder zu viel essen wollte ;))
Es klingt bescheuert, aber mir fiel es so einfacher von einem zum anderen Tag endlich loszulassen und nicht mehr mich zu den Mahlzeiten zu übergeben.
Nun bin ich nicht geheilt, wer kan das jemals von sich sagen?! Aber von täglichem Spucken habe ich es auf 1 Mal im Monat redurziert, und ich arbeite an mir das selbst das in weite Ferne rücken wird.

Mir geht es wirklich wieder besser und man mag es kaum glauben, nach 1 mal übergeben geht es mir körperlich immer so schlecht, ich weiß gar nicht wie ich das damals geschafft habe so zu leben!

Re: Bulimie loslassen

#4
Hej facilite,

ich bin eher für die Variante mit der Vollbremsung. Wobei meine Vollbremsung halt mit einem Klinikaufenthalt eingeleitet wurde.
Vor gut drei Monaten hab ich von einem Tag auf den anderen quasi aufgehört, wobei ich zugeben muss, dass ich schon das eine oder andere Mal rückfällig geworden bin. Die Unterstützung in der Klinik hat mir sehr geholfen! Vor allem der regelmäßige Tagesablauf, der meinem Leben endlich wieder ein Wenig Struktur gegeben hat.

Wie gesagt, es hat durchaus Rückfälle gegeben, aber ich hab gelernt sie als eine Art Umweg zu akzeptieren und nicht als Umkehr zurück in die Bulimie.
Manchmal hab ich den Impuls mir meine ES doch noch ein bisschen länger zu erlauben, aber ich weiß, dass ich sie nicht kontrollieren kann, wenn ich sie erst rein lasse...

Ich glaub, das Wichtigste ist es an den Ursachen zu arbeiten. Erst wenn sich innen drin was geändert hat, kann man auch das Äußere, sprich das pathologische Essverhalten, in Angriff nehmen, weil irgendwie hat ja die ES auch eine Funktion für uns.
Kennst du das Buch "Die Frau die im Mondlicht aß"? Da wird die ES als eine Art Baumstamm beschrieben, an der man sich in einem reißenden Fluss festhält. Wenn man dann in ruhigerem Wasser angekommen ist, muss man erst mal realisieren, dass man jetzt auch ohne Hilfe schwimmen kann und sich vom Baumstamm trennen muss um zum Ufer zu gelangen.
Ich denke bei mir ist es so, dass ich den Stamm losgelassen hab, weil ich weiß, dass er mich sonst mitzieht und ich in Passivität verfalle. Ich schwimm jetzt selbst, trau mich immer weiter weg, muss mich nur noch manchmal festhalten und hoffe, dass ich irgendwann ganz zum Ufer gelange...

LG & alles Gute für dich!

Re: Bulimie loslassen

#5
Ihr seid toll!

Danke für eure Antworten..
Ziemlich spannend zu lesen, welche unterschiedlichen Wege ihr gegangen seid/geht.
Das hilft mir sehr weiter und ich wünsche euch alles alles Gute!
Zuletzt geändert von facilité am Do Apr 25, 2013 8:59, insgesamt 1-mal geändert.
Der Zustand, in dem ich alles an Essen da habe, ohne auch nur den geringsten Essdruck zu verspüren, ist mein normaler Zustand. Mein Körper sagt mir, was, wann und wie viel er will. Immer, wenn ich Essdruck verspüre ist etwas nicht in Ordnung.