Tagebuch zur Reflektion für Menschen mit ES erwerbbar?

#1
Hallo ihr,

da ich durch die freundliche Begrüßung ein wenig meine Hemmung verlieren konnte, stelle ich meine erste Frage:

Ich suche seit einiger Zeit vergebens nach einer (therapeutischen) Vorlage eines Tagebuchs für Essstörungen und wenn möglich spezifisch für Bulimikerinnen. Hierbei geht es mir insbesondere um Selbstreflektierung und diese auch bei unangenehmen FA's zu erlernen, weil ich diese allzu gerne verleugne und teilweise rechtfertige, manchmal überbewerte, dramatisiere oder herunterspiele.
Ich weiß so etwas gibt es beispielsweise für bipolare Störungen, indem man kurz seine Stimmung festhält. Auch für Borderline-Persönlichkeitsstörungen gibt es Ähnliches.

Meine Vorstellung eines solchen Tagebuchs wäre:
-Einzelne Tage sind identisch und einheitlich strukturiert.
-Es sind wertvolle Tipps von Experten enthalten.
-Die Fragen bzw. Vorgaben sollten beispielsweise Folgendes beeinhalten:
-Gewichtskontrolle einmal wöchentlich
-Essverhalten:
-Welche Nahrung wurde gegessen, was wurde getrunken?
-Wieviel?
-Wie schnell?
-In Gesellschaft, alleine, oder heimlich?
-War die Mahlzeit geplant?
-Auslöser für FA und/oder Gegenmaßnahmen oder das bewusste Auslassen einer Mahlzeit?
-Zeitlicher Abstand/ Uhrzeit zwischen der einzelnen Mahlzeiten?
-Starkes/ Schwaches Hunger-/ Völlegefühl nach bzw. vor dem Essen?
-Warum gegessen/ gehungert?
-Warum wurden Gegenmaßnahmen ergriffen etc.?
-Stimmungslage während der einzelnen Mahlzeiten, davor und danach?
-derzeitige evtl. akute Probleme (Ängste usw.) in Beziehungen, Job, oder Erinnerungen usw.?
-Ein Abschließendes Feedback des Tages in eigenen Worten, kurz gefasst
-Eine schöne, ermunternde, dezente aber dennoch irgendwie farbenfrohe Aufmachung des Designs wäre ein nicht notwendiger Pluspunkt.

So in etwa könnte ich mir ein solches Tagebuch vorstellen.
Natürlich hatte ich nun selbst einige Ideen, und könnte mir dieses selbst nach meinen Vorstellung zusammenstellen, hätte allerdings nur Angst, es wäre generell nicht richtig dies zu tun oder es wäre fehlerhaft, selbst wenn es nur wenige Fragen sind, die nicht dem therapeutischem Bild entsprechen. Deshalb wäre es mir wichtig das es therapeutisch sinnvoll wäre und von Fachkräften empfohlen werden würde, was ich ja von einem eigens zusammengestelltem Tagebuch nicht behaupten könnte, zumindest solange ich dies keinem Therapeuten zeige, was ich in nächster Zeit (noch) nicht unbedingt vor habe.
Ich möchte mir ja nicht selbst schaden, hoffe dies jetzt auch nicht mit diesen Beispielen, die ein solches Tagebuch enthalten sollte, bei euch ausgelöst zu haben oder zu etwas möglich Negativen motiviert zu haben, ohne dies jemals beabsicht zu haben.

Falls es so etwas nicht zu erwerben gibt:
Was haltet ihr von meiner Vorstellung eines solchen Buches und den Beispielen die ich geschildert habe?
Sind sie zu etwas zu gebrauchen? Würdet ihr etwas ergänzen oder weglassen, oder anderweitig ändern?
Findet ihr die Idee generell gut oder eher kontraproduktiv?

Ich weiß, hier sind einige teilweise jahrelang therapieerfahrene Menschen mit dieser Essstörung.
Ich habe im Bereich Essstörungen bisher keine Therapieerfahrung, bin deshalb etwas unsicher.

Ich bitte um ehrliches, kurzes oder ausführliches Feedback oder einen Tipp wie ich ein solches Tagebuch erhalten kann.

Alles Gute.

Nichtssagend
Ich weiß wer ich bin, doch nicht, wer ich sein möchte.

S.W.

Re: Tagebuch zur Reflektion für Menschen mit ES erwerbbar?

#2
Guten Morgen Nichtssagend,

ich kenne leider kein solches "professionelles" Tagebuch. Mir wurde mal ein Essenstagebuch gegeben schon vor Jahren. Aber da drinnen waren nur Spalten über die Uhrzeit der Essenseinnahme, der Art des Essens, ob erbrochen wurde oder nicht und wie ich mich gefühlt habe.
Leider vermute ich stark das dir das nicht reichen würde nachdem du das alles aufgezählt hast. ich weiß du schriebst bereits das du schlechte Erfahrungen mit Hilfe von außen gemacht hast. Aber falls du dich wirklich sehr für so etwas interessierst und es professionell abgedeckt sein soll käme mir nur die Idee das du das ganze persönlich mit einem Therapeuten durchsprichst und ihr zusammen einen aufstellt. Es braucht manchmal ein bisschen bis man einen gefunden hat der zu einem passt aber ich meine mann sollte ihm ja auch vertrauen können oder?
Ich hoffe das hilft dir ein bisschen weiter

lg
Fireball
Die Antwort weiß die Wissenschaft
denn das ist eine Wissenschaft,
die vielfältiges Wissen schafft,
durch das man schweres Wissen rafft,
womit man den Beweis, dass man was weiß,
mit weißer Weste und mit ruhigem Gewissen schafft.


Wise Guys

Re: Tagebuch zur Reflektion für Menschen mit ES erwerbbar?

#3
Guten Morgen Nichtssagend,

ich kenne ein Tagebuch, es ist jedoch eigentlich für Binge-Eating Betroffene.
Es enthält auch nur einige Deiner Vorstellungen..
Vielleicht hilft es Dir dennoch und Du erweiterst es um für Dich wichtige Aspekte?

http://www.binge-eating-online.de/media/SH_EP.pdf

Liebste Grüsse!
Der Zustand, in dem ich alles an Essen da habe, ohne auch nur den geringsten Essdruck zu verspüren, ist mein normaler Zustand. Mein Körper sagt mir, was, wann und wie viel er will. Immer, wenn ich Essdruck verspüre ist etwas nicht in Ordnung.

Re: Tagebuch zur Reflektion für Menschen mit ES erwerbbar?

#4
Hallo Fireball und facilité,

Vielen Dank für eure Antworten, damit konntet ihr mir schon weiterhelfen.

Ich möchte mit einem Therapeuten darüber reden, irgendwann, schließlich kann ich es mir nicht einmal mehr vorstellen, jemals wieder normal und gesund zu Essen.

Ironie ist nur leider, dass ich bereits seit einiger Zeit zwecks anderer Schwierigkeiten in ambulanter tiefenpsychologisch fundierter Psychotherapie bin, welche auch recht guten Erfolg bringt, was alle Themen, die des Essens fern liegen, betrifft.

Ein Vertrauensverhältnis ist soweit aufgebaut, dass ich vor kaum etwas Hemmungen habe; nur das mit meinem Essverhalten konnte ich bisher nie ansprechen, so oft ich es auch vor hatte...

Ich würde es verstehen, sollte ich für diesen Beitrag wenig Verständnis, Hohn oder Spott ernten.


Alles Gute euch Beiden und allen anderen Lesenden.

Nichtssagend
Ich weiß wer ich bin, doch nicht, wer ich sein möchte.

S.W.

Re: Tagebuch zur Reflektion für Menschen mit ES erwerbbar?

#5
Hallo Du.

Hier im Forum brauchst Du keinerlei Bedenken haben, auf Unverständnis, Unfreundlichkeit etc. zu stossen.

Als ich mich vor einem Jahr in Therapie begab, nannte ich Stressreduktion als Ziel.

Irgendwann rückte ich mit den Essanfällen raus.

Und dann nach vier Monaten erwähnte ich erst das Erbrechen.

Niemand wird Dir böse sein!

Es ist doch toll, dass Du schon ein Vertrauensverhältnis aufbaust! Das ist sehr wichtig!

Alles Gute!
Der Zustand, in dem ich alles an Essen da habe, ohne auch nur den geringsten Essdruck zu verspüren, ist mein normaler Zustand. Mein Körper sagt mir, was, wann und wie viel er will. Immer, wenn ich Essdruck verspüre ist etwas nicht in Ordnung.