Die Bulimie hat mein Leben massiv beeinflusst.
Oder die Flucht vor der Bulimie
Vielleicht wars auch irgendeine andere Macke in meinem Kopf... Depression oder Borderlinetendenz oder was auch immer, hab noch nicht endgültig herausbekommen, was ich denn nun habe.
Bin 2010 vor der beginnenden Bulimie (ein paar erfolgreiche Kotzversuche nach schon jahrelanger Essstörung mit Ess- und Diätphasen) ins Ausland geflohen, weil ich dachte, da würde es besser, bin aber da erst richtig reingerutscht.
Und hab das dann nach einem halben Jahr wieder abgebrochen, weil der Leidensdruck unerträglich wurde und Suizidgedanken dazukamen.
Konnte dann mein Studium nicht mehr fortführen, weil ich mich so schlecht fühlte, und weil ich eh glaube, dass es nicht das Richtige für mich ist, und falsche Entscheidungen mich weiter in die Bulimie getrieben haben.
Versuche mich gerade neu zu orientieren.
Mein geheimer Alltag wird sehr von der Bulimie beeinflusst, Essensbeschaffung, hungern, wiegen, unerträgliches Chaos, weil ich nicht die Kraft zum Aufräumen habe, aber mein soziales Leben eigentlich nicht sehr, wenn ich mit anderen unterwegs bin, mache ich ganz normal mit und esse auch recht normal.
Aber dieses Doppelleben kostet unendlich Kraft, die mir dann für mich selber fehlt und mein Leben, das ich endlich selber gestalten möchte und dazu stehen, dass ich vielleicht andere Ziele habe, als meine Umgebung von mir erwartet (da ich ja ach so intelligent und wissenschaftlich begabt bin, könnte ich ja eine tolle Akademikerin werden, und alle glauben, dass ich das ja ganz leicht schaffen könnte, aber dass ich das gar nicht will und auch nicht kann, weil meine Talente letztendlich doch woanders liegen, merkt keiner und ich bin immer noch zu feige, um abschließend dazu zu stehen. )
Und mein Leben wird auch dadurch beeinflusst, dass ich viel mehr Geld für Nahrung ausgebe, als ich mir eigentlich leisten könnte
Und vielleicht beeinflusst die Bulimie mein Leben auch dadurch, dass es ein Ventil ist, um alles rauszubringen, das heißt, nach außen hin wirke ich sehr konstant und stabil, wo andere Probleme haben, nur habe ich eben deutlich mehr Anfälle, wenn es mal schwierig wird. Sodass ich oft höre, wie gelassen und selbstbewusst ich doch bin, während ich weiß, dass ich mich gerade wieder fast kaputt gekotzt habe, und nur eben alles mit mir selber im Untergrund ausmache, statt es nach außen zu tragen.
Bulimie gibt mir auch ein Gefühl der Entfremdung gegenüber anderen Menschen, weil es mich trennt, was ich in den letzten Jahren alles innerlich und äußerlich erlebt habe, was keiner mit mir teilt und miterlebt hat. Sodass mein Kontakt zu Familie und alten Freunden schwierig geworden ist, wenn wir uns mal sehen, starren wir uns wie Wesen von unterschiedlichen Sternen an.