Was passiert wenn man den Elefant im Raum ignoriert

#1
Die Augen verschließend vor dem was beide wissen.
Gemeinsam stillschweigen bewahren, Komplizen im Verdraengen und hoffen, dass alles sich von selbst erledigt.
Verspielt ist die erste, zweite, dritte, hundertste Chance.
Diesmal ist es anders. diesmal hab ich es verstanden sagt sie und glaubt daran.
Bis sie ein halbes Jahr spaeter noch tiefer in der Scheisse steckt.
Ein weiterer Mensch goodbye sagt, und sie alleine laesst, weil er es nicht ertraegt, was sie sich antut, Tag fuer Tag.
Sie dasteht und nicht begreift wie es wieder so weit kommen konnte, wie sie alles aufs Spiel gesetzt und verloren hat fuer die einfachste Loesung, wenn das Leben eben gerade mal nicht so einfach ist.
Sie steht da und alles was sie hatte wird ihr unter den Fuessen weggerissen. Da ist nichts mehr übrig.
Und erst wenn sie keinen Halt mehr hat, kann sie sich selbst eingestehen, wo sie gelandet ist.
Auf dem verdammten Arsch der Realitaet, die sich eben nur temporaer das Klo runterspülen liess.
Und hier ist es ungemütlich und einsam, kalt.
keiner der einem Zucker in den Illusionsarsch bläst. Wenn man nur so alleine dasteht, braucht man auch keinem mehr was vormachen.
Sie laesst vor sich selbst die Hosen runter und was sie sieht ist zum heulen.
Schlimmer aber, war die Phase der verlogenen Luftschloesser. Sie glaubte, sie braucht diese zum Leben. Aber benutzt hat sie sie nur um ihre Luegen zu decken. das war eben auch nicht das Leben. ihr Leben.

Re: Was passiert wenn man den Elefant im Raum ignoriert

#3
Wochenlang quält sie sich mit dem Leben, kann nicht mehr.
Es erscheint alles sinnlos, leer, taub. Sie gehört nicht dazu, sieht den anderen beim Leben zu und versteht nicht warum sie nie dazugehören wird.
Und beschließt sich endlich von dieser Pharse zu befreien.
Aber das Leben kommt ihr dazwischen und sie bleibt. Dreht noch eine Runde bis der Punkt der Verzweiflung und Sinnlosigkeit sie erneut niederdrückt und ihr die Kraft zum Atmen raubt.
Und sie nicht mehr kann.
Wie ein Roboter durch den Tag funktioniert und beobachtet wie sich die Todeswünsche wieder in ihr Hirn kriechen.
Aber sie entscheidet sich dagegen.
Entscheidet sich für das Leben und gegen die Essstörung
und begreift
dass SIE nie sterben wollte.
Was sie töten wollte, war dieses Monster in ihr, das ihre Kräfte raubt, ihre Sinne betäubt und die Menschen um sie aus ihrem Leben vertreibt.
Abwerfen den ganzen Ballast, der wie abgekratzter Schimmel immer und immer wieder kommt und das Leben vergiftet.

Sie ist voller Energie, Lebenslust, Liebe und Ideen. Sie hat Pläne, Gefühle,
lacht, weint, ist traurig, gelangweilt, verärgert, kindisch, albern und lebensfroh.
Es ist die Bulimie, die sie zu einem durchs Leben taumelnden gefühllosen Zombie macht.
Ihre Selbstzerstörungsphantasien sind nicht gegen Sie gerichtet.
Töten und beenden will sie nur, was sie gefangenhält in ihrem eigenen Leben.
Zuletzt geändert von bumble-bee am Di Feb 14, 2012 11:36, insgesamt 2-mal geändert.

Re: Was passiert wenn man den Elefant im Raum ignoriert

#7
Ja, traurig bin ich sehr.
Aufgrund meiner Essstörung und den daraus resultierenden Depressionen ist nun leider meine Beziehung gescheitert, in die ich so große Hoffnungen gesetzt habe.
Ich habe schon sehr viel erreicht im Kampf gegen diese Krankheit, aber bisher hat sie mich immer wieder eingeholt.

Ich habe keine Zeit und keine Energie mehr, mein Leben weiterhin an diesen Scheiß zu verschwenden.
Es ist allerhöchste Zeit, dass ich jetzt die Kurve kriege, und das aus meinem LEben mache, wovon ich geträumt habe, als ich noch ein gesundes Mädchen war.

In jedem Ende steckt auch ein Anfang.
Immerhin bekomme ich so die Chance endlich eine gut funktionierende Beziehung zu mir selbst aufzubauen...

Re: Was passiert wenn man den Elefant im Raum ignoriert

#8
Meine Beziehung ist gescheitert, weil er es nicht ertragen konnte, wie schlecht es mir geht, was ich mir mit der Bulimie antue und vor allem weil die ES sein Vertrauen in mich vollkommen zerstört hat. Die permanente Sorge, wie es mit tatsächlich geht, hinter meiner Fassade, die Unsicherheit, ob es jemals besser wird. Oder ob ich mich doch éines Tages einfach doch aus dem Leben stehle. Er hat es solange mitgemacht, sich emotional immer weiter distanziert, bis ich nicht mehr für ihn war als eine Gefährtin.
Keine Liebe und Leidenschaft mehr, kein Sex, keine Zukunftsperspektive.

Einzige Lösung für ihn die Trennung. Zumindest erstmal, weil er sich nicht vorstellen kann wie sich das so schnell ändern könnte. So kann er (noch) nicht mit mir zusammensein.
Keine Chance, alle Versuche im Hier und Jetzt eine Lösung zu finden, an der Beziehung zu arbeiten, lehnt er ab.

Und das absurde ist meine Erleichterung. Wie ich vom Tag nach der Trennung die Bulimie einfach wieder abschütteln konnte. Wie ich gemerkt habe, wie ich wieder ich selbst werde, mich auch meine Ziele Wünsche, Vorlieben konzentriere.
Weil ich in der Beziehung ein assimilierter Zombie war, mich anpasste, verbog und alles versuchte, um geliebt zu werden. Das hat unweigerlich dazu geführt, dass ich die Bulimie wieder brauchte um meine Autonomie und meinen "Lebensraum" wiederzugewinnen.

Warum verliere ich mich in einer Beziehung?

Kann ich lernen mir selbst treu zu bleiben, in einer Beziehung? Oder muss ich dazu alleine sein, und die Bulimie alleine bekämpfen?

Kann ich überhaupt Liebe empfinden?

Ich fühle mich oft so leer und abgestumpft, gerade wenn ich wieder tiefer in der ES stecke, dass ich mich scheinbar auf jede Verliebtheit stürze, dieses einzige reine Gefühl und meine Illusionen eines besseren Lebens darüberstülpe. Mich selbst verliere ich dabei.

Mir ist wieder einmal bewusst geworden wieviel mir meine Essstörung schon zerstört hat.
3 Beziehungen sind gescheitert, die rational echt potential gehabt hätten.

Weil ich offensichtlich noch nicht so weit bin.

Ich werde jetzt intensiv die Zeit nutzen, um mich zu finden. Man kann wohl keine Zukunftspläne machen, wenn man nicht einmal in der Gegenwart lebt. Und man kann keine ehrliche Beziehung führen, wenn man sich selbst in die Tasche lügt.
Und dann muss ich irgendwie herausbekommen, wie ich verhindern kann, mich zu verlieren, mich selbst zu belügen.

Für das Hier und Jetzt heißt das zunächst, dass ich das machen werde, was ich in der Beziehung sehr vernachlässigt habe.
Zunächst bedeutet das, dass ich jetzt wieder mehr Zeit fürs Trainieren haben. Außerdem werde ich mich im Triathlonverein anmelden, dann lerne ich gleich auch noch ein paar neue Leute kennen
Ich habe mir heute im Internet einen Kleiderschrank gekauft und werde ein paar Dinge in meiner Wohnung verändern, die mich schon länder nerven. Dann werde ich meinen Sommerurlaub planen. Ich werde wieder mehr kochen.
Ich werde Zeit mit meinen Meerschweinchen verbringen. Ich werde mehr mit Freundinnen unternehmen, insgesamt mehr ausgehen und Neues ausprobieren. Ich werde mich mehr um mein Äusseres kümmern.


Für jeden Tag den ich nicht erbreche werde ich 5 Euro zurücklegen und mir am Ende des Monats etwas tolles gönnen. Z.B. eine Massage... oder Schuhe... etc. etc.

Re: Was passiert wenn man den Elefant im Raum ignoriert

#9
Habe gestern noch eine Sms geschrieben, dass ich wieder zurück bin, und ihn eigentlich anrufen wollte, aber nicht wusste ob das unpassend ist, falls er grad unterwegs ist. Aber dass er mich gerne anrufen kann, sollte er das Bedürfnis haben.
da hat er geschrieben, dass er gerade nicht in der Stadt sei, aber tatsächlich gerne mit mir sprechen würde und sobald er wieder da ist sich melden würde. Ganz sicher.
Da hab ich mir natürlich gleich wieder Hoffnungen gemacht.
Zugleich aber die Gewissheit, dass es im moment noch nicht funktionieren würde. Ich bin zu frisch wieder aus dem Bulimiekreislauf ausgestiegen, habe gerademal 2 Wochen geschafft, ohne richtigen FA und ohne Erbrechen.
Die Gefahr wäre zu groß, dass ich eine weitere Runde drehen würde und wir am Ende wieder an derselben Stelle stehen. Ich voll orientierungslos tief im Bulimiesumpf und er ratlos und hilflos dabei zusehend, wie ich versinke. (Mal abgesehen davon, dass ich ja gar nicht weiß, ob er uns überhaupt wieder eine Chance geben will).

Was ich mir im Moment vorstellen könnte, wäre eine Art Fernbeziehung. Das man sich einmal pro Woche trifft, etwas Schönes zusammen macht (muss nicht mal s*x**ll* intendiert sein :wink: ) und schaut wohin sich das ganze entwickelt. Dann hätte ich genug gelengeheit mich um mich selbst zu kümmern, mich auf den Kampf gegen die Bulimie zu konzentrieren und die Gefahr wäre vielleicht nicht ganz so groß dass ich mein ganzes Leben wieder nach jemandem anderen ausrichte.

Jetzt bin ich aber gespannt und aufgeregt, was er eigentlich mit mir sprechen will. Nachher will er nur abschließen und mir ein letztes Mal viel Glück und alles Liebe wünschen..
Besser ich bereite mich emotional darauf vor, damit ich nicht enttäuscht bin, wenn er mit dieser Idee gar nichts anfangen will.

Das wichtigste ist jetzt erstmal weiterhin die Bulimie abzuschütteln, mit jedem Tag ein bisschen mehr.

Re: Was passiert wenn man den Elefant im Raum ignoriert

#10
So jetzt sitz ich zuhause rum und warte dass er mich anruft - ohne zu wissen ob das heut oder morgen oder wann auch immer sein wird... :roll:
Kriege Lust mir Schokolade kaufen zu gehen, weiß aber nicht, ob ich wirklich Schokolade will, oder eigentlich IHN und hab Angst, dass es in nem FA endet, wenn ich den Gelüsten nachgebe :roll:.
Warum sitz ich denn auf heißen Kohlen, wenn ich doch ohnehin schon für mich entschieden habe, dass es eigentlich besser wäre jetzt keine Beziehung zu führen ?!?
Wenn ich jetzt schon so hibbelig bin, bloß weil er anrufen will, werd ich ja kaum standhaft bleiben, wenn er die Beziehung wieder will.
Oder wenn er nichts mehr von mir will, werde ich bestimmt tierisch traurig sein und mich weggestossen und unliebsam fühlen (obwohl es ja im Endeffekt dazu führen würde, dass ich mich endlich auf mich selbst konzentrieren kann).
Also wird es so oder so einen guten Ausgang für mich nehmen, aber obwohl ich hier ja mindestens genauso viel Mitspracherecht habe fühle ich mich ihm ausgeliefert :x.

Re: Was passiert wenn man den Elefant im Raum ignoriert

#13
Was meinst du wie komisch ich es finde, hier wieder (mit dir) zu schreiben :lol:.
Er hat angerufen.
Und wir haben ewig gequatscht, auch über Gott und die Welt und keiner von beiden wollte das Gespräch beenden.
Es ist ziemlich offensichtlich, dass er noch eine Beziehung will. Die Frage ist eher, wie es funktionieren soll, dass wir am Ende nicht wieder an der selben Stelle landen.
Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich schon "bereit" bin für eine Beziehung, habe ihm auch das mit der "Wochenendbeziehung" erzählt als einzige Option derzeit und er meinte er habe schon ähnliche Ideen gehabt.
Wir haben uns jetzt erstmal verabredet uns am Wochenende zu treffen, z.b. Samstag ins Theater :wink:.
Und dann mal schauen wie es zwischen uns sein wird.

Habe immer noch den Vorsatz diesmal ganz bei mir zu bleiben udn nicht bloß eine Beziehung wieder zu starten, bloß weil er es möchte.

Re: Was passiert wenn man den Elefant im Raum ignoriert

#14
Muss gerade ein bisschen Frust dalassen und wieder ein bisschen Kraft und Motivation tanken.
Gestern nach mehreren Wochen, ist es passiert. Der Rückfall. Und dann natürlich auch gleich richtig, 2x (!) Essen bestellt, Ostersüßigkeiten, die für Sonntag bestimmt waren gefressen und beinahe hätte ich auch nochmal was gekocht um es kotzen zu können.
Es ist furchtbar, wie nach einer so langen, guten Zeit diese alten Automatismen noch voll greifen können.
Ich weiß, dass ich sehr sehr aufpassen muss, dass ich nicht wieder in die alten Muster falle -es wäre so verführerisch leicht, einfach aufhören zu kämpfen..

Aber das sind die kranken Gedanken.
Der gesunde Teil in mir weiß, wie das richtige Leben aussieht.

In den letzten Wochen habe ich soviel neues erfahren:
Positive und negative Gefühle spüren zu können, ohne dass direkt Gedanken an das Essen damit gekoppelt sind.
Ein Sättigungsgefühl, einmal stundenlang einfach keinen Appetit zu haben, weil der Körper einfach gut versorgt ist.
Lust und Energie für die Menschen um mich herum, meinen Beruf, meinen Sport.
Das Gefühl, nichts verstecken zu müssen, keine Angst haben zu müssen, "entdeckt" zu werden.
Sich auf ein gemeinsames Abendessen zu freuen, weil man Hunger hat, und es einfach essen kann, ohne Angst haben zu müssen.
Zeit für sich zu haben, weil man nicht dreimal am Tag zum Supermarkt rennen muss, um Nachschub zu organisieren, zu essen, zu kotzen, und aufzuräumen.
Ein schönes Gesicht zu haben, weil nichts verquollen oder geschwollen ist von den Fressorgien der letzter Nacht.
Keine Angst haben zu müssen, dass auf den Kleidern oder der Toilette evtl noch verräterische Spritzer oder Essensreste sind.
Mit meiner Familie telefonieren zu können, statt sie abzuwimmeln, weil ich ein schlechtes Gewissen habe.
Mich auf Besuch zu freuen, statt Angst davor zu haben.
Spontan sein zu können, nach der Arbeit einfach mit einer Freundin mitzugehen.
Süßigkeiten in Maßen genießen zu können.
Essen als einen Teil des Lebens nehmen zu können und nicht als Lebensinhalt.

Das alles hab ich in den letzten Wochen erfahren.
Es ist nicht einfach.
Ich habe auch angekämpft gegen Fressdruck. Gegen das Verlangen zu kotzen. Gegen den Wunsch wieder abzunehmen. Aber jeder einzelne Tag an dem ich einen Kampf ausstehen musste und ihn gewonnen habe, hat mich letztendlich stärker gemacht.
Eigentlich sollte ich mich also freuen, wenn es wieder schwierig wird, und die Bulimie mich mit ihren heimtückischen Methoden versucht mich zurück in ihren Bann zu ziehen.
Wenn ich mich dem widersetzen kann, kann ich alles erreichen.

Und nochmal, warum will ich gesund sein?
Weil ich eine Frau sein will.
Kein Essgestörtes Opfer.
Ich will eine Frau sein, die im Leben steht,
eine Frau, die zu dem steht, was sie tut.
Eine Frau, die Essen muss, um zu leben, die Essen will, weil es schmeckt.
Eine Frau, die auf ihre Bedürfnisse hört und die Verantwortung übernimmt für ihr Leben und ihre Entscheidungen.
Eine Frau, die sich abgrenzt, Menschen gegenüber, die ihr nicht gut tun.
Eine Frau, die Fehler eingestehen kann.
Eine Frau, die auch mal schwach sein darf, und faul und launisch.
Eine Frau, die zu ihrer Meinung steht und dazu, wenn sie auch einmal keine Meinung zu etwas hat.
Eine Frau, die ihre Stärken und Schwächen kennt und sie akzeptiert.
Eine Frau, die Kinder gebähren kann.
Eine Frau, die einfach sein darf, ohne tun zu müssen.

Eigentlich bin ich diese Frau. Ich vergesse es nur noch zu oft.
Ich bin diese Frau.

Re: Was passiert wenn man den Elefant im Raum ignoriert

#15
vielleicht hast du dir ja auch einfach ein bisschen 'zu' viel vorgenommen. ich glaube nämlich, grade solche sachen wie "sich auf ein abendessen freuen weil man hunger hat und keine angst haben muss", ich glaube, das ist ein prozess, der viel mehr zeit in anspruch nimmt als man glauben mag.
es ist sicher ein toller erfolg soviel positives erfahren zu haben, aber grade solche sachen sind an der krankheit das hartnäckigste und sicher auch das, was am meisten zeit braucht. vielleicht erfreust du dich erstmal am erfolg, nicht mehr gekotzt zu haben und die fressanfälle erfolgreich abzuwimmeln, und lässt dafür ein bisschen angst beim essen erstmal zu. das ist doch normal und würde auf knopfdruck nie funktionieren! sowas wie eine wundergenesung gibt es hier sicher nicht :/